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Trennung von einem Bindungsphobiker

Lisa2305
Hallo zusammen,
Ich wurde vor etwa drei Wochen nach zwei Jahren Beziehung von heute auf morgen von meinem Partner verlassen. Ein gemeinsamer Urlaub stand vor der Tür, in 4 Wochen wäre er zu mir gezogen. alles schien perfekt, er sagte mir ständig wie sehr er mich liebe und brauche.
Und plötzlich, nach einem wunderschönen gemeinsamen Wochenende, klingelt mein Telefon und er macht in drei Sätzen mit mir Schluss. Er könne nicht sesshaft werden, er müsse sich von mir trennen.
Wir hatten danach noch etwas Kontakt und er meinte er sei krank, habe zwei Seiten in sich, eine dauerhafte und enge Bindung zerreiße ihn innerlich.
Und jetzt stehe ich da, den liebevollen fürsorglichen Partner der letzten zwei Jahre in Kopf und weiß einfach nicht wie ich das je verstehen soll.

10.08.2021 13:23 • x 4 #1


T
Das ist nicht wirklich schön. Aber wo ist da eine Phobie? Ihr seid 2 Jahre ein Paar gewesen und nun eine engere Bindung (zusammenziehen) möchte er mit DIR nicht.
So hart es klingt, aber hier wird gerne von Bindungsangst usw. gesprochen. Zumeist ist es aber ein ich möchte mich nicht eng mit DIR binden. Same as ich möchte keine Partnerschaft im Moment - heißt: ich möchte keine Partnerschaft mit DIR.
Auch werden gerne Krankheiten als Trennungsgrund angeführt. Zumeist eine Verantwortungsabschiebung, denn man selbst kann ja üüüüberhaupt nichts dafür, dass man so ist. Alles eine Folge unserer heutigen Überflussgesellschaft. Das nächste, vielleicht bessere liegt ein paar Klicks und warme Worte weit entfernt.

Vielleicht hilft dir das, die Dinge etwas pragmatischer zu sehen.

Wie alt bist du und wohin (Distanz) wäre zu dir gezogen gewesen? Hätte er neu anfangen müssen?

10.08.2021 14:05 • #2


A


Trennung von einem Bindungsphobiker

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Lisa2305
Naja weil er es ja selbst sagt, dass ihn enge Bindungen innerlich zerreißen. Dass er nicht so sein will, aber nicht anders kann.

Und das zusammenziehen und alles wurde von ihm forciert. Jeder gemeinsame schritt in diese richtung wurde von ihm aktiv gemacht und er hat immer nur positiv darüber gesprochen.
Er hat mir bis zum letzten Tag gesagt wie sehr er mich liebt.

Es wäre doch viel einfacher zu sagen, ich will das mit dir nicht.

Und nein er hätte nicht neu anfangen müssen. Hätte seine Arbeitsstelle behalten.

10.08.2021 14:54 • #3


Lisa2305
Achja außerdem habe ich im Nachhinein erfahren dass er seine Ex Freundinnen auf dieselbe Art und Weise hat sitzen lassen.
Zudem ist er bereits in therapeutischer Behandlung wegen sehr unschöner Erfahrungen in der Kindheit.
Also ich denke nicht, dass es so einfach ist wie du es darstellst.

10.08.2021 14:58 • #4


S
Liebe Lisa,

ich kann Dir den Schock nachfühlen, den Du erlebt hast! Erst mal einen dicken Knuddler!

Lisa, für mich hört sich das so an, als habe er kalte Füsse vor seiner eigenen Courage bekommen. Und sich dann relativ brutal für Dich getrennt.

Wie hast Du denn reagiert auf sein Schlussmachen?

10.08.2021 15:01 • x 1 #5


Nemaj
Zitat von Lisa2305:
Achja außerdem habe ich im Nachhinein erfahren dass er seine Ex Freundinnen auf dieselbe Art und Weise hat sitzen lassen. Zudem ist er bereits in therapeutischer Behandlung wegen sehr unschöner Erfahrungen in der Kindheit.

Hallo Lisa,

für mich hört sich das eher danach an, als hätte er Verlassensängste.
Und um einer erneuten schmerzhaften Erfahrung aus dem Weg zu gehen, beendet er lieber die Beziehung, als darauf zu warten, dass du es tun würdest.
Vielleicht hat er ja die Erfahrung gemacht, dass ihm nahe stehende Personen nie ganz und auf Dauer bei ihm bleiben.
Diese Verlusterfahrung hat sich scheinbar eingeprägt und überträgt er nun auf jede Art von Beziehung.
Indem er Schluss macht und auch den Zeitpunkt selbst bestimmt, behält er die Kontrolle und kann sich darauf vorbereiten.
Könnte das sein?

10.08.2021 15:12 • x 3 #6


Lisa2305
Genau diese Vermutung habe sowohl ich als auch seine Familienmitglieder.

Er hat eine schwere Kindheit hinter sich, wenig stabile Bezugspersonen, viele wechselnde Partner der Mutter, der Vater hat sich nie für ihn interessiert.

Eben deshalb ist er seit etwa 4 Monaten auch in Therapie.

Was er jetzt sagt ist eben dass er Bindung nicht aushalte, meine Vermutung ist genau wie du sagst auch, dass er tief in sich drin Bindung als Bedrohung erlebt. Nicht so wie normaler Weise als etwas schönes und Sicherheit spendendes.

Was mich so verrückt macht ist die Tatsache, dass ich jeden Weg mit ihm gegangen wäre und er alles absolut blockt aktuell.
Er bezeichnet sich selbst als Monster.

Was für mich auch so schwierig ist ist das Bild das ich von ihm noch im Kopf habe. Nämlich der fürsorgliche Liebende unglaublich sanfte Partner. Mein Kopf kriegt das Verhalten jetzt damit einfach nicht zusammen und lässt mich schier wahnsinnig werden.

10.08.2021 15:22 • #7


Lisa2305
Liebe sonnenblume53,

Siehe letzten Post von mir.

Danke für dein Mitgefühl.

10.08.2021 15:24 • #8


Nemaj
Zitat von Lisa2305:
Er hat eine schwere Kindheit hinter sich, wenig stabile Bezugspersonen, viele wechselnde Partner der Mutter, der Vater hat sich nie für ihn interessiert.

Dann hat er eine frühkindliche Bindungsstörung.
Menschen mit diesem Störungsbild können sich in der Tat selten auf längerfristige Bindungen einstellen.
Sie haben ja erlebt, dass Bindungspersonen austauschbar sind. Hauptsache, es gibt eine Person, die ihn vollumfänglich versorgt, um seine Grundbedürfnisse zu befriedigen.
Das Zusammenleben mit einem bindungsgestörten Menschen ist nicht einfach. Sie wollen zwar Nähe, wie jeder andere Mensch auch, können aber wiederum diese Nähe auf Dauer nicht ertragen.
Und genau das meinte er mit:

Zitat:
eine dauerhafte und enge Bindung zerreiße ihn innerlich.

10.08.2021 15:31 • x 3 #9


Anubie
Er scheint sich ja selber unter einen massiven Druck zu setzen. Muss das denn sein? Hast Du ihn gefragt, was wäre, wenn man das Zusammenziehen einfach lässt? Es klingt jetzt ja nicht so, als würdest Du ihm noch Druck zu seinem eigenen machen. Wenn er Dir als Mensch wichtig ist, würde ich, wenn er bereit ist zu sprechen, da nochmal drüber reden. Glaubst Du, da ist nichts mehr zu machen? Würdest du denn, ohne mit ihm zusammenzuziehen, die Beziehung fortführen?
Grade fühlt er sich vermutlich als ziemliche Niete, das tut mir fast leid für ihn. Für Dich als leidtragende unter seinem Zwang und Tunnelblick natürlich auch.

10.08.2021 15:33 • x 1 #10


DieSeherin
lass dich mal drücken - liebeskummer ist echt grässlich und bei dir stelle ich mir das noch mal eine ecke verzweifelter vor

ich weiß, dass du das jetzt noch nicht kannst, aber du solltest anfangen, nicht nur den zugewandten und liebevollen part(ner) zu idealisieren, sondern dir auch den egiostischen, verkorksten und knallharten kerl anschauen, der da wohl in ihm steckt.

ich finde es ja super, dass du ihn auf seinem weg durch therapie und sonstwas begleitet hättest, aber du hättest nie sicherheit gehabt, dass er der bleibt, in den du dich verliebt hast, dass er danach weiter an deiner seite geblieben wäre... und du bist jetzt in einem alter, wo du nicht mehr ewig zeit hast, falls du eine familie mit kindern haben möchtest.

10.08.2021 15:34 • x 1 #11


Lisa2305
Zitat von Anubie:
Er scheint sich ja selber unter einen massiven Druck zu setzen. Muss das denn sein? Hast Du ihn gefragt, was wäre, wenn man das Zusammenziehen einfach lässt? Es klingt jetzt ja nicht so, als würdest Du ihm noch Druck zu seinem eigenen machen. Wenn er Dir als Mensch wichtig ist, würde ich, wenn er bereit ist zu ...


Er lässt sich aktuell auf gar nichts ein.
Er würde nie wieder eine Bindung eingehen bevor er sich nicht im Griff habe...

Ich denke ich war immer eine sehr verständnisvolle und wie du sagst nicht Druck machende Persönlichkeit.
Ich habe ihm zu jeder Zeit meine volle Unterstützung und Verständnis zugesichert.
Er hat sich wohl was seine Kindheit betrifft bei mir auch das erste mal so richtig geöffnet...wir haben den Weg zur Therapie für ihn gemeinsam beschritten.
Nun scheint es ganz so als sei ich sein "Türöffner" gewesen seinen Schmerz zu verarbeiten.
Leider geht es mir dadurch ja nun auch nicht besser.

10.08.2021 16:11 • x 1 #12


Lisa2305
Zitat von DieSeherin:
lass dich mal drücken - liebeskummer ist echt grässlich und bei dir stelle ich mir das noch mal eine ecke verzweifelter vor ich weiß, dass du das jetzt noch nicht kannst, aber du solltest anfangen, nicht nur den zugewandten und liebevollen part(ner) zu idealisieren, sondern dir auch den ...



Auch die Sache mit Familie und Kindern ist für mich sehr schlimm.
Wir haben auch diese Schritte schon gemeinsam geplant und er wusste immer dass ich mir das sehr wünsche. Er behauptete auch immer, er wünsche sich das auch.
Eine Woche vor der Trennung lagen wir noch zusammen auf dem Sofa und er meinte: "wenn ich bei dir bin kümmern wir uns um was kleines".
Daher zerreißt es mich aktuell innerlich fast.

10.08.2021 16:14 • x 1 #13


Hansl
Zitat von Tin_:
So hart es klingt, aber hier wird gerne von Bindungsangst usw. gesprochen. Zumeist ist es aber ein ich möchte mich nicht eng mit DIR binden. Same as ich möchte keine Partnerschaft im Moment - heißt: ich möchte keine Partnerschaft mit DIR.
Auch werden gerne Krankheiten als Trennungsgrund angeführt. Zumeist eine Verantwortungsabschiebung, denn man selbst kann ja üüüüberhaupt nichts dafür, dass man so ist. Alles eine Folge unserer heutigen Überflussgesellschaft. Das nächste, vielleicht bessere liegt ein paar Klicks und warme Worte weit entfernt.

Ja.
Das liegt auch im Bereich des möglichen.
Aber genauso kann seine Aussage der Wahrheit entsprechen.
Man muß sich entscheiden, ob man es wissen will, oder selbst wegwirft.
Eine Frage der Liebe.

10.08.2021 16:17 • #14


Hansl
Zitat von Lisa2305:
Daher zerreißt es mich aktuell innerlich fast.


Nicht einbrechen.
Stark werden und die Sache richtig abklären.

10.08.2021 16:18 • x 1 #15


A


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