Zitat von Lutisse: Ich merke, dass ich noch ein wenig um den Punkt kreise, ob er vielleicht nach einigen Therapiestunden Impulse bekommt und dann spürt, dass er den Weg mit mir zusammengehen möchte. Sprich ich überlege, ob ich mich zwinge, ihn loszulassen oder ob ich noch etwas Raum in mir lasse, den Kontakt auf einer Kommunikationsebene lasse, damit die MÖglichkeit, wieder einen Weg zu finden, geöffnet ist.
Loslassen halte ich für den sinnvolleren Weg, weil er weiterhin beide Optionen (bei dir!) offenlässt. Vor allem lässt es, gemäß dem (für mich unwahrscheinlichen) Fall der Besserung, auch eine gewisse objektive Distanz von deiner Seite zu.
Ich bin ehrlich: ich glaube nicht, dass diese Therapie wirklich was bringen wird, vor allem nicht schnell. Für mich hört es sich nicht so an, als wäre sein Leidensdruck so groß, dass er wirklich etwas an sich ändern möchte. Wie du vielleicht weißt ist eine Psychotherapie keine 2x1 Stunden-Veranstaltung in der Woche, sondern vielmehr eine sehr intensive Hausaufgabe, bei der man sich Impulse holt.
Du wartest gerade auf jemanden, dessen Probleme dein Leben belasten.
Weißt du, ich habe früher auch auf jeden und alles Rücksicht genommen, habe versucht zu verstehen, zu helfen und zu betüdeln. Was habe ich dabei falsch gemacht? Genau, meine Grenzen nicht anerkannt, sie verschoben und demnach meine Bedürfnisse nicht ernst genommen. Ich wurde krank.
Heute sage ich: jeder hat sein Päckchen zu tragen und oft sage ich, dass es nicht in meiner Verantwortung liegt, wie es anderen Menschen geht. Es liegt vor allem erstmal bei ihnen. Gerade im Bereich der psychischen Probleme/Erkrankungen bin ich sehr viel härter und massiv konsequent geworden. Sicherlich sucht sich niemand so etwas aus, aber es ist in der Eigenverantwortung der Person zu verorten, dort Heilung/Linderung herbeizuführen. Warum bin ich so? Weil die Konsequenzen aus Wort und Tat, die auf mich wirken völlig unabhängig von der Ursache sind. Ist es relevant für mich ob jemand krank oder einfach nur ein schei$$ Mensch ist, der auf mich einwirkt und mich ggf. einschränkt, mir schlechte Gefühle macht oder anderweitig nachteilig auf mich und mein Leben wirkt. Völlig irrelevant! Es ist der Umstand an sich, der Relevanz besitzt.
Nun kann man natürlich sagen: der/die kann nichts dafür. Doch, kann er! Der es ist an ihm sich Hilfe zu suchen und Verantwortung für sich zu übernehmen. Ich bin für mich das beste Beispiel, dass es funktionieren kann - und ich bin beileibe kein Sonderfall. Ehrlicherweise muss ich aber auch sagen, dass ich die Erfahrung gemacht habe, dass 8 von 10 Menschen zwar das Thema angehen, aber sich darauf ausruhen dass sie eine Therapie machen und dann wird's besser. So meine Erfahrung: es wird offensichtlich erwartet, dass der Therapeut einen Schamanentanz um sie herum macht und danach alles wieder dufte ist. Auch da fehlt es bei nicht wenigen an Eigenverantwortung.
Ich verstehe, dass du traurig bist und dass es schwer in deinen Kopf geht. Aber schau auf dich und dein Leben, die Auswirkungen seines Tuns auf dich und das eben nicht nur mit der rosaroten Brille.