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Schwerstes Jahr meines Lebens Verlassen, Papa gestorben

A
Hallo Zusammen,

ich muss mir noch einmal ein bisschen was von der Seele schreiben...

Mir geht es gar nicht gut. Ich quäle mich so sehr. Kann die trennung und den schmerz, den das alles in mir auslöst überhaupt nicht mehr ertragen.

Ich fange an Dinge zu machen, die ich sonst nicht, oder wenigstens nicht so exzessiv getan habe. Ständig muss ich nachschauen, wann er das letzte Mal online war. Das whatsapp Problem. Ich dachte, mich erwischt das nicht. Seit heut morgen war er gefühlte hundert mal online. Schreibt wohl sehr sehr viel. Er hat aber eigentlich nur einen Kumpel. Früher war das nie so. Auch nicht seit wir getrennt sind...

In meinem Kopf hat sich daher der Gedanke eingenistet, er hat ne neue. Richtiggehend reingefressen hat sich die Vorstellung. Meine Freundin hat versucht mich auf den Boden zurückzuholen, meint, das sei Unsinn. Wenn er eine hätte, wäre sie da und er nicht online. Klingt total logisch. Aber ich denke natürlich, es ist wie bei uns damals. Haben uns über ne partnerbörse kennengelernt. Das hieß whatsapp stundenlang. Tausende Nachrichten.

In meiner Verzweiflung habe ich mich wieder da angemeldet, wo wir uns kennengelernt haben. Einfach geschaut, ob er da ist. Ist er nicht. Aber das heißt ja nichts.

Letzten Montag hat er sich das letzte mal gemeldet. Das ist ja auch gut so. Ich habe ihn bis heute nicht angeschrieben. Hab ich nie seit der trennung und werde ich hoffentlich auch nicht. Trotzdem. Er war letzte Woche ein paar Tage in seiner unistadt. Sagte er müsse raus, um sich zu sammeln. Drüber wegzukommen. Und jetzt denk ich schon wieder, er hat da ne neue kennengelernt. Es gibt keine rationalen Anzeichen, außer eben das whatsapp verhalten.

Ich weiß nicht, warum ich mich jetzt so sehr fertig machen lasse von meinen Gedanken. Das ist neu. Ich wünschte mir so sehr, er hätte wenigstens einmal gefragt, wann die Beerdigung ist. Er muss doch wissen, dass die rein rechnerisch bevorsteht. Mir geht es so unglaublich schlecht. Hab unmenschliche Angst vor morgen. Ich pack das nicht. Und von ihm kommt nix. Gar nix. Das will, will, will nicht in meinen Kopf.

Vielleicht erhoffe ich mir hier nochmal ein bisschen Hilfe. Weiß, ich muss da allein durch. Alles verarbeiten. Aber ich weiß nicht wie. Einfach nicht wie. Er fehlt mir. Seine liebe zu mir fehlt mir. Auch wenn wie längst nicht mehr da ist. Ich kann das letzte bisschen Vorstellung von Liebe in meinem Leben nicht gehen lassen. Ich kann es es nicht.

17.08.2014 14:06 • #16


M
oh je....eigentlich möchte man zu dir hin fahren und dich ganz fest drücken......
ein ganz kleiner Rat von mir; quäle dich nicht noch zu deiner Trauer mit solchen Gefühlen wie Eifersucht. Ich bin ganz gut damit gefahren, dass ich jedes Mal wenn diesbezüglich Gedanken kamen, zu mir selbst laut Stopp gesagt habe. Wenn es so ist, kann ich es nicht ändern. Ich habe ganz bewusst den negativen Gedanken durch einen positiven ersetzt. Mit der Zeit funktioniert das ziemlich gut. Und du ersparst deiner Seele wenigstens diesen unproduktiven Schmerz......

17.08.2014 15:10 • #17


A


Schwerstes Jahr meines Lebens Verlassen, Papa gestorben

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A
Dank dir Minele, ich werde es versuchen. Ich hoffe, es funktioniert... Der Schmerz ist einfach so gemischt. Ich kann ihn nie richtig einordnen. Es ist einfach so viel. Viel zu viel. Und sich vom ex-Partner zu lösen erscheint so unmöglich, wenn man das Gefühl gar, dass genau dieser Ex die einzige Person auf der Welt zu sein scheint, bei dem man sich mit seinem Verlust aufgehoben fühlt... Der mich dazu bringen könnte, die Trauer um Paps wirklich zu leben. Ich weiß, es hört sich surreal an. Aber so fühle ich im Moment. Ich denke, ich sperre alles weg...weil ich so allein damit bin.

17.08.2014 17:22 • #18


S
Ach Awkward,

ich wünschte, ich könnte Dir irgendwie helfen.

Für morgen wünsche idh Dir viel Kraft. Auch wenn es unmöglich klingt, versuche ihn im Moment auszublenden. Verschiebe dieses Problem, was Dich so sehr belastet, das Du aber verschieben kannst.
Kannst Du Dir einen Aktenordner vorstellen, gedanklich? Lege ihn darauf mit einem gedanklichen Vermerk zur Vorlage am... und dann legst Du das erst mal für bis nach die Beerdigung auf die Seite.
Dann kannst Du es ja nochmals mit einem neuen Vorlagetermin versehen, wenn Du willst.
Du schiebst erst mal diesen Ballast auf die Seite, den Deine Kräfte brauchst Du morgen anderweitig.

Geht Deine Bekannte bzw Freudin mit Dir zur Beerdigung? Du bist doch nicht ganz allein, oder?

Und bei dem Einrichten der Vorlage gibst Du ihm ja die Möglichkeit, dass er sich meldet oder eben sein wahres Gesicht zeigt. Dann kannst Du das auch alles besser einschätzen. Aber das hat Zeit!

17.08.2014 19:25 • #19


M
ich finde das überhaupt nicht surreal.......als mein Vater starb, da hatte ich zusätzlich zur Trauer um diesen wunderbaren Menschen auch das Gefühl (mit 40 Jahren und beiden Beinen im Leben stehend) mir wäre eine wichtige Stütze meines Lebens weggebrochen; das war alles grauenvoll und wenn ich mir vorstelle, dass mich in genau dieser Zeit auch noch mein Mann im Stich gelassen hätte......das ist wirklich kaum auszuhalten....versuche ihn wirklich aus deinen Gedanken raus zu halten, so gut es geht. Ich wünsche dir ganz, ganz viel Kraft für morgen und auch in Zukunft....

17.08.2014 20:11 • #20


A
Dank euch beiden ganz doll!

Minele, ich bin ja immerhin auch schon 32 Jahre... Da sollte ich eigentlich mit Paps Tod klarkommen können... Werde ich auch, das weiß ich. Ich fühl mich grad nur trotzdem noch immer viel zu Jung um meinen Papa nicht mehr bei mir haben zu können.

Und Susanne, das mit dem Aktenordner finde ich eine wirklich tolle Idee. Passt zu meinem Job etwas ähnliches probiere ich schon nachts... Ich packe die Gedanken um Paps und um meinen Ex in eine imaginäre Truhe, die ich vor meine schlafzimmertür stelle. Wenn die Gedanken wiederkommen, sperre ich sie da immer und immer wieder ein. Den Aktenordner find ich fast geeigneter, das hat sowas endgültiges. Vielleicht lässt es sich da besser verstauen?!

Ich werd versuchen jetzt noch etwas zu entspannen - ohne meinen Ex im Kopf. Morgen wird anstrengend genug.

Und ja. Zum Glück Hab ich eine alte Freundin, die mich morgen begleitet. Ich hab durch diese ganze Fernbeziehungsgeschichte und die Sache mit Paps leider kaum noch Kontakt zu jemandem. Hatte auch vorher nie so das Bedürfnis nach Freundschaften. Das rächt sich jetzt natürlich. Die Menschen haben ja auch ihr eigenes leben...und ich möchte sie nicht zu sehr belasten.

Ich drück euch!

17.08.2014 22:16 • #21


G
Liebe Awkward,

schön zu hören, dass dich heute eine Freundin begleitet. Wenn ich könnte, würde ich dir auch gerne eine Stütze an diesem Tag sein. Ich hoffe, es ist ein friedvoller Abschied und du kannst ein wenig zur Ruhe kommen, wenn die Beerdigung vorbei ist.

Es tut mir so leid, dass du dich neben der Trauer um deinen Papa, die Gedanken im deinen Ex Freund so zermürben und fertig machen.

Mein Ex hat mich damals auch einfach alleine gelassen, in der neuen Heimat, in der ich eigentlich nur wegen ihm war. Er hat sich in das Bett einer neuen Frau geflüchtet. Und ich habe da gesessen und bin fast verrückt geworden. Ich habe diesen Menschen auch nicht wieder erkannt. Er hat sich benommen wie ein egoistisches A... Ich hätte ihm das niemals zugetraut und habe mir den Kopf zerbrochen über ihn.

Dein Ex kann oder will sich aus welchen Gründen auch immer zur Zeit auch nicht anders verhalten. Ich kann total gut nachempfinden, dass du dir den Kopf darüber zerbrichst. Aber es bringt dich nicht weiter und verlängert nur das Leiden. Denn eigentlich ist das warum auch völlig egal. Du wirst es weder verstehen noch ändern können.

Das wichtigste ist, glaube ich, sich nicht über den Ex den Kopf zu zerbrechen, sondern sich auf sich selbst zu konzentrieren. Ich weiß, wie schwierig das ist. Ich habe nun 1 1/2 Jahre gebraucht um es zu kapieren. Irgendein Schalter hat sich umgelegt in meinem Hirn und es funktioniert. Ich würde mich sonst auch nur weiter quälen und niemals von diesem Mann loslassen können.

Akzeptiere, dass diese Beziehung beendet ist und versuche dein Leben neu zu ordnen. Ich hatte in der Heimat meines Ex Freundes niemanden, außer Arbeitskollegen. Meine Freunde 400km weit weg. Ich habe mich dazu gezwungen, aktiv zu sein, habe mir über das Internet Gruppen gesucht für die Freizeitgestaltung, bin wandern gegangen oder abends auf ein paar Drinks oder zum essen. Das hat mir geholfen und ich habe viele nette Leute kennen gelernt.

Nichts und niemand nimmt dir den akuten Schmerz aber du kannst für dich Wege finden, ihn zu lindern.

Versuche weiterhin Gedanken über ihn auszublenden, so schwierig dir das auch erscheinen mag!

Fühl dich ganz doll gedrückt!

18.08.2014 10:40 • #22


A
Liebe Gästin2500,

ich freu mich immer sehr von Dir zu lesen! Alles in allem kann ich wohl sagen, leider kann ich meine Gedanken um ihn nicht ausblenden. Überhaupt nicht. Ich wünsche mir nichts mehr auf der Welt als Nähe, in den Arm genommen zu werden. Von ihm. Nur von ihm. Eben war ein alter Freund bei mir. Er ist Arzt. Psychosomatik. Er hat mir zugehört. Aber viel wichtiger: In ihn war ich zweimal verliebt. Vier Jahre lang hatten wir was miteinander. Die harten Fakten... Ich war fast erleichtert, als er beiläufig erwähnte, er habe seit nem halben Jahr ne Freundin. Klar, der Gedanke war da. Greifbar nahe war da jemand, der einen vielleicht einmal in Arm nimmt. Bei dem ich verletzbar, bei dem ich ich sein kann. Aber er ist nicht der Richtige, nicht der, den ich will.

Die Beerdigung war schön. Das war sie wirklich. Nur seit dem geht bei mir nix mehr. Während ich diese Zeilen schreibe möchte ich nur schreien. Ganz laut schreien. Ich weiß überhaupt nicht, wo ich anfangen soll. Jeder Schritt scheint unmöglich. Wie kann ich zurückfinden nach Papas Tod?

Wie kann ich endlich anfangen meinen Ex loszulassen?

Ich will mich nicht mit der Trauer auseinandersetzten. Das ist mir alles zu viel.

Ich mein, ich hab jetzt keine Belege dafür, dass er eine Neue hat. Ich habe einen ersten Schritt gemacht und bei Whatsapp meinen Online-Status ausgeschaltet. Jetzt kann ich bei ihm natürlich auch nicht mehr nachschauen... Das hilft. Das hat in den letzten zwei Tagen echt Überhand genommen.

Meine Freundin hat mir heute geraten, mich mal einfach zu fragen, was ich für mich möchte, was gut für mich ist. Hmm sowas wie Hobbies habe ich nicht. Vielleicht eine neue Sprache lernen? Ich wünschte, ich hätte mehr Menschen um mich. Die nächsten fünf Tage werden echt einsam...

Ich könnte noch so viel schreiben. Vielleicht Morgen. Grade bin ich einfach so leer und kurz davor mich bei ihm zu melden... Werde es nicht tun. Aber seine Stimme zu hören. Ich denke einfach viel zu oft, das könnte meine Wunden heilen.

Es ist so blöd nach Tipps zu fragen, aber ich frage mich echt, wann hört das auf? Was kann ich tun, damit es besser wird?

Liebe Grüße!

19.08.2014 21:54 • #23


A
Zitat von Awkward:
Die Beerdigung war schön. Das war sie wirklich. Nur seit dem geht bei mir nix mehr. Während ich diese Zeilen schreibe möchte ich nur schreien. Ganz laut schreien. Ich weiß überhaupt nicht, wo ich anfangen soll. Jeder Schritt scheint unmöglich. Wie kann ich zurückfinden nach Papas Tod?

Wie kann ich endlich anfangen meinen Ex loszulassen?

Ich will mich nicht mit der Trauer auseinandersetzten. Das ist mir alles zu viel.
hallo

du machst gerade eine schwere zeit durch. als ich mich von meiner letzten langjährigen beziehung trennte, verstarben fast zeitgleich mein einziges geschwister und mein ex davor, zu dem ich bis zum schluss immer noch guten freundschaftlichen kontakt hatte, plötzlich.
es war eine harte zeit und hatte mich damals hierher geführt, damit ich alle trauer zulassen und verarbeiten kann.
das war für mich wichtig - ich wollte nicht vor meinen gefühlen fliehen und habe sie dosiert zugelassen.
loslassen ist das thema = annehmen und akzeptieren, das geht nicht von heut auf morgen, besonders wenn so viel auf einmal zu bewältigen ist. es ist ein langsamer prozess, der geschieht, sofern du ihn zulassen kannst.
vielleicht brauchst du deinen jetzigen zustand zu deinem selbstschutz, dann ist das so, und vielleicht brauchst du das kontrollieren um zu sehen ob dein ex da ist - dann ist das so!
alles ist gut so wie es ist!

veränderungen machen erstmal angst. unser leid entsteht wenn wir keine veränderungen zulassen können und an altem festhalten wollen obwohl es nicht in unserer macht liegt es zu tun.

loslassen ist, die dinge so anzunehmen wie sie sind und einfach man selbst zu sein, mit all seinen gefühlen, ohne sich damit zu identifizieren, ohne irgendwelche ziele, ohne konflikt, anstrengung oder kampf oder krampf. das ist lernbar, braucht aber seine zeit.
gebe sie dir.

alles gute!

19.08.2014 22:32 • #24


S
Liebe Awkward,

erwarte doch nicht so viel von Dir.

Alles braucht seine Zeit. Und Du hast eine gute Freundin an Deiner Seite.
Sie rät Dir das Richtige. Sorge Dich um Dich. Was hast Du als kleines Kind gerne gemacht? Was wolltest Du unbedingt mal ausprobieren? Vielleicht gibt es da ein paar Kleinigkeiten, die Dir in den Sinn kommen und die Du ganz einfach angehen kannst.
Ich habe zum Beispiel angefangen, überall Pflanzen, die mir besonders gefielen, zu fotografieren und dann auch Deko. Ich kann ja mal darauf zurückgreifen, wenn ich irgendwann mal mein Haus baue. Dabei bin ich fotografisch überhaupt nicht gut. Aber macht Spaß.
Dann habe ich einfach mal einen Kochabend gebucht. War ganz witzig. Dann einen Pralinenkurs. Schau doch einfach mal in das VHS Programm. Vielleicht gibt es irgendwo einen Vortrag? Einmal bin ich in dieBlumenschule. Habe an einem Nachmittag gelernt, wie man Blumensträuße bindet.

Glaub mir, Du bist total gut und Du hast viel Kraft.
Wann die Sehnsucht aufhört? Jeder braucht seine Zeit. Manche hier schreiben, dass es ihnen schon nach 2 Wochen besser geht. Diese Leute beneide ich und dieses Tempo ist für mich unvorstellbar.
Es wird so lange dauern wie Du es brauchst. Ganz einfach.
Denke an den Spruch: Gut Ding will Weile haben.

Ich bin froh, lesen zu können, dass die Beerdigungsfeier wohl für Dich gut verlaufen ist. Das hilft auch, besser den Frieden zu finden, nach den man sich ja auch so sehnt.

19.08.2014 22:35 • #25


A
Hallo Alena-52,

das, was Du beschreibst trifft es so genau! Ich denke, ich bin - zumindest unbewusst - seit ein paar Tagen in der Phase, in der meine Seele anfängt, den Selbstschutz abzubauen, der mich die letzten Wochen alles so gut hat managen lassen. Leider läuft das alles mehr als unkontrolliert ab. Das macht mir Angst. Ich habe mich deshalb bis zum Wochenende krank schreiben lassen. Ich will versuchen, meine Gefühle so anzunehmen, wie sie sind. Ich muss nur im Kopf behalten, dass ich daran nicht zerbrechen werde, auch wenn es sich so anfühlt.

Hast Du Dir damals eigentlich Hilfe gesucht? Ich merke, dass mir das Schreiben hier wahnsinnig hilft. Leider bin ich oft fast gar nicht in der Lage überhaupt etwas zu sagen, geschweige denn zu Papier zu bringen. Vielleicht ist die Hemmschwelle auch immer noch zu hoch. Mein Plan für die nächsten Tage wird sein, dass ich einfach noch mehr aufschreibe. Immer, wenn die Gedanken kommen und raus müssen. Dafür seid ihr ja da

Liebe Grüße!

20.08.2014 09:26 • #26


A
Liebe SusanneJ,

ich werde mich tatsächlich heut oder morgen mal auf den VHS-Seiten umschauen. Irgendwie hat mich da tatsächlich ein bisschen der Eifer gepackt... Bis zu einem gewissen Punkt ist es wohl auch richtig, dass ich mich einfach zwinge etwas für mich zu tun. Ich bin früher wahnsinnig gern in die Sauna gegangen. Habe das seit Jahren nicht mehr gemacht. Das werde ich die Tage angehen. Ein paar Stunden für mich. Mich zwingen. Bin momentan einfach total lethargisch.

Leider habe ich heute Nacht trotz Medikamenten wieder lange wach gelegen. Meist ist das so gegen 2 Uhr. Ich wache auf. Die Gedanken kreisen... Auch das ist mehr oder weniger neu für mich. Habe ich weder direkt nach der Trennung gehabt, noch nach Papas Tod.
Auch wenn bei mir der Prozess des Loslassens vielleicht noch nicht so richtig in Gang gesetzt worden ist und ich meine Motivation nicht wirklich einordnen kann: Ich werde meinem Ex einen Brief schreiben. Der ganze Schmerz muss raus und zwar an den richtigen Adressaten. Egal, was ich damit zerstöre, auch bei mir. Ich bin mir mehr als bewusst, dass ein Brief mit Sicherheit keinerlei Reaktion bei ihm auslöst. Auch wenn mein Herz sich das natürlich wünscht. Auch weiß ich, dass die Gefahr groß ist, dass ich nur noch verletzter bin, wenn da nichts kommt. Seis drum. Seit einer Woche quäle ich mich, dass ich all das, was er zuhören bekommen soll, immer nur der Wand erzähle. Er, sein Verhalten, beeinflusst einen Großteil meiner Trauer um Paps. Ich habe daher für mich entschieden, diese Tür in den nächsten Tagen aufzustoßen, in der Hoffnung, dass ich so langfristig meine Wut und mein Leid abarbeiten kann.

Liebe Grüße!

20.08.2014 09:47 • #27


G
Liebe Awkward,



Ich bin froh, dass du die Beerdigung deines Papas als schön. Ich weiß genau, was du damit meinst und es ist gut, dass es so ist.

Weißt du, nach der Beerdigung meines Bruders habe ich den ganzen Nachmittag total apathisch bei einer Freundin im Kinderzimmer im Bett gelegen. Ich habe nix mehr gespürt oder gedacht. War total leer. Es ist eine Menge, was da bei dir passiert ist und angesichts der Umstände ganz normal, dass es dir so geht, wie es dir gerade geht.

Auch das nächtliche Erwachen gehört bei manchen Menschen mit dazu. Das ist total ätzend. Hatte ich auch, wochenlang nach der Trennung. Irgendwann holt sich der Körper seinen Schlaf.

Meistens ist es ja so, dass der Körper erst später reagiert. Daher kommt das bei dir wahrscheinlich auch jetzt erst alles raus.

Mit der Zeit wird sich alles wieder einspielen. Ganz bestimmt. Wenn du dich diese Woche hast krank schreiben lassen können ist das gut. Schau einfach, dass deine Tage aber auch irgendwie eine Struktur behalten. Mute dir nicht zu viel zu aber lass dich auch nicht gehen. Auch wenn ich dich nicht persönlich kenne, glaube ich, dass du das ganz genau so machen wirst.

Du wirst zurück finden. Früher oder später. Wie lange es dauern wird, kann dir niemand sagen, aber es wird so sein.

Ich kann das total gut nachempfinden, dass du gehalten werden willst, in den Arm genommen werden möchtest und dich irgendwie total geborgen fühlen möchtest. Tja und gerade in der Situation ist er nicht mehr verfügbar. Vielleicht hast du ein paar Freunde oder Freundinnen, die das übernehmen können, auch wenn es natürlich nicht das gleiche Gefühl ist.

Bloß keinen vermeintlichen Retter suchen, aber das hast du anscheinend ja auch schon erkannt.

Schreib dir alles von der Seele, aber lass deinem Kopf auch mal etwas Ruhe.

Wahrscheinlich wird es so sein, dass derzeit eine Kontaktaufnahme mit ihm nur weitere Verletzungen bringen wird bzw. Wunden wieder aufgerissen werden. Da ist zur Zeit einfach noch viel zu viel Gefühl mit ihm Spiel. Ich spreche da aus eigener Erfahrung, aber bei mir ist das auch so nach dem Motto... Wer nicht hören will muss fühlen...

Ich habe mal ein tolles Buch gelesen, dass mir sehr geholfen hat. Von Doris Wolf, Wenn der Partner geht. Vielleicht ist das auch etwas für dich.

Viele liebe Grüße aus dem Rheinland!

20.08.2014 17:12 • #28


A
Hallo liebe Gästin,

ich bin ein Mensch, der grundsätzlich sehr sehr viel Struktur braucht. Seit über drei Wochen war ich kaum irgendwie einen Tag allein plus die Arbeit. Heute und die nächsten Tage werde ich das mal anders handhaben... Wenn ich über mich selbst sage, ich sei lethargisch, dann ist es so, dass mir vieles viel viel schwerer fällt. Mir fehlt einfach der Antrieb. Kaum habe ich einen Schritt vor die Tür getan, möchte ich wieder umdrehen und nach Haus. Bin ich zuhaus, halte ich es nicht aus. Auch Menschen um mich herum zu haben halte ich kaum aus, obwohl ich mir das in dem Moment ja ausgesucht habe. Echt surreal. Ich habe aber einen geregelten Tagesablauf soweit ich das beurteilen kann. Heute hab ich mich fast hier Stunden damit beschäftig einen Heimtrainer aufzubauen, den ich mir gekauft hab. Alles ganz alleine Hab mir da echt den Allerwertesten abgearbeitet. Das war meine Aufgabe für heute. Nicht mehr und nicht weniger.


Leider reicht mir dieses Nähegefühl von Freunden nicht. Mein Wunsch ist richtig geliebt zu werden. Ich weiß aber auch, dass das jetzt eben nicht so ist. Da muss ich durch. Vllt ist es heute aber auch weniger schwer, als gestern. Und ich gehe ja so auch nicht raus, dass ich mir mal eben was adäquates aufreißen könnte da bin ich nicht der Typ für und ich will es auch nicht. Mein Herz ist noch vollständig besetzt. Das kann und will ich nicht ausblenden.

Bislang habe ich die Gedanken mit dem Brief nicht weiterverfolgt. Der Drang war nur heut Nacht so groß und wohl auch die Vorstellung, dass es mir helfen könnte. Aber du hast recht. Genau das, was du geschrieben hast, sagt mir auch mein bauchgefühl und sogar auch mein Kopf. Ich bin eigentlich viel zu instabil um mir noch eine Packung abzuholen. Und ich weiß, dass ich sie bekommen werde. Leider. Aber so ist es. Naja, ich habe mich noch nicht entschieden, aber zumindest für heute lass ich den Gedanken beiseite.

Das Buch kenne ich nicht. Ich les mom eines über Trauer, da geht es natürlich um den Tod von Angehörigen aber am Rand auch um scheitern von Liebesbeziehungen. Die Gefühle sind sich in beiden Fällen ja sehr ähnlich. Dann hab ich noch ich liebe dich, wenn du mich nicht liebst angefangen. Aber ich muss einen Gang runterschalten... In meinem Leben gibt es nichts anderes mehr. 24 Stunden nur Analyse und Verarbeitung, gerade wird mir bewusst, dass ich das wohl etwas eindämmen muss. Ich glaube das alles gewinnt sehr die überhand. Mal sehen ob ich mir ein paar freiräume schaffen kann. Wie gesagt, die nächsten Tage bin ich geplant für mich allein.

Viele liebe Grüße zurück (aus dem regnerischen Hamburg).

20.08.2014 20:51 • #29


G
Guten Morgen Awkward,

in deinem Post von gestern Abend hörtest du dich recht abgeklärt und gefasst an. Es scheint, als wüsstest du genau, was dir wann gut tut und wann es dir was zu viel wird. Und du ergreifst aktiv Maßnahmen, um immer wieder Boden unter den Füßen gewinnen. Das ist toll und gut so!

Es braucht jetzt einfach nur noch Zeit, Zeit und nochmals Zeit.

Höchstwahrscheinlich kommen auch wieder blöde Momente, in denen dir die Gefühle über den Kopf wachsen und du nicht weißt wohin mit dir und den Gedanken, in denen Trauer und Schmerz groß sind. Aber auch die gehen wieder vorbei und du wirst nicht an Ihnen zerbrechen.

Und wenn es mal wieder ganz schlimm wird, dann schreibe dir hier alles von der Seele!

Vor vier Wochen war ich ein paar Tage in Hamburg. Du wohnst in einer echt tollen Stadt, in einer tollen Umgebung und da gibt es bestimmt auch noch eine Menge zu erleben.

21.08.2014 09:56 • #30


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