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Trennung trotz Liebe?

Fliesentisch
Liebe Forengemeinde,
ich (M27) hätte nie gedacht, mal hier zu landen. Ich war bis zum Donnerstag über zwei Jahre mit einer Frau zusammen, die ich als meine große Liebe erachte. Sie hat mich damals gewarnt, sie sei nicht einfach, doch wir beide kamen zusammen und haben über die Zeit viel Mist durchgestanden. Sie (jetzt 20) lebt noch zu Hause, wie ich auch während der Pandemie, hatte vorher eine Wohnung in der Universitätsstadt 100 Km entfernt, hat dort ihre Tiere und neben der Ausbildung noch zwei Nebenjobs. Ich genau so. Ihre mentalen Probleme, also ihre Instabilität, war öfter mal Thema, aber für mich nicht zwangsläufig überhäufig. Wir haben uns durch ihre ungesunden Familienverhältnisse gekämpft (Ihr Bruder war mit Herzinfarkt auf der Intensiv, mit 16, er lebt beim Alk., der seiner Exfrau und deren neuer Liebe seit Jahren das Leben zur Hölle macht und meiner Ex-Freundin genau so, sie hat, auch mit meiner Hilfe, die Selbstverletzung abgelegt, ihre erste freiwillige Flugreise gemacht, ihr erstes Petting mit mir erlebt, ihre kleine Halbschwester bei ihrem Vater besuchen können etc.), haben Widerständen getrotzt noch und nöcher.

Jetzt kam die Pandemie, ich war aufgrund einer Krebserkrankung samt OP und Chemo meines Vaters mit der Examensvorbereitung zu Hause und anstatt, wie sonst, jedes Wochenende nur kurz, haben wir uns auch mal öfter, auch unter der Woche sehen können. Für mich hat das komischerweise immer weniger gereicht, während es für sie laut eigener Aussage sowohl mehr als auch intensiver war. Schlussendlich habe ich einen dummen Streit vom Zaun gebrochen, weil ich sie trotz allen Stresses meinerseits immer wieder aufzumuntern und aufzubauen suchte, sie aber nicht drauf eingehen konnte, was mich frustrierte, noch mehr, wenn man die jetzige, herabgesetzte Stresstoleranz bedenkt. Wir haben uns dann vor zwei Wochen getroffen und geredet, eine kurze Beziehungspause gemacht, die sie mit dem Entschluss zur Trennung beendete. Wir haben beide Rotz und Wasser geheult, uns gesagt, dass wir uns noch lieben und dann schlussendlich noch mal auf eine zweite Chance geeinigt. Das war Samstags - Eine Woche später ist auch diese zweite Chance im Sande verlaufen, nachdem sie mir zwei Tage vorher schrieb, sie könne sich nicht mehr so öffnen und fühle die Mauern wieder, die sie in der Frühzeit unserer Beziehung daran hinderten, sich mir zu öffnen und könne so nicht mehr weiter machen. Hatte sie früher noch Kopfkino, wenn ich mal eine halbe Stunde nicht auf sozialen Medien antwortete, so meinte sie jetzt, das würde sie gar nicht mehr mitnehmen und sie würde auch keinen Kontakt suchen. Dazu kam dann noch ein Streit, weil wir Montag dann, ganz normal, mit Herzen und allem Verliebtsein geschrieben haben, Dienstag aber kaum noch, wobei mich schlussendlich das Schlafen gehen ohne Melden bei mir sauer machte. Das war dumm, ich weiß, aber die Beschreibung ihrer emotionalen Passivität vom Vorvortag hatte mich so verunsichert, dass ich das nicht einfach schlucken konnte.

Das Ende vom Lied: Sie machte zum zweiten Mal per Whatsapp Schluss, danach war ihr Handy aus. Ich habe eine halbe Stunde gewartet, dann bin ich zu ihr gefahren (Unsere Elternhäuser liegen Luftlinie 1 Kilometer auseinander) und mit ihr geredet. Sie sagte, der Entschluss sei endgültig und ich rangierte auf ihrer Interessenskala ungefähr in Höhe ihres Alk. Vaters auf der Stufe Ignorieren, das hätte ich nicht verdient. Nachdem ich heulend zusammengebrochen bin vor ihr und sie sich sichtlich aufraffen musste, mich kurz in den Arm zu nehmen, verabschiedeten wir uns mit Pass auf dich auf! und einer Umarmung Kopf an Kopf. Am Freitag sprach ich sie per WA auf das am Vorabend gemachte Angebot an, die Gründe für die Trennung nochmal ausführlicher zu besprechen und nicht in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, bei der sie sich den Allerwertesten abfriert. Bis heute kam keine Reaktion. Ich habe ihr einen Brief geschrieben, mich für die gemeinsame Zeit bedankt und ihr geschrieben, wie toll sie ist (Das zu erkennen, daran arbeitet sie seit einigen Wochen mit Selbsthilfebüchern - Daher wohl auch ihre Aussage, sie wolle jetzt auf eigenen Beinen stehen und ihre Grenzen austesten) und dass es mein letzter Liebesdienst sein wird, nicht ihrer Zukunft im Wege zu stehen, die dann ohne mich stattfindet. Melodramatisch, ich weiß, aber ich liebe sie von ganzem Herzen und will nur Eines: Dass sie glücklich wird. Wenn es sein muss, glücklicher, als mit mir. Eine gute Freundin habe ich gefragt, ob sie nochmal mit ihr reden kann (Blöde Idee, ich weiß), dabei kam nur heraus, dass sie sich ihrer Entscheidung ziemlich sicher sein soll, was ich einfach nicht glauben kann. Ich habe besagter Freundin dann, nachdem der Liebeskummer besser wurde, das Versprechen abgerungen, auf meine Ex-Freundin aufzupassen, wenn ich es schon nicht mehr kann und überlege nun, ob ich die Internet-Ex-zurück-Regel von 30 Tagen Kontaktsperre aushalte. Ich, für meinen Teil, glaube, dass sie aufgrund ihrer teils sehr verkorksten Kindheit einen Fehler macht, da sie keine Zukunft mit mir sieht und sich, ebenso für meine Begriffe, eher selbst die Schmerzen einer Trennung zufügt, als dass sie ertragen müsste, dass ich sie verletze, was nach ihrer Argumentation wohl unausweichlich ist. Das Wochenende war schlimm, ich habe wie beim Dro. geheult und gezittert und gefühlt Dutzende Freunde und Freundinnen um Rat gefragt - Es haben sich zwei Lager gebildet. 1. Das Ihr passt intellektuell sowieso nicht zusammen!.Lager (Weil ich studiere und sie nur eine Ausbildung macht, Fremdwörter verabscheut und sich mit mir einfach über andere Themen unterhält als beispielsweise meine beste Freundin und Studienkollegin) und 2. das Ihr wart ein Traumpaar!-Lager. Ich weiß nicht, wem ich glauben, was ich glauben soll.

So gerne würde ich die Beziehung wiederbeleben, von mir aus gerne auch nach einer Auszeit für uns beide, aber sie hat auch mich verletzt, und auch wenn ich jetzt sage, ich verzeihe ihr, dann ist das sicherlich auch noch von Idealisierung der vergangenen Zeit geprägt. Andererseits weiß ich gar nicht, ob sie wirklich nochmal wollen würde und wir einfach abwarten, bis sich unser Stresslevel etwas gelegt hat. In meinem tiefsten Innern will ich noch immer mit ihr alt werden, Kinder bekommen, zusammen ziehen und einfach Eins sein, aber was sie wirklich möchte, weiß ich nicht. Wir waren über die Jahre eigentlich ein gutes Team, haben viel Mist zusammen durchgestanden und die Gründe, die sie vorbringt, reichen für mich eigentlich nicht aus, um die Beziehung jetzt zu beenden, weil man keine Zukunft mehr sieht und wir an den Problemen, zu denen maßgeblich auch ihre emotionale Instabilität gehört, nicht wachsen. Vermisse sie maßlos und würde ihr eigentlich am Liebsten noch heute in die Arme fallen, aber sie hat sich von mir komplett zurückgezogen und, wie sie sagt, einen klaren Cut gesetzt. Für mich (Unser beider erste Beziehung) ist das nicht gut nachzuvollziehen, aber ich muss es natürlich akzeptieren. Nur in einem ganz kleinen Winkel meines Schädels rührt sich noch Hoffnung.

Bitte entschuldigt den langen und etwas wirren Beitrag - Seit Donnerstagabend bin ich auf einer emotionalen Achterbahnfahrt, habe Trauer, Wut, Hoffnung und Hoffnungslosigkeit mitgemacht und so einige Kardinalfehler begangen, von denen alle nach Trennungen abraten. Noch immer kann ich kaum essen, mich kaum aufs Studium konzentrieren, obwohl das bitternötig wäre. Zur Erholung brauche ich auch noch etwas, aber ich denke, ihr geht das ganz ähnlich, auch wenn sie es natürlich nicht zeigt. Wenn ich mir eure Geschichten durchlese, lese, was man in einer Beziehung alles aushalten muss, dann bin ich irgendwie immer noch geschockt, dass solche Lappalien bei uns so weit geführt haben. Natürlich sind es für sie keine Lappalien, es belastet und laugt sie aus, immer wieder mit ihren emotionalen Problemen konfrontiert zu werden, und es belastet, wenn beide Partner am Limit agieren, körperlich wie psychisch. Aber deswegen keine Zukunft mehr mit jemandem sehen, mit dem man einen Monat zuvor noch spielerisch über Kindernamen nachgedacht hat? Klar, wir sind in Teilen wie Feuer und Wasser - Sie will an den Strand, ich will Bewegung im Urlaub, sie will Kinder, ich muss mich damit erst anfreunden, sie will natürlich weiterhin Pferde, ich überlege, ob ich ihr das in Zukunft finanziell bieten kann, während sie unbedingt alles selbst stemmen will finanziell. Sie will einen (zweiten) Australian Shepherd, ich eher eine andere Rasse. Dinge eben, bei denen man so leicht, so einfach einen Kompromiss finden könnte. Und jetzt geht sie plötzlich davon aus, ich würde mit einer anderen viel glücklicher werden als mit ihr und das mit uns passe einfach nicht? Ich weiß wirklich nicht mehr weiter, würde diese Logik so gerne widerlegen, aber sie jetzt gewaltsam von diesem Weg abzubringen, würde alles nur noch schlimmer machen. Je länger sie weg ist, desto eher bin ich der Meinung, meine wahre Liebe gehen lassen zu haben, und auch, wenn ich mir einerseits keine Vorwürfe machen soll (Andererseits gab es laut ihr auch Rote Linien, die ich überschritten hätte), kann ich irgendwie nicht umhin, mir jede einzelne Situation im Kopf durchzuspielen und Gedanken darüber zu machen, wie ich sie anders hätte lösen können. Das berühmte Gedankenkarrussel, es rast.

Vielen Dank jedem, der sich das hier durchliest, dieses Forum ist eine echte Hilfe, wenn man im dunklen, tiefen Sumpf versinkt, der einmal Liebe war!

19.04.2021 19:55 • x 6 #1


TraurigerPatrik
Hallo ich bin der Patrik, bin ganz neu hier.
Habe gerade nicht viel Zeit, aber nur so viel: Auch hier eine Trennung trotz großer Liebe auf beiden Seiten. Sie war meine absolute Traumfrau die es niemals so wieder geben wird.
Du bist nicht allein mit Deinen Gedanken und Gefühlen.

19.04.2021 21:53 • x 1 #2


A


Trennung trotz Liebe?

x 3


Julia_
Ich bin in einer ähnlichen Situation. Mein Freund und ich mussten uns wegen seinen Eltern und der Religion/ Gesellschaftlichem Druck auf seine Eltern in ihrem Land trennen, obwohl wir gerne auch für immer zusammen geblieben wären. Es war jahrelang ein hin und her und es beschäftigt mich extrem, da es in meinem Fall auch ziemlich rassistisch ist( ich werde wegen meiner falschen Religion nicht akzeptiert, er kann aus seiner Religion nicht raus, man kann auch nicht konvertieren und würden wir abhauen dann käme es wahrscheinlich zu einem ehrenmord)
Letztendlich hat er sich aber dazu entschieden das zu machen, was seine Eltern wollen, sprich, keine Ehe/ Beziehung mit mir. Und daran kann ich nichts ändern. Und genau so kannst du auch an ihrer Entscheidung nichts ändern. Man muss es einfach so akzeptieren und dann versuchen weiter zu machen, auch wenn man keine Erklärung oder einen richtigen Abschluss bekommt. Ich weiß nur, wäre ich an seiner Stelle gewesen, dann hätte ich es durchgezogen, mit allen Konsequenzen. Er macht das aber nicht, dann ist er nicht bereit gleich viel für mich zu geben wie ich für ihn.
Wir waren 4 Jahre zusammen
Versuch jetzt einfach die Situation so stehen zu lassen. Konzentriere dich auf dein Studium. Ob deine Ex zurück kommt oder nicht kannst du nicht wissen. Aber wenn du dein Studium hast, dann hast du es auf jeden Fall und auch etwas für deine Zukunft. Versuch dir eine neue Routine zu machen, der Mensch empfindet etwas (ich glaube) nach 3 Wochen als normal. Also du kannst dich echt selbst austricksen. Man kann auch alte Erinnerungen mit einem Menschen im Gehirn nach hinten verschieben, indem man an die selben Orte geht, aber mit einem anderen Mensch. Wie eine Schublade, wo die neuen Sachen ganz vorne sind, an die erinnert man sich dann zuerst

19.04.2021 22:16 • x 2 #3


I
Zitat von Fliesentisch:
Liebe Forengemeinde, ich (M27) hätte nie gedacht, mal hier zu landen. Ich war bis zum Donnerstag über zwei Jahre mit einer Frau zusammen, die ich ...


Du hast es nicht mehr in de Hand, konzentrier dich auf dich selbst und hör auf ihr hinterher zu laufen, auch wenn es schwer fällt. Verlier dich nicht in irgendwelchen Dingen die mal gesagt wurden oder irgendwelchen Ex Back Strategien. Du enttäuschst dich nur immer wieder selbst.
Sie ist noch sehr jung, Probleme mal außen vor gelassen, da ändert sich die Einstellung und die Gefühle sehr spontan.
Es wird auch wieder besser werden

19.04.2021 22:30 • x 2 #4


Fliesentisch
Hallo @TraurigerPatrik - Danke für deinen Zuspruch! Tut echt gut, zu wissen, das man in dieser Situation nicht alleine ist!

@Julia_ Tut mir wirklich leid, das zu hören! Sicher ist es kein Trost für dich, aber ich hätte wahrscheinlich auch die Liebe gewählt, vor allen möglichen (Und bei dir wohl sehr ernsten) Konsequenzen. Das Problem hatten wir in ganz schwacher Form auch, sie ist technisch gesehen zwar konfessionslos, aber ihr Vater Muslim und hätte sie dann gerne auch in diesem Glauben erzogen, dagegen wehrt sie sich aber. Zumal Papa dann die Religion auch egal ist, wenn er Alk. will... Bin tatsächlich schon deutlich weiter, als ich erwartet hätte. Ich schaffe es, unsere Bilder und ihre Geschenke anständig wegzuräumen, habe meine Panikattacken abgelegt, wenn ich beim Sport an ihrem Haus vorbei komme und irgendwie das Gefühl, sie gehen lassen zu können. Da ist kein verletzter Stolz oder dieses unbedingte Wir müssen das unbedingt zusammen schaffen!-Gefühl, sondern einfach nur Dankbarkeit für und Stolz auf die gemeinsame Zeit und das gemeinsam Erreichte. Und da wir viel mit ihrem Hund draußen waren, nutze ich diese Orte jetzt eben für den Sport - Das erste Mal war komisch, aber schon beim zweiten Mal schaltet sich das unwohle Gefühl im Kopf einfach aus.

@lunderstand - Natürlich, in der Hand habe ich gar nichts. Verstehen würde ich aber natürlich schon gerne, was genau sie dazu getrieben hat, obwohl ich das Gefühl habe, dem Ganzen langsam nachspüren zu können. Sie ist jung, aber eigentlich sehr reif für ihr Alter, schlicht durch ihre schwere Kindheit, deshalb hätte ich das auch so nie erwartet, wie es gelaufen ist. Konnte heute das erste Mal wieder etwas für die Uni tun und wünsche ihr wirklich nur das Beste. Denke, der Brief, den ich ihr geschrieben habe, war eher ein Abschluss für mich als für sie relevant. Und diese Ex-Back-Strategien sind natürlich in der aktuellen Situation sehr verlockend, aber an sich genau so seriös wie die Bitcoin-Werbung vor dem Google Playstore, das ist mir schon bewusst.

Danke für eure Antworten!

19.04.2021 22:47 • x 2 #5


Julia_
Zitat von Fliesentisch:
Hallo @TraurigerPatrik - Danke für deinen Zuspruch! Tut echt gut, zu wissen, das man in dieser Situation nicht alleine ist! @Julia_ Tut mir wirklich ...

Freut mich, dass du schon einen Schritt weiter gekommen bist. Das ist wirklich super, man muss aber echt geduldig mit sich selbst bleiben wenn man es nicht ändern kann muss man halt dankbar sein, dass man überhaupt mal eine schöne Beziehung hatte und irgendwann wird man auch den nötigen Abstand dazu haben. Dann wird man auf diese schöne Zeit zurück blicken können, auch wenn es dann irgendwann mal ein Ende hatte.
Es gibt auch Leute, die nie eine Beziehung hatten oder wenn, dann nur ganz beschissene. Sind wir einfach froh, dass wir dieses Glück erleben durften. Irgendwann wird unser Leben sich wieder ändern, dann verstehen wir, warum es zum jetzigen Zeitpunkt nicht geklappt hat bzw. nicht klappen sollte 3

19.04.2021 23:02 • x 1 #6


Fliesentisch
Zitat von Julia_:
Freut mich, dass du schon einen Schritt weiter gekommen bist. Das ist wirklich super, man muss aber echt geduldig mit sich selbst bleiben wenn man es nicht ändern kann muss man halt dankbar sein, dass man überhaupt mal eine schöne Beziehung hatte und irgendwann wird man auch den nötigen Abstand dazu haben. Dann ...


Ich war selbst überrascht, wie schnell der Umschwung von Ich haue aus lauter Frust meine Faust gegen Bäume! hin zu einer Akzeptanz des Unvermeidlichen ging. Alle meine Freunde rieten mir Lass es raus, heule besser wochenlang, Hauptsache, es hilft!, und doch kann ich jetzt schon ohne Bauchgrummeln ihre Fotos anschauen, wenn ich sie beiläufig im Handy sehe. Erstaunlich, wie schnell das Hirn den alten Schutzwall wieder aufbaut... Gehörte tatsächlich auch zu denen, die nie eine Beziehung hatten, bis meine jetzige Ex kam. Dafür bin ich ihr dankbar, denn so habe ich Zweisamkeit und auch das Teilen meines Lebens kennen gelernt, was ich, Einzelkind, sonst nur sehr schlecht konnte. Dinge wie das Übernachten bei mir war für mich immer grausam, zudem mache ich mich im Bett extrem breit und brauche Platz, teile meine Sachen nicht gerne, weil ich damit extrem pfleglich umgehe etc. etc. Da jemand anderen ins Boot zu holen, hat viele Ticks gedämpft und war ein toller Nebeneffekt.

Habe auch das Gefühl, langsam dahinter zu steigen, warum es jetzt nicht geklappt hat. Viele sagen Hör auf, zu spekulieren, das heizt nur das Kopfkino an!, aber mir persönlich hilft das, um abzuschließen. Weiß nicht, wie es bei dir war, aber ich war immer der Meinung, meine Partnerin auch mental verstehen zu müssen - Ist einfach mein Anspruch an eine Beziehung und etwas, was ich vorher gelernt habe, weil ich allermeistens derjenige war, der in Situationen wie meiner geholfen hat. Diese Analyse nimmt dann viel vom noch vorhandenen Schmerz weg und hilft, positiv in die Zukunft zu blicken. Und wie du sagst: Unser Leben ändert sich, momentan schneller denn je!

19.04.2021 23:16 • x 1 #7


TraurigerPatrik
Ich finde es wichtig nicht zu schnell Abzuschließen und ruhig so lange zu trauern wie es jeder für nötig hält.
Ein hü und hott, hey mir gehts wieder gut deutet eher darauf hin, dass man entweder emotional abgestumpft ist, die Beziehung doch nicht so in die Tiefe ging oder man den Schmerz verdrängt. Alles nicht gut für die persönliche Weiterentwicklung. Man wächst nur im Schmerz.

Es ist außerdem ein Unterschied ob sich ein Paar in den 60ern nach 30 Jahren vermeintlich harmonievoller Ehe trennt oder ein Teenie nach ein paar Monaten Liaison. Weh tut beides, aber es hat eine ganz andere Qualität.

Ein Bekannter hat mir mal gesagt: Frauen leiden kurz und heftig, Männer lange und still. Tatsächlich kenne ich Frauen bei denen sich größte Dramen abgespielt haben, inklusive Suizidandrohung. Die haben dann geheiratet und Kinder bekommen, während der Mann immer noch im leise daran knabbert.Muss natürlich nicht immer so sein. Ist mir nur aufgefallen.

20.04.2021 01:17 • x 1 #8


Luto
Zitat von Fliesentisch:
habe ich einen dummen Streit vom Zaun gebrochen, weil ich sie trotz allen Stresses meinerseits immer wieder aufzumuntern und aufzubauen suchte, sie aber nicht drauf eingehen konnte, was mich frustrierte,

an der Stelle bin ich beim Lesen immer wieder hängengeblieben...aus welchem Grund und in welcher Form wollte es Du sie aufmuntern, warum frustrierte es Dich, dass sie nicht darauf einging?
Zitat von Fliesentisch:
Sie sagte, der Entschluss sei endgültig und ich rangierte auf ihrer Interessenskala ungefähr in Höhe ihres Alk. Vaters auf der Stufe Ignorieren, das hätte ich nicht verdient. Nachdem ich heulend zusammengebrochen bin vor ihr und sie sich sichtlich aufraffen musste, mich kurz in den Arm zu nehmen, verabschiedeten wir uns mit Pass auf dich auf!

das ist leider eindeutig und endgültig!
Zitat von TraurigerPatrik:
Ein Bekannter hat mir mal gesagt: Frauen leiden kurz und heftig, Männer lange und still.

Da ist ein wenig was dran, aber es ist nicht immer so...

20.04.2021 05:00 • x 1 #9


Heffalump
Zitat von TraurigerPatrik:
Ein Bekannter hat mir mal gesagt: Frauen leiden kurz und heftig, Männer lange und still.

Nicht allgemein gültig. Gibts auch umgekehrt, wirst im Forum genug Geschichten finden, wo gerade Männer kurz leiden und dann das nächste Blümchen pflücken.

Zitat von Fliesentisch:
und wir an den Problemen, zu denen maßgeblich auch ihre emotionale Instabilität gehört,

Es sind jedoch ihre Probleme, die Sie zu beackern hat. Du bist nicht ihr Therapeut sondern ihr Freund, auch du darfst Situationen haben, die nicht nach Lehrbuch laufen, sollte sie genauso aushalten können.

Zitat von Fliesentisch:
Aber deswegen keine Zukunft mehr mit jemandem sehen, mit dem man einen Monat zuvor noch spielerisch über Kindernamen nachgedacht hat?

Sie ist erst 20, sie kann und darf sich noch weiterentwickeln, wie jeder andere Mensch auch. Und egal wie das Pendel ausschlägt, es ist ihr Weg, den sie geht.

Ob sie sich zum Vor- oder Nachteil entwickelt, kann man jetzt noch nicht erkennen, aber du siehst, sie musste etwas tun, was ihr gefühlt wichtig genug war, es zu ändern. Alles ist möglich, auch das ihr euch wieder trefft und euch wieder toll findet, aber nicht in naher Zeit.

Konzentriere dich, wenn möglich, auf dein Studium, auf Dich. Wenn du nicht essen willst, trink Smoothies. Triff Freunde, mach a bissal Sport. Rede mit Familie und Kumpels. Sei für deinen Vater da.

Zitat von Fliesentisch:
Habe auch das Gefühl, langsam dahinter zu steigen, warum es jetzt nicht geklappt hat.

Und es gibt ein auf und ab, mal versteht man es schneller und mal holt es einen wieder ein. Wichtig ist, es zu akzeptieren und sich genug Zeit zu geben, es zu verstehen. Und es gibt genug Dinge, die man nie verstehen wird, dann sollte man es abhaken.

Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo du wieder nach Frauen schaust - und es wird nicht die Ex sein.

20.04.2021 05:54 • x 3 #10


Fliesentisch
@TraurigerPatrik Wenn das so ist, dann leide ich definitiv weiblich.

@Luto - Da wir uns kaum sahen, zeitbedingt, wollte ich sie nach der Arbeit per Whatsapp aufmuntern, da sie extrem ungern telefoniert. Sie war gefrustet wegen ihres Stresses, dachte (wieder) laut darüber nach, ihre Ausbildung zu schmeißen und hatte ein kleines finanzielles Problem, weil ihre Arbeitgeber ihre Steuer nicht auf die Kette bekamen. Also wollte ich sie bestärken und an ihre eigene Stärke erinnern, zumindest versucht habe ich es. Konnte sie zu dem Zeitpunkt nicht annehmen, und diesmal hat es mich nach einem ebenfalls langen Tag aber so viel Kraft gekostet hat, dass der Frust darüber zu sehr spürbar wurde. Ich war immer derjenige von uns, der versucht hat, sie mitzuziehen, und sie konnte in den allermeisten Fällen nicht direkt drauf eingehen, sondern hat laut eigener Aussage immer erst später gemerkt, dass mein Optimismus ihren starken Pessimismus insoweit neutralisiert hat, als dass sie sich durch Aufgaben getragen fühlte. Das ist natürlich dann für mich nicht immer einfach, weil du quasi jeden Abend investierst, aber das Gefühl hast, nur ganz selten und zeitversetzt einen Return zu erfahren.

@Heffalump - Natürlich darf sie sich weiterentwickeln, und eigentlich bin ich froh, dass sie das tut! Sie war als Kind eine graue Maus, hatte Angst vor Menschen, traute sich kaum, den Mund aufzumachen. Jetzt hat sie eine riesige Klappe, kann sich wehren (Vor allem gegen Männer, was ihr väterlicherseits abtrainiert werden sollte), paukt ihre Ausbildung samt Nebenjobs durch und schafft es noch, ihre Probleme anzugehen, von denen sie weiß, dass sie da sind. Ich weiß nicht, ob ich selber diese Kraft aufbringen könnte und ich denke, diese Weiterentwicklung kann sie extrem stolz auf sich sein lassen. Die Problematik Nicht Therapeut, sondern Freund dürfte mich da auch überfordert haben, weil ich die ganze Beziehung über gefühlt beides war - Ihre Probleme habe ich immer mit angegangen und auch oft genug, wenn auch nicht immer, helfen können. Das rächt sich am Ende natürlich, weil man sich ein Stück weit selbst verliert und überfordert. War allerdings hochmütig der Meinung, ich könnte das aushalten, bis mir der Stress einen Strich durch die Rechnung gemacht hat....

Versuche es jetzt wieder mit Konzentration auf das Studium, Essen klappt so langsam wieder. Komischerweise wurde mir bei allem, was in den Magen kam, extrem schlecht - Ob das einfach eine Stressreaktion ist oder eine bestehende Krankheit kläre ich gleich mal beim Hausarzt ab, es ist auf jeden Fall sehr nervig. Sport ist momentan täglich dran, meine Freunde haben mir sehr geholfen dabei. Und bezüglich des Verstehens: Natürlich, manche Dinge werde ich nie erfahren. Allerdings ist es mir schon wichtig, einen Menschen, von dem ich der Meinung war, er sei mein Seelenverwandter, nicht vollkommen unverstanden zurückzulassen. Für mich produziert das irgendwo auch Groll, wenn ich Dinge schlicht nicht nachvollziehen kann - Ich denke und zerdenke Situationen liebend gerne, schon immer. Seiten und Gedankengänge bei jemandem als mir völlig fremd zu akzeptieren, als für mich nicht nachvollziehbar, ist ein größerer Schritt für mich, der sich wahrscheinlich erst setzen muss.

Danke für eure Antworten!

20.04.2021 07:32 • x 1 #11


Heffalump
Zitat von Fliesentisch:
einen Menschen, von dem ich der Meinung war, er sei mein Seelenverwandter

äußert sich wie?

Ich bin bei dem Wort an sich sofort immer problematisch angehaucht. Denn nichts ist so variabel, wie die menschliche Psyche - und von daher sind Seelenverwandte ja zumindest theoretisch Zwillinge. Kann sie aber nicht sein, sonst würde sie sich dir exakt so annähern, das sie auf dich ebenso eingeht, wie du es ihr hast angedeien lassen.

nix für ungut.
Zitat von Fliesentisch:
Die Problematik Nicht Therapeut, sondern Freund dürfte mich da auch überfordert haben, weil ich die ganze Beziehung über gefühlt beides war

Und das kann einen viel mehr kosten. als nur die Eigenwahrnehmung.

20.04.2021 07:37 • x 1 #12


Fliesentisch
Zitat von Heffalump:
äußert sich wie? Ich bin bei dem Wort an sich sofort immer problematisch angehaucht. Denn nichts ist so variabel, wie die menschliche Psyche - und von daher sind Seelenverwandte ja zumindest theoretisch Zwillinge. Kann sie aber nicht sein, sonst würde sie sich dir exakt so annähern, das sie auf dich ...


Sagen wir mal so: Ihre Probleme sind mir nicht fremd, bei mir sind sie eben nicht so offen angehaucht, sondern drehen sich eher um innere Selbstzweifel und fehlenden Selbstwert in manchen Situationen. Ich weiß, dass ich bei Weitem nicht einfach bin, und wahrscheinlich auch selbst in einer Beziehung selbst viel Kraft verlange, nicht nur gebe. Dieses Seelenverwandte-Gefühl deutet für mich eher weniger auf einen seelischen Zwilling hin, sondern auf jemanden, der mich vielleicht besser verstanden hat, als ich mich, genau so, wie es lange auf der anderen Seite war.

Nenn mich naiv, idealisierend, romantisierend, aber dieses Gefühl habe ich tatsächlich, und zwar schon, seit wir die ersten Wochen über zusammen waren. Und egal, wie sehr ich mich auch geärgert habe über die Art der Trennung, es geht nicht weg. Ob das jetzt Seelenverwandschaft ist oder einfach nur Wertschätzung für jemanden, mit dem es in einer Partnerschaft nicht funktioniert hat, den ich aber als wunderbaren Menschen schätze - Keine Ahnung!

20.04.2021 07:46 • x 1 #13


Heffalump
Zitat von Fliesentisch:
sondern auf jemanden, der mich vielleicht besser verstanden hat, als ich mich, genau so, wie es lange auf der anderen Seite war.



Das ist eine schöne Erklärung, danke für.
Zitat von Fliesentisch:
es geht nicht weg.

Es kann auch der Wunsch sein, dies wieder zu erleben, zu fühlen. Es gehört ja zu dir und deinen Erlebnissen. Was du für Dich willst - und was du auch gerne gibst.
Das ist nicht auf einen einzigen Menschen bezogen, sondern ein Punkt, den du für dich als Wichtig erachtest und den der nächste Partner sicherlich wieder haben wird.

20.04.2021 07:54 • x 1 #14


Fliesentisch
Zitat von Heffalump:
:trost: Das ist eine schöne Erklärung, danke für. Es kann auch der Wunsch sein, dies wieder zu erleben, zu fühlen. Es gehört ja zu dir und ...


Ist einfach meine und der Grund, warum ich mich bei ihr immer wohl gefühlt habe.

Denke auch, aber ich habe gemerkt, dass ich sowas auch brauche. Wie gesagt, es war meine erste Beziehung und vorher habe ich sowas geahnt, aber es nie genau bestimmen. Wie gesagt, so richtig einfach bin ich auch nicht, beileibe nicht. Viele Spleens, Eigenheiten und ein absoluter Kopfmensch, damit muss ein Partner genau so umgehen können wie ich mit ihm.

20.04.2021 08:56 • #15


A


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