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Über das Kämpfen

S
gelöscht

24.08.2019 20:52 • #2221


A
Beitrag zur achtsamen Sprache. Das Wort man.

Das Wort man wird sehr oft benutzt, wenn jemand eigentlich ich meint, jedoch unbewusst von sich ablenken will.

Man ist ja müde nach der Arbeit und dann liegt man halt auf dem Sofa und sieht fern.

Dadurch wird ein Abstand zu sich selber hergestellt, eine Distanz. Also vom Sprecher/Schreiber.
Denn man steht ja eigentlich für alle Menschen. Es wird also so dargestellt, als wäre ein bestimmtes Verhalten für ALLE Menschen gültig und somit wird auch das eigene Verhalten gar nicht wirklich ernsthaft betrachtet, sondern relativiert. Gleichzeitig ist der Empfänger in dem Wort man inkludiert, ohne dass überhaupt hinterfragt wurde, ob das auf ihn zutrifft.

Dadurch wird eine Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Thema total verhindert. Die Aufmerksamkeit wird vom Sprecher des Satzes zu anderen Menschen verlagert und der Empfänger wird vielleicht sogar erstmal überprüfen, inwiefern die Aussage auf ihn zutrifft, und gegebenenfalls dann versuchen, das richtig zu stellen. Der Sprecher lenkt also von sich und dem eigentlichen Thema ab.

Das Ganze führt zu Verwirrung und zu keinem echten (!) Gespräch. Es gibt keine konkretes Thema, sondern nur eine verallgemeinerte Andeutung von irgendetwas. Es bleibt vollkommen diffus und willkürlich.
Der Empfänger bleibt im Unklaren, wer denn nun überhaupt gemeint ist und worum es überhaupt geht.

Ich bin abends oft/manchmal/immer müde und dann liege ich auf dem Sofa und sehe fern.
hat eine völlig andere Qualität. Wenn mit ich formuliert wird, kann ein echter Dialog beginnen.

Ich bemühe mich schon seit Jahren, das Wort man vollkommen zu vermeiden. Und auch überhaupt nur von mir zu sprechen: ich finde, ich glaube, meine Erfahrung hat gezeigt, ich vermute, ich bin mir sicher....


Denn auch alle anderen verallgemeinernden Wörter wie: die Frauen, die Männer, unsere Generation, die Jugend, etc. schränken uns stark ein und verhindern eine gelungene Kommunikation. Niemand kann wissen, ob alle (oder eine ganze Gruppe) so empfinden oder sich so verhalten. Ich kann eigentlich nur äußern, was MICH betrifft. Oder maximal über einige Männer sprechen, die, die ich eben getroffen habe.

Ich hoffe, das war einigermaßen verständlich geschrieben. Ich fühle mich heute sehr matschig und hab starke Schmerzen.

Viele Grüße, liebe KBR!

27.08.2019 11:04 • x 3 #2222


A


Über das Kämpfen

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K
Hier
habe ich lange nichts geschrieben, weil es nichts gibt, das ich gern von mir persönlich geteilt hätte. Leider geht es mir nämlich nicht sehr gut. Die Depressionen kehren zurück.

Als Gegenmaßnahme war ich zu einem Kurztrip an der Nordsee. Nette, vollkommen chaotische, Leute, die das Hotel führten. Ein Wunder, dass das überhaupt gelingt. Es war ein ziemlich herunter gekommener Schuppen, der mich zusätzlich frustrierte. Aber es war sehr sauber, sonst wäre ich wohl wieder umgedreht.

Ich war also ca. 48 Stunden in diesem Kaff an der Küste und würde das im Ergebnis als vollkommen unnötig bezeichnen, bis auf einen Ausflug mit dem Schiff zu den Seehundbänken. Erstaunlicherweise regnete es auf dem Wasser nicht einen Tropfen, was man vom Land so nicht sagen konnte.

Ich habe die Weite auf dem Meer sehr genossen. Das Schiff war nicht sehr voll und es war wohl die letzte Tour in dieser Saison. Die Seehunde waren gnädig mit mir und lagen faul auf ihrer Sandbank herum. Ein paar Robben kamen bis an die Bordwand und steckten ihre Köpfe neugierig aus dem Wasser.

Tja, dann war da noch ER. Teil eines Paares - natürlich. Zum Glück waren da nicht viele Gäste an Bord, aber eben dieser Typ, der ein Zwillingsbruder vom Ex hätte sein können.

Ich musste ihn immer wieder anstarren. Mitunter war ich mir nicht sicher, ob es nicht womöglich wirklich der Ex ist. Er starrte zurück, was mich noch stärker verunsicherte, aber vermutlich kein Wunder ist, wenn man so beglotzt wird. Freunde bestätigten diese frappierende Ähnlichkeit, nachdem ich ihnen ein Foto schickte.

Diese Begegnung trübte den kleinen Ausflug etwas. Irgendwann hörte ich ihn sprechen, da war ich mir dann zum Glück ganz sicher, dass es ein anderer Mann war. .

Sonst bleibt zu sagen: in schwachen Zeiten ist es immer wieder eine Herausforderung, allein unterwegs zu sein. Das liegt aber auch daran, wie andere mit einem umgehen. Alleinreisende werden mancherorts an Katzentische verfrachtet neben der Küche oder dem Klo. Alleinreisende werden beim Eintrittskartenkauf gefragt, ob sie allein sind. Alleinreisende werden von den weiblichen Teilen der Paare misstrauisch beäugt und von Familien mitleidig betrachtet. Selbst die Kinder gucken neugierig. Alleinreisende Frauen werden von Männern angequatscht, denen sie keinerlei Ermunterung dazu gegeben haben und die es nicht interessiert, dass frau nicht interessiert ist. Alleinreisende fragen sich, in welches Restaurant sie wohl gehen können, um sich am wenigstens doof zu fühlen. Manchmal sage ich in Restaurants, das u.U. noch jemand dazu kommt, damit die leeren Gedecke nicht vom Tisch gerissen und Augenbrauen missbilligend gehoben werden, weil frau es gewagt hat, sich an den Vierertisch am Fenster zu setzen. Ist es nicht dreist, dass Alleinreisende auch eine gute Aussicht haben wollen und vielleicht zuerst da waren?

Wenn mir all das auffällt und ich in dieser Hinsicht so empfindlich bin wie derzeit, geht es mir nicht gut.

Ich versuche dann, mir zu sagen: Ich MUSS nicht allein reisen, ich KANN es. Es ist keine LAST sondern ein LUXUS.

Puuuuh.

05.11.2019 08:31 • x 7 #2223


A
@KBR


Liebe KBR,

deine Zeilen haben bei mir ein déja vu geweckt.

Vor genau 7 Jahren machte auch ich einen Kurztripp an die Nordsee. Damals verstarb mein über alles geliebter Kater nach 21 Jahren und ich war so unendlich traurig. Das Wetter passte zur Stimmung. Regen ohne Ende, Wind und Sturm. Aber so sah keiner meine Tränen, als ich am Strand entlanglief.

Im Januar verstarb dann noch meine beste Freundin mit 42 Jahren an Brustkrebs. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich mich von der Trauer, was damals passierte in all den letzten, vergangenen 7 Jahren nicht mehr berappeln konnte. Es war, als ob die Lebensfreude versiegt wäre. Kein beruflicher Erfolg konnte das kompensieren und es war, als wären die Ereignisse dieser Zeit in Watte gepackt. Wie konserviert.


Als dann im Oktober 18 mein Partner mich dann noch nach 18 gemeinsamen Jahren von heute auf morgen verlassen hatte, dachte ich....und was noch...? Es war, als rutschte ich auf einem eiskalten Gletscher den Hang hinab und konnte nicht sehen, wie tief und wie schnell das ganze geht. Es gab rechts und links keinen Halt mehr. Ich spürte nur noch, dass es abwärts ging und ich darauf nicht vorbereitet war.


Und heute (wieder 1 Jahr später) - an genau diesem morgen als ich deine Zeilen lese - frage ich mich, ob es ein vorher und ein nachher dieser 7 langen Jahre gab. Gefühlt war vor November 12 alles anders. Irgendwie wie heile Welt. Und gefühlt spüre ich jetzt den Hauch eines Aufbruchs. Ich spüre das herannahen einer anderen, besseren Zeitqualität. Als wenn ein Fenster zu einer neuen Welt sich so langsam öffnet. Und es hat nichts mit einem Menschen zu tun. Es hat mit einer - wiederkehrenden - Verliebtheit zum Leben zu tun. Es muss keine neue Liebe kommen, um sich lebendig zu fühlen. Es langt, wenn es aus dem tiefsten inneren kommt. Ein Gefühl....JA ...zu sagen, zu dem, was gerade ist. Auch wenn das, was ist, noch nicht das ist, was einen glücklich macht.


Es ist, als ob es Frühling werden würde. Dabei kommt - real - jetzt erst mal ein Winter. Nach einer langen Zeit der Finsternis, sehe ich Licht. Noch nicht klar erkennbar, aber es ist ein leichter Hauch, der Hoffnung und Zuversicht gibt. Zu wissen, dass es im Leben immer Auf und Ab geben wird, so wie die Jahreszeiten. Nichts bleibt für immer. Das Glück wie auch das Pech. Beide kommen und gehen.


Daher DANKE für deine Zeilen, sie haben gerade etwas in mir bewirkt.

Ich wünsche auch dir Frühling im Herzen.

Alles Gute,
Anna

05.11.2019 09:01 • x 14 #2224


K
@AnnaLena49

Vielen Dank für Deine Zeilen. Sie berühren mich sehr. Ich hoffe, ich finde die richtigen Worte, um sie zu würdigen, wenn der Arbeitstag vorbei ist.

05.11.2019 10:29 • x 1 #2225


K
@AnnaLena49
So, da bin ich jetzt noch einmal. Der Tag gestern hat mich so gefordert, dass ich abends nicht mehr auf die Suche nach den richtigen Worten gegangen bin.

Ich möchte Dir nochmal danke sagen. Ich habe Deinen Beitrag gestern in der Bahn gelesen und dünnhäutig, wie ich gerade bin, kamen mir sofort die Tränen. Ich fand es so berührend und bezeichnend, dass Du schriebst Du hättest das Gefühl, Du hättest Dich in den letzten sieben Jahren von all den voran gegangenen negativen Ereignissen nicht erholen können. So fühlt es sich oft an und doch bin ich überzeugt, es passiert immer etwas in uns, auch wenn wir es nicht (be-)merken. Die Seele heilt und der Verstand sucht sich Wege. Ob es immer die Schlauesten sind, sei mal dahin gestellt. Auf Ereignisse wie Verlust in jeder Form werden wir für das Leben nicht vorbereitet. So sind wir gezwungen, einen Umgang damit zu finden in genau dem Moment, in dem er entsteht. Das kann ein sehr, sehr harter Aufprall sein. Insbesondere wenn sich solche Ereignisse häufen.

Die Momente der Verliebtheit in das Leben kenne ich auch, aber leider werden diesen immer wieder nieder gerungen von den Depressionen.

Das, was Du als das Ja sagen beschreibst, ist vielleicht das, was ich als das Vertrauen darin, dass alles unabhängig von unserem Verhalten so kommt, wie es kommen soll, verstehe. Verrückt, wieviel Weisheit aus genau den Sprüchen sich bewahrheitet, die uns -also zumindest mir- in jüngeren Jahren so auf den Geist gegangen sind. Sprüche von Türen, die sich öffnen, wenn anderer sich schließen usw.

Ich habe schon lange überlegt, ob ich etwas schreibe dazu, dass wir diese menschlichen Verluste von Trennung und das Verhalten von anderen Menschen viel zu ernst nehmen. Nach meiner Auffassung tun wir das nämlich. D.h. nicht, dass ich andere nicht ernst nehme in ihrem Leid, aber es heißt, dass das für ich selber eine vollkommen absurde Vorstellung ist, noch einmal wegen einer Trennung derart die Contenance zu verlieren und deswegen alles in Frage zu stellen. Ich habe so viel gewonnen durch diese Trennung, dass ich das gar nicht mehr im gleichen Maße als Verlust empfinden könnten wie zuvor. Genau darum ist es auch nicht mehr wichtig, ob ich in jemanden verliebt bin (oder jemand in mich). Es ist gut, wie es ist, ob mit oder ohne (Paar-) Liebe. Der Fluss des Lebens geht immer weiter. Mal sehr langsam für 7 lange Jahre und mal umso schneller.

Nur in den schwachen Momenten, da stört mich, wie zuletzt beschrieben, die überwiegende Haltung der Gesellschaft zu der Notwendigkeit oder Vollwertigkeit von Menschen in Abhängigkeit von Partnerschaften.

Ich freue mich für Dich über den Frühling in Dir.

LG KBR

06.11.2019 11:04 • x 4 #2226


S
Zitat:
Deine Kollegin hast Du schon lange vor mir gekannt. Warum jetzt?

Ich nehme Dir übel, dass Du uns keine Chance gegeben hast, an den Dingen zu arbeiten, die nicht so rund liefen, denn die gab es natürlich auch.


Zitat:
Ich habe Dir zutiefst vertraut, denn ich kannte Deine Verletzungen und Deine Erfahrungen. Ich war überzeugt, dass Du mich niemals so behandeln würdest, wie es Dir widerfahren ist, weil Du das damit verbundene Leiden kennst. Aber Du hast genau das gemacht.


Zitat:
Du hast mich ausgenutzt. Du hast meine Gutgläubigkeit, meine Hilfsbereitschaft und meine Zuneigung ausgenutzt. Ich nehme Dir verdammt übel, dass Du mit einer anderen Frau über mich gesprochen hast und darüber, wie Du mit mir umgehen sollst. Ich nehme Dir verdammt übel, dass Du nicht für uns gekämpft hast.

Aber ich habe nicht allein verloren. Denn Du hast alles, was wir geplant hatten, ebenfalls verloren und die Erinnerungen an die schöne Zeit ad absurdum geführt. Du hast meine Achtung, meine Wertschätzung und meinen Respekt verloren. Ich bin mir sicher, dass irgendwann demnächst Deine Kollegin die gleiche Erfahrung mit Dir machen wird wie ich. Du hast definitiv die falsche Abzweigung genommen.


.... du verstehst mich .... ich bin zu tiefst berührt.. so hätte ich meinen Brief auch schreiben können... Meiner ist leider, wie schon gesagt, etwas anmaßend... aber du weißt glaub ich wie er wirklich gemeint ist.

07.11.2019 11:10 • x 1 #2227


K
@sewe

Das Schöne ist:

Wenn ich nicht so tolle Leute kennengelernt hätte in Folge der Trennung, würde ich den Brief heute als überflüssig betrachten und mich ärgern, dass ich mir die Blöße gegeben habe, einen späteren Brief auch zuzustellen.

07.11.2019 11:49 • #2228


K
Verschlusssache Glück
Gestern hat es mich umgehauen. Ich wusste, dass ich meine emotionale - insbesondere die weiche - Seite meist gut verschließe. Mir war jedoch nicht bewusst, wie klein die Spannbreite meiner Gefühle in den drei Jahren seit der Trennung gewesen ist. Meist ging es seitdem darum, den Alltag zu organisieren, um kleine Kraft spendende Auszeiten und Herausforderungen der weniger schönen Art bei der Arbeit sowie um den Sport. Alle Gefühle waren selbst bei Genuss anscheinend immer irgendwie gedeckelt. Ich erinnerte gar nicht mehr, wie viel mir ein ehemaliges Hobby bedeutete bzw. fand gedanklich gar keinen Zugang mehr dazu. Die einzige Reaktion bei dem Gedanken daran war Schulterzucken.

Doch gestern dann hatte ich Glücksgefühle, die zum Weinen schön waren. Zwei- bis dreimal hätte ich das auch fast getan.

Für dieses Jahr hatte ich mir vorgenommen, endlich mal wieder in die Kunstschule zu gehen.

Jetzt im Januar: gedacht, getan. Kurzfristig konnte ich für gestern einen Platz in einem Kurs ergattern. Fünf oder sechs Jahre bin ich nicht im Atelier gewesen. nachdem ich mir damals eingestehen musste, dass eine regelmäßige Teilnahme an meinem damaligen Unterricht zum zweiten oder dritten Mal an meinen Lebensumständen scheitern und es keinen Sinn mehr machen würde, das aufrecht zu erhalten, da ich aus zeitlichen Gründen nicht mehr Schritt halten konnte.

Ich war mir nicht mal mehr sicher, ob man sich dort noch jemand an mich erinnern würde. Doch was war es gestern für ein Wiedersehen mit meinem lieb gewonnenen Dozentinnen. Das war sehr berührend und mich überraschte einmal mehr, wie sehr ich doch von manchen Menschen geschätzt werde. Ich vergesse das immer wieder. Dabei tut es so gut, sich dessen gewiss zu sein.

Doch ein ganz anderer Aspekt löste das Gefühl des Nachhausekommens bei der Rückkehr in das Atelier und an einen Ort, den ich in mir verloren glaubte, aus. Meine Tasche mit meinem Material, den Farben, Pinseln, Spachteln, Kreiden etc. und mein Malbrett standen noch genau dort, wo ich sie vor all der Zeit zurückgelassen hatte. Selbst das Bild, an dem ich seinerzeit arbeitete, stand noch in seiner Ecke. Es war, als wäre ich nie weg gewesen und als hätte all das auf mich gewartet, wenn man mal von der Staubschicht auf meiner Tasche absieht.

Und nein, es ist nicht so, dass dort nie aufgeräumt oder sauber gemacht würde. Es war, als hätte all das auf mich gewartet. Das hat mich sehr überrascht und geradezu lächerlich überwältigend glücklich gemacht.

Vorsichtig habe ich mich wieder an die Farben getraut und ohne Groll oder schlechte Gefühle das Projekt begonnen und fast fertig gestellt, dass ich vor gut drei Jahren hatte angehen und dem Ex zum Einzug hatte schenken wollen.

Es ist so kitschig und schön. Nicht das Bild sondern meine Gefühle. Meine Fertigkeit und mein Stil sind eher mäßig, aber ich bin so beseelt, wie ich es seit den guten Zeiten in der vergangenen Beziehung nicht war.

Ich freue mich, mich zu erinnern, mich in dieser Hinsicht wieder wahrzunehmen und auf dem Weg zurück zu sein zu etwas, in dem ich bald hoffentlich wieder meine Ruhe und meinen Ausdruck finde.

Was mich überrascht ist, dass mir das Ausmaß der Versteinerung meiner Gefühle in den letzten drei Jahren nicht bewusst gewesen ist. Aber hier steht dieses unfertige Bild von gestern - alles andere als handwerklich sauber oder künstlerisch interessant - und erinnert mich hoffentlich fortwährend ans Glücklichsein.

12.01.2020 16:05 • x 9 #2229


hatdazugelernt
Du sprichst mir so sehr aus der Seele.
Man verschließt sich vorsichtig und lernt mit den verbliebenen Kräften hauszuhalten. Ich bin emotional vollkommen auf Tauchstation gegangen und hab an meiner neuen Arbeitsstelle und in meiner Wohnung sozusagen inkognito angefangen- die wussten nichts über mich und ich hab auch tunlichst nichts erzählt. Nicht von Ex, nicht was ich früher gemacht habe, nicht von meiner Desasteraffäre, gornischt. Das hat sich angefühlt wie in einer gemütlichen sicheren Höhle- keiner wollte was von mir, keiner hat groß über mich nachgedacht.
Eine Kollegin hat mich neulich spontan besucht und meine Sachen gesehen, die ich gemacht, geschrieben und gemalt habe und hat mich umarmt und gesagt - wow, du weißt gar nicht wie toll du bist und wie liebenswert in der Arbeit und wie... einfach lieb. Und ich hab losgeheult, weil ich seit ewig nicht einmal mehr meine besten Freunde auf Umarmdistanz an mich herangelassen habe.
Und auf einmal hatte ich eine Ahnung, wie es sich einmal wieder anfühlen könnte, ich zu sein.

Ich freue mich für dich- und als ehemalige Kunstschuldozentin finde ich natürlich, dass du unbedingt weitermachen solltest
.
Alles Liebe dir!

12.01.2020 16:52 • x 1 #2230


K
@hatdazugelernt

Ja, das liest sich ähnlich. Aber ist es nicht schön, dass es dann eben über kurz oder lang doch Menschen gibt, denen es gelingt, über die Mauern zu schauen oder auch klettern?

Ich bin recht unkörperlich aufgewachsen. Großartige Umarmungen sind weder in der Familie noch im Freundeskreis üblich. Alles in dieser Hinsicht ist immer eher flüchtig. Eine flüchtige Umarmung hier, ein flüchtiger Kuss auf die Wange da. Ich bin aufgegangen in den stundenlangen Umarmungen meines Ex.

Umso mehr Bedeutung hat eine herzliche lange Umarmung heute. Dazu fällt mir dieses Zitat ein:

Ich brauche eine Umarmung. Eine warme, lange, zarte Umarmung. Eine die so lange dauert, dass ich vergesse, warum ich sie brauche. Genau so eine.

Es ist wunderbar, dass Du es kannst (und auch machst), Dich über die Kunst auszudrücken.

Arbeitest Du noch im künstlerischen Bereich?

Fühl Dich umarmt!

12.01.2020 17:02 • x 1 #2231


hatdazugelernt
Zitat von KBR:
Ich brauche eine Umarmung. Eine warme, lange, zarte Umarmung. Eine die so lange dauert, dass ich vergesse, warum ich sie brauche. Genau so eine.


Ja, so eine.
Aber ich hab mich so daran gewöhnt, zu kämpfen und in mir alles zu deckeln, dass ich bei Umarmungen immer noch ganz steif und abweisend bin. Bloß keinen an mich heranlassen. Der arme letzte Freund, den ich hatte, war nicht zu beneiden mit mir Igeltier. Und ich bin mal eine solche Kuscheltante gewesen.

Da Muttern ja essen und wohnen will, arbeite ich 75% in einer Töpferei und den Rest als Sprachlehrerin- und fange jetzt wieder an, Aufträge zu malen und für mich zu arbeiten.
Kommt alles wieder- mit bisschen Zeit und Mut.

12.01.2020 17:26 • x 1 #2232


K
Aufbruch
Ich weiß nicht, wohin und warum, aber ich fühle Aufbruchstimmung.

Vielleicht liegt es an gelungenen Abenden, an dem wiederentdeckten Hobby, daran dass sich nächste Woche entscheidet, ob meine Reise Richtung Polarkreis stattfindet, am Feedback bei der Arbeit oder am nahenden Frühling. Es ist wohl alles zusammen. So ist es schön.

26.01.2020 13:59 • x 5 #2233


K
Gute Güte
Verzeihen ist mitunter schwer. Von vielen Wunden bleiben Narben. Akzeptieren ist manchmal das Größte, was geht, sowie keine Erwartungen zu haben, gewürzt mit etwas Großherzigkeit. Ich gebe mir Mühe. Gestern hat es funktioniert.

Er hat Rosen von mir bekommen. Er war glücklich. Das hat mir Frieden gegeben. Mein Vater hatte Geburtstag. Manche Konflikte können nicht gelöst werden, aber mit etwas Mühe und gebührendem Abstand kann es vielleicht zukünftig gelingen, sie liebevoll zu umschiffen.

An einem Punkt wurde klar, meine Herkunftsfamilie hat sich mit einem Leben arrangiert, in dem sie nicht mehr mit mir rechnet. Zwei Jahre ohne Kontakt und ein Jahr mit sehr wenig Kontakt haben dazu geführt. Mich beschäftigt, dass mich das lediglich verwundert, aber nicht verletzt. So ist es gut.

Es hat entlastende Konsequenzen bezogen auf die nähere Familie und abschließende in Bezug auf den weiteren Kreis. Ich war immer anders als sie. Jetzt bin ich gestrichen. Auch das ist okay.

Ihr Gesundheitszustand -also der meiner Eltern - beunruhigt mich.

Meine Reise findet statt. Jetzt gibt es noch einiges zu organisieren in kurzer Zeit. Ich habe so lange auf die Bestätigung gewartet, dass jetzt etwas die Luft raus ist in Sachen Freude, aber diese kommt bestimmt bald zurück.

Problematisch ist, ich bin emotional nicht mehr sonderlich belastbar, so dass mich das auch körperlich schlaucht. Wenn zu viel zusammen kommt, stehe ich dann am Rand einer Depression und das lähmt mich komplett, so lange, bis ich weiß, ob es gelingt, mich vom Abgrund weg zu bewegen oder ob ich falle. Gerade schaue ich hinein und hoffe, dass ich umkehren kann.

Meine beste Freundin hat wieder Arbeit ab Montag nach ca.2 Jahren Arbeitslosigkeit. Ich hoffe, das wird gut. Bei meiner Arbeit kommt Bewegung in eine Sache, die unmöglich schien -meinem Beharrungsvermögen sei Dank. Die Mühlen mahlen zwar langsam, aber immerhin drehen sie sich wieder.

Materiell/Finanziell wird es ab nächstem Monat einfacher. Dann liegen 10 angespannte Jahre hinter mir. Ich bin wild entschlossen, die neue Freiheit auzukosten.

Läuft soweit.

01.02.2020 12:03 • x 4 #2234


hatdazugelernt
Zitat von KBR:
Materiell/Finanziell wird es ab nächstem Monat einfacher. Dann liegen 10 angespannte Jahre hinter mir. Ich bin wild entschlossen, die neue Freiheit auzukosten.


Bei mir auch!
Ist zwar nur Geld, sagt man immer, aber wenn man emotional schnell erschöpft und nicht mehr belastbar ist, tut es schlicht und einfach gut, wenigstens keine argen Geldsorgen zu haben.

Was deine Herkunftsfamilie angeht, kann ich mitfühlen. Ich hab beschlossen, in meiner nur meine Grenzen zu ziehen und die Kämpfe einzustellen.

01.02.2020 12:38 • x 1 #2235


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