Hallo zusammen, ich (M25) hätte gerne einen Rat bzw. eine objektive Bewertung von Außenstehenden, bin gerade völlig neben der Spur und ratlos, weiß nicht was ich fühlen soll. Es wird ein recht langer Text, vielen Dank im Voraus für eure Zeit und (hoffentlich) Rat.
Ich habe Ende August letzten Jahres über eine anonyme Studentenapp ein Mädchen kennengelernt.
Wir haben sehr viel, sehr lange und sehr intensiv miteinander geschrieben, auch über intime bzw S. Dinge. Ich kannte bis Mitte Oktober nicht Ihre Identität, nur einige Eckdaten, Alter, Studienfach, Größe usw.
Es hat auf allen Ebenen bis ins kleinste Detail gepasst, wir haben uns nach einiger Zeit ineinander verliebt, wobei ich eher sagen würde in das konstruierte Online-Abziehbild des jeweils anderen.
Sie (W20) sagte mir, dass sie in einer WG Leben würde, Deutsche sei, aus einer langjährigen Fernbeziehung kommt, die sie sehr beschädigt habe, weil sich ihr Freund irgendwann als 38 statt 25 entpuppt habe, wurde also jahrelang nur verarscht und von vorne bis hinten emotional missbraucht, er hat sie emotional erpresst, ihr ständig mit Trennung gedroht und sie teilweise auch auf allen Kanälen blockiert wenn sie nicht das gemacht hat was er wollte (u.a. hunderte sehr intime Bilder und Videos von sich verschicken die er wohl immer noch hat) sowie sie auf Schritt und Tritt kontrolliert, also sie Photos schicken lassen von ihrem Aufenthaltsort usw. , war eine klassische Machtstruktur, Kontrolle und Dominanz, ein persönliches Spielzeug haben (sie war 16 als das losging, er damals in Wirklichkeit Ende 30).
Daher wisse sie nicht ob sie jemals wieder vertrauen könne, nicht wissen würde ob sie bereit sei für eine Beziehung oder ob sie überhaupt Nähe zulassen könne.
Zu diesem Zeitpunkt war ich aber schon viel zu verknallt in dieses Phantom, mein potentielles Mädchen der Träume, war hartnäckig und wollte sie unbedingt treffen.
Problem war weiterhin, dass sie ihre Identität nicht preisgeben wollte (hatte ich schon seit einiger Zeit getan, alles von mir preisgegeben was es so gibt, (Photos, Name, Adresse etc), eben weil wir schon über S. Dinge geschrieben haben, sehr detailliert und teilweise auch recht grobe Dinge (passte auch in diesem Punkt sehr gut, sie machte einen erfahrenen und experimentierfreudigen Eindruck, die auf genau das steht auf das ich stehe, zusammengefasst einfach wahnsinnig ero. und aufregend).
Es sei einfach die falsche Reihenfolge und ihr unangenehm das ich schon das intimste von ihr wisse aber noch nicht ihr Gesicht kenne oder ihren Namen.
Durch einen Zufall habe ich sie dann Mitte Oktober auf Facebook gefunden (hatte ein Bild ihrer wunderschönen Augen, anhand derer und einiger anderer Informationen die sie mir gegeben hatte war es recht einfach) und damit konfrontiert.
Sie war natürlich maßlos enttäuscht und entsetzt, das hat sich aber nach einiger Zeit gelegt, sie hat mir verziehen und angefangen mir zu vertrauen.
Wie sich herausgestellt hat, hat sie mich in einigen sehr essentiellen Punkten angelogen. Sie ist Kurdin und lebt bei ihren Eltern.
Das habe ich ihr erstmal verziehen, wir haben dann telefoniert, (in Summe bestimmt zwei Wochen am Stück, es hat einfach gepasst und uns gingen nie die Themen aus, haben zusammen gelacht, es war einfach schön, haben uns eine gemeinsame Zukunft ausgemalt, über die vielen Dinge die wir miteinander unternehmen wollen geredet und und und).
Mitte November hat sie mich das erste mal besucht, kam direkt zu mir nach Hause für ein paar sehr schöne Stunden.
Es hat auch in der Realität gefunkt, wir wurden nach einigen weiteren Treffen ein Paar (Jahreswechsel 17/18, also erst nach 1,5 Monaten treffen im realen Leben).
Nun beginnen aber die tatsächlichen Probleme. Es ist ein meilenweiter Unterschied, was man im Internet, im Schutze der Anonymität von sich erzählt und was man im realen Leben tut.
Wie erwähnt, ist sie Kurdin. Gemäß ihrer Aussage aber nicht religiös, ebenso ihre Eltern nicht, die seien im übrigen aber liberal und haben nichts dagegen wenn sie einen Freund und dann noch einen deutschen hat.
Nach einiger Zeit hat sie mir zudem gestanden, dass sie Jungfrau ist, diesen Exfreund nie in der Realität getroffen hat und S. absolut unerfahren. Daher wolle sie alles langsam angehen, will aber auf jeden Fall mit mir schlafen und sich die Pille holen, aber erst wenn sie sich mit mir sicher sei.
Passiert ist bislang nichts. Nach 2,5 Monaten Beziehung (4 wenn man die Zeit der Treffen ohne dass sie es als Beziehung bezeichnet hat mitrechnet)
-hat sie noch nicht bei mir übernachtet
-weiß absolut niemand aus ihrem Umfeld von meiner bloßen Existenz, auch keine ihrer Freundinnen
-treffen wir uns weiterhin ausschließlich bei mir für einige wenige (3-4) Stunden
-das auch nur 1-2 die Woche, seit Beginn der Klausurenphase noch viel seltener
-unternehmen nichts zusammen abgesehen von einem gemeinsam Essen zu dem ich sie überredet habe
-im Bett ist abgesehen von mündlich, was von ihrer Seite aber auch nur sehr widerwillig geschieht (generell jegliche Intimität ist ein Problem, Kuscheln ist zB auch doof) nichts passiert
-hat sie sich nicht die Pille besorgt, also auch nicht die Absicht es mit mir zu tun
-weigert sich meine Eltern kennenzulernen
Diese ganzen Punkte sind ärgerlich, berauben sie doch unsere Beziehung eigentlich aller Aspekte die eine richtige Beziehung ausmachen. Im Grunde genommen chatten und telefonieren wir die meiste Zeit.
Mich stört an diesen Sachen nicht die Tatsache an sich, sondern wie sie die Dinge kommuniziert und begründet.
Sie wolle mich nicht häufiger oder länger sehen, abends will sie mich generell nicht sehen, ich sei furchtbar anhänglich und sie habe ein viel größeres Distanzbedürfnis als ich.
In der Öffentlichkeit können wir uns nicht zeigen weil wir gesehen werden könnten, sie will es ihren Eltern noch nicht erzählen weil sie sich erst sicher sein will ob das mit mir was wird.
Das gleiche gilt auch für die anderen Punkte, erst Sicherheit dann S. oder Übernachten oder zu mir stehen etc.
Im Grunde genommen existiert kein gemeinsamer Alltag, keine gemeinsamen Erfahrungen, eben genau die Dinge die in einer Beziehung langsam für Sicherheit sorgen, für das immer stärker werdende Gefühl das passt und hat Zukunft.
Sie verlangt diese Sicherheit aber als Bedingung, als Grundvoraussetzung, um all die aufgelisteten Punkte zu tun. Dabei kann sie nur Folge, Konsequenz dieser Punkte sein nachdem man sie getan hat und die Beziehung richtig lebt und zu ihr steht, seinen Partner in seinen Alltag integriert und ihn vor allem emotional an sich heranlässt.
Sie sagt mir nur ständig, ich solle ihr Zeit geben, aber mit der Zeit wächst natürlich die Unzufriedenheit bei mir, das Gefühl hingehalten zu werden und sich einfach nichts tut, egal was ich mache (und ich mache sehr viel, habe schon hunderte Euros investiert in die unterschiedlichsten Dinge, schlage ständig Dinge/Unternehmungen vor die wir machen können, habe 2x Konzertkarten gekauft die ich kurzfristig wieder verkaufen musste aufgrund ihrer Absagen, (keine Lust, zwei Tage vorher, die Karten hatte ich seit Monaten, in beiden Fällen) habe ihr schon öfter mitten in der Nacht Dinge gebracht und in einem Busch vor ihrer Tür deponiert (zB Halstabletten als sie krank war, 20km Fahrradweg nachts um 3 bei minusgraden), nehme mir in meinem Nebenjob Urlaub, schiebe und tausche Schichten und lasse Vorlesungen ausfallen nur um sie überhaupt sehen zu können), sie quittiert diese Bemühungen nicht mit Dankbarkeit, sondern tritt sie
mit Füßen und nimmt das alles als selbstverständlich hin.
Von sich aus zeigt sie keine Initiative, schlägt weder Treffen (doch, es ist vorgekommen, genau 3x in 4 Monaten) noch irgendetwas anderes vor. In einem Streit gestern Abend, sagte sie mir dann auch, dass sie mich vor der Klausurenphase nur mir zuliebe so häufig (3x die Woche) gesehen habe und es immer nach meiner Nase gehen würde und ich nie respektieren würde, dass sie nach der Uni (sie geht nur bis Mittags hin, die Nachmittagsvorlesungen sind zu anstrengend) zu platt sei und nach Hause will.
Diese Dinge verletzen mich natürlich alle maßlos, meine Freundin sagt mir sie würde mich lieben, aber möchte mich am liebsten nur 3-4 Stunden in der Woche sehen und dann auch am liebsten ohne dass ich sie überfalle ?
Wertschätzt die Dinge nicht, die ich tue? (Auf das Essen hatte sie im Nachinein keine Lust, auf die Konzerte auch nicht)
Auf was hat sie dann überhaupt Lust? Auf jemanden der ihr ständige Aufmerksamkeit schenkt, online, den sie aber im realen Leben nicht treffen muss weil das alles nur mit Anstrengungen verbunden ist?
vielleicht darf sie aus kulturellen oder religiösen Gründen keine Beziehung führen, gibt es aber nicht zu, weil sie es genießt, was ich alles für sie tue, das alles mitmache ohne großartig zu murren und ihr trotzdem Aufmerksamkeit schenke?
Hinzu kommt, dass sie Einzelkind ist, sehr stur, rechthaberisch, verwöhnt und eine verzogene Prinzessin, die in Diskussionen grundsätzlich den Spieß umdreht, auf meine Verletztheit wenn sie wieder mal spontan ein Treffen am Abend vorher abgesagt hat (auf das ich mich natürlich seit Tagen freue, so selten und kurz wie ich sie sehe, für das ich Arbeit getauscht habe o.ä.) mit Zorn, Gefühlskälte und Vorwürfen reagiert, ich würde sie immer nur kritisieren und sie dürfe nie machen was sie will ohne dass ich enttäuscht wäre, ständig bin ich nur unzufrieden etc.
Ich knicke dann immer ein, gehe als Verlierer aus der Diskussion, entschuldige mich für mein Verhalten und warte ab bis sie nicht mehr sauer ist.
Das blöde ist, dass ich ein sehr emotionaler Mensch bin, harmoniebedürftig, ich brauche Wärme und Zärtlichkeit. Das macht mich mit der Zeit langsam kaputt, ich kann das alles nicht mehr.
Aus diesem Grund habe ich mich gestern Abend von ihr getrennt, sie reagierte gewohnt aggressiv und voller Vorwürfe.
Ich komme mir mittlerweile selbst wie ein schlechter Mensch vor, weil ich einiges von dem glaube was sie mir immer an den Kopf wirft, daher würde ich mir wünschen wenn das alles mal von einer nicht involvierten Person beurteilt wird.
Bedränge ich sie zu sehr? Habe ich zu hohe Erwartungen an sie? Ein zu großes Nähebedürfnis oder komische Vorstellungen von einer Beziehung? Gehe ich das alles viel zu schnell an und habe dadurch, durch dieses Druck ausüben diese Abwärtsspirale ausgelöst?
Ich hab keine Ahnung, habe mich bislang eigentlich immer als anständigen Kerl wahrgenommen aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich aufgrund meiner Gutmütigkeit und Verliebtheit monatelang nur verarscht und belogen wurde, sie mich nach Strich und Faden ausgenutzt hat und vermutlich niemals echte Gefühle von ihrer Seite aus im Spiel waren sondern ich schlicht und ergreifend nur ein Mittel gegen Langeweile war, ein besseres Tamagotchi was abgestraft wird wenn es aufmuckt.
Ich klinge sehr selbstmitleidig, was untypisch für mich ist, aber ich glaube ich wurde noch nie in meinem Leben so verletzt und weiß einfach nicht was ich falsch gemacht habe oder was der Grund war, wieso konnte es nicht einfach schön werden?
Naja, vielen Dank an alle die sich diesen Roman bis zum Ende durchgelesen haben. Lg!
12.03.2018 01:36 •
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