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Singles - vom Leitbild zum Sozialschmarotzer

Blanca
Zitat von Elerya:
In allen Fällen (beruflicher, nachbarschaftlicher Umgang) lässt es sich leider nicht ganz vermeiden.
Aber seit ich nicht mehr in einem kleinkarierten Freundeskreis verkehre, lebt es sich deutlich glücklicher...

Muß man denn mit Kollegen oder Nachbarn unbedingt auch privat befreundet sein?

09.08.2016 20:50 • #61


E
Zitat von Blanca:
Zitat von Elerya:
Zitat von Blanca:
Die Frage ist natürlich tatsächlich, wozu man solche kleinkarierten Leute kennen bzw. privaten Umgang mit ihnen pflegen muß oder soll.


In allen Fällen (beruflicher, nachbarschaftlicher Umgang) lässt es sich leider nicht ganz vermeiden.
Aber seit ich nicht mehr in einem kleinkarierten Freundeskreis verkehre, lebt es sich deutlich glücklicher...

Muß man denn mit Kollegen oder Nachbarn unbedingt auch privat befreundet sein?


Es ging mir bei der Aussage nicht um eine Freundschaft. Aber auch im kollegialen und nachbarschaftlichen Verhältnis können sie ihre Spitzen fallen lassen.

09.08.2016 20:51 • #62


A


Singles - vom Leitbild zum Sozialschmarotzer

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Blanca
Zitat von Elerya:
auch im kollegialen und nachbarschaftlichen Verhältnis können sie ihre Spitzen fallen lassen.

Da würde ich allerdings zurückspitzen.

09.08.2016 20:52 • #63


E
Zitat von Blanca:
Zitat von Elerya:
auch im kollegialen und nachbarschaftlichen Verhältnis können sie ihre Spitzen fallen lassen.

Da würde ich allerdings zurückspitzen.


Da bin ich mir bei dir sicher ... Leider bin ich dann doch oft noch spitzen- und sprachlos angesichts der Unverschämtheiten...

09.08.2016 20:53 • #64


Blanca
Zitat von Elerya:
Zitat von Blanca:
Da bin ich mir bei dir sicher ... Leider bin ich dann doch oft noch spitzen- und sprachlos angesichts der Unverschämtheiten...

Na das ist doch schon ein prima Aufschlag: Beim nächsten Mal sprichst Du das genau so aus, wenn jemand losgespitzt hat. Also ich bin gerade etwas sprachlos, ansgesichts dessen, was Du da gerade von Dir gegeben hast. Habe ich das jetzt richtig verstanden?

Du meinst tatsächlich, daß..... ?

Entweder war es ihr nicht bewußt, dann kommt vielleicht tatsächlich eine Entschuldigung.
Oder es war boshaft, dann wird sie vermutlich ganz dreist.

Da allerdings würde ich dann richtig forsch werden und meist ziehen solche Kleingeister dabei dann doch den Kürzeren, weil sie mit soviel Vehemenz nicht rechnen.

Sollte es völlig ausarten, läßt Du die Party halt platzen, wirfst etwas auf den Boden, machst auf dem Absatz kehrt und gehst.

Danach hast Du garantiert erst mal Deine Ruhe. Nichts anderes würde ich auch wollen, von solchen Krämerseelen.

09.08.2016 20:59 • x 1 #65


H
Ich kann den Ansatz des Threads nicht nachvollziehen.

Der eingangs abgebildete Absatz, ein Auszug aus der Zeitschrift für Familienforschung, kritisiert die mediale Darstellung der Singles. Er sagt nichts über das in der Gesellschaft real existente Bild der Singles aus.

Dass Singles in den 70er und 80er Jahren als Leitbild für die Speerspitze der Inidvidualisierung standen ist für mich eine neue Information. Tatsache ist aber auch, dass die Familie ein urkonservatives, deutsches Leitbild ist. Die Unverbindlichkeit im Internetzeitalter hat das aufgelöst. Die bleibt im Grunde bestehen, auch wenn in den letzten Jahren scheinbar konservative Werte wieder im Aufwind sind. Singles spiegeln die Ego-Gesellschaft ehrlicher wider als Paare, die aus zusammengezwungenen Singles bestehen. Noch krasser ist die Mediengeilheit dabei. Ob Single oder Single-Paare, sie lassen im Facebook-Zeitalter nun wirklich auch jeden wissen, was sie gerade treiben.

Also wenn heutzutage was an den Singles kritisiert werden kann, dann diese Unverbindlichkeit bloß nicht binden und schon gar nicht zu eng. Das Egoistentum, die Mediengeilheit und das Statusdenken reicht ja bis in die Single-Paare hinein..

Ich habe übrigens im Ausgangsbeitrag nicht erkennen können, worin denn das Sozialschmarotzertum der Singles bestehet.

09.08.2016 22:16 • x 1 #66


Blanca
Zitat von Hologramm77:
Singles spiegeln die Ego-Gesellschaft ehrlicher wider als Paare, die aus zusammengezwungenen Singles bestehen.

Ein interessanter Satz, danke dafür! Er deutet ein zusätzliches Motiv dafür an, warum Singles von Teilen der Paargesellschaft so stigmatisiert werden... und trifft damit auch folgende Aussage im Artikel:

Viele Menschen, die mit anderen zusammen leben, projizieren offenbar ihre oft uneingestandenen Hoffnungen und Ziele, aber auch ihre Frustrationen und Befürchtungen auf die Singles. Diese personifizieren die häufig latenten Sehnsüchte, aber auch die Ärgernisse und Ängste ihrer Mitmenschen. „So möchte ich (nicht) leben,“ lautet die Devise, oft ohne die eigene Existenz explizit in Frage zu stellen. (S. 45)

Zitat von Hologramm77:
Ich habe übrigens im Ausgangsbeitrag nicht erkennen können, worin denn das Sozialschmarotzertum der Singles bestehet.

Das stand auf Seite 44 des Artikels, im untersten Absatz:

Schlimmstenfalls werden sie als „Sozialschmarotzer“ abqualifiziert: zu egoistisch, um Kinder zu erziehen und sich am Generationenvertrag zu beteiligen, zu narzistisch, um beziehungsfähig zu sein, ein schlechtes Vorbild also.

zeitschrift-fuer-familienforschung.de/pdf/2003-1-hradil.pdf

09.08.2016 22:25 • #67


Blanca
Zitat von Hologramm77:
bis in die Single-Paare hinein..

Was bitte ist ein Single-Paar?

09.08.2016 22:37 • #68


H
Selbstkritik: Es ist wohl sinnvoller, doch erstmal einen Blick in den verlinkten Beitrag zu machen.

Der stammt ja aus dem Jahr 2003. Ichdenke mal, dass der Artikel nur noch einen geringen Aussagewert für die Situation heute hat. Schnelllebigkeit und Internetkommunikation sind da noch gar nicht angemessen berücksichtigt.

Die Kritik am Single als Sozialschmarotzer sehe ich in Vielerlei Hinsicht bestätigt: Das ehrenamtliche Engagement in Vereinen ist überall stark zurückgegangen. Singles konzentrieren sich lieber auf ihre Karriere, als die Gemeinschaft zu fördern. Wenn sie Zeit haben, kümmern sie sich lieber um das eigene Wohl. Es ist selbstverständlich, dass Vereinsarbeit nicht vorrangig auf den Schultern von Eltern ausgetragen werden kann. Und in diesem mangelhaften Gemeinschaftsverständnis sehe ich auch die problematischen Beziehungsverhältnisse gespiegelt. Kurze, unverbindliche Beziehungen oder funktionale Beziehungen, die als Vorzeige- und Statusobjekt fungieren. Selbst Heirat, Kinder und Hunder dienen als Statussymbol für den persönlichen Erfolg, der im Facebook- und Selfie-Zeitalter gern allen unter die Nase gerieben wird. Als Paar lässt sich das Schmarotzertum jedoch etwas besser kaschieren.

Weil ich diese fragwürdigen Hintergründe bei Singles in unserer Ich-Gesellschaft bis hinein in die Beziehungskonstrukte kenne und erlebt habe, gibt es für mich keinen Konformitätsdruck, dem ich mich beugen müsste. Es gibt Paare, die ich um ihre Partnerschaft beneide. Es gibt aber auch Paare, wo man die rein funktionale Partnerschaft blitzschnell auffliegen lassen kann.

Single-Paar = zusammengezwungenes Paar Singles

09.08.2016 23:22 • #69


R
Single zu sein, wird meiner Erfahrung nach – glücklicherweise – selten bei mir oder anderen naserümpfend kommentiert (lebe in der Großstadt). Eine gewisse Neugier oder Interesse finde ich als Reaktion auf die Info geläufiger. Ein Unverständnis spüre ich oft erst dann, wenn sich ein Gespräch vertieft und sich rausstellt, dass ich auch so ganz glücklich und zufrieden lebe und die Suche nach einem Mann nicht alleroberste Priorität hat. Da muss noch nichtmal Bösartigkeit oder Frustration hinterstecken; viele empfinden, dass man als Single kein kompletter Mensch ist. Das sehen sie für sich selber so und übertragen es auf andere.

Ein Zitat, das ich gerne in dem Zusammenhang mag:


10.08.2016 00:25 • x 2 #70


R
Zitat von Hologramm77:
Also wenn heutzutage was an den Singles kritisiert werden kann, dann diese Unverbindlichkeit bloß nicht binden und schon gar nicht zu eng. Das Egoistentum, die Mediengeilheit und das Statusdenken reicht ja bis in die Single-Paare hinein.


Ich finde so Pauschalisierungen schwierig und genau dieser Ansatz wird auch gerne ins Blaue hinein vermutet, wenn der Status bei einem Menschen single ist. Die von Dir beschriebene, unverbindliche Mentaltät entdecke ich bei Ehepaaren ebenso. Mir erschreckt oft, im echten Leben wie hier im Forum, wie schnell innerhalb von Affairen der Ehepartner zur Nebenfigur degradiert wird. Also der vermeintlich nahste und liebste Mensch.

10.08.2016 00:42 • x 1 #71


Blanca
Zitat von Hologramm77:
Die Kritik am Single als Sozialschmarotzer sehe ich in Vielerlei Hinsicht bestätigt: Das ehrenamtliche Engagement in Vereinen ist überall stark zurückgegangen. Singles konzentrieren sich lieber auf ihre Karriere, als die Gemeinschaft zu fördern.

Sind es denn nur Singles, die sich aus dem Vereinsleben zurückgezogen haben?

Mir scheint, das ist eher eine Folge des mittlerweile weit verbreiteten Wunsches nach Beliebigkeit (Motto: immer am selben Ort treffen ist öde) und einer mit festen Zeiten schlecht zu vereinbarenden Unverbindlichkeit, sowie eines Zeitmangels, der sich schlicht aus längeren Arbeitszeiten, erforderlich gewordenen Nebenjobs usw. ergibt. Der betrifft aber Paare ganz genauso.

Übrigens mußte ich in meiner früheren Arbeitsumgebung (bis ziemlich genau zu der Zeit, wo die Studie entstand) noch erleben, daß gerade Familienmenschen sehr pünktlich Feierabend machten und ihren Vereinskram gern auch mal in der Arbeitszeit erledigten (soviel zum Thema ehrenamtlich). Meist ging das auf dem Rücken jener Nachwuchskräfte ab, die dafür dann umso mehr Überstunden kloppen mußten, aber stillhielten, da sie (zu Recht) fürchteten, ansonsten keine Vertragsverlängerung zu bekommen bzw. auch mit Mobbing rechnen mußten.

Der Gipfel war allerdings mal das Gespräch mit einem verheirateten Familienvater (4 Kinder), der meinte mir erklären zu müssen, er sei ja so ein sozial engagierter Mensch (Kirchenvorstand und so): Dem habe ich dann entgegengehalten, das sei ja alles schön und nett, aber daß sein ebenfalls verheirater Mitarbeiter (Vater von 5 Kindern) jedes Wochenende Arbeit mit nach Hause nehmen müsse und abends bis 20 Uhr Überstunden schiebe (ich arbeitete damals auch selbst häufig sehr lang und hart), erwecke zumindest bei mir leider nicht den Eindruck, daß es in seinem Team wirklich sozial zugehe - jedenfalls nicht bei näherer Betrachtung, denn Fürsorgepflicht gehe anders. Dem fiel die Klappe aber sowas von runter...

Zitat:
Es ist selbstverständlich, dass Vereinsarbeit nicht vorrangig auf den Schultern von Eltern ausgetragen werden kann.

Wirklich? Inwiefern?

Zitat:
Kurze, unverbindliche Beziehungen oder funktionale Beziehungen, die als Vorzeige- und Statusobjekt fungieren.

Kann es sein, daß Singles (gemeint ist der echte Junggeselle aus Überzeugung) diejenigen sind, die eben dabei nicht mitmachen?

Zitat:
Single-Paar = zusammengezwungenes Paar Singles

Zusammengezwungen durch wen oder was?

10.08.2016 08:33 • #72


E
Zitat von Hologramm77:
Die Kritik am Single als Sozialschmarotzer sehe ich in Vielerlei Hinsicht bestätigt: Das ehrenamtliche Engagement in Vereinen ist überall stark zurückgegangen. Singles konzentrieren sich lieber auf ihre Karriere, als die Gemeinschaft zu fördern. Wenn sie Zeit haben, kümmern sie sich lieber um das eigene Wohl.


Darüber muss ich so lachen... Es sind gerade sehr OFT die Singles die für die Mütter in die Bresche springen müssen, weil sie eben nicht so früh kommen können, da noch keine KiTa aufhat und früher wieder gehen müssen, weil das Kind abgeholt werden muss usw. Darüber hinaus haben Mütter immer Vorang beim Einreichen des Urlaubs und bei allem, was an sozialem Engagement über den Beruf hinausgeht, sind sie nicht dabei, da sie sich um das Kind kümmern müssen. In den letzten Jahren habe ich so viel mehr gearbeitet (ohne Geld oder ein Danke dafür zu bekommen), weil sich die Mütter herausgezogen haben. Ich frage mich dann ganz oft: Haben die Kinder keine Väter? Natürlich haben sie! Aber es ist ja bequem, sich so aus der beruflichen und sozialen Verantwortung zu ziehen. (Kurz dazu: ich arbeite im sozialen Bereich.)

Zitat von Hologramm77:
Es ist selbstverständlich, dass Vereinsarbeit nicht vorrangig auf den Schultern von Eltern ausgetragen werden kann.

Die Begründung hierfür würde mich auch interessieren... Also auf der Arbeit machen sich die meisten Eltern in unserem Betrieb nicht so kaputt, dass machen eher die Singles oder die kinderlosen Teile eine Paarbeziehung...

Zitat von Hologramm77:
Und in diesem mangelhaften Gemeinschaftsverständnis sehe ich auch die problematischen Beziehungsverhältnisse gespiegelt. Kurze, unverbindliche Beziehungen oder funktionale Beziehungen, die als Vorzeige- und Statusobjekt fungieren.

Diese kurzen Beziehungen haben wir Singles ja gerade nicht. Wir leben alleine ohne Partner. Ich für meinen Teil habe stattdessen viele Freundinnen und Freunde, die mich unterstützen und die ich unterstütze, falls mal etwas ist (Krankheit usw.). .

10.08.2016 08:47 • x 2 #73


Blanca
Zitat von *Ruby*:
Ein Zitat, das ich gerne in dem Zusammenhang mag:

Danke dafür, Ruby! Ich erlaube mir, ein Lied beizusteuern, an das ich gerade denken muß:

http://www.songtexte.com/songtext/super ... 61ef3.html

10.08.2016 09:07 • x 1 #74


H
Zitat von Blanca:
Sind es denn nur Singles, die sich aus dem Vereinsleben zurückgezogen haben?

weit verbreiteten Wunsches nach Beliebigkeit (Motto: immer am selben Ort treffen ist öde) und einer mit festen Zeiten schlecht zu vereinbarenden Unverbindlichkeit, sowie eines Zeitmangels, der sich schlicht aus längeren Arbeitszeiten, erforderlich gewordenen Nebenjobs usw. ergibt. Der betrifft aber Paare ganz genauso.

Zitat:
Es ist selbstverständlich, dass Vereinsarbeit nicht vorrangig auf den Schultern von Eltern ausgetragen werden kann.

Wirklich? Inwiefern?

Kann es sein, daß Singles (gemeint ist der echte Junggeselle aus Überzeugung) diejenigen sind, die eben dabei nicht mitmachen?

Zusammengezwungen durch wen oder was?


Ob nur Singles sich aus dem Vereinsleben zurückgezogen haben? Das ist eine gute Frage, kann nicht wirklich beurteilen. Nach meiner Beobachtung basiert Vereinsarbeit so 90 % auf den Schultern von Leuten aus einer Partnerschaft (ich bin eher die Ausnahme). Die Singles darunter hatten zumeist eine Ehe und sind trotzdem in der Vereinsarbeit engagiert geblieben. Eine freiwillige MItarbeit von Singles ohne Partnerschaft/ Bindung gibt es kaum.

Das problematische Arbeitsleben ist sicher eine Begründung für das niedrige Engagement. Aber selbst längere Arbeitszeiten sind kein Grund für Singles, um sich komplett vom Vereinsleben oder gar Mitarbeit zu distanzieren. Es gibt auch Arbeiten, die man mit viel zeitlichem Spielraum absolvieren kann. Die Sportstudios und Bars/ Cafes sind komischerweise immer voll. Der Wunsch nach Beliebigkeit spielt sicher in den Bereich Unverbindlichkeit mit hinein.

Familienmenschen/ Eltern sollen auch pünktlich Feierabend machen. Zuhause warten ja Kinder, um die sich die Eltern kümmern müssen. Singles ohne Kinder können hingegen ihren Feierabend völlig frei und beliebig gestalten. Ich finde es daher völlig okay, wenn Singles Überstunden leisten oder auch Arbeiten von Eltern übernehmen, die sich immer mal wieder außerplanmäßig um ihre Kinder kümmen müssen. Dass Singles Mobbing fürchten müssen ist mir neu. Ich höre zu oft einen selbstgefälligen Ton, der wirklich null Verständnis bzw. Entgegenkommen gegenüber Eltern zeigt. Meine frühere Chefin (Single) sagte mal, dass eine MItarbeiterin sich die geburtsfähigen Organe zumachen lassen sollte (die konkreten Worte verschweige ich jetzt mal).

Zusammengezwungene Singles - durch den von dir schon angesprochenen Konformitätsdruck

10.08.2016 09:22 • #75


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