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Trennung nach 20 Jahren Ehe - mir geht es schlecht

B
Hallo, ich habe mich hier heute mal in dem Forum angemeldet, weil ich nicht mehr weiter weiß. Mein Mann ist nach nunmehr 20 Jahren gegangen, weil er unser Leben und die Freunde angeblich nicht mehr braucht (er ist inzwischen 68 Jahre alt - 14 Jahre älter) . Er möchte lieber für sich sein. Ich habe das nicht verstanden, da es eigentlich ganz gut mit uns geklappt hat und wir auch das ein oder andere zusammen gemacht haben und uns hier einen netten Freundeskreis aufgebaut. Wir waren vor 4 Jahren für 1 Jahr getrennt und haben dann aber wieder zusammen gefunden. In der Phase, wo wir getrennt waren, habe ich mir Eigenheim zugelegt. Dort sind wir dann zusammen eingezogen und haben alles renoviert und auf Vordermann gebracht. Es ist inzwischen sehr schön hier. Leider hatten wir dann und wann immer wieder Differenzen bezügl. der Renovierung - mehr oder weniger aneinander vorbeigeredet, weil man nicht richtig zugehört hat, bzw. mein Mann der Meinung ist, ich habe keine Ahnung und bin das kleine Dummchen (nur weil ich dann und wann mal nachgefragt habe, warum er was so oder so macht). Somit habe ich dann nicht mehr gefragt.
Im Laufe der Zeit hat er auch gar nicht mehr gefragt, wo ich bin (wenn ich mal nicht zur Arbeit war, aber auch nicht zu Hause war). Es hat sich eine gewisse Gleichgültigkeit eingeschlichen. Er zeigte auch für alles, was ich gemacht habe, seit geraumer Zeit kein Interesse mehr. Geburtstage und Weihnachten wurden ignoriert.
Bei gemeinsamen Terminen hat er sich gar nicht mehr mit den anderen unterhalten. Saß einfach stumm da.
Hier zu Hause ging er mir auch immer mehr aus dem Weg - wir hatten uns schon räumlich getrennt und er war nur noch in seinem Zimmer. Er ging mir mit seinem Verhalten schon etwas auf den Geist. Anfang 2020 hatten wir uns dann darauf verständigt, das wir getrennter Wege gehen und er sich eine Wohnung sucht. Das hat erstaunlicherweise auch sehr schnell geklappt. Mit seinem Auszug Ende Februar 2020 ging es mir gut. Ich bin zur Arbeit gefahren und hatte am Wochenende meinen Nebenjob. Inzwischen ist es so, da ich im Homeoffice arbeiten, mein Nebenjob ist aufgrund von Corona auch eher eingeschränkt. Nun sitze ich hier alleine zu Hause und weiß nicht, wie ich den Tag rumkriegen soll. Sitze fast nur noch vor der Glotze und denke oft an die Zeit zurück, wo wir noch das ein oder andere gemeinsam gemacht haben (Spaziergang / Radtour etc.) . Nachts kann ich nicht mehr schlafen, weil mich immer wieder das Gedankenkarussell einholt, ob ich doch noch was hätte retten können, wenn wir mal ein vernünftiges Gespräch geführt hätten (dazu war er auch nicht mehr bereit). Mit seinem Auszug habe ich nie wieder was von ihm gehört. Mir fällt das Alleinsein soooo schwer und ich frage mich, ob ich mein Leben irgendwann wieder in den Griff bekomme. Hier zu Hause bekomme ich auch nichts mehr geregelt und mache nur noch das nötigste wie mal Saugen oder Wischen und den Geschirrspüler ausräumen. Termine im Freundeskreis mag ich auch nicht mehr wahrnehmen, weil dort alles Pärchen sind - das kann ich momentan schwer ertragen.
Mir geht es echt mies - trotz des tollen Wetters - und ich weiß mit mir nichts mehr anzufangen.
Wer hat ähnliche Erfahrungen und was kann ich tun, damit ich mein Leben wieder in den Griff bekomme ?

21.05.2020 14:22 • x 2 #1


B
Zitat von Brandi:
was kann ich tun, damit ich mein Leben wieder in den Griff bekomme ?

Lerne es mit dir selbst auszuhalten, das, was jetzt hochkommt, diese Einsamkeits- oder Verlassenheitsgefühle wollen angeschaut und verarbeitet werden. Lebe deine kreative Ader aus, suche dir Dinge, die dir Freude machen und erweitere sie. Mache etwas für deine Fitness, in Sachen Ernährung, schaue da, was du noch verbessern könntest. Was wolltest du bisher immer mal machen und hast es hinten angestellt ? Mache es ! Säubere deine Wohnung, stelle evtl. die Möbel um, kauf die schöne Bilder, neue Kissen, eine Kuscheldecke, all das was dir hilft dich heimisch, sicher, zuhause und geborgen zu fühlen zu können. Überwinde dich wieder ein paar Freundestreffen zu organisieren und wenn es nur ein kurzer Besuch ist, gute Freunde sind wichtig und nehmen dich auch wichtig!

22.05.2020 11:02 • #2


A


Trennung nach 20 Jahren Ehe - mir geht es schlecht

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L
Such dir ein Ehrenamt! Nichts hilft besser, als selbst zu helfen. Im Moment ist alles sehr schwierig, wegen Corona. Aber das geht vorbei. Inzwischen könntest du Pläne schmieden, was du alles tun willst. Magst du Hunde? Gehe mit welchen aus dem Tierheim Gassi. Magst du Kinder? Geh in den Kindergarten und bewirb dich als Vorleserin. Magst du ältere Menschen? Geh ins Heim als grüne Dame! Ich bin letzteres und es fehlt mir sehr, da ich es zur Zeit nicht ausüben kann. Aber wenn dieser Schice Corona Kram vorbei ist, starten wir durch! OK?

22.05.2020 11:22 • #3


P
@Hallo Brandi,

plötzlich allein sein ist eine neue Herausforderung und oftmals erscheint es so, als wenn das Leben an einem Selbst vorbeizieht, wo andere doch glücklich scheinen.
Eine Trennung ist immer mit Schmerz und auch mit einem Maß der Hilfslosigkeit verbunden.
Es liegt auch daran, dass die Gedanken an einer Trennung nichts anderes zulassen, bzw. die Fragen warum weshalb und hätte ich, dieses oder jenes anders machen können, im Kopf zu sehr beschäftigen. Aber das ist nur ein zeitlich bedingter Zustand, ein Zustand, den du ganz allein ändern kannst, wenn du bereit bist, die Trennung zu akzeptieren.
Das ist der erste Schritt, dann schau welche Möglichkeiten ergeben sich unter den derzeitigen Bedingungen Corona für dich in deinem Zuhause, z.B. vielleicht Sport Yoga, da gibt es immer Möglichkeiten, auch zu Hause in der Wohnung. Frage dich auch wo möchtest du noch hin in deinem Leben, mach einfach mal eine Liste, mit Dingen, die du schon immer mal machen wolltest.
Vielleicht eine Fremdsprache lernen, oder, oder, da gibt es bestimmt vieles, was dich interessiert, aber du immer aufgeschoben hast aus unterschiedlichen Gründen. Dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt dafür, fang an dich neu zu orientieren.
Es macht keinen Sinn, auf etwas zu warten, was keinen Wert mehr hat, auch wenn einiges mit schönen Erinnerungen verbunden war.
Den Wert eines Menschen erkennt man immer, an seinem handeln.
Es gibt immer einen neuen Weg, man muss ihn nur sehen und dann auch gehen.

23.05.2020 20:26 • x 1 #4


B
Hallo Ihr Lieben. Danke für das Feedback. Mir geht es heute nicht wirklich besser. Ich weiß, das ich selbst was machen muss, aber das fällt mir so schwer. Ich hätte auch während meiner Beziehung alle Dinge tun können, zu denen ich Lust hatte. Da hätte er nie was gegen gehabt.... bzw. es wäre ihm eh egal gewesen. Aber es gab nichts mehr, wozu ich Lust gehabt hätte. Und so geht es mir heute auch. Mir fällt es aktuell auch so schwer in Gang zu kommen. Da ich momentan im Homeoffice arbeite bin ich zu Hause auch alleine. Aber dieser Zusand kommt mir gerade recht, dann sieht und hört mich keiner.
Ich stelle mir die Frage, ob irgendwann der Antrieb (Hausarbeit , mit Freunden treffen etc.) wieder kommt.
Gibt es Tipps, wie ich nachts (ohne Tabletten und Alk.) wieder schlafen kann ?
Es geht mir wirklich nicht gut....

22.06.2020 15:21 • x 1 #5


DieSeherin
ist diese antriebslosigkeit denn wirklich erst mit der endgültigen trennung in dir hochgekrochen? für mich klingt es eher so, als sei das ganze schon während eures zusammenlebens als bequemlichkeit losgegangen?

und jetzt durch die coronabedingungen warst du nicht so ganz in der lage rauszugehen, dir ein neues leben zu gestalten?

22.06.2020 15:34 • #6


B
wo wir noch zusammen waren, hatte ich meinen Haushalt in Schuss . Ich musste ihm wahrscheinlich beweisen, das ich hier alles im Griff habe. Jetzt ist er weg und nichts ist für mich mehr sinnvoll. (sieht ja keiner).
Ich bin sonst auch mal alleine vor die Tür gegangen für einen Spaziergang nachmittags oder mal auf eine kleine Radtour... dazu fehlt mir momentan komplett der Antrieb. Wo er noch hier war, hatten wir auch oft Freunde zu Besuch - zum Essen / Grillen und nett beisammen sein. Danach ist mir jetzt gar nicht mehr .Einkauf für mich fällt mir sehr schwer und ich koche für mich alleine auch nicht. ... und ich denke immer wieder darüber nach, was ich /wir hätten anderst machen können (mehr reden ? - wobei wir immer wieder über die gleichen Dinge geredet haben und es hat sich nichts geändert). Meine Gedanken lassen mich nicht zur Ruhe kommen.

22.06.2020 15:47 • #7


DieSeherin
Zitat von Brandi:
Meine Gedanken lassen mich nicht zur Ruhe kommen.


dann versuche mal, dass deine gedanken eine andere richtung bekommen. nicht die vergangenheit zerkauen, oder das destruktive in den vordergrund stellen, sondern eine konstruktive richtung einschlagen!

was könnte dir antrieb geben? nur ein anderer mensch, oder ein termin? kannst du freunde nur zu zweit einladen, oder auch alleine ein kleines fest geben? könntest du ein zimmer vermieten, falls es ohne mitbewohner nicht geht?

22.06.2020 16:01 • #8


B
Die Gedanken umzulenken ist so schwer . Die Freizeitgestaltung haben wir - meistens auch harmonisch - meist zusammen gemacht. Das fehlt mir jetzt so sehr und da muss ich immer dran denken. Dann und wann treffe ich mal Freunde - aber damit ist meine Freizeit nicht gefüllt. Und zu diesen Terminen muss ich mich regelrecht aufraffen.
Ich könnte ein Zimmer vermieten - aber ich möchte keine fremden Personen aufnehmen.
Alle schreiben, das es irgendwann besser wird... aber ohne mein zutun wird das nichts. Braucht es jetzt noch seine Zeit, bis man wieder in Gang kommt ?
Freunde kann ich auch alleine einladen - aber momentan schaffe ich es mit dem Einkaufen ja gerade mal für mich... und hier auch nur das Nötigste. Und es wäre auch kein Antrieb auf ein Ereignis, auf das ich mich freuen, sondern das wäre eher eine Überwindung - und das möchte ich mir gerade nicht antun.

22.06.2020 16:08 • #9


DieSeherin
Zitat von Brandi:
Alle schreiben, das es irgendwann besser wird... aber ohne mein zutun wird das nichts. Braucht es jetzt noch seine Zeit, bis man wieder in Gang kommt ?


stimmt! ohne dein zutun passiert nichts! zum einen braucht es zeit, aber du solltest dir selber kleine aufgaben stellen... erst kleine ziele stecken und dann auf größere hinarbeiten.

und was gäbe es denn, auf was du dich vorfreuen könntest? irgendein urlaub, eine wanderung, ein treffen mit einer bestimmten freundin, ein schwimmbabesuch, ein städtetrip den du alleine machst...?

22.06.2020 16:27 • #10


B
Kleine Schritte habe ich schon versucht. Urlaub und Städtereisen alleine sind nicht so meins. Vielleicht komme ich da irgendwann man hin, das ich alleine in den Urlaub fahre.
Sport und Fitness Studio - bin auch auch nicht unbedingt. Das raten ja viele, das man sich sportlich betätigen soll.
Ich bin schon froh, wenn ich es mal zu einer kleinen Radtour oder zu einem kleinen Spaziergang schaffe.
Kann man an einer Trennung nach einer so langen Beziehung zerbrechen ?

22.06.2020 16:31 • #11


DieSeherin
Zitat von Brandi:
Kann man an einer Trennung nach einer so langen Beziehung zerbrechen ?


du, man kann bestimmt an vielem zerbrechen... man kann sich aber auch vor augen halten, was man schönes im leben haben und machen kann, sich selber einen gewaltigen tritt in den allerwertesten geben und nach vorne schauen.

hast du schon mal daran gedacht, dir professionelle hilfe zu holen?

22.06.2020 16:34 • #12


B
wir haben einen therapeutischen Dienst, was uns vom Arbeitgeber angeboten wird. Dort habe ich schon angerufen und danach ging es mir ein wenig besser. Aber ich bekomme immer wieder einen Einbruch. Alle guten Vorsätze für den Tag oder für den nächsten Tag kann ich dann morgens - aus Unmotivation - nicht mehr umsetzen.

22.06.2020 16:36 • #13


DieSeherin
dann mach dir ein morgenritual... jeden morgen musst du irgendetwas aufschreiben, was du genau an dem tag machst, was nicht mit der arbeit, oder notwendigen besorgungen zu tun hat. kleine sachen...

22.06.2020 16:39 • #14


B
Vielen Dank für deine guten Tipps. Das wurde mir auch schon so gesagt. Ich habe damit auch schon angefangen - mal klappt es und mal nicht... .
Du sprichst hier aus Erfahrung, oder ? Hast du auch eine Trennung hinter dir ?

22.06.2020 16:45 • #15


A


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