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Total verliebt, habe Schluss gemacht und leide

L
Guten Abend,

leider bin ich heute nicht in der Lage viel zu schreiben. Bin krank und habe Fieber, zudem tippe ich hier gerade auf meinem Smartphone und bitte Rechtschreibfehler zu entschuldigen.

Habe durch die Fieberschübe komisches Dinge geträumt, unter anderem auch von ihm. Wir haben schon viele schöne Dinge erlebt. Sogar mal 14 Tage Urlaub auf den Malediven gemacht. Es fällt mir schwer zu realisieren, dass es ihm so gar nichts bedeutet hat. Ich fühle mich so ausgenutzt und verbraucht. Bei all dem ging es nie um mich, sondern nur um ihn. Dabei fühlte sich das alles so gut an und ich habe wirklich geglaubt, er liebt mich. Er hat soviel Dinge mit mir getan, die man meiner Meihnung nach nur mit Menschen macht, die man liebt?! Daher habe ich lange auch zwischendurch nie daran gezweifelt. Aber die Realität war schneller und ich fühle mich so, als hätte ich mich durch meine Naivität selbst betrogen. Das tut alles sehr weh. Auch der Gedanke, dass er irgendwann jemand findet, den er wirklich liebt und für die er alles tut, macht mich zeitweise wahnsinnig, gerade wenn er mir so gut gelaunt begegnet.

Ich war wohl nur eine Zwischenlösung. Irgendjemand den man aussaugen kann bis Mrs. Right kommt. Das ist schon ziemlich niederträchtig finde ich. Aber nun gut, ich habe es ja mit mir machen lassen.

Hoffe, dass ich durch die wahre Liebe meiner Freunde und Familie schnell wieder heilen kann.

Auch du whynot60 hattest schon einen großen Anteil daran. Wenn du mir deine Adresse gibst, dann schicke ich dir Blumen;-)

Liebe Grüße

18.07.2015 19:22 • #31


W
Hallo Littlelady!

Ich hoffe, Du bist bald wieder gesund und es geht Dir schon besser!

Daß Ihr auch viele schöne Dinge erlebt habt, widerspricht ja nicht seiner Linie. Er will ja auch viel Schönes erleben, und mit einer Frau an seiner Seite ist es eben noch schöner (bzw. vermutlich würde er es sonst gar nicht machen).
Für ihn ist das Leben wie eine Party, und dazu gehören unter anderem eben auch schöne Reisen. Nicht zuletzt hat das aber auch damit zu tun, daß das auch das Prestige hebt - anders gesagt: man kann damit auch angeben, glänzen ...

Was Du aber jedenfalls falsch siehst, ist, daß Du eine Zwischenlösung warst, bis Mrs- Right kommt. So läuft das nicht. Sondern das ist immer dasselbe Schema: er findet eine Frau interessant, attraktiv usw. (oder eine Frau, die ihm zusagt, interessiert sich für ihn), der Gockel in ihm blüht auf, er wird bewundert, er genießt das eine Zeitlang - und dann wird es langweilig. Jemand wie er braucht immer wieder neue Bewunderung (und Bestätigung) - und das kann ihm keine Frau auf Dauer geben, weil es ihm selber dann nicht mehr diesen Kick gibt, der dann zu einer Art Rausch führt. Dieses Erobern, sich eine Zeitlang in der Bewunderung sonnen und dann bald auch wieder genug davon haben ist ein grundlegendes Verhaltensmuster. Er braucht immer wieder den Reiz des Neuen, immer wieder neue Selbstbestätigung.

Eine Mrs. Right in dem Sinne wird es daher auch nie geben. Wenn, dann eine Frau, die seine Eskapaden duldet - aber glücklich und zu beneiden wird die sicher nicht sein.
Er wird auch niemanden wirklich lieben - außer sich selbst, aber auch das nur auf eine verquere Art und Weise. Das ist etwas schwer zu erklären: aber er braucht sozusagen die Liebe anderer, um überhaupt das Gefühle der Selbstliebe zu verspüren. Er liebt sich gewissermaßen selbst erst über andere, die ihn eben lieben. Aber da kommt nichts zurück. Deshalb wirkt es auch so aussaugend. Es hat ja durchaus auch etwas Vampirhaftes an sich. Er lebt zwar nicht vom Blut, aber von der Liebe (und Bewunderung) anderer. Und wenn man die Liebe metaphorisch als das Blut der Seele ansieht, dann läuft es ihm Grunde darauf hinaus.

Daß Du verletzt und gekränkt bist, ist verständlich. Aber ihm hinterherzutrauern und auf mögliche Nachfolgerinnen eifersüchtig zu sein brauchst Du nicht. Man kann mit jemandem seiner Art nicht auf Dauer glücklich werden, für mehr als Party und Show reicht es nicht.
Und in diesem Sinne hast Du nun die Chance, daß Du glücklich wirst, eben mit einem anderen Mann, mit dem das auch möglich ist. Wärst Du mit ihm zusammengeblieben, wäre nur eines passiert: Du wärst nach und nach immer mehr verwelkt und ausgeblutet. Du kannst noch so verzweifelt lieben - wenn in jemandem nichts drinnen ist (an tieferen Gefühlen), kommt auch nichts heraus. Du hättest Dich bestenfalls damit begnügen können zu lieben und Deinerseits eben nicht geliebt zu werden. Das wäre wie eine Statistenrolle in einer Beziehung.

Danke für die Blumen! Virtuell ist es ohnehin besser - denn mir sind lebendige Blumen in der Natur lieber als abgeschnittene in der Vase .

Liebe Grüße und gute Besserung!

19.07.2015 03:40 • #32


A


Total verliebt, habe Schluss gemacht und leide

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L
Danke, mir geht es schon etwas besser, aber noch nicht wirklich gut.

Ja whynot60 du hast vollkommen recht. Es ist erschreckend, aber du beschreibst ihn so, als würdest du ihn sehr gut kennen. Wenn ich hier nicht erfahren hätte, wie dieser Mann wirklich tickt, wäre ich von alleine wohl nie darauf gekommen bzw. hätte vermutlich noch viele Monate gegrübelt und mich im Kreis gedreht. Einige Kollegen, die von uns wussten haben mich immer gefragt: was willst du von dem? Du bist doch viel zu Schade. Lauf ihm nicht so hinterher? Der ist es nicht wert. Komischerweise (also für mich war es komisch), ist er nicht so wirklich beliebt. Im Gegenzug hatte er mich des Öfteren gefragt, was denn die Kolleginnen so über ihn sagen und ob sie ihn toll finden?! Ich habe nichts gesagt, da ich ihn nicht verletzen wollte, aber allein diese Frage, spricht Bände....! Dann wollte er noch wissen, ob er mein Traummann sei?! Sein Selbstbild und das, was er wirklich ist klafft ziemlich weit auseinander und wird wohl nur durch beständige und neue Bewunderer/innen aufrecht erhalten.

Ja sein Leben ist toll, wirklich so wie eine Party. Schöne Frauen, tolle Events, schöne Urlaube...das ganze Repertoire eben. Und ja, er hat mich ausgesaugt, wie ein Vampir. Nachdem Schluss war, wollte er sogar noch weiter machen. Er hing weiterhin an mir und hat alles in Bewegung gesetzt, damit ich in seinem Jagdrevier bleibe. Ich habe es als Interesse an meiner Person gedeutet und Anfangs hatten wir ja auch noch Kontakt (ihm zuliebe), der mehr und mehr von mir gedrosselt wurde. Wie gesagt, er hat weiterhin nur von sich und seinen Plänen geredet, wollte erneut Urlaub mit mir machen und mich nach 4 Wochen gefragt, ob ich einen Neuen hätte?! Hallo?!? Nach 4 Wochen?!?! Er war sogar eifersüchtig. Ich glaube das hat er auch alles mit seinen Exen abgezogen. Gerade die Letzte war immer noch sehr präsent, mit ihr ist er 5 Monate nach der Trennung auch noch mal in den Urlaub gedüst, kurz darauf bändelte er mit mir an. Ich wusste davon nichts, angeblich wäre er mit einem Freund geflogen. Die Ex tut mir irgendwie leid und ich will nicht so enden. Er ist sich natürlich keiner Schuld bewusst und findet das auch nicht komisch. Nein, es bestätigt ihn ja auch nur in seinem Handeln und alle, die es nicht tun, sind doof! Ich habe seine Denkweise ja teilweise auch schon angenommen und akzeptiert. Komisch fande ich sie dennoch immer!

Daher ist die Abperl- Methode wohl die Beste. Ich will keine Projektionsfläche mehr bieten- weder positiv noch negativ. Dieser Mann scheint ja irgendwie emotional krank zu sein. In mir ist es dank ihm nun auch ziemlich leer, aber ich versuche diese Leere selbst zu füllen, statt andere auszusaugen.

Schon seltsam, ich habe diesen Mann sehr begehrt und viel für ihn getan und jetzt habe ich noch nicht mal mehr Lust, mit ihm zu sprechen. Einerseits würde es mir weh tun, aber andererseits auch einfach nur nerven.

Schönheit ist eben doch nicht alles....

Liebe Grüße

19.07.2015 15:55 • #33


W
Hallo Littlelady!

Freut mich, daß es Dir gesundheitlich immerhin schon etwas besser geht.

Weißt Du, das Problem ist, daß Menschen dieser Art eine ziemlich gestörte Selbstwahrnehmung haben - und bei manchen anderen gelingt es ihnen, sie in diese oft ganz kuriose Selbstwahrnehmung hineinzusehen, sie also in sich das sehen zu lassen, wie sie sich selber sehen (was eben auch Dir passiert ist - Du hast ihn eine Zeitlang so gesehen, wie er sich selber sieht ... nämlich als den wunderbaren, großartigen, makellosen Traummann, nach dem sich jede Frau die Finger abschlecken muß). Die Selbstdarstellung der Großartigkeit und Einzigartigkeit wird dann von diesen Opfern als Realität erlebt, und sie halten ihn dann für so großartig, wie er das eben auch selber tut.

Daher auch seine Fragen, was die Kolleginnen über ihn sagen und ob sie ihn toll finden (eine solche Frage würde ein normaler Mensch nie stellen) - denn das ist ihm sehr wichtig (wie kommt meine Selbstdarstellung an?), und letztlich ist er darin verunsichert, weshalb er sogar extra nachfragt.
Real sind das ja sehr dürftige, auf sich selber beschränkte Menschen, die eben auch kein wirkliches Selbstbewußtsein haben. Daher ist es ihnen wichtig, was andere über sie denken und reden - und ob sie dabei auch gut wegkommen.

Und dann passiert auch fast regelmäßig das, was Du gemacht hast - es sagt ihnen auch niemand, daß sie für einen blasierten, arroganten, lächerlichen Schnösel gehalten werden, der im Grunde nicht zum Aushalten ist. (Wobei auch das nicht viel helfen würde, weil eben dann die anderen zu Deppen und Ignoranten und Witzfiguren erklärt werden, die seiner ja ohnehin nicht würdig sind - aber den einen anderen anderen könnte es wenigstens zu denken geben, zumindest wenn es immer wieder passiert.)

Du hast das ja ganz richtig erkannt: sein Selbstbild wird durch Bewunderung und Verehrung durch andere aufrechterhalten. Und es hat ja fast etwas Tragisches an sich, daß diesen Menschen das auch immer wieder gelingt - sonst würden sie vielleicht doch irgendwann auf dem Boden der Realität ankommen.

Daß er alle seine Exen in seinem Revier behalten will, liegt einfach daran, daß er eine wirkliche, totale Abwendung von ihm durch andere nicht ertragen kann, das wäre eine schwere narzisstische Kränkung für ihn.
Es ist wie das Sammeln von altem Spielzeug in der Spielzeugkiste - man spielt zwar nicht mehr damit (oder nur noch fallweise), aber es ist nach wie vor im eigenen Besitz, es gehört einem noch immer.

Naja, emotional krank ist vielleicht nicht ganz richtig - sondern eher emotional andersartig, nicht entwickelt, eben wie ein Kleinkind (ich kann nur immer wieder diesen Vergleich bringen, weil es genau darum geht: emotional entspricht dieser Zustand dem eines 2 - 3jährigen Kindes, empathielos, egozentrisch, alleine auf sich bezogen, ohne jede soziale Kompentenz usw.).
Und weshalb Du ihn einmal sehr begehrt hast und jetzt nicht einmal mehr mit ihm sprechen willst, liegt einfach daran, daß Du Deine Projektionen zurückgenommen hast. Und das führt unweigerlich zu einer realistischen, nüchternen Sichtweise - und dann ist naturgemäß nichts mehr zu finden, was begehrenswert wäre ...
Wenn sich Liebe und Begehren an einigen Oberflächlichkeiten entzünden, dann kann es leicht geschehen, daß in der Tiefe nichts zu finden ist - gerade dann, wenn diese Oberflächlichkeiten sehr imposant und überzeugend zur Schau gestellt werden.

Bleibe einfach dabei: bewahre die Distanz, lasse ihn nicht an Dich heran, lasse alles, was von ihm kommt, an Dir abperlen. Je klarer Du ihn siehst, um so weniger wirst Du irgend etwas tatsächlich Begehrenswertes an ihm finden.

Liebe Grüße

20.07.2015 01:50 • #34


L
Lieber whynot60,

das entwickelt sich ja ein persönlich-öffentlicher Dialog zwischen uns Aber ich hoffe, dass wir dadurch auch anderen Menschen helfen können, die ähnliches erleben oder erlebt haben, und sich fragen, was da passiert ist.

Ja so ist es, nach der großen Ernüchterung möchte ich einfach nicht mehr mit ihm sprechen oder Kontakt haben. Ich habe null Interesse daran und das trotz des Schmerzes irgendwie schon von Anfang an. Meine Einsicht und der realistische Blick auf die Dinge, haben ja auch zur Trennung geführt. Nur leider scheint es nie bei ihm angekommen zu sein. Während ich wirkliche Verbundenheit gespürt habe (ganz normal denke ich, wenn man täglich Zeit miteinander verbringt), war für ihn alles nur ein Spiel. Ich hatte mir bevor er kam, ein ganz gutes firmeninternes Netzwerk aufgebaut. Kollegen mochten mich, man hat sich geholfen und wenn es zeitlich gepasst hat, die Mittagspausen miteinander verbracht. Alles ganz normal eben. Als er kam und wir beide die ersten Mittagspausen miteinander verbrachten, war nichts mehr normal. Er hatte für sich den Anspruch, dass ich jetzt nur noch mit ihm unterwegs bin, wir waren die Elite, die Tollsten und Hübschesten- der Rest war doof. Und ich habe es gemacht - war ja verliebt. Ab und an habe sogar ICH dann grundlos abfällig über Kollegen gesprochen, was mich sehr erschreckt hat. Seit dem Tag habe ich das nie wieder getan! Ansonsten hätte ich mich nicht mehr im Spiegel anschauen können. Dieses interne Netzwerk habe ich glücklicherweise nicht verloren, also bin ich jetzt nicht alleine - er schon! Und ich glaube er denkt immer noch, dass ich irgendwann zurück komme. Er muss eben nur wieder andocken.

Sobald wieder jemand Hübsches und Tolles kommt, bin ich sowieso Geschichte. Da geht es nicht um Charakter und Persönlichkeit, sondern nur um das Bewundert werden. Ich stell mich schon mal drauf ein, dass er mit der nächsten Praktikantin zu sehen ist (wenn sie denn hübsch ist).

Ich frage mich jetzt nur die ganze Zeit, ob er denn nicht gemerkt hat, dass ich so verliebt bin? Ich denke schon oder? Einige Männer sind dann wenigstens so fair und sagen, dass sie keine Beziehung möchten und die Frau kann dann entscheiden, ob sie weitermachen möchte oder nicht. Das endet zwar auch immer tragisch, aber immerhin wurde mal darüber gesprochen.

Ich habe eine Zeit lang gar nicht daran gezweifelt, dass er mich nicht lieben könnte. Am Ende war ich in diesem Netz auch Manipulation, Besitzergreifung und meiner Liebe so gefangen, dass ich gar nicht mehr wusste, was richtig oder falsch ist.

Ich glaube auch nicht, dass er wirklich kapiert, was er da mit mir gemacht hat. Ich spreche nicht von Schuld, aber er sieht überhaupt kein Fehlverhalten seinerseits. Jeder andere empathische Mensch hätte da irgendwann mal die Reißleine gezogen und nicht noch mehr romantische Situationen initiiert. Die Reißleine hätte er sicherlich irgendwann gezogen, wenn nichts mehr zu holen gewesen wäre oder er gänzlich die Lust an mir verloren hätte.

Es tut wirklich gut, sich das alles mal von der Seele zu schreiben. Diese Trennung ist anders, weil er anders ist (und das nicht im Positiven). Das hat alles ein tiefes Loch in meinem Herzen hinterlassen und ich hoffe, dass es bald wieder Berg auf geht.

Ich verstehe jetzt, das Grübeln irgendwie nichts bringt, weil es diesem Menschen nur um sich selbst geht. Ich war sowas wie eine Erfüllungsgehilfin und leicht austauschbar. Werde jetzt versuchen, mein Leben wieder in die Hand zu nehmen mir persönlich was Gutes zu tun. Ich schäme mir immer noch sehr für mein Verhalten und das ich das alles habe mit mir machen lassen. Vielleicht sollte ich es auch einfach als Erfahrung abstempeln?

Whynot60, da du dich so gut mit diesem Typus Mensch auskennst, hoffe ich für dich, dass du nur beruflich damit Erfahrungen sammeln musstes und nicht privat

LG

20.07.2015 10:54 • #35


W
Hallo Littlelady!

Ja, ich glaube, ein öffentlicher Dialog schadet nicht, denn es wird so manchen sehr ähnlich ergehen wie Dir - bzw. zwar nach demselben Muster, aber sogar noch weit schlimmer.

Das Wichtigste ist, daß Dir selber nach der Ernüchterung der Wunsch nach einem Kontakt verloren gegangen ist. Auch wenn das bei ihm nicht angekommen ist. Das spielt letztlich in diesem Fall keine Rolle, weil er Dich ja nicht belästigt, zumindest nicht auf eine aggressive Weise (denn auch das kommt oft vor, manche machen dann einen wirklich schlimmen Terror).

Und das ist auch ganz typisch: daß Ihr dann die Elite gewesen seid und alle anderen doof. Das hat zum einen den Zweck, Dich sozial zu isolieren, und zum anderen schmeichelt es einem ja zumindest, wenn jemand einen scheinbar zu sich in diese glorreiche Höhe zieht. Von diesem abgehobenen Größenwahn kann man durchaus angesteckt werden.
Es ist ja nicht nur so, daß sich solche Menschen selber in die glanzlichtigsten Höhen erheben, sondern andere entsprechend niedermachen und auf sie herabsehen.
Dein Glück aber war, daß Du trotzdem Deine Netzwerke nicht verloren hast.
Und ich hoffe ja doch, daß Du ihn nach diesen Erfahrungen nicht mehr bei Dir andocken läßt .

Ja, daß er sich irgendwann eine neue Bewunderin suchen wird, davon kann man ausgehen. Denn dieses Bewundertwerden braucht er einfach, das ist wie ein Scheinwerfer, der ihn anstrahlt.
Ob das allerdings immer auf die Arbeit beschränkt ist (weil Du von der nächsten Praktikantin sprichst), weiß ich nicht. Aber es könnte natürlich sein, daß er es gerade darauf anlegt, um eben seinem beruflichen Umfeld zu zeigen, wie die schönsten Frauen auf ihn abfahren, und damit aufzutrumpfen - und alle, die nicht auf ihn abfahren, als Ignoranten und Dummköpfe dastehen zu lassen. Es kann ja sein, daß er sich eben gerade in seinem Arbeitsumfeld profilieren will. Oder möglich auch, daß er außerhalb der Arbeit sozial kaum integriert ist (aber das wirst Du ja sicher wissen).

Also daß Du verliebt bist, das wird er schon bemerkt haben - nur bedeutet das für ihn etwas anderes als für normale Menschen. Das hat für ihn nichts mit diesen verbindenen Liebesgefühlen zu tun, sondern es ist mehr etwas wie ein tolles Gefühl bei irgendeinem Trip, eben ganz unverbindlich und letztlich auch undeutend, die Akteure sind beliebig austauschbar, sofern sie bestimmten Kriterien entsprechen. Es tut seinem Selbstbewußtsein gut, er genießt es, angehimmelt zu werden, usw. - und er bewertet das sicher auch als Verliebtheit, weiß im Grunde aber nicht, was das eigentlich bedeutet, weil er das nicht fühlt.
Ebenso weiß er nicht, was Beziehung bedeutet. Er kann das vielleicht nachspielen, wie er es eben bei anderen sieht, aber er empfindet es nicht. Es ist eben wie eine Party, fröhlich, lustig, highlife, Genuß, Spaß usw. Aber eben ohne tiefere Bedeutung.

Daß er bei sich kein Fehlverhalten sieht, ist verständlich. Weil er daran auch für sich nichts Fehlerhaftes findet, er zudem ja fehlerlos ist und er seine eigenen Lebensregeln hat (die natürlich die einzig richtigen sind).

Am besten, Du stellst Dir das so vor: Du kommst in einen Elektronikmarkt, siehst einen großen, tollen, supermodernen Fernseher mit brillantem Bild und auf dem Bildschirm siehst Du ein ganz schmusiges Kätzchen (oder einen tollen Mann, wenn Dich das mehr anspricht ). Dann kaufst Du Dir diesen Fernseher, bist ganz begeistert und euphorisch, stellst ihn bei Dir zu Hause auf und schaltest ihn ein. Und dann wartest Du, daß Dich das Kätzchen (bzw. der Mann) umschmeichelt und mit Dir schmust und schnurrend um Deine Beine streicht und sich streicheln und kraulen läßt usw.
Du wartest und wartest und wartest - aber das, was Du erwartest, wird nie passieren ... Denn in dem Fernseher ist eben kein Kätzchen, sondern Elektronik, nichts Lebendiges, und das Kätzchen war nur eine Projektion, es existierte nur auf dem Bildschirm, auch wenn Du nahezu nichts anderes als das Kätzchen gesehen hast.

Und genauso ist es hier: man sieht etwas, es wird einem etwas gezeigt, das gar nicht wirklich da ist, das real nicht existiert - was man sieht, was einem gezeigt wird, erwacht nie zum wahren Leben, es hat kein Leben, keine Seele. Es ist nur der Schein, der die Leere verhüllt. Und da kannst Du warten, so lange Du willst, analysieren, was Du willst, tun, was Du willst - das wird nie anders, das Kätzchen kommt nicht aus dem Fernseher gesprungen.
Und, weil Du das letztens erwähnt hast, eine Mrs. Right wäre nur dann möglich, wenn sich diese mit Fernsehen begnügt und auch schlechte oder gar horrormäßige Programme hinnimmt.

Daß die Trennung anders ist, weil er anders ist, ist auch normal in solchen Fällen. Zum einen investiert man zumeist viel mehr als üblich, meist in der Hoffnung, daß irgendwann ja doch etwas zurückkommen müßte, bzw. weil man in einen leeren Brunnen auch mehr hineinfüllen kann als in einen vollen. Zum anderen haben Menschen dieser Art aber auch ihre eigene besondere Masche, um andere um den Finger wickeln oder gar faszinieren zu können. Sie fänden ja ansonsten kaum irgendeinen Anschluß, weil sie im Grunde unerträglich sind, also entwickeln sie sozusagen ihre eigene Show, mit der sie dann zu punkten versuchen. Wenn sie z. B. sehr reich sind, werfen sie mit Geld um sich und erkaufen sich so ihre Beziehungen. Oder sie führen sich auf wie ein Showman. Oder leiden besonders intensiv. Was auch immer, Hauptsache, es fällt auf und weckt zumindest bei dem einen oder anderen Interesse - oder eben auch Faszination.
Wer nichts zu bieten hat, muß viel bieten ...

Jedenfalls hast Du recht: grübeln bringt nichts - auch nicht, sich zu schämen. Auf so jemanden hereinzufallen, ist weder eine Schande noch eine Sünde. Wenn man das nicht kennt, ist man davor auch nicht gefeit.

Und nein, so krass und in dieser Form habe ich das privat noch nie erlebt. Aber eben über andere - da allerdings auch noch bei weitem krasser, als es bei Dir war. Da kann es dann auch schon einmal ans Eingemachte gehen.

Liebe Grüße

21.07.2015 02:14 • #36


L
Hallo,

ach Menno, heute geht es mir wieder besonders schlecht irgendwie

Habe die Nacht nicht gut geschlafen und wieder viel an ihn gedacht. Ich verstehe einfach nicht, warum er mir nicht aus dem Kopf geht?! Sobald ich meine Augen zu mache, erinnere ich mich wieder an einzelne Situationen und Momente, die wir zusammen erlebt haben und dann fehlt er mir. Vermutlich vermisse ich nicht ihn, sondern den Mann den ich geglaubt habe, in ihm zu sehen. War ja verliebt und habe somit auch mit dem klassischen Liebeskummer zu kämpfen. Der allein, ist ja schon schlimm genug....

Andererseits komme ich mir so entwertet und schäbig vor, dass ich das ganze Spielchen mitgespielt habe. Es hat ja noch nicht mal mehr zu einer offiziellen Beziehung gereicht, obwohl ich Trottel phasenweise gedacht habe, wir wären fest zusammen. Habe ganz tolle, innige Momente mit diesem Mann erlebt und muss jetzt feststellen, dass alles nur gespielt war? Hätte schwören können, das war echt! Bin ich denn vollkommen verblödet?! Wer zum Teufel macht so was? Das ist doch so was von gemein! Habe immer gedacht, er braucht noch ein wenig Zeit, er weiß doch, was er an mir hat...etc.! Habe ihn doch so lieb gehabt. Bin so traurig....

Aber weißt du whynot60, was gut ist? Ich bin so tief traurig, dass ich heute endlich mal weinen kann. Das habe ich seit der Trennung nicht gemacht, weil ich wie betäubt war. Jetzt kann ich meine Gefühle endlich mal rauslassen und es tut sooooo gut. Vorher wusste ich wohl nicht, warum ich traurig sein sollte? Dieser Mann hat mich so verrückt gemacht, dass ich sogar geglaubt habe, ich wäre abnormal, weil ich es nicht schaffe Kontakt mit ihm zu haben. Wie kann man da weinen?

Jetzt fängt es an richtig weh zu tun, aber dieser echt Schmerz ist auch irgendwie befreiend. Hört sich bescheuert an, aber ich habe das Gefühl, dass ich jetzt erst anfange zu heilen....!

Danke und liebe Grüße

21.07.2015 14:27 • #37


W
Hallo Littlelady!

Das tut mir leid, daß Du einen Durchhänger hattest!
Leider ist es halt so, daß in dieser Phase der Liebeskummer immer wieder einmal hervorbrechen kann und die Gedanken nicht losläßt.
Besonders dann, wenn Du zunächst in einer Art Schockstarre warst und die Trauer noch gar nicht so richtig ausgebrochen war.

Ich kann Dir nur versichern, daß das vorübergeht. Man hat zwar immer wieder einmal Rückfälle, aber zum einen werden diese seltener, zum anderen werden sie immer weniger intensiv.
Und wie Du ja gemerkt hast, tut es Dir gut und wirkt befreiend, die Trauer auch herauszulassen. Das ist wichtig für diese Prozeß, viel besser als Verdrängung.
Und Du mußt immer bedenken, daß dieser Zustand ja nicht ewig dauert. Wärst Du mit ihm zusammengeblieben, hättest Du vielleicht nicht so akut gelitten, dafür aber chronisch ... und das hätte ziemlich zerstörerisch werden können.

Daß Du geglaubt hast, Du seist abnormal, weil Du es nicht geschafft hast, den Kontakt zu halten, ist auch wieder etwas ganz Typisches. Denn wenn sich jemand als so makellos und großartig darstellt, dann kann es ja nicht an ihm liegen ... so meint man. In Wirklichkeit aber hattest Du gar keine Chance, den Kontakt zu halten bzw. eine Beziehung mit ihm leben zu können, die diese Bezeichnung auch verdient.

Und das denke ich wohl auch, daß Du nicht ihn vermißt, sondern den Mann, für den Du ihn gehalten hast - oder auch einfach die schönen Momente, die ja recht intensiv sein können.
Es stimmt auch nicht so ganz, daß alles nur gespielt war. Du kannst Dir das vorstellen wie bei einem Schauspieler, der von einer Szene derart ergriffen wird, daß er in diesem Moment tatsächlich liebt, trauert, weint usw. Der empfindet alle diese Gefühle tatsächlich, es wirkt entsprechend auch völlig authentisch, aber sobald die Szene wieder vorbei ist, verfliegen auch die Gefühle mehr oder weniger sofort wieder - bis zum nächsten Auftritt.
Und das ist das eigentliche Problem in diesem Zusammenhang: Üblicherweise sind Gefühle zumindest einigermaßen stabil. D. h. es ist im Allgemeinen ja nicht so, daß man jetzt tief liebt und in einer Stunde gar nicht mehr. Bei diesen Menschen aber ist das so, daher verzweifelt man auch daran. In dem einen Moment die innigste Liebe, im nächsten Gleichgültigkeit oder gar Aggression, dann vielleicht Verzweiflung usw. Es ist das reinste Chaos, völlig unberechenbar, und man wird darüber selber ganz chaotisch und versteht gar nichts mehr.

Ich kann nur wieder sagen: das kann man nicht durchhalten auf Dauer, ohne daran zu zerbrechen. Kein Mensch ist in der Lage, auch (oder gerade) wenn er noch so liebt, mit so etwas zurechtzukommen. Das ist einfach unmöglich und frißt einen auf.
Ich kann nur wieder einmal auf das Kleinkind verweisen: Du kennst das ja vermutlich - ein Kind schreit sich die Seele aus dem Leib, man zeigt ihm ein Kuscheltier oder ein Spielzeugauto oder gibt ihm ein Stück Schokolade ... und es lächelt und strahlt wieder. Oder es ist ganz anschmiegsam, bekommt plötzlich einen Rappel und schlägt auf einen ein. Die Gefühlen schalten um wie die Lichter auf einer Werbetafel, weil sie eben noch völlig instabil sind.
Bei einem Kind ist das eben so, der Normalzustand. Bei einem Erwachsenen hingegen, mit dem man eine Beziehung führen will, wird das unerträglich. Und ändern läßt es sich auch nicht. (Während es sich bei einem Kind im Normalfall verändert im Lauf der weiteren Entwicklung.)

Also auch wenn Dich manchmal die Trauer überkommt - alles ist besser als wenn Du Dir das weiterhin angetan hättest. Denn es wird ja nicht besser, sondern immer schlechter, weil dann auch die Gefühle bei einem Ausbruch zunehmend verflachen - außer die aggressiven und abwertenden, die können sich auch steigern.

Also versuche, stark zu bleiben - aber verdränge die Trauer auch nicht.
Dann wirst Du sicher bald auch wieder heil sein!

Liebe Grüße

22.07.2015 03:35 • x 1 #38


L
Lieber whynot60,

danke für deine Antwort. Hatte gestern irgendwie ein emotionales Tief und ich befürchte das wird nicht mein letztes gewesen sein. Ich kenne das ja alles schon und weiß genau, welche Liebeskummerphasen mich erwarten, daher bin ich ganz froh dass dieser betäubende, schockierende Schmerz langsam in wirklich spürbaren und echten kippt. Irgendwie ist das erlösend. Weiß nicht, ob das jemand versteht, aber anders kann ich es momentan nicht beschreiben.

Irgendwie hänge ich mich ein bisschen daran auf, dass er nie offiziell gesagt hat, dass wir eine Beziehung führen, aber im Grunde genommen ist das ja auch egal. Seine Exen wird er auch nicht anders behandelt haben - im Gegenteil. Waren sowieso nur Spielzeug (glaube das Wort hat er sogar mal in Verbindung mit einer benutzt).

Mit mir hat er beziehungsähnlich gelebt und durch den Job haben wir uns wirklich sehr, sehr oft gesehen und Zeit miteinander verbracht (natürlich auch privat). Für mich war es eine Beziehung. Punkt! Wenn es mit mir keine Beziehung war, dann will ich nicht wissen, wie viel Zeit er seinen richtigen Gattinnen dann raubt?!

Er hat es mich durch sein Schauspiel glauben lassen, womit du auch wieder diese Verhaltensweise sehr, sehr treffend erläutert hast whynot60. Du hast auf all meine Zweifel und Fragen immer die passende Antwort und wie oft habe ich schon mit großen Augen vor dem PC gesessen und mir gedacht stimmt, so war es wirklich! Ich habe soviel authentische, schöne Situation mit diesem Mann erlebt, die mich haben glauben lassen, er ist so was von verliebt oder liebt mich sogar. Jedes mal nach so einer Situation habe ich gedacht so, jetzt ist der Damm gebrochen und dann ist wieder irgendwas passiert oder er hat irgendwas gesagt, was mich sehr verletzt hat und dann gar nicht mehr zu seinem Verhalten von vorher passte. Ein elender Kampf sage ich euch! Das ich so was überhaupt mit gemacht habe? In der Situation selbst, war mir das gar nicht so bewusst. Das Ausmaß wird mir erst jetzt so wirklich klar und wie gefährlich dieses Spielchen für mich waren bzw. für meine Seele.

Sowie ich bereits erfahren durfte ist mein Exemplar wohl nicht das Schlimmste seiner Gattung. Das allein ist schon erschreckend genug, denn über die klassische Verar**** um eine Frau ins Bett zu kriegen, geht das ja bei weitem hinaus. Darum ging es ihm wohl auch nie. Natürlich hat dieser Mensch nur ehrenvolle Motive und meint es ja auch nur gut. Für die Transferleistung, was sie uns damit antun fehlt ihnen das nötige Mitgefühl. Immerhin dürfen wir ja auch eine zeitlang in ihrer Gegenwart weilen - ein echtes Geschenk. Ich kann wirklich nur noch traurig den Kopf schütteln. So was kann man nur mit dem nötigen Abstand ertragen, den ich leider nie hatte......

Liebe Grüße

22.07.2015 10:45 • #39


W
Hallo Littlelady!

Ich antworte Dir morgen ausführlicher.
Heute ist es schon zu spät geworden, und ich bin ziemlich müde ...

Liebe Grüße

23.07.2015 03:19 • #40


Floehchen
@littlelady und whynot60:
Es ist wirklich schön eurem Gesprächsverlauf zu folgen und dass du, littlelady, jemanden gefunden hast, der anscheinend genau versteht, was in dir und in deinem Ex vorgeht. Weil mein Ehemann weg ist und ich große finanzielle Verpflichtungen zu tragen habe, habe ich einen Nebenjob angenommen und leider keine Zeit gehabt um das hier weiterzuverfolgen.

@Solskinn2015:
Du könntest mein Ehemann sein. Er behauptet das Gleiche von mir: Ich wolle nur noch leben und ich hätte mich so sehr verändert. Ich sehe das nicht so; bin doch genau die gleiche Frau wie zuvor. Im Moment habe ich wieder mehr Kontakt mit Freunden und neue Freundschaften geschlossen, gehe raus, Tanzen, Essen... Wobei mir eh mit den beiden Jobs nicht viel Zeit bleibt für Freizeit. Das stört ihn sehr. Aber was soll ich machen? Mich zuhause vergraben und trauen, weil ich einen Fehler gemacht habe. Das bin ich einfach nicht. Wenn die Welt um mich herum zusammenbrechen würde, würde ich weiter funktionieren - arbeiten, mich um alles kümmern - wie immer.

Es gibt regelmäßig telefonische Gespräche mit meinem Ehemann und meistens enden sie in Vorwürfen. Er kann mir nicht verzeihen, obwohl er öfter daran gedacht hat, zurückzukommen zu mir. Er hat nicht um mich gekämpft, nicht eine Sekunde. Natürlich ist er gekränkt und zutiefst verletzt, weil ich unsere Ehe aufgab wegen diesem Arbeitskollegen. Er ist jünger, nicht halbwegs so attraktiv wie mein Ehemann, hat nicht so gutes Benehmen... ich verstehe meinen Ehemann. Ich war auch gekränkt, als dieser Arbeitskollege ein wirkliches junges Ding mir vorzog. Aber ich bin auch verletzt und kann nicht verstehen, wie er mich auch einfach so aufgibt. Klar, ich habe den Fehler begangen, ich bin die blöde Kuh, aber ich würde es nochmal versuchen. Seit dem 22.05. haben wir uns nicht mehr gesehen und gestern noch habe ich ihn gefragt, ob ich mal vorbeikommen soll. Aber er will mich nicht sehen. Ich glaube, weil er Angst hat, dass er noch was für mich fühlt. Gestern hat er am Telefon gesagt, dass er mich nicht mehr liebt. Ich hätte ihm keine Kinder geschenkt und sein Leben mitten in der Planungsphase von Haus und Familie zerstört.

Vermisse ich ihn? Ich weiß es nicht. Er ist wie vom Erdboden verschluckt, manchmal habe ich das Gefühl, als wären die letzten sieben Jahre überhaupt nicht passiert sind. Viel Zeit zum Alleinsein und Grübeln habe ich Gott sei Dank nicht, so dass ich jetzt nicht immer traurig bin. Vielleicht waren wir doch nur noch Freunde am Ende? Und es gibt da auch jemanden, mit dem ich gerade gerne Zeit verbringe, mit dem ich mich sehr wohl fühle und der mir die Geborgenheit gibt, die ich all die Jahre von meinem Ehemann bekam. Wenn ich aber mal fünf Minuten Zeit habe zum Grübeln, denke ich daran, wie perfekt er war, wie perfekt wir beide füreinander waren, was für ein toller Vater er für unsere Kinder gewesen wäre. Jetzt kommen mir die Tränen... Mist, ich sitze im Büro.

Soll ich zu ihm fahren (3 h Autofahrt), obwohl er mich nicht sehen will?

Nochmal zu dem Arbeitskollegen/Freund: Wir haben das ganze letzte WE zusammen verbracht. Wir waren auf einem Festival. Es war freundschaftlich. Nachts schliefen wir zusammen in einem Zelt, aber außer, dass man Arm in Arm einschlief (was ich auch mit anderen guten Freunden machen würde), ist nichts passiert und wir hatten echt Spaß zusammen. Eine Woche vor dem Festival hatten wir uns gestritten, weil er nachts um halb drei zu einer anderen Arbeitskollegin/langjährige Freundin von mir (er hat mich immer versucht eifersüchtig mit ihr zu machen und er stellt sich zwischen mir und meiner Freundin, was ich wieder mal unmöglich von ihm finde) gefahren ist, obwohl er doch diese junge, süße Freundin hat und predigt, er sei treu in einer Beziehung. Außerdem kam er mir einmal ziemlich nah, wo ich den Kopf weggedreht habe, weil ich befürchtete, er würde mich küssen. Das stritt er im Nachhinein ab, aber es war ziemlich offensichtlich und ist auch Freunden aufgefallen. Manchmal war es seltsam mit ihm an diesem WE. Er war wieder eifersüchtig und hat Männer, die mich angesprochen haben und die mit mir tanzen wollten, glauben lassen, wir gehören zusammen. Einmal habe ich ihn auch zurecht gewiesen, weil er keinen Anspruch auf mich hat. Das hat er dann auch zugelassen und mich mit dem Anderen reden lassen. Einerseits nervt er mit seiner kindischen und respektlosen Art und andererseits, wenn er so ausgelassen tanzt mit mir, finden ich ihn wieder großartig und fantastisch. Aber keine Sorge! Ich weiß, dass wir nicht zusammenpassen. Den Punkt, an dem ich glaubte, dass mit uns könnte funktionieren, habe ich längst überschritten. Ich bin mir sicher, dass das mit einer Freundschaft klappen wird und das wir beide Freude an dieser Freundschaft haben werden.

23.07.2015 09:23 • #41


L
Hallo Floehchen,

schön dass du noch mal antwortest. Entschuldige bitte, aber ich steige bei deiner Geschichte nicht wirklich durch. Also ab und an vermisst du deinen Ehemann, der dich aber nicht mehr will (was ich verstehen kann)? Dann verbringst du aber noch Zeit mit jemandem, der dir die Geborgenheit gibt, die dir dein oder ein Ehemann geben sollte/ würde? UND dann ist da noch dein Arbeitskollege, mit dem du das letzte Wochenende verbracht hast?!

Also von mir aus ein Zelt, aber Arm- in Arm einschlafen macht man doch unter Freunden nicht?! Das ist schon seltsam. Glaube so eine wirkliche Freundschaft ist das nicht, sondern ein lustiges Spielchen mit Gefühlen, ein bisschen Eifersucht, dann ja dann nein, mal hü mal hott. Aber definitiv keine Basis für eine Freundschaft und sonderlich erwachsen ist das auch nicht.

Und nein, ich würde nicht zu deinem Ehemann fahren, wenn du dir nicht wirklich sicher bist, dass du ihn liebst und auch zurück möchtest. Vielleicht solltest du dich mal ein bisschen zurückziehen und dir wirklich klar darüber werden, was du möchtest?!

LG

23.07.2015 15:16 • x 1 #42


Floehchen
Guten Abend,
ich kann nicht gut alleine bleiben, das war schon immer so.
Aber er wird nicht kommen. Vielleicht erwartet er auch, dass ich was mache, dass ich um ihn kämpfe. Mir meinem seit 12 Jahren besten Freund schlafe ich auch so ein und das bedeutet nicht mehr für uns. Sicher bin ich mir im Moment mit nichts, aber mein Ehemann ist einfach aus meinem Wirkungskreis verschwunden.

23.07.2015 22:05 • #43


W
Hallo Littlelady!

Ja, solche emotionalen Tiefs nach einer Trennung sind leider unvermeidlich. Nur schwächt sich das ja nach und nach ab. Und je weniger Du verdrängst, je mehr Du den Schmerz und die Trauer zuläßt, um so eher geht das alles auch vorüber.
Wenn man verdrängt, spürt man zwar weniger Schmerz, aber man friert ihn sozusagen ein und er wirkt dann immer wieder aus dem Unbewußten heraus (also daß man viel Negatives träumt oder einem ganz plötzlich eine tiefe Trauer oder auch Angst usw. überkommen oder daß man insgesamt depressiver, unsicherer usw. wird).
Jedenfalls: diese emotionalen Tiefs gehen sicher vorbei!
Und Du solltest halt zumindest im Hintergrund auch immer etwas im Blick behalten, daß eine normale Beziehung, die für Dich erfüllend gewesen wäre, mit einem Mann dieses Typs nicht zu führen ist. Da darf man sich, bei aller Faszination oder Verliebtheit, nichts vormachen.

Nein, seine Exen wird er auch nicht anders behandelt haben - das läuft immer nach demselben Schema ab, weil es eben mit der jeweiligen Frau gar nichts zu tun hat. Man kann also nicht sagen: Diese oder jene Frau paßt - was die Emotionen betrifft - besser zu ihm, jene weniger gut.
Sie sind eben, wie Du sagst (bzw. er selber gesagt hat), Spielzeug. Zu etwas anderem ist er auch gar nicht in der Lage.
Und würdest Du mit seinen Exen reden - dann würde Dir jede dasselbe erzählen. Der einzige Unterschied wäre nur, daß sie das ganze selber unterschiedlich ernstgenommen haben - manche also auch nur als Spaß, andere vielleicht etwas tiefer.

Wie gesagt: er wird Dich in diesen schönen Momenten auch geliebt haben. Wenn er sich gleichsam in die ganze Situation, die eine Liebesszene ist, hineinsteigert, dann liebt er ja auch (oder ist verliebt), und das vielleicht sogar besonders intensiv oder gar theatralisch. Aber eben nur für diese Zeit, in der diese Szene andauert. Danach ist er gleichgültig oder, wenn ihm etwas mißfällt, wird er übellaunig oder wütend oder jammernd, je nachdem.
Das Problem ist ja, daß die Gefühle nicht stabil sind, sondern immer nur im Augenblick existieren, den jeweiligen Szenen entsprechend. Und das liegt daran, daß er innerlich eben leer ist, da bleibt sozusagen nichts erhalten, alles existiert nur im Außen und für den Augenblick, wie in einem Spiegel, der vor einer Höhle steht.
Wenn Du verliebt bist, wird es ja so sein, daß Du sehr oft an den Geliebten denkst und entsprechende Phantasien und Träume hast und ganz entflammt und hingerissen bist, die Liebe verläßt Dich nicht, sobald Du den Geliebten nicht siehst oder er etwas macht, was Dir nicht so behagt.
Aber bei ihm ist das eben nicht so: da existiert die Liebe nur in bestimmten, entsprechenden Momenten, in Szenen, die der Emotion Liebe entsprechen.
Daher ist auch eine stabile Liebesbeziehung nicht möglich, weil die Liebe ja nur dann und wann da ist, sie hat nicht diese Kontinuität, die sie üblicherweise hat.

Nein, Dein Exemplar ist nicht das schlimmste seiner Art. Weil er offensichtlich ja nicht aggressiv ist. Wenn nämlich das noch hinzukommt, dann wird es wirklich kritisch.
Aber zerstörerisch für die Seele kann es auf alle Fälle sein, also auch ohne Aggressionen. Weil man emotionalen Fluktuationen in diesem Ausmaß einfach nicht gewachsen ist. Das ist ja wie eine Beziehung auf einem tobenden Erdbeben- und Vulkangebiet zu bauen, dauernd schwankend, völlig unberechenbar, bisweilen höllisch (manchmal sicher auch faszinierend). Und damit sich Liebe auch tatsächlich verwirklichen kann, braucht es ja auch Sicherheit und Vertrauen und Geborgenheit usw. Und das alles kann sich natürlich nicht aufbauen, wenn die Gefühle dermaßen instabil sind und völlig chaotisch umschlagen.

@ Floehchen

Hallo!

Also ich kann Dir nur eines sagen: Wenn jemand etwas nicht verzeihen kann, dann hätte es keinen Sinn, eine Beziehung wieder aufzunehmen. Selbst wenn er selber damit einverstanden wäre, fällt einem das sehr schnell wieder auf den Kopf. Du würdest immer wieder zumindest Anspielungen zu hören bekommen und würdest endlos Schuldgefühle haben, wärst auch entsprechend manipulierbar und in einer schlechten Position.
Wenn sich jemand verletzt gefühlt hat, gleich aus welchen Gründen, und es wird ihm nicht irgendwann gleichgültig (was man dann verzeihen nennt), dann bist Du immer die Schuldige und er hat immer eine Begründung für sein eigenes Verhalten, was immer er tut. Und dann bekommst Du immer wieder etwas zu hören wie: Ja, du hast ja damals ... Das ist zermürbend, und Du stehst dem auch ganz hilflos gegenüber, weil Du das, was ihn verletzt hat, auch nicht wegargumentieren kannst.

Ein Neuanfang hat nur dann Sinn und auch Aussicht auf Erfolg, wenn alle Altlasten losgelassen werden können - und das eben kann jemand, der etwas nicht verzeihen kann, nicht. Die Kränkung lebt in ihm weiter und wird die Beziehung immer wieder stören bzw. letztlich zerstören. Man kann nicht, wenn ich so sagen darf, mit geschwärztem Herzen einen Liebesfrühling erleben.

Also ich würde da, ehrlich gesagt, nichts mehr investieren. Denn selbst, wenn Dein Mann zurückkäme, wäre das unter diesen Voraussetzungen kein Glück.

Liebe Grüße

24.07.2015 01:58 • x 1 #44


Floehchen
Hallo whynot60,

vielen lieben Dank für deine Antwort.

Ich weiß, wie aussichtlos meine Situation klingt, wenn ich sie schildere, aber ich will das alles nicht ohne einen Versuch wegschmeißen. Vielleicht kann er mir ja doch verzeihen, aber wie wollen wir das herausfinden, wenn er einfach abhaut und wir uns nicht wiedersehen. Wir hatten eine wirklich glückliche Ehe - immer - und ich kann immer noch nicht erklären, was mich dazu gebracht, etwas mit dem anderen anzufangen. Ich hatte Lust auf Schmetterlinge und es war ein geniales Gefühl von Aufregung und Neugier. Die Grenze zwischen Flirt und mehr habe ich einfach nicht mehr wahrgenommen. Klar, wir hatten gerade viel Stress wegen der Hausplanung mit dem Architekten und so, aber ich kann ganz gut mit Stress umgehen. Mein Mann sagt, ich habe mich verändert und, ob du´s glaubst oder nicht, ich sehe das nicht so.

Gestern hatte ich ein unerfreuliches Gespräch mit meinem Chef und der Chefin darüber, dass ich mich doch so verändert hätte seit der Trennung. Ich verstehe es nicht. Wenn ich es keinem erzählt hätte, wüsste niemand im Büro, dass wir uns getrennt haben. Eine andere Kollegin wurde im Dezember von ihrem Partner verlassen. Die hing wochenlang durch, weinte ununterbrochen und konnte kaum arbeiten. Sie lachte nie. Mir geht es gar nicht schlecht in meinem Privatleben. Ich habe halt wenig Zeit und bin etwas müde, weil ich halt seitdem 01.06. einen Nebenjob begonnen habe, damit ich das Hausbauprojekt trotzdem noch alleine stemmen kann. Seit wann bin ich so blind, dass ich nicht mal mehr selbst erkenne, dass ich mich verändere oder spinnen alle anderen?

Wenn jemand sagt, ich hätte eine Midlifecrisis (mit gerade 26!), dann kann ich das ja noch verstehen. Ich hab mit 19 geheiratet, bin irgendwie der Inbegriff von Spießigkeit geworden (perfekte Ehefrau, Hausfrau und Mitarbeiterin, Haus- und Kinderplanung, alles schön nach Bilderbuch). Vernünftig war ich schon immer und sehr früh, weil ich als Kind schon lernen musste, auf mich selbst aufzupassen und mich noch um andere zu kümmern. Das macht mir auch nichts und andere profitieren meist von meiner Art sich um alles zu kümmern und alles im Griff zu haben. Seitdem mein Mann weg ist, gehe ich öfter tanzen mit einer Freundin oder zu Konzerten oder Essen. Vorher habe ich jeden Tag frisch gekocht, stand stundenlang in der Küche, weil ich einfach perfekt sein wollte für meinen Mann. Für mich alleine mache ich das natürlich nicht mehr. Jetzt ärgere ich mich, dass ich nicht mehr Spaß mit meinen Mann hatte, weil wir beide nur im Kopf hatten zu sparen für das schon vorhandene tolle Auto und unser bzw. mein Traumhaus. Es hat alles so gut geklappt und niemand hätte je gedacht, dass wir uns trennen, weil wir uns einig waren und den gleichen Plan hatten. Alle waren schockiert und sind es noch, weil wir nie Probleme hatten und immer glücklich waren. War es vielleicht tatsächlich nur eine Phase bei mir? Ich hab auch echt viel Spaß gehabt und mir einmal nicht den Kopf über mein Tun zerbrochen in der Zeit, seitdem ich nun alleine bin. Aber mein eigentlicher Plan von meinem fantastischen Ehemann, dem Haus und von Kindern hat sich nie geändert.

Ständige Vorwürfe würde ich auf Dauer nicht ertragen, das weiß ich. Dann würde ich lieber alleine bleiben oder mich für eine neue Beziehung öffnen. Mich völlig auf was Neues einlassen kann ich jetzt einfach noch nicht, egal wie toll mein Gegenüber ist. Ich habe noch nicht abgeschlossen mit meiner Ehe.

Ich werde zu meinem Mann fahren. Was habe ich zu verlieren? Da kommt wieder der Gedanke in mir auf, dass im Leben alles so kommt, wie es kommen soll. Alles ist vorherbestimmt. Entweder soll es sein oder halt nicht...

24.07.2015 08:23 • #45


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