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Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

Wollie
Zitat von Jetti:
Genieße den 3. Advent heute und sei lieb gegrüßt von mir. Hier scheint die Sonne, es liegt Schnee und ich gehe jetzt erstmal eine Runde raus.

Danke das wünsche ich dir auch.....hier liegt kein Schnee und keine Sonne zu sehen. Aber wir machen es uns heute gemütlich mit Familie

12.12.2021 12:50 • x 1 #196


Jetti
Zitat von Wollie:
Kann dir und deinen Geschwister nur raten, früh genug die Weichen zu stellen und Dinge regeln

Ja, das ist uns bewusst. Nur scheuen wir uns wohl alle ein wenig, diese schwierigen und möglicherweise konfliktbeladenen Gespräche in der Familie zu führen. Leider war das schon immer so.
Aber dem dürfen wir nun nicht mehr aus dem Weg gehen.

Zitat von Wollie:
Drücke dir die Daumen, dass ihr für euren Vater und auch für deine Mutter und euch eine gute Lösung findet.

Danke. Lieb von Dir, dass Du mir zugehört und Dich mit meinem Problem beschäftigt hast.

12.12.2021 13:08 • x 1 #197


A


Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

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Wollie
Zitat von Jetti:
Aber dem dürfen wir nun nicht mehr aus dem Weg gehen.

nein...das wäre der falsche Weg. Weil es die Sache nur noch verschlimmern würde. Dieses Gespräch würde so oder so kommen. Dann lieber vorher und nicht erst, wenn der Baum brennt.

12.12.2021 13:16 • x 1 #198


Jetti
Zitat von Wollie:
Aber wir machen es uns heute gemütlich mit Familie


Das ist die beste Idee für diesen 3. Advent! Ein wenig Schneeglitzern schicke ich Dir noch dazu.

12.12.2021 13:17 • x 1 #199


Catalina
Ich muss mich hier wohl leider auch einreihen...

Mein leiblicher Vater wird seit einiger Zeit immer wunderlicher, vergisst alles, fragt alle zwei Minuten das Gleiche. Zudem erzählt er wirklich krude Dinge, die er für die Wahrheit hält. Zum Arzt will er unter keinen Umständen, denn die haben ja eh alle keine Ahnung. Deshalb gibt es weder eine Diagnose noch eine Behandlung.

Er war schon immer ein eher schwieriger Charakter, weswegen er - bis auf Teile der Familie - weitgehend alleine dasteht. Mein Bruder und ich wohnen zu weit weg, um uns wirklich kümmern zu können, deshalb hatte mein Bruder ihm angeboten, zu ihm zu ziehen - nee, will er nicht. Somit bleibt alles an meiner Tante, seiner Schwester, hängen. Die ist aber selber schon über 70 und nicht mehr gesund und dementsprechend überfordert.

Ich habe zu ihm ein ziemlich distanziertes Verhältnis, viele Dinge, die in meiner Kindheit gelaufen sind konnte ich zwar verzeihen aber nicht vergessen. Trotzdem belastet mich die Situation und ich mache mir Sorgen um meine Tante. Aber solange er so uneinsichtig ist, können wir nichts weiter tun. Oder?

12.12.2021 14:29 • x 2 #200


Jetti
Zitat von Catalina:
Ich muss mich hier wohl leider auch einreihen...

Das tut mir leid, liebe Catalina, auch Du bist in einer schwierigen Situation.

Diese Uneinsichtigkeit Deines Vaters ist ein großes Problem. Nimmt er die Hilfe Deiner Tante als selbstverständlich hin?
Ja, ich stelle mir schon vor, dass Dein Vater sich nicht eingestehen will, vergesslicher zu werden oder Dinge durcheinander zu bringen. Damit tut sich wohl jeder Mensch schwer, weil man im Grunde weiß, es bessert sich nicht mehr.
Leider bin ich noch nicht dazu gekommen, hier im Thread alle Beiträge gründlich zu lesen. Um zu sehen, wie andere damit umgehen, wenn Vater oder Mutter Hilfe benötigen. Mein Schreiben letzte Nacht kam irgendwo aus der Verzweiflung heraus, und Du hast eventuell gelesen, dass auch wir die Situation nicht wirklich im Griff haben. Lesen werden ich die Erfahrungen hier auf jeden Fall noch.

Wie ist es mit dem Hausarzt deines Vaters? Gibt es da eine Vertrauensverhältnis, oder die Behandlung aufgrund anderer altersbedingter Probleme?
In unserem Fall habe ich festgestellt, dass auf eine Person von außen eher gehört wird, als auf die unmittelbaren Familienmitglieder.

Hat Dein Vater denn ansonsten soziale Kontakte? Es gibt ja auch Möglichkeiten der Tagespflege, wo Gespräche oder Aktivitäten stattfinden, gemeinsames Essen, und wo die Patienten stundenweise dort Zeit verbringen. Das könnte eventuell Deine Tante entlasten. Aber vielleicht würde sich Dein Vater auch gegen diese Möglichkeit sträuben. Jedenfalls nachdem, wie Du ihn beschreibst.

Soweit die ersten Gedanken dazu. Ich wünsche Dir viel Kraft, um eine gute Lösung zu finden, selbst wenn diese sich noch nicht sofort ergibt. Fühl Dich gedrückt!

12.12.2021 15:23 • x 2 #201


Wollie
Zitat von Jetti:
Es gibt ja auch Möglichkeiten der Tagespflege, wo Gespräche oder Aktivitäten stattfinden, gemeinsames Essen, und wo die Patienten stundenweise dort Zeit verbringen.

@Catalina ..meine Mutter geht auch tagesweise in eine Tagespflege, wird morgens von einem Bus geholt und abends nach Hause gebracht. Abgerechnet wird über ihr Pflegegrad und Verhinderungspflege.
Am Anfang hat sie sich auch mit Händen und Füssen dagegen gewehrt und ein brauchte ziemlich viel Überzeugugsarbeit und auch Druck unsereseits, dass sie dies macht.
Mittlerweile geht sie sehr gerne dahin und erzählt Abends immer viel. Bekommt dort eben Anregung über Gespräche, Spiele, kleine Unternehmungen. Und sie ist nicht alleine.
Vielleicht wäre dies auch eine Möglichkeit für deinen Vater ?
Wichtig wäre aber auf jeden Fall, dass erstmal eine Diagnostik stattfindet und dass Jemand als Pflegeperson angemeldet wird. Dies ist wichtig für den Pflegegrad und alle anderen weiteren Entscheidungen.
Ich habe für meine Mutter eine notarielle Vollmacht über alle Lebensbereiche, so dass ich wichtige Entscheidungen treffen kann und auch muss.

12.12.2021 15:33 • x 1 #202


Catalina
@Jetti
Puh, eure Situation klingt wirklich schwierig und belastend. So schlimm ist es bei uns zum Glück noch nicht, da mein Vater körperlich noch ziemlich fit ist. Er lebt alleine, daran will er auch nichts ändern. Einen Hausarzt hat er nicht, er hat ein generelles Misstrauen gegen alle Ärzte und würde da höchstens hingehen, wenn er den Kopf unterm Arm trägt. Und selbst dann wäre er ein schwieriger Patient.

Soziale Kontakte außerhalb der Familie hat er so gut wie gar nicht. Seine Lebensgefährtin hat er vor einigen Jahren erfolgreich vergrault, obwohl sie schon wirklich sehr geduldig mit ihm war, sein bester Freund ist vor längerer Zeit verstorben. So bleiben nur noch mein Bruder, meine Tante und ich.

@Wollie
Tagespflege klingt toll, aber ich fürchte, da würden ihn keine zehn Pferde hinbringen. Er kann so verdammt stur sein...

12.12.2021 15:49 • x 2 #203


bifi07
Zitat von Catalina:
Er kann so verdammt stur sein.

Oh ja, das kenne ich auch, und ist, bzw. wird unter einer Demenz nicht einfacher!

Mein Vater ist auch ein schwieriger Typ. Er hat sein Leben lang über alles bestimmt, und meine Mutter hat ihn machen lassen. Das er jetzt auf ihre Hilfe angewiesen ist, macht die Dinge für beide nicht leichter, zumal sich meine Mutter darüber definiert, wie gut es meinem Vater geht.
Es war ein jahrelanger Kampf, bis sie endlich in Reha ist!

@Jetti
Deine Mutter hat ihre Leidensgrenze noch nicht erreicht! Da könnt ihr Kinder noch so reden.

Als uns das für uns bewusst wurde, haben wir unsere Mutter unterstützt, so gut es ging. Irgendwann hat sie eingesehen, dass es so nicht weiter geht.
Neulich hat sie mich sogar überrascht, indem sie sagte, dass wir evtl. daran denken müssten, dass mein Vater nach Weihnachten in ein Pflegeheim kommt, was bis dato für sie nie in Betracht kam!
Aber irgendwann ist wohl auch für sie die Grenze an Kraft, körperlich und mental erreicht!

Im Moment hat sich die Lage bei uns wieder etwas beruhigt, fragt sich nur wie lange...

13.12.2021 03:07 • x 3 #204


Wollie
Zitat von bifi07:
Deine Mutter hat ihre Leidensgrenze noch nicht erreicht! Da könnt ihr Kinder noch so reden.

das ist wohl wahr.....für mich stellt sich dann immer die Frage, warum es soweit erst kommen muss, bis man Veränderungen zustimmt.
Für uns hier ist ganz klar, dass wir einen Heimplatz suchen, wenn es nicht mehr mit der Versorgung geht, weil wir uns da selbst auch schützen müssen. Davon abgesehen, dass wir beide fulltime Jobs haben und eine Reduzierung aus versch. Gründen unmöglich ist.

13.12.2021 07:36 • x 1 #205


Jetti
@bifi07
Danke auch für Deine Zeilen.

Zitat von bifi07:
Deine Mutter hat ihre Leidensgrenze noch nicht erreicht! Da könnt ihr Kinder noch so reden.

Richtig. Auch sage ich mir manchmal, sie ist eine erwachsene, eigenständig denkende Frau, die Ihre Entscheidungen selbst treffen kann und darf. Nur ist dieses Denken von den Traditionen (mir fällt grad kein passenderes Wort ein) bestimmt mit denen sie selbst aufgewachsen ist. Sie sieht es eben als die ihr zustehende Aufgabe an, ihren Mann unter allen Umständen zu pflegen. Passenderweise lautet der Trauspruch meiner Eltern: Einer trage des Anderen Last: Nur dass sie eben allein beide Lasten trägt, und das schon jahrelang. Auch sagte sie mal, da sie doch Rentnerin sei, dadurch zu Hause ist und quasi Zeit hat, könne (gemeint: müsse) sie das ja auch machen. Sie denkt also, es wäre komisch, den Pflegedienst kommen zu lassen, wo doch eigentlich sie da ist und praktisch die Zeit für die Pflege hat. Sie sieht es als die ihr zustehende Aufgabe. Vor 10 Jahren, als es mit Vater noch etwas besser ging, er auch noch teilweise mobiler war, nahm meine Mutter auch seine Mutter, also ihre Schwiegermutter auf. Diese pflegte sie 2Jahre parallel bis zu deren Tod. Und wie sieht die Zukunft aus? Nun, ihre eigene Mutter wohnt auch in dem großen Bauernhaus, wird nächstes Jahr 90 und kümmert sich glücklicherweise weitestgehend noch selbst. Aber für wie lange? Die Schwester meiner Mutter ist noch berufstätig. Wer also wird sich logischerweise um Oma kümmern, wenn sie über kurz oder lang umfassenderer Hilfe bedarf? Meine Mutter natürlich!

Die Leidensgrenze. Ja, die hat sie zumindest schon berührt, aber auch alle Kraft gesammelt, um diese nicht zu überschreiten. Meine Befürchtung ist eben, sie ruiniert ihre eigene Gesundheit. Sollte sie, nach dem am ehesten erwartbaren Verlauf der Dinge, irgendwann frei von all diesen selbst auferlegten Verpflichtungen sein, wird sie vielleicht diese neue Freiheit nicht mehr nutzen und genießen können. Die Weichen dafür stellt sie selbst, scheint aber gleichzeitig auszublenden, dass es die Möglichkeit der Weichenstellung überhaupt gibt.
Naja, zumindest die Einbeziehung eines Pflegedienstes ab dem neuen Jahr sieht sie nun wohl ein. Das ist wenigstens schon mal ein Anfang!

Danke fürs Zuhören/Lesen. Kommt alle gut in die neue Woche!

13.12.2021 09:13 • x 3 #206


E
Also ich kenne das Krankheitsbild Demenz aus meiner Erfahrung als Ehrenamtliche im Altenheim. Es ist wirklich eine schlimme Erkrankung, vor allem für die Angehörigen, die den Verfall ihres geliebten Familienmitglieds hautnah miterleben müssen. Für die Betroffenen selbst kann es aber auch eine Gnade sein. Sie verstehen ja nur in den Anfänge, was mit ihnen passiert. Später dann haben sie gar keine ausreichende Selbstwahrnehmung mehr, um das Geschehen einzuordnen.

Ich hatte unter meinen Schützlingen z.B. eine sehr süße, hochbetagte Dame, die sich selbst für 20 hielt und in meinen Lesestunden oft kicherte, wie ein Backfisch. Ihren Ehemann, der sie täglich besuchte, hielt sie für ihren Vater, später für ihren Onkel und dann nur noch für einen netten älteren Herrn, der sich eben um sie kümmerte. Als ihr Mann plötzlich verstarb, holte die Familie sie zur Beerdigung ab. Sie begriff überhaupt nicht mehr, worum es ging und blieb von allem ziemlich unbeeindruckt. Wäre diese Frau orientiert gewesen, wäre ihr Leid sicher unerträglich gewesen. So aber blieb sie von der bitteren Realität verschont.

Ich selbst bin auch krank, habe MS und habe mit meinem Mann vereinbart, daß ich unbedingt in einer Einrichtung gepflegt werden möchte, wenn es soweit ist. Ich werde diese letzten Jahre wahrscheinlich bei klarem Verstand durchleben müssen. Ich weiß nicht, was besser ist.

13.12.2021 09:31 • x 4 #207


P
Zitat von Wollie:
warum es soweit erst kommen muss, bis man Veränderungen zustimmt.

Leider muss erst immer irgendwas passieren, dass man wach wird Wollie. Aber ein demenzkranker Mensch wird auch das nicht erkennen und genauso deswegen seid ihr in der Verantwortung, rechtzeitig zu handeln.

13.12.2021 11:13 • x 2 #208


bifi07
Ich lerne jeden Tag, wie wechselseitig die Demenz ist!
Einmal habe ich das Gefühl, es geht nicht mehr lange gut, weil mein Vater sehr verwirrt und auch körperlich sehr schwach ist, dann ist er wieder überwiegend klar und kann sogar alleine aufstehen und am Rollator gehen.
Ob es auch daran liegen könnte, dass er schon immer ein Steh-auf-Männchen war, oder ist das ganz typisch unter der Demenz?
In seinem Fall würde ich mir wünschen in die Zukunft sehen zu können, damit wir auf alles vorbereitet wären und frühzeitig handeln könnten...

14.12.2021 09:03 • x 1 #209


Jetti
Zitat von bifi07:
In seinem Fall würde ich mir wünschen in die Zukunft sehen zu können, damit wir auf alles vorbereitet wären und frühzeitig handeln könnten...

Mich beschäftigt der Gedanke, was sein wird, auch sehr. Aber sich vorzubereiten, ist nur bis zu einem gewissen Grad möglich. Also die praktischen Fragen zu klären, die im Falle eines Falles einer Antwort bedürfen. Wie es dann funktionieren kann. Das ist bei uns auch noch offen, weil auch Dinge zur Sprache gebracht werden müssen, die unangenehm sind. Aber Wollie schrieb mir das ja auch. Besser sich jetzt damit auseinandersetzten, um später gewappnet zu sein und nicht plötzlich ohne Plan dazustehen. Das würde dann viel heftiger.

Aber auch noch etwas anderes geht mir durch den Kopf. Nämlich meine Rolle in der gegenwärtigen Situation und wie ich damit umgehe. Würde mein Vater in naher Zukunft sterben, hätte ich sicher ein schlechtes Gewissen, in der letzten Zeit teilweise so ungehalten und manchmal auch genervt gewesen zu sein. Vielleicht würde ich denken: 'Hätte ich mich für diese Zeit nur ein bisschen zusammengerissen, das wäre doch nicht so schwer gewesen.' Mit diesem Gedanken im Hinterkopf versuche ich immer wieder nachsichtig zu sein, ja auch runterzuschlucken, was mich belastet. Aber dann wieder gelingt mir das nicht.

Gestern gab es sogar mal eine Situation, in der meine Mutter und ich lachen konnten.
Als ich am Nachmittag zu meinen Eltern kam, forderte mein Vater gerade, in den Rollstuhl gesetzt zu werden. Meine Mutter widersprach, da sie ihn erst eine halbe Stunde vorher, gemeinsam mit meiner Schwester, aus dem Rollstuhl wieder ins Bett zurück gebracht hatte. Meine Vater verlegte sich nun auf mich. Ich solle ihm raushelfen. Auch ich blieb beim Nein. Wie immer, er beharrte darauf und rief nach uns beiden. Wir wiederholten, es wird nichts daraus. Er wurde lauter. Nach einer Weile schlug Mutter ihm vor, ihn erstmal wieder auf die Seite zu drehen. Okay, einverstanden. Die Situation beruhigte sich.
Ich begann nebenan den Geschirrspüler auszuräumen, er fragte was das Klappern sei und dass es ihn störe. Einiges an gutem Geschirr musste ich im Wohnzimmer aufräumen, wo er ja im Pflegebett liegt. Auch da klapperte und klirrte es natürlich und er sagte: Ist jetzt endlich mal Ruhe in dem Laden hier !. In dem Moment war es wirklich lustig für mich. Aber zeigt auch sehr deutlich, dass es meinem Vater nur um sich selbst geht. Was sein Rufen und Betteln mit uns macht, ist ihm egal. Aber wenn ihn etwas stört, muss es nach seinem Willen sofort beendet werden.

Schwierig, schwierig.....

14.12.2021 10:38 • x 1 #210


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