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Über das Kämpfen

K
@unregistriert Ich musste das tun. Ich bekam Panikattacken nachdem ich 7 Monate zuhause war, wenn ich nur vor die Tür gehen wollte. Es kam ganz schleichend. Zuerst stand ich nur in der Wohnungstür, von wo ich wieder umdrehte, weil ich mir überlegt hatte, nun heute doch nicht einkaufen zu gehen/gehen zu müssen. Ich war ja krank geschrieben. Nichts drängte mich. Irgendwann schnallte ich, dass das nicht nur Depression und / oder Unlust sondern auch Angst vor Menschen, dem Supermarkt usw. ist. So kannte ich mich überhaupt nicht. Angst vorm Einkaufen? Ich? Im gewohnten Umfeld?

Da beschloss ich, mir einen ambulanten Therapieplatz zu suchen, nachdem das mit der Klinik gescheitert war und ich in genauso desolatem Zustand (und einem Sack voll unfassbarer Geschichten) wieder rausgekommen wie reingegangen war, und wieder arbeiten zu gehen.

Welche Wahl hätte ich gehabt? Ich habe weder ein besonders tatkräftige Familie (damals hatten wir noch Kontakt), noch einen Partner oder neben meinen Freunden sonst jemanden, der mich unterstützt hätte.

Ich brauchte Geld. Ich hatte kurz vorher meine Wohnung finanziert und zu dem Zeitpunkt im Leben nicht daran gedacht, dass es mich mal so aus dem Sattel werfen könnte. Energie und Kraft, die Hütte wieder abzustoßen und günstiger zu leben, hatte ich nicht.

Was ich damals hatte, war eine Affäre, die mich sehr getragen und gestützt hat. Im Grunde war das meine einzige freiwillige Verbindung zur Außenwelt. Ich habe da sehr viel bekommen. Da ich nicht verliebt war, war das eine gute Kombination für mich in dieser Situation. Ich konnte alles loslassen, war in schönen Hotels und genoss einfach da Zusammensein und den Austausch. Die Affäre ging übrigens in die Brüche, als ich wieder anfing zu arbeiten.

Für mich war es der richtige Weg, die Zügel wieder selbst in die Hand zu nehme, auch wenn es sich nach unmenschlichem Kraftaufwand anfühlte. Ich weiß, dass ich immer gefährdet bleibe. Ähnlich wird es wohl leider bei Dir sein.

EDIT:
Weil ich um die Gefährdung weiß, bin ich so unglaublich froh darüber, dass es mich nicht zwar niedergeschmettert, aber nicht in dieses besondere tiefe schwarze Loch gezogen hat, als ich verlassen wurde.

18.11.2017 23:12 • x 1 #1126


U
Es gibt leider auch viele Menschen, die sich in Deiner damaligen Situation in Alk. flüchten oder anderes Zeug, und sich damit erst richtig fertig machen. Gar nicht wenige. Da war Deine Entscheidung vielleicht auch durch Druck von Außen geprägt, aber Du hast Dich nicht aufgegeben, sondern Kampfeswillen bewiesen. So heisst ja auch Dein Thread.

Gut auch das Du Unterstützung von Deiner Affaire hattest und wundert mich gar nicht, das es nach der Krankheitsepisode zu Ende ging. Ich glaube für Außenstehende sind wir da Dr. Jekyll und Mr. Hyde, so ändert die Krankheit die eigene Persönlichkeit, wenn sie aktiv ist.

Wusste Dein Ex-Freund von dieser Vorgeschichte?

18.11.2017 23:27 • #1127


A


Über das Kämpfen

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K
@unregistriert

Kompensation durch Suchtmittel gibt es oft. Das stimmt.

Die Affäre ging allerdings weniger wegen meiner Gesundung (sofern man davon sprechen kann) sondern aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen zuende. So konnten wir nicht mehr tagsüber stundenlang telefonieren und seine Firma reduzierte zeitgleich die Geschäftsreisen drastisch.

Ich glaube, Du kannst in vielen Fällen mit Dr. Jekyll und Mr. Hyde Recht haben. Aber eine so akute Phase wie damals hatte ich nie zuvor und nie wieder. Ich hatte immer schwermütige Phasen im Leben, aber ich ich zog mich dann für ein paar Tage zuürck und danach war es wieder gut. Ich konnte das also ziemlich gut verbergen.

Mein Ex wusste davon. Er hat mir wegen meines gestörten Verhältnisses zur Arbeit auch gelegentlich empfohlen, über eine neuerliche Therapie nachzudenken. Ich wusste, dass ich das auch tun musste, aber weniger wegen der Arbeit als wegen der Depression, die sich meiner wieder bemächtigte. Doch alles braucht seine Zeit. Für ihn sah es so aus, als würde ich nichts tun dahingehend, aber in mir arbeitete es. Als er schon mit seinem Herzen oder was auch immer woanders war, wurde er in dieser Hinsicht (also mein Verhältnis zur Arbeit) ungehaltener, ungeduldiger und anmaßender. Da betraf wohl so die letzten drei Wochen. Heute nehme ich an, es war eher die Wut über sein eigenes Unvermögen mit der Situation, in die er sich gebracht hatte, angemessen umzugehen. Damals habe ich es nicht verstanden und fühlte mich sehr ungerecht wahrgenommen. Bei einem unserer letzten Treffen kam wie aus dem Nichts eine heftige und laute Anklage über mich. Ich wusste gar nicht recht, wie mir geschah, da es so gar nicht seiner Art entsprach.

Ich sagte ihm nach der Trennung meine Wahrnehmung davon bzw. wie ungerecht ich es zusätzlich fand, dass er sein mieses Verhalten darüber kompensierte, mir - noch dazu in dieser Heftigkeit - Untätigkeit vorzuwerfen. Er behauptete, er sei einzig und allein von der Sorge um mich angetrieben worden. Sicher doch!

18.11.2017 23:46 • #1128


U
Man muss den Gesunden zu Gute halten, das sie tatsächlich nicht verstehen können, wie sich so eine Störung anfühlt. Mir hat das immer doppelt so weh getan wenn es mir gerade eh schon sch. ging und ich mit Gesicht nach unten auf der Couch lag und versucht habe einfach zu überleben - und neben mir ein geliebter Mensch stand, der sich wahnsinnig um mich sorgte und sich ständig überlegt hat, wie er mir helfen könnte.

Nur kann man in so einer Phase a) nicht reden, b) schwer denken und c) kann leider kein Außenstehender akut was tun, ausser einen vielleicht mit der Bratpfanne ko schlagen.

Vielleicht hat er es so empfunden, wie er sagt. Wir Männer ticken da lösungsorientiert, wo im Moment vielleicht nur Aufmerksamkeit gefragt wäre. Und vielleicht konnte er auch nicht sehen, wie es in Dir arbeitet.

Aber, und jetzt kommt das große moralische AAABER: Wenn mann weiss, was da für Krankheitsprozesse im waren und vermutlich noch sind, aber nicht damit leben kann (sei jedem gesunden zugestanden). Dann ist der Warmwechsel mit
überlappenden Partnertätigkeiten an Haus und Bett das absolute mega-no. Er wusste, was er damit anrichten kann. Verlassen werden ist schon so schlimm genug, da braucht es nicht noch zusätzliche Katalysatoren!

Gut das Du ihm direkt gesagt hast, wie Du die Show empfunden hast. Klar haut er auf Dich ein, sonst müsste er sich ein persönliches A. tum eingestehen. In seinem innersten weiß er das ganz genau.

18.11.2017 23:58 • #1129


K
Zitat:
von der Sorge um mich angetrieben worden


AR SCH!

so was mag ich ja auch total, irgendwelche niederen Beweggründe tarnen als vermeintlich nur zum Besten des anderen.
und das:
Zitat:
nehme ich an, es war eher die Wut über sein eigenes Unvermögen mit der Situation, in die er sich gebracht hatte, angemessen umzugehen

das würde ich nicht nur annehmen an Deiner Stelle, das würde ich in Granit meißeln. Und, im Zweifel für den Angeklagten, hatte er vielleicht auch mit seinem Gewissen zu kämpfen. Liest man ja auch hier häufiger, erst alles tralalla und dann wird der liebevolle Partner zum K otzbrocken.

Gottseidank musstest Du das nicht länger ertragen, also, Monate oder so in der er abcheckt, ob das hinhaut - allerdings stelle ich mir auch vor, dass Du da nicht lange ohne Ansage ruhig geblieben wärst

wie geht es Dir denn heute?

19.11.2017 00:08 • x 1 #1130


K
@unregistriert

Die Depressionen habe ich meist mit mir selber ausgemacht, aber ich kenne, was Du beschreibst, von dreitägigen Migräneanfällen. Da hätte ich jeden töten können, der mir helfen wollen. Ich hatte damals einen Kollegen, der brachte mich immer zu Fuß nach Hause, wenn es mir so schlecht ging. Er lief treu sorgend neben mir her, weil er mir etwas Gutes tun wollte. Doch für mich war nur ein zusätzlicher Reiz und an deren Überflutung litt ich eh schon. Genauso meine Mutter, die manchmal um ich herum schlich. Sie meinte es gut, aber wäre sie doch zuhause geblieben. Ich weiß noch, dass ich einmal im dunklen Raum lag und aufs Sterben wartete.Das klingt sehr nach Drama, aber das ist es, wovon man denkt, dass es Erlösung bringen würde. Sie kam herein und fragte mich leise, ob ich eine Strickjacke für sie hätte und ich dachte nur, dass ich sie umbringe, wenn sie mich noch einmal anspricht. Ich konnte ihr nicht mal sagen, wo sie eine Jacke findet. Es war zu viel, das zu tun. Ich war damit ausgelastet zu liegen.

Was Du in Bezug auf den Ex beschreibst, ist - so vermute ich - der Grund, warum er nicht früher klar Schiff machte. Ich nehme an, er hatte befürchtet, dass ich das mit der schlechten Situation bei der Arbeit, der drohenden OP, meiner Verliebtheit und der Burnout-Geschichte im Hintergrund nicht bei gleichbleibender geistiger Verfassung überstehen würde. Und ehrlich gesagt, glaubte ich das auch nicht. Ich glaubte, das wäre der Kick in mindestens die nächste Therapie, wenn nicht sogar in eine andere Klinik. Doch: voilá! Da bin ich!

Mein Zustand hinderte mich übrigens nicht daran, ihm klar zu machen, für was für ein borniertes A-loch ich ihn halten würden, den schließlich hätte ich vorher ohne ihn gelebt und würde das ganz sicher auch hinterher tun (können). Und: voilá! Da bin ich!

19.11.2017 00:15 • x 1 #1131


aquarius2
Zitat von KBR:
Nein, dafür benötigt man bestimmte private oder berufliche Backgrounds, die ich nicht habe. Ich glaube, das würde mich auch zu sehr frustrieren.


Meine Schwester war lange Jugendschöffin, was sind denn das für Qualifikationen?
-Eigene Kinder? Sie hat 3 Jungs, aber alle wohlgeraten....
-Ausbildung? Erzieherin und Psychologin

Ich werde wohl keine Schöffin... zwei mal haben mich meine Nachbarn und Patienten vorgeschlagen. Ich wurde nie genommen die nehmen angeblich keine Leute, die einen sozialen Beruf haben.... Haben die etwa Angst, ich wäre zu weichherzig?

19.11.2017 00:19 • x 1 #1132


K
@Küstenperle

Ja, die Wut über das eigene Unvermögen, mit schwierigen Situation adäquat umzugehen, schlägt gern mal in sinnlos aggressive Verhaltenswesen gegen den Noch- oder Nichtmehr-Partner um. Das läuft dann auch unter Schuldumkehr. Ich weiß noch, dass er sehr heftig reagierte, weil ich mich gegen die Bewerbung auf irgendeine Stelle entschieden hatte. Auch das war sehr merkwürdig. Denn er fand vielleicht nicht alle meine Entscheidungen gut, aber er hat sie akzeptiert und mich darin unterstützt (bis zu diesem Punkt eben).

Zitat:
Gottseidank musstest Du das nicht länger ertragen, also, Monate oder so in der er abcheckt, ob das hinhaut - allerdings stelle ich mir auch vor, dass Du da nicht lange ohne Ansage ruhig geblieben wärst

wie geht es Dir denn heute?


Das stimmt. Nach allem, was man auch hier lesen kann, hat er sich im Vergleich zu anderen recht schnell entschieden, der Sache ein Ende zu machen. Allerdings ja auch erst, nachdem er sich sicher war, dass sich auch seine Kollegin in ihn verknallt hat und nicht etwa, als er sich klar war, dass das bei ihm Ausmaße annimmt, die nicht mehr mit unserer Beziehung konform gehen. Aus seiner Sicht tat er es, sobald er sich sicher war. Aus meiner Sicht tat er es viel zu spät.

Wenn er mir vier Wochen vorher gesagt hätte, er würde Gefühle für eine andere Frau entwickeln, hätte er gehen können. An der Stelle würde ich ganz klar nicht kämpfen. Ich würde wie eine Löwin kämpfen, wenn es um andere Probleme geht, aber nicht bei deartigen. Er hätte ohne Drama gehen können, aber stattdessen hat er mich gedemütigt und ausgenutzt.

Danke, dass Du fragst. Mir geht es heute gut. Einmal war mir ganz kurz duselig, aber ansonsten ist alles im Lot.

19.11.2017 00:24 • x 2 #1133


U
Kann sein das er besorgt war, glaube ich ihm aber nicht wirklich. Er hätte keine neue Frau klar machen, wenn er ernsthaft besorgt gewesen wäre. Ihr Mädels habt da einen siebten Sinn für den tatsächlichen Zustand eines Typen.

Ich hab das in einem anderen Thread hier schon geschrieben, es gibt Möglichkeiten wie Partnerschaften zwischen gesunden und mit Depressionen beeinträchtige Menschen glücklich werden können. Zumindest sind das meine Forschungsergebnisse aus der Wildnis da draußen. Das müssen aber beide WOLLEN. Und gerade der (Angst-)gestörte Mensch muss dafür massiv an seiner Eigenwahrnehmung der Krankheit arbeiten.

Zitat von KBR:
Mein Zustand hinderte mich übrigens nicht daran, ihm klar zu machen, für was für ein borniertes A-loch ich ihn halten würden, den schließlich hätte ich vorher ohne ihn gelebt und würde das ganz sicher auch hinterher tun (können). Und: voilá! Da bin ich!


Ich bin echt stolz auf Dich Ab und zu muss man die Lernerfolge der Mitmenschen forsieren

19.11.2017 00:27 • x 1 #1134


aquarius2
Zitat von KBR:
Wenn er mir vier Wochen vorher gesagt hätte, er würde Gefühle für eine andere Frau entwickeln, hätte er gehen können. An der Stelle würde ich ganz klar nicht kämpfen. Ich würde wie eine Löwin kämpfen, wenn es um andere Probleme geht, aber nicht bei deartigen. Er hätte ohne Drama gehen können, aber stattdessen hat er mich gedemütigt und ausgenutzt.


Ja, sobald ein Mann nach rechts und links guckt kann man ihn ziehen lassen, fiel mir auch nicht schwer... Schwerer ist es mich von seinen Enkeln loszusagen, aber um die kümmere ich mich so, dass Opa wenig von mir hat...

19.11.2017 00:30 • x 3 #1135


K
@aquarius2 Ich nehme an, das ist von Bundesland zu Bundesland ein wenig unterschiedlich.

In der Tat muss man in HH eigene Kinder haben oder in einem sozialen oder sogar kinderbezogenen Beruf arbeiten, soweit ich weiß.

Ich weiß nicht, ob dann bei den Jugendschöffen die Auswahl anders zustande kommt, aber hier in HH wird man per Zufallsprinzip aus dem Einwohnerregister ermittelt oder man meldet sich zum normalen Schöffenamt freiwillig. Dann erfolgt eine Prüfung, ob man die Voraussetzungen erfüllt (irgendein Mindestalter .. mehr fällt mir gerade nicht ein). Falls ja, kommt man auf eine Vorschlagsliste und von dieser wählt die Kommunalpolitik die Schöffen für jeweils 5 Jahre.

19.11.2017 00:31 • #1136


aquarius2
In Bayern kann man sich auch freiwillig melden, ich wurde vorgeschlagen, von Leuten die mich privat und beruflich kennen. Meine Schwester übrigens auch, die haben sie mit Kusshand genommen. Einmal war ich zu einem Prozess, wo sie Schöffin war. Ich kam mit, wollte/sollte mir das ansehen, die richterin fragte mich als einzige Zuschauerin, warum ich da sitze, ich sagte wahrheitsgemäß, ich bin die Schwester einer Schöffin, sie lächelte denn meine schwester hatte ihr mal erzählt, dass ich Krankenschwester und Heilpraktikerin für Psychotherapie bin und der Prozess begann. Es ging um s.uelle Nötigung, der Täter war ein ganz kleiner Typ, das Opfer eine junge Frau, die mit 20 Jahren 3 Kinder hatte. Nach ihrer Aussage war ihr schlecht und ich begleitete sie nach draußen, wobei sie mir ihre sehr traurige Lebensgeschichte erzählte.
Der junge Mann bekam wie ich fand eine angemessene Strafe und begab sich freiwillig wieder in Therapie.
Den zweiten Prozess habe ich verpasst.

19.11.2017 00:39 • #1137


K
@aquarius2 Ja, bei Gericht kann man einiges erleben und erfahren, was menschliche Abgründe angeht.. Aber ich glaube, das tut man in Deinen Berufen und in manchen, die ich ausübte auch.

19.11.2017 00:42 • x 1 #1138


K
Stärker als zuvor
Ein paar Tage, bevor Du gegangen bist, lerntest Du meinen besten Freund und eine unserer Traditionen kennen. Es war an der Zeit.

Einen Tag, bevor wir zu S. wollten, hatte ich Dich gefragt, ob Du wirklich mitkommen möchtest. Du sagtest, Du würdest Dich darauf freuen, ihn kennenzulernen. Ich habe Deine Stimme und die Betonung noch im Ohr.

Bevor wir dann aufbrachen, gab es eine kleine ungewohnte Turbulenz auf Deiner Seite und wie in diesen Tagen oft wirktest Du angespannt und ungehalten. Ich konnte mir das nicht erklären. Ich biss mir auf die Zunge wegen Deiner Art und fügte dieses gedanklich auf die Liste der Dinge, die ich mit Dir besprechen wollte, sobald Du etwa eine Woche später umgezogen sein würdest, weil ich vor dem Abend bei S. nicht unseren ersten Streit haben wollte.

Bei S. angekommen, gab es ein gegenseitiges Abchecken und zunächst etwas reserviertes Verhalten von beiden Seiten, doch ich moderierte und so seid Ihr gut ins Gespräch gekommen. Ihr entdecktet Eure gemeinsamen Wellenlängen - über mich hinaus. Ich scherzte, dass ich Euch wohl nicht hätte zusammenbringen dürfen, weil ich jetzt immer gegen zwei ankommen müsste. Wir verbrachten einen lustigen Abend, an dem Ihr mich u.a. zu überzeugen versuchtet, dass ich un-be-dingt Sp*ceballs und noch irgendetwas anderes schauen müsste (Tramsformers?). Andernfalls wäre ich kulturell quasi verkümmert. Ich entgegnete, dass das garantiert Männerfilme wären, die bei den meisten Frauen eher Verständnislosigkeit erzeugen würden. Usw. usw. Wir saßen eng aneinander auf dem kleinen Zweisitzer von S. und alberten herum.

Ihr beide habt Euch herzlich verabschiedet und Du hast S. zum Gegenbesuch in Deine neue Wohnung eingeladen. Ich war ein wenig überrascht, da Du ansonsten nicht so der Socializer bist und glücklich, dass Ihr Euch verstanden habt. Auf dem Rückweg überlegtest Du im Taxi, was Du kochen könntest, während Du - wie stets - meine Hand in Deinen Händen gehalten hast und wir uns gemeinsam über den schönen Abend freuen. Ich saß neben Dir und war sehr zufrieden mit allem, so dass ich mein unbestimmtes Gefühl, dass wir eine Krise hätten, die ich ja auch überhaupt nicht genauer definieren konnte, innerlich für absurd erklärte.

Ich war mir so sicher, dass alles gut bleiben würde. Du und ich waren die Zukunft. Das war mir klar. Nichts würde das ändern.

Ein paar Tage später trenntest Du Dich. Ich habe Dir gesagt, was für ein guter Schauspieler Du bist, aber dass das alles andere als ein Kompliment sei.

Auf einmal schien sich alles geändert zu haben!

S. war es, der bei mir mit Sack und Pack anrückte und mich vor und nach der OP versorgte. S. war es, der sich klaglos mein Klagen anhörte und bisweilen einen Punkt setzte. S. war für mich mit empört über Dein falsches Verhalten und erklärte Dich für gestorben.

Sobald er von seiner Weltreise zurück ist, werde ich Sp*ceballs mit S.schauen. Wir werden uns gegenseitig aufziehen und uns über die nächsten 10 Jahre Freundschaft freuen. Unsere Beziehung hast Du kaputt gemacht, aber alles andere bleibt - stärker als zuvor!

19.11.2017 11:26 • x 2 #1139


K
Wahnsinn, auch das scheint irgendwie ein Muster zu sein, las ich hier auch schon häufig - es werden gemeinsame Urlaube, größere Anschaffungen detailliert und vermeintlich freudig geplant um dann: zack! abzuhauen.
*beep* ingfassbar!

Der Verlobte einer Bekannten von mir hat sich getrennt, nachdem die beiden eine Weltreise geplant haben!
Monatelang.
(fällt mir jetzt nur gerade ein, wo ich das von S las)
2 Wochen vor dem Start hat er Schluss gemacht und ist bei einer anderen Lady eingezogen.
(damals hab mir übrigens eingebildet, dass ich zumindest eine veränderte Gefühlslage bei ihm wahrgenommen habe - auf Partys/gemeinsamen Unternehmungen hat er sie irgendwie anders angesehen)
Egal ...

ich wollte noch mal zu einem etwas älteren Thread zurück kommen, Du schriebst von Deinem Job als Reaktion auf meine Bemerkungen dazu.

Für mich kam das mit den moderierten Meetings mit einem Job-upgrade auf mich zu - sozusagen ein add on.
Bei Dir las ich heraus (Schützlinge), dass Du überwiegend mit jungen Berufsanfängern zu tun hast?
Bei mir ist das mit den Meetings/Vorträgen überwiegend eher ein reporting der Geschäftsleitung (jeweils alle Hierachie-Ebenen) gegenüber.

Mein Team besteht aus selbständig arbeitenden Berufserfahrenen Kollegen und besteht (Gottseidank sage ich mal ganz provokant) aus 80% Männern.

Zu Beginn habe ich mich noch minitiöööös darauf vorbereitet um sozusagen auf ALLES was an Fragen/Angriffen/Schuldzuweisungen aufkommen könnte, entsprechend reagieren zu können.

Mit der Zeit wurde mit klar, das ist alles auch nur Sülzkram - auch in den Meetings sind überwiegend, wie das halt oft ist in den oberen Etagen eines Unternehmens - Männer.
hier Lesson lerned: Die trommeln sich dann halt Gorillamäßig gerne mal ne Stunde auf die Brust um dann wieder einvernehmlich in ihre jeweiligen Büros zu trotten und ... Kaffee zu trinken?
Kochen alle nur mit Wasser, wichtig ist es, die eigentlich Intention hinter den anfänglich für mich irritierenden Verhaltensweisen zu erkennen.
Manchmal ist es, händeringend einen anderen Schuldigen für irgendwelche eigenen Abteilungsmissstände zu suchen, manchmal ist es ein aufgeblähtes Ego mit Dominanzgehabe zu befriedigen, manchmal ist es ein Versuch, sich einzuschleimen bei dem jeweils anwesenden in der Hierachie höher einzustufenden.
Das kann ich mittlerweile extrem gut lesen und man kennt ja langsam auch seine Pappenheimer.

Mir wurde übrigens im Mitarbeitergespräch gesagt, dass ich mich aggressiver (gut, es wird in mehreren Varianten das Wort offensiver benutzt - nicht aggressiv) zeigen sollte.

Darüber hab ich nachgedacht, also, wie ich mein Verhalten da, zumindest nach außen, ändern kann.
Aber hey, mein Team funktioniert wunderbar und wenn MA in dem Team sich an mich wenden mit Bauchschmerzen, man, dann kann ich aber mal offensiv werden der GL gegenüber insofern ... danke, zur Kenntnis genommen

so, das nur, weil ich noch antworten wollte ...

Du schriebst zu Anfang, Du bist zufrieden mit dem Betriebsklima und dem Jobwechsel, nun ist einige Zeit ins Land gegangen und Du konntest etwas hinter die Kulissen schauen.
Fühlst Du Dich immer noch so wohl dort? Ich hoffe!

einen schönen Sonntag wünsche ich
(hey, Sonne scheint!)

19.11.2017 12:23 • #1140


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