Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

Zitat von Wollie:

Wir sind froh, dass wir jetzt einen Abschluss haben und die ganzen Monate und Jahre verarbeiten können, wo wir sie in ihrer Krankheit und Abbau begleitet haben

Mein Papa ist jetzt schon 3 Jahre nicht mehr bei uns
Wir sprechen immer noch hin und wieder darüber, wie die letzten Monate war und wie wir sie erlebt haben.
Ich hab noch ein kleines Handyvideo von seinem 80. Geburtstag. Neulich war ich in meiner Galerie um aufzuräumen. Ich konnte es mir zu dem Zeitpunkt nicht anschauen
Vielleicht, weil es bei meiner Mutter im Februar nicht gut aussah...Ich weiß es nicht..

ich lasse mal schnell einen drücker für alle da

... und mache dann in einer kurzen homeoffice-pause frühstück für meine schwiegermutter, die jetzt ein paar echt schlechte tage hatte. körperlich ziemlich schwach und geistig sehr tüddelig.

mein mann und ich planen (bis auf ein paar kleine auszeiten) dieses jahr keinen längeren urlaub, weil wir sie nicht mehr länger allein lassen können. zwar haben wir großartige kinder, die mal nach dem rechten sehen und eine haushaltsperle, die auch mal zum kaffeetrinken vorbeischaut, aber das ist uns alles zu wackelig.

blöde phase... für tagespflege noch nicht schlecht genug, für normalen alltag schon viel zu schlecht!

Zitat von DieSeherin:

blöde phase... für tagespflege noch nicht schlecht genug, für normalen alltag schon viel zu schlecht!

ja, diese Phase hatten wir auch. Und dazu wollte meine Mutter nie in die Tagespflege, weil sie es nicht verstand, warum sie dahin gehen sollte.

Zitat von Wollie:

Und dazu wollte meine Mutter nie in die Tagespflege, weil sie es nicht verstand, warum sie dahin gehen sollte.

mein mann sollte sich auch endlich mal um eine pflegestufe kümmern... sonst geht da eh nix! und meine schwiegermutter ist natürlich auch fest davon überzeugt, dass wir sie kränker machen, als sie ist!

ja, Pflegestufe wäre sehr wichtig. Weil die wird eh irgendwann kommen und es dauert ja einige Zeit, bis die Kasse sie geprüft und genehmigt hat. Also auf jeden Fall jetzt angehen. Und glaub mir, besser wird es nicht werden. Deshalb lieber rechtzeitig handeln.

Lieber @Wollie,

mein aufrichtiges Mitgefühl für dich und deine Familie. Ich wünsche dir/euch ganz viel Kraft und Stärke, um mit der plötzlichen Leere fertig zu werden und auch die schweren letzten Jahre Revue passieren zu lassen, zu sortieren, zu verarbeiten und letztlich loslassen zu können. Alles Gute für euch! Sie ist nicht weg - nur woanders.

Zitat von Wollie:

Deshalb lieber rechtzeitig handeln.

das habe ich meinem mann auch schon gesagt, weil es seine mutter ist, er alle vollmachten hat... und ich ja noch meine beiden elternteile habe, die auch immer zuwendungsbedürftiger werden.

Zitat von DieSeherin:

mein mann sollte sich auch endlich mal um eine pflegestufe kümmern... sonst geht da eh nix! und meine schwiegermutter ist natürlich auch fest davon überzeugt, dass wir sie kränker machen, als sie ist!

Gerade bei der älteren Generation hilft manchmal der Hinweis, dass ein Pflegegrad (die Pflegestufen wurden abgeschafft und in Pflegegrade übergeleitet) nicht krank macht, dagegen den Charme hat, das Bankkonto monatlich zumindest etwas aufzufüllen. Je nachdem wie deine Schwiegermama tickt, kann das eine gute Motivation sein.

Zitat von Brightness2:

Je nachdem wie deine Schwiegermama tickt, kann das eine gute Motivation sein.

genau das argument habe ich als erstes eingebracht

Meine Mutter hat seit letztem Jahr Pflegegrad 1. Der Pflegedienst kommt morgens in der Woche vorbei und zieht ihr die Kompressionsstrümpfe an. Ich kann das leider nicht mit meiner Arthrose in den Händen
Ansonsten ist sie für ihr Alter noch recht fit, auch wenn ich hin und wieder merke, dass es schon nach lässt. Da bleibt das Licht im Bad öfter an, der Tisch ist nicht vollständig abgeräumt, die kühlpfl. Sachen bleiben nach dem Einkauf

....bleiben liegen. So Kleinigkeiten eben.
Komisch, ich konnte eben nicht weiter schreiben

Bei meiner Mutter war es auch ein schleichender Abbauprozess bedingt durch die Demenz. Rückblickend schubweise, erst im Nachgang erkennbar.

Zitat von Wollie:

Bei meiner Mutter war es auch ein schleichender Abbauprozess bedingt durch die Demenz. Rückblickend schubweise, erst im Nachgang erkennbar.

Ich hoffe sehr, dass es nur die altersbedingte Vergesslichkeit ist!

Zitat von bifi07:

Da bleibt das Licht im Bad öfter an, der Tisch ist nicht vollständig abgeräumt, die kühlpfl. Sachen bleiben nach dem Einkauf

Mein Mann besuchte seine Mutter jeden Montag und ging mit ihr einkaufen. Der Supermarkt war sozusagen ihre Welt, aber sie war schon total eingefahren. Der Grieß durfte nur von dieser Firma sein und das Mehl von jener. Außerdem stand sie gerne im Weg rum und merkte es nicht mal. Dann tatschte sie die Tomaten an und mein Mann meinte, das solle sie nicht machen. Wieso, fragte sie, ich muss doch wissen, was ich kaufe ...
Ich sagte dann zu ihm, ich weiß, warum ich meine Tomaten bei meinem Türken kaufe, eben weil die nicht jeder anlangt ....

Einmal kam er und sie hatte die Herdplatte angelassen und es ihr gesagt. Ihre lapidare Entgegnung lautete: Na und, die war schon öfters an.

Sie war dann sehr verärgert, ging in die Küche und er hörte, wie sie vor sich hin schimpfte und alle möglichen Schimpfworte gebrauchte, ohne dass sie wusste, dass er es hörte.
Dass er als Ar... tituliert wurde, tat ihm weh, obwohl er natürlich wusste, dass die fortschreitende Demenz der Grund dafür war. Der Montag Abend war immer der schlechteste Abend der Woche, weil es ihm zusetzte, wie sie war.

Der Bruder meines Mannes wollte dann einen Pflegeplatz für sie organisieren und hätte sogar einen gefunden in einem recht ansprechenden Seniorenheim. Daraus wurde nichts mehr.
Einen Tag stimmte sie zwar zu, um am nächsten Tag nur über meine Leiche zu sagen.
Ich meinte, ihr müsst schauen, dass ihr sie wo unterbringt, ehe sie das Haus noch abfackelt, denn dann heißt es, ihr wart unverantwortlich.

Mit 96 entschlief sie dann friedlich über Nacht. Der Bruder meines Mannes hat sie gefunden und ehrlich gesagt waren fast alle froh, wie es gekommen war.

Etwa ein Monat nach dem Tod meiner Mutter vergangen. Die Beerdigung vor zwei Wochen. So langsam kommen wir wieder ins normale Leben rein und wir merken, wie leer unsere Batterien sind nach den ganzen Jahren mit der Demenz. Dieser Wahnsinn, welcher da stattgefunden hat mit dem Abbau und dem damit verbundenen Verhalten. Wenn man mitten drin ist, merkt man dies erstmal nicht, rückblickend war es heftig. Und ich merke, dass ich einfach nur Ruhe möchte, ruhiges Gewässer. Und ich vermisse sie, die Frau, welche vor 10 Jahren noch fit und rüstig war. Die Anrufe, ob wir Kuchen holen möchten oder irgendwas Anderes, weil sie für alle gekocht hat. Sie fehlt, nicht das was am Ende übrig blieb. Vielleicht findet die Medizin irgendwann ein Mittel gegen Demenz, es wäre allen Betroffenen zu wünschen.
Und ich wünsche allen hier, welche noch mitten drin sind, ganz viel Kraft und die Weisheit, rechtzeitig Entscheidungen zu treffen. Auch wenn sie extrem schwierig sind, was z. B. Heimaufnahme angeht. Aber es kommt der Punkt, wo es nicht mehr geht.