@ gritt
Das Problem ist, Du kennst nichts anderes als Deine Sichtweise, die eben Deinem Verhalten in einer ähnlichen Situation entspricht, und meinst, diese müsse Allgmeingültigkeit haben. Das hat sie aber nicht und kann sie nicht haben, weil Menschen sehr unterschiedlich sind und damit auch sehr unterschiedlichen fühlen, verschiedene Toleranzgrenzen haben gegenüber dem Verhalten anderer Menschen usw. Sobald Du am Verhalten eines Menschen etwas siehst, das anders ist als Deines in einer ähnlichen Situation wäre, meinst Du schon, dieses Verhalten könne nur falsch sein (weil Deines ja das richtige ist und Du es sogar zu einem allgemeinen Maßstab erhebst) und der entsprechende Mensch müsse etwas falsch machen oder sogar irgendwie gestört sein, ein Schwächling, ein Abhänginger oder sonst etwas. Du versuchst also, das Verhalten eines Menschen in Deine eigenen Verhaltensmuster hineinzuzwängen.
Ich möchte das einmal so vergleichen: Menschen haben bekanntermaßen eine unterschiedliche körperliche Kondition. Daher gibt es solche, die brechen schon nach einen 100-m-Lauf zusammen, und andere, die schaffen sogar einen Marathonlauf. Ist es nun berechtigt, wenn jemand, der nach 100m zusammenbricht, einen Marathonläufer als jemanden einstuft, der entartet ist, völlig daneben, nur Dummheit macht, nicht ernstzunehmen ist usw. - bzw. umgekehrt?
Man kann doch nicht jemanden, nur weil er möglicherweise (!) liebesfähiger ist als man selber, zu einer tieferen, erwachseneren Liebe fähig ist, daher auch toleranter ist, bedingungsloser liebt, gleichsam als Narren hinstellen, als schwächlichen Abhängigen! Ich finde das unmöglich! Auch wenn es für Deine Verbitterung Gründe gibt, berechtigt Dich das nicht, jemand anderen Deine Verbitterung aufzuzwingen und einzusuggerien.
Es gibt sogar Paare, die leben eine offene Beziehung - das kann einem für sich selber gefallen oder nicht. Aber was man nicht sagen kann ist, ist: dies wäre krank, verrückt, abnormal, unmoralisch usw. Nur weil etwas für einen selber nicht in Frage kommt, heißt das ja nicht, daß es nicht für andere in Frage kommen kann und diese abartig sein müssen ... Ein Verhalten sollte man nie bewerten und schon gar nicht verurteilen, sondern verstehen.