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Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

A
Das größte Problem ist wohl, dass Demente böse werden können....und obwohl mein Mann alt und krank war, hatte er enorme Kraft, wenn er glaubte, sich wehren zu müssen.
Er versteckte auch manche Dinge vor mir.....und ich hatte auch Angst vor ihm...vor allem nachts.
Ich habe immer darauf geachtet, dass ich ihm alles recht mache, ihm nie widerspreche.

Manchmal glaube ich, dass sich die psychischen Probleme, die ich vor dem Tod meines Mannes bereits hatte, nach seinem Tod noch verstärkt zeigten, deswegen würde ich auch niemandem Raten, sein eigenes Wohlergehen nach hinten zu stellen.. Ich habe es wohl aus egoistischen Motiven getan, weil mich das schlechte Gewissen aufgefressen hätte, wenn ich mich gegen ihn und sein Wohlergehen entschieden hätte.

22.10.2021 18:45 • x 5 #16


P
Zitat von Angi2:
und obwohl mein Mann alt und krank war, hatte er enorme Kraft, wenn er glaubte, sich wehren zu müssen.


Hatte dein Mann eine primäre oder sekundäre Demenz?

22.10.2021 18:52 • #17


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Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

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A
Zitat von PuMa:
Hatte dein Mann eine primäre oder sekundäre Demenz?


Der Arzt kam regelmäßig einmal im Quartal vorbei, ich kann mich nicht erinnern, dass wir darüber mal gesprochen hätten

22.10.2021 19:18 • x 1 #18


Wollie
Bei meiner Mutter begann es vor drei Jahren, dazu hat sie noch eine COPD, was es nicht einfacher macht, da sie regelmäßig Sauerstoff und Cortison braucht. Ihre Demenz wird schleichend mehr, ebenso ihre Gedächnisstörungen und Verhalten, welches oft stur und bockig ist. Momentan können wir es noch mit Tagespflege (2 x) und Sozialstation stemmen, aber längerfristig wird dies so nicht mehr möglich sein.
Wir können beruflich auch nicht reduzieren, da wir beide Vollzeitstellen haben und unterhaltspflichtige Kinder im Studium.
Was mir sehr geholfen hat, war und ist eine enge Anbindung an den Pflegestützpunkt hier mit Beratung und Unterstützung. Dies kann ich nur empfehlen.
Was auf jeden Fall aber sicher ist, wir werden dies nicht bis zur Selbstaufgabe machen. Es wird der Tag kommen, wo es zuhause nicht mehr gehen wird.

22.10.2021 20:52 • x 5 #19


E
Davor hab ich auch Angst, dass es zu Hause nicht mehr geht.
Sie ist noch so selbstbestimmt, dass sie keine fremden Personen akzeptiert. Habe fast betteln müssen, dass einmal pro Woche jemand vom Pflegestützpunkt putzen kommen darf. Stur und bockig ist sie auch, ich muss dann immer schimpfen wie mit einem kleinen Kind, dann gibt sie nach oder auf. Das war mal meine Mutter (obwohl sie ihre Mutterpflichten nie so genau genommen hat), und jetzt bin ich ihre...

22.10.2021 21:06 • x 4 #20


Wollie
genau so ist es bei Demenzkranken...die Rollen vertauschen sich....bei meiner Mutter ist es auch so, dass sie fremde Hilfe ablehnt und auch die Sozialstation fast vergrault hat mit ihrem Verhalten. Mittlerweile hab ich auch durch die Beratungsgespräche und Gespräche mit Freunden und Kollegen, welche ähnliche Dinge mitgemacht haben, gelernt sehr konsequent und auch hart mit meiner Mutter umzugehen, auch wenn es mir schwerfällt. Aber sie ist wie ein Kind und inhaltliche Diskussionen sind nicht mehr möglich, weil sie es nicht versteht oder einfach vergisst.
Irgendwann geht es hier nicht mehr im Haus, ich denke, dies sollte man sich sehr bewusst machen. Aber ohne schlechtes Gewissen, weil es einfach ohne Hilfe nicht leistbar ist. Und bei hochgradiger Demenz geht halt leider oft nur noch das Pflegeheim mit speziellen Demenz Stationen.

22.10.2021 21:10 • x 4 #21


A
Zitat von Emily:
. Stur und bockig ist sie auch, ich muss dann immer schimpfen wie mit einem kleinen Kind, dann gibt sie nach oder auf.


Das habe ich nie getan, ich habe ihm nie das Gefühl gegeben ein kleines Kind zu sein. Meiner Meinung nach ist das ein entscheidender Fehler...solange er sich ernst genommen fühlte, war alles gut. Ich habe ihn stets gefragt, was er möchte, was seine Meinung ist, Ich habe mit ihm über alles geredet, habe mich ganz normal mit ihm unterhalten, auch wenn er mir wahrscheinlich gar nicht folgen konnte. Er fühlte sich aber nie bevormundet.
Ich habe ihm auch jeden Tag eine neue Zeitung besorgt, auch wenn er oft eine Zeitung von Tagen davor las, aber ihm gab es offensichtlich das Gefühl von Normalität.

Ich weiß nicht, was richtig ist, wie man mit Dementen umgeht, aber ich habe die Beobachtung gemacht, dass speziell Demente sehr aggressiv darauf reagieren, wenn man mit ihnen schimpft, wie mit einem kleinen Kind.
Es braucht natürlich viel Zeit, die die meisten nicht haben. Ich habe mir die Zeit genommen, er war nie ein Kranker für mich, immer noch ein gleichberechtigter Partner, bis zum letzten Tag. Er hat sich ganz normal gewaschen und geduscht, hat seine Zähne geputzt, hat weiter großen Wert auf Äußerlichkeiten gelegt.

Er war mein Ehemann und nicht mein Patient, und ich denke, dass auch Demente dafür ein Gefühl haben.

Wenn er feststellte, dass die Terassentüren abgeschlossen waren, dann habe ich ihm erklärt, dass wir uns vor Einbrechern schützen müssen, weil wie in dem großen Haus alleine sind Und er hat es akzeptiert.

22.10.2021 21:24 • x 4 #22


E
Zitat von Angi2:
Das habe ich nie getan, ich habe ihm nie das Gefühl gegeben ein kleines Kind zu sein. Meiner Meinung nach ist das ein entscheidender ...

Leider geht es nicht anders.
Sie redet sich komplett in Rage, und hört nicht mehr auf wirres Zeug zu reden, weil sie ja noch glaubt, alles selbst entscheiden zu können. Bei Kleinigkeiten red ich ihr ja gut zu, und sage gut gemacht etc. Aber sie telefoniert die ganze Zeit herum, will fremde Leute ins Haus holen, Verträge abschließen etc. Da muss ich sie stoppen, das ist ja gefährlich für sie.
Und selbständig macht sie leider gar nichts mehr, zur Körperpflege muss ich sie überreden.

22.10.2021 21:59 • x 3 #23


bifi07
Meine Mutter hat als Partnerin den Hauptteil der Pflege, zumal ich zur Zeit auch noch zwei Arbeitsstellen habe.
Ich versuche sie so gut es geht zu unterstützen; stelle die Medis, fahre mit ihm oder beiden zu Ärzten, bin für die Konten zuständig und die meiste Korrespondenz. Da wir in einem Haus leben, bin ich auch oft bei Ihnen und verschaffe ihr etwas Freiraum, wenn es gar nicht mehr geht, denn meine Mutter ist auch schon einige Male an ihre Grenzen gestoßen.
Bis vor einigen Wochen wollte sie noch nicht einmal einsehen, dass sie unbedingt eine Auszeit braucht! Zum Glück fährt sie jetzt endlich nächste Woche in Reha, die sie eigentlich schon vor drei Jahren machen sollte! Aber meine Mutter denkt an alle, nur nicht an sich...
Dabei wird sie nächstes Jahr auch schon 80!
Mein Vater sollte in dieser Zeit in Kurzzeitpflege in ein Nachbargebäude auf dem Reha-Gelände, da es bis vor kurzem für beide undenkbar war, dass er weder zuhause bleibt, noch woanders untergebracht wird!
Jetzt hat sich aber sein körperlicher Zustand so verschlechtert und zum anderen kommt er nicht mehr in einer fremden Umgebung zurecht (sollte in einer Klinik untersucht und eingestellt werden, musste aber schon nach zwei Tagen wieder abgeholt werden), sodass er nun kurzfristig doch zuhause bleibt.
Daher suchen wir für diese Zeit eine 24-Std.-Kraft, denn ich kann nur so lange frei machen, bis die Dame da und eingearbeitet ist.
Zum Glück habe ich liebe Kolleginnen, die mich während meiner 20-Std.-Schicht/Wo. unterstützen und einspringen, falls es eng wird.
Mein LG, bei dem ich sonst auch einmal die Woche arbeite, hat mich freigestellt, obwohl er selbst massive Probleme mit mangelnden Arbeitskräften hat...

22.10.2021 22:36 • x 2 #24


bifi07
Zitat von PuMa:
Hatte dein Mann eine primäre oder sekundäre Demenz?

Bei meinem Vater ist es vaskuläre Demenz.

Er hat auch noch Asthma, COPD, Osteoporose, eine Bauchdecken-Hernie, einen Wirbelbruch, Tremor, zeitweise Krämpfe, ect...alles was man nicht braucht...

22.10.2021 22:41 • x 1 #25


bifi07
Zitat von PuMa:
Schande wenn du dir einen Pflegedienst

Nein, ist es nicht!
Unser Pflegedienst kommt einmal am Tag, um meinem Vater die Stützstrümpfe anzuziehen.

22.10.2021 22:44 • x 1 #26


bifi07
Zitat von PuMa:
Kümmerst du dich allein um ihn? Oder gibt es weitere Familienmitglieder die mit im Boot sitzen?

Außer meiner Mutter gibt es noch meine Schwester, die weiter weg wohnt, aber seitdem es schlimmer geworden ist versucht, wenigstens einmal die Woche zu kommen, und meinen Bruder, der von Haus aus nicht viel Zeit hat, aber immer mal rein schaut.

22.10.2021 22:49 • x 1 #27


Lebensfreude
meine Mutter war auch dement, durch Rotweinmißbrauch wurde es schnell schlimmer.
Nach dem 1. Oberschenkelhalsbruch 2007hatte sie ein leichtes Durchgangssyndrom.
Dann der 2. Oberschenkelhalsbruch 2008 und wieder Durchgangssyndrom. Und Aggressionen.

Sie wurde dauernd von Herrn Sommer angerufen und über Gewinne informiert. Drücken Sie die 1. Und sie drückte. Telefonrechnung von über 1000 Euro.
Dann Weinlieferungen , wieder HUnderte Euros..
Sie bekam dann eine Geheimnummer, da das Telefon den ganzen Tag schellte.

An manchen Tagen stand sie erst nachmittags auf. Eine Seniorenbetreuerin konnte sie dann besser motivieren als ich. Die kam 2x pro Woche.

Anfangs habe ich gar nicht verstanden, was Demenz ist, ich war nur wütend auf meine Mutter.
V.a. wenn sie mal wieder im Suff gestürzt war.
Denn ihr Weindepot durchsuchte sie jeden Abend. Endlich war alles weg und ich wurde beschimpft, ich hätte den Wein gestohlen.
Es war eine schlimme Zeit. Wir wohnten in einem Haus. immer die angst, sie könnte wieder stürzen.
Oder die Hunde rauslassen, die dann auf die Strasse liefen.

Irgendwann brach sie sich dann auch noch 2010 die Schulter. Und kam danach in die Gerontopsychiatrie. Dann hatten wir einen Heimplatz gefunden.
Nach 3 Wochen ist meine Mutter dort gestorben (bekam verdammt viele Medis).
Sie war immer selbstbestimmt und zum Glück hat sie den Übergang in die geistige Welt dann doch schnell geschafft.
Der Rollentausch ist schlimm. Als Tochter über die Mutter zu bestimmen.

Ich war erleichtert, als sie ihren Frieden gefunden hat.

22.10.2021 23:00 • x 3 #28


E
Zitat von Lebensfreude:
meine Mutter war auch dement, durch Rotweinmißbrauch wurde es schnell schlimmer. Nach dem 1. Oberschenkelhalsbruch 2007hatte sie ein leichtes ...

Die Demenz kam (so früh) auch durch jahrzehntelangen Alk..
Bist du mir böse, wenn ich schreibe, dass deine Mutter so schnell gehen konnte, nachdem sie ins Heim gekommen war, war eine Gnade für sie und für dich.

22.10.2021 23:07 • x 2 #29


Lebensfreude
Zitat von Emily:
Die Demenz kam (so früh) auch durch jahrzehntelangen Alk.. Bist du mir böse, wenn ich schreibe, dass deine Mutter so schnell gehen konnte, nachdem sie ins Heim gekommen war, war eine Gnade für sie und für dich.

nein, das sehe ich genauso.
Meine Mutter ist oft bei mir.
Ich bin ihr für Vieles dankbar.
Ohne sie gäbe es mich nicht.
Aber spannungsfrei war es nie so ganz.
Ich bin froh, dass ihre Seele entschieden hat, so schnell zu gehen.
Ein jahrelanger Pflegefall im Heim wäre für sie und mich und meine Gebrüder schlimm gewesen.
Als ich damals in ihr Sterbezimmer kam, war ihre Seele schon weg und wieder frei.
Zu ihrer TRauerfeier hatten wir ein Bild von ihr aufgestellt und fotografiert.
Und man sieht auf ihrem 3. Auge einen goldenen Becher.
Sie hat uns mehrere Zeichen bei ihrer Wurzelraumbestattung gegeben. Das war schön.

22.10.2021 23:17 • x 3 #30


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