Liebe Katalina,
das Lächeln hast Du Dir mehr als verdient, Deine Texte zu lesen machte Spaß.
Tja. Wie stoppt man die Gedanken? Ich schreibe dazu zunächst meine laienhaften Erfahrungen und dann versuche ich Deine Frage etwas wissenschaftlicher zu beleuchten. Falls es Dich langweilen sollte, lies es bitte nicht : )
Auch mein Gedankenkarussel kreiste unaufhörlich. Das war eine Folge des Abservierens. Ich war unter Strom, hatte Schlafstörungen, konnte nichts festes mehr essen und musste habe daher im Supermarkt das Proteinshakeregal leer trinken, ich konnte mich - abgesehen natürlich von meinem Gedankenkarussel - auf nichts lkonzentrieren. Ich habe in den ersten zwei Monaten allerhand probiert: Ich war bei einer Heilgherapeutin, die mir zu Stop-Technik riet: Wenn mein Gedankenkarussel ansprang sollte ich mir ein Stoppschild vorstellen. Leider jedoch haen die Gondeln des Karussels jedes Stopschild umgehauen. Es halfen keine esoterischen Maßnahmen (Tu was für Dich, lass Dir ein Bad ein) und auch keine Ablenkungstreffen mit Freunden. Und selbst als ich in den Kurzurlaub flog, war das Karussel dabei. Nach zwei Monaten konnte ich zwar langsam wieder schlafen, da die Stresshormone gefallen waren. Jetzt war ich nur noch depremiert und noch immer nicht das Karussel los. Ich wollte doch nur das, was wir hatten zurück.
Ich habe mir immer wieder eingeredet, wie mies sie mich behandelt hat. Es brauchte keine Worte. Nach jedem Kontakt ging es mir erst kurz gut (vielleicht wird es wieder was) und dann wieder schlecht, denn die Kontakte verliefen in etwa wie bei Dir.
Und natürlich wollen sie uns in der Schwebe halten: Das brauchen sie erstens für ihr Ego, denn wir sollen ihre Orbiter werden. Die bewundernd um sie herumkreisen, in der Hoffnung auf ein morgen. Sie sagte damals: Vielleicht ziehe ich in drei Jahren (immerhin keine vier : )) ja nach Berlin und dann ...
Nach meinen wenig erfolgreichen Selbstversuchen wollte eine wissenschaftliche Erklärung finden: In der alleresten Zeit ist die Gehirnchemie oft völlig im Ungleichgewicht. Es werden vermehrt Stresshormone ausgeschüttet, resultierend in Unruhe und Schlafstörungen. Das logische Denken funktioniert nicht. Alles dreht sich um die Dro., in unserem Fall den Ex. Denn die Tatsache, dass der Ex so unreif, unzuverlässig, unberechenbar und unereichbar ist, lässt ihn zur Dro. werden. Der Verlust lässt den Spiegel des Zufriedenheitshormons Serotonin sinken, zudem lechzen die Rezeptoren des Gehirns nach dem Belohnungshormon Dopamin. Es wird jedes Mal ausgeschüttet, wenn wir wieder Kontakt haben. Und es fehlt, wenn der Kontakt versandet. Man gerät in eine Abhängigkeitspirale.
Diesen Artikel hier fand ich hilfreich:
https://www.psychologytoday.com/us/blog ... Mädchen.
Erstens halb mir die Erkenntnis, dass sie eine Dro. ist. Dass mein Gehirn aufgrund der chemischen Schwankungen nur glaube, dass ich sie liebe. Ich habe den Kontakt nach 2.5 Monaten dadurch eingestellt, das sich zwei Nachrichten gar nicht mehr beantwortete. Blocken wäre wohl besser gewesen. Im Artikel rät der Autor dennoch zum langsamen Entwöhnen.
Ich habe mehr Lebensmittel gegessen, die Tyrosin enthalten: Mandeln, Avocados, Kürbiskerne oder die Dopaminproduktion anregen. Mir kam es so vor, als ob es geholfen hat. Und wenn es nur der Placeboeffekt war, der ja auch wissenschaftlich belegt ist.
Dann habe ich mit Ausdauersport angefangen: Drei mal die Woche 12 km laufen, zwei mal 30 km Rad. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass das den Seronotinspiegel steigert. Auch bei mir hat es geklappt. Dadurch ging es mir sehr schnell sehr viel besser, die Gedanken wurden weniger. Vor allem rutschte ich nicht in eine Depression. Das Abhängigkeitsgefühl nahm durch die weitgehende Abstinenz von Nachrichten ab, wobei sie allerdings nach den zweieinhalb Monaten auch nur noch alle 4-6 Wochen schrieb. Sie wollte nicht risikieren, keine Antwort mehr zu bekommen. Das vertrug ihr Ego nicht.
Im Januar habe ich mir leider beim Fussball verletzt und konnte fünf Wochen keinen Sport machen. Sofort sank meine Stimmung wieder, ich trauerte mehr. Ohne diese Verletzung hätte ich wohl schneller gebesser.
Seit einiger Zeit fahre ich wenigstens wieder die 30km Rad. Es geht mir besser. Ich denke zwar noch täglich an sie, aber es ist nur noch Enttäuschung, keine Sehnsucht. Und ich bin nicht depressiv geworden, was m.E. eine große Gefahr in dieser Situation ist.
Ich hoffe, ich habe Deine Frage ein wenig beantwortet.