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Trennung nach 20 Jahren - Aber wie?

S
Liebe Community,

ich bin neu hier und habe folgendes Anliegen: Ich trage mich mit dem Gedanken mich nach 20 Jahren von meinem Mann zu trennen und das nur weil ich mich verändert habe.
Folgende Punkte kreisen täglich in meinem Kopf umher:
- Ich will ihn nicht verletzen
- Ich kann außer meiner Veränderung keinen Grund nennen
- Vielleicht wird das wieder

Ich möchte mich kurz fassen, muss aber dennoch ein wenig ausholen.
Mein Mann und ich sind seit unserer Jugend zusammen. Ich war 16, er 18 als wir zusammen gekommen sind. Es hat sich immer alles wunderbar angefühlt. Nach 1,5 Jahren sind wir zusammen gezogen. Nach 8 Jahren haben wir geheiratet, nach weiteren 6 Jahren ein Haus gebaut. Kinder haben wir bisher keine.
Wir führen eine tolle Ehe, geprägt von Respekt, Vertrauen, Unterstützung und alles was dazu gehört. Jeder hat seine Freiheiten und wir sind beide finanziell unabhängig. An sich alles so wie man es sich nur wünschen kann.
Und plötzlich (nach dem Tod meiner Großeltern, die mir sehr nahe standen), habe ich das Gefühl das alles passt mir nicht mehr. Das Kleid ist zu eng und ich muss raus. Raus aus dieser Ehe, raus aus dem freistehenden Einfamilienhaus. Zunächst habe ich 10kg angenommen, habe mir die Haare abgeschnitten, versuche beruflich mich neu zu orientieren. Aber der Gedanke, was die Welt wohl da draußen für mich zu bieten hat, wird immer lauter.
Vielleicht eine neue Stadt, eine neuer Job und auch eine eigene Wohnung. Nach 20 Jahren endlich mal alleine sein.
Ich war bzw. bin schon immer gerne alleine gewesen. Mein Mann hat das respektiert und lässt mir diese Freiheiten auch z.b. ein Urlaub alleine. Aber ich habe das Gefühl das reicht nicht. Ich hatte 20 wundervolle Jahre und bereue nicht ein einziges. Aber ich habe Angst bei dem Gedanken, dass es die nächsten 20 Jahre so weiter geht.
Ich fühle mich schlecht, undankbar und egoistisch. Aber ich kann es nicht ändern, diese Gedanken sind einfach da.
Hat jemand mit so einer Situation Erfahrung?
Ich weiß, dass ich mit ihm darüber reden muss, da alles andere nicht fair ist. Ich muss aber noch ein bisschen Mut und ggf. Erfahrungen sammeln.
Vielen Dank schon Mal.

06.10.2020 21:26 • x 2 #1


FrauDrachin
Tatsächlich hatte ich vielleicht eine ähnliche Situation, zwischen unseren zwei Kindern.
Auch ich hab meinen Mann relativ früh kennen gelernt, allerdings nicht ganz so früh wie du.
Ich habe eine Zeitlang fast permanent mit einer dumpfen Wut gelebt, ich hatte den Eindruck, ich war die letzten Jahre nur Zuschauer in meinem Leben. Alles fühlte sich so eng an, ich wollte am liebsten um mich schlagen.
Auch ich hätte meine Ehe damals als gut beschrieben, hatte den Eindruck, dass es rein eine Krise in mir ist.
Ich wurde dann mit dem zweiten Kind schwanger, an dem wir schon eine ganze Weile gearbeitet hatten, danach, und auch nach einiger persönlicher Entwicklung, war die Krise gefühlt überwunden.
Im Nachhinein denke ich mir, dadurch, dass ich mir so sicher war, dass sich das Drama und die Krise nur in mir abspielt, haben ich und mein Mann eine Chance verpasst, unsere Ehe wieder auf Kurs zu bringen.
Wenn dir das bekannt vorkommt, erzähl ich dir gerne mehr.

06.10.2020 22:06 • x 3 #2


A


Trennung nach 20 Jahren - Aber wie?

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K
Besteht die Möglichkeit, dass Dein Mann ähnliche Gedanken hat? Vielleicht wäre das ein Anknüpfungspunkt.

06.10.2020 22:13 • x 1 #3


tlell
Meine Mutter ist letztes Jahr sehr plötzlich gestorben. Mir ging es ähnlich in meinem kompletten Leben.

Mein Tipp mach eine Therapie und schau genau was mit dir los ist bevor du deine Ehe abschreibst und alles veränderst. Bei mir war es ganz was anderes, was diesen Sturm verursachte. Keine äuserliche Veränderung der Welt hätte mir geholfen

06.10.2020 22:15 • x 3 #4


Blanca
Zitat von Sami1984:
Es hat sich immer alles wunderbar angefühlt.

Zitat von Sami1984:
Wir führen eine tolle Ehe, geprägt von Respekt, Vertrauen, Unterstützung und alles was dazu gehört.

Zitat von Sami1984:
An sich alles so wie man es sich nur wünschen kann.

Zitat von Sami1984:
Und plötzlich (nach dem Tod meiner Großeltern, die mir sehr nahe standen), habe ich das Gefühl das alles passt mir nicht mehr.

Zitat von Sami1984:
ich habe das Gefühl das reicht nicht.

Finde den Fehler!

07.10.2020 00:09 • x 2 #5


S
Zitat von KBR:
Besteht die Möglichkeit, dass Dein Mann ähnliche Gedanken hat? Vielleicht wäre das ein Anknüpfungspunkt.


Die Möglichkeit besteht natürlich. Um das herauszufinden müsste ich das Thema mal ansprechen und davor drücke ich mich aktuell noch

07.10.2020 08:51 • x 1 #6


EngelohneFlügel
Ich gebe dir einen Tipp als der, der dein Mann sein könnte.......versuche mit ihm zu reden. Über das alles.

Wir waren 21 Jahre zusammen, 9 Jahre verheiratet und haben zwei Kinder. Und aus genau diesem Grund wie du schreibst hat meine Ex-Frau beschlossen einfach zu gehen. Es war im Großen und Ganzen alles gut, aber für sie hat es einfach nicht mehr gepasst und ging. Und zwar nicht gerade behutsam.

Warum ich dir rate zu reden.......nicht um deine Ehe zu retten. Ganz ehrlich. Das mußt du entscheiden. Aber wenn du gehst sag ihm die Wahrheit. So banal diese sich anhört. Ich hätte es verstanden bei meiner Ex-Frau wenn sie geredet hätte und ich mir nicht alles hätte aus Puzzleteilen und vielen (Not)Lügen zusammensammeln müssen.
Ich hasse meine Ex-Frau nicht. Aber wenn sie ehrlich gesagt hätte ihr passt ihr Leben nicht mehr wäre mir zumindest sehr viel Leid erspart geblieben als das was ich jetzt über ein Jahr durchgemacht habe.
Viel Glück!

07.10.2020 09:05 • x 13 #7


S
@EngelohneFlügel
Vielen Dank für deine Antwort. Ja das werde ich machen. Egal wie schwierig alles ist. Ich weiß, dass das der einzig richtige Weg ist. Ich muss noch ein bisschen mit mir kämpfen aber am Ende des Tages muss es so sein.
Es ist gut, mal die andere Seite zu hören. Danke!

07.10.2020 09:24 • x 3 #8


6rama9
Zitat von Sami1984:
Ich fühle mich schlecht, undankbar und egoistisch. Aber ich kann es nicht ändern, diese Gedanken sind einfach da.

Das ist halt das klassische ethische Dilemma. Ziehe ich mein Ding durch, auch wenn der Partner darunter leidet oder verzichte ich? Was ist mir wichtiger: Die Loyalität zu meinem Partner oder meine Selbstverwirklichung?

Da gibt es kein richtig oder falsch, sofern beide Partner ein gleiches Verständnis des gegenseitigen Loyalitätsversprechen haben. Wenn aber einer verzichtet(e) und der andere sich selbst verwirklicht, dann gibt es definitiv ein richtig oder falsch.

Solche ethischen Entscheidungen wirst du noch öfters im Leben haben (du bist ja erst 35): Wenn es um Pflege-Entscheidungen für deine Eltern geht, wenn es darum geht zwischen (möglichen späteren Kindern) und Karriere zu entscheiden. Sogar wenn es um die Frage geht eine Affäre zu führen oder nicht. Und in vielen kleinen Dingen des Lebens... es ist immer ein Abwägen zwischen eigenem Vorteil und dem Nachteil den andere Menschen erfahren.

07.10.2020 18:49 • x 1 #9


Gorch_Fock
Hey Sami, das Thema Kinderwunsch kam jetzt noch nicht auf. Wie sieht es da aus bei Dir? Laut Profil bist Du 35. Viele Frauen setzen sich ein Limit bei 38-39 für dein Kind. Das wären noch 3-4 Jahre bei Dir. Könnte, wenn Du den Wunsch hast, noch gerade klappen wenn Du es schaffst in der Zeit wieder eine neue Beziehung mit Kinderwunsch aufzubauen. Eine Garantie bekommst Du dafür aber nicht. Ggf. scheitert eine neue Beziehung nach 2-3 Jahren. Und dann läuft Deine biologische Uhr irgendwann ab. Das soll natürlich kein Grund für eine weitere Beziehung sein. Du solltest aber Deine Prioritäten genau kennen, wenn Du dich trennen willst.
Auch an Deinem Beispiel sieht man wieder, dass es nicht sinnvoll ist solche Jugendlieben insb. in den 20ern durchzuziehen. In dieser Zeit sollte ein sinnvolles Ausleben stattfinden. Denn genau das fehlt Dir jetzt.
Nach 2-3 Monaten rumtindern wird Dir wahrscheinlich auch klar werden, dass das tolle Singelleben auch nicht immer super ist. Insb. wenn alle im Umfeld auf einmal Häuser bauen und Kinder kriegen.

07.10.2020 20:00 • x 2 #10


Z
Hi Sami,
auch noch ein Tipp von der anderen Seite.
Du schreibst, dass Du ihn nicht verletzen willst. Das schaffst Du wohl nicht, aber am besten ist es, wenn Du ihn wirklich jetzt sofort in Deine Gedankenspiele einweihst. Denn wenn Eure Beziehung noch gerettet werden kann, dann nur, wenn Du Deine Entscheidung noch nicht endgültig gefällt hast.Zumindest glaube ich bei Dir herauszulesen, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.
Gebe ihm die Chance darauf zu reagieren, bevor für Dich alles entschieden ist. Das fände ich mehr als fair. Und bedenke bitte auch, dass Du in diesem Prozess viel weiter bist als er. Das macht seinen Kampf um Dich, wenn er den kämpfen möchte, nicht gerade leichter für ihn. Denn Männer sehen eine sich verschlechternde Beziehung in aller Regel später als die Frauen. Ich spreche da aus eigener Erfahrung ... leider.
Alles Gute!

07.10.2020 21:30 • x 3 #11


M
Was glaubst du eigentlich zu finden wenn laut deinem schreiben alles gut ist?

Hast du eher eine Depression? Nur weil jemand aus deinem Umkreis nicht mehr Lebt bist du mit deinem Leben unzufrieden?'

Es gibt ein gutes Sprichwort: Geht es dem Esel gut, geht er aufs Glatteis Tanzen.

Ich denk du hast ne späte Mid Life Crisis, oder weisst nich was du im Leben willst.

Auf jeden Fall solltest du ihm die Wahrheit sagen, er hat es nach der ganzen Zeit mit dir Verdient, er wird es nicht verstehen was das Problem ist.....deswegen solltest du ihm viel erklären ......und nicht Rätselhaftes reden sondern richtig direkt mit echten Sätzen.....Frauen reden gern Drumherum das es Männer nicht checken

07.10.2020 22:38 • x 1 #12


S
@gorch_fock: Nein Kinder sind kein Thema. Und selbst wenn das so wäre, kann das auch kein Grund sein an einer Beziehung festzuhalten, von der man nicht weiß ob es das noch ist.

07.10.2020 23:05 • #13


Gorch_Fock
Sami, wenn das klar ist, dann solltest Du dich jetzt schon mal um eine eigene Wohnung bemühen und dann die Trennung aussprechen. Weil Du selbst offenbar Deine Erfahrungen machen musst. Ach ja, Lampen aufhängen und Kisten schleppen bitte selber organisieren. Dafür ist Dein Ex dann nämlich nicht mehr zuständig.

08.10.2020 05:16 • x 1 #14


I
Hallo Sami,
ich kann deine Gedanken gut verstehen. Du hast nie alleine gelebt in einer ganz eigenen Wohnung, dich nie 'ausgetobt', bist nie an deine Grenzen gegangen.
Das Gefühl, etwas Elementares verpasst zu haben sitzt in deinem Kopf und wird immer beherrschender.
Manche wagen den Schritt
der Trennung und sind glücklich mit der Entscheidung, andere bereuen es später.

Ich kann dir nur empfehlen, deinen Mann ins Boot zu holen. Vielleicht fühlt er ähnlich, vielleicht ist er hat er Verständnis oder ist geschockt... alles ist möglich. Aber wenn du ihn möglichst wenig verletzten willst (ohne Verletzungen wird es nicht gehen), dann hilft nur Ehrlichkeit. So hat er die Chance zu erkennen, dass es wenig Sinn macht jemanden halten zu wollen , der gehen will oder um jemanden zu kämpfen, der gar nicht so wirklich weiß was er will und 'nur' eine Unzufriedenheit verspürt.

Gebt euch noch etwas Zeit. Vielleicht findet ihr gemeinsam eine Lösung, beispielsweise eine Trennung auf Zeit oder zur 'Probe'. Alternativ auch einfach getrennte Wohnungen oder andere Möglichkeiten, mehr Pep und Herausforderungen in die Beziehung zu bringen.
20 Jahre Beziehung sind eine lange Zeit und ihr seid noch jung.
Nebenbei ... warum waren bei euch Kinder bisher kein Thema?

Eine Möglichkeit ist auch eine Therapie, in der du oder ihr beide feststellen können, ob da noch genug gemeinsame Basis vorhanden ist um Rettungsversuche für die Ehe zu starten, dir einfach nur langweilig geworden ist oder du für ihn keine wirklichen Gefühle mehr hast.
Für mich klingt es wie das klassische 'auseinander gelebt'.

08.10.2020 06:29 • x 2 #15


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