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Über das Kämpfen

C
Zitat von KBR:
Kranke Mutter vom besten Freund braucht nun keinen Besuch mehr.




Oh
-



@schmaloo Von dem Weihnachtsmarktbesuch mit dir und KBR erzähle ich heute noch

19.03.2020 17:28 • x 2 #2266


aquarius2
Zitat von KBR:
Kranke Mutter vom besten Freund braucht nun keinen Besuch mehr.


Oh das tut mir leid!

Zitat von Löwenherz4:
Ich befürchte vielmehr, dass die häusliche Gewalt stark zunimmt.
Gestern hatte ich eine Mutter am Telefon, die hab ich kaum verstanden.
Im Hintergrund ein schreiendes Kind, das sich anstecken wollte.


Eine unserer Ärztinnen musste ihre 17 jährigen Töchter auf der Polizeiwache abholen... Die haben im Park eine Coronaparty gefeiert. Dreimal wurden sie verwarnt und da sie noch minderjährig waren mitgenommen. Die Mutter musste sie persönlich abholen.
Die hat vor Wut geheult, sie dachte, sie tut ihren Kindern was gutes, wenn sie ihnen nicht in allen Einzelheiten von Corona erzählt, aber das hat sie wohl nachgeholt und nun haben die Mädels erst mal Hausarrest. Bisher waren sie wohl ganz friedlich...

Zitat von KBR:
Unbekleideter Mann am Fenster gegenüber.


Das bleibt mir zum Glück erspart....

19.03.2020 18:40 • x 1 #2267


A


Über das Kämpfen

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K
@aquarius2 Es ist bestimmt doppel hart, wenn einer Ärztin so etwas mit ihrer Tochter passiert.

Ich werde mich gleich mal durch die Gazetten klicken, aber heute scheint ein vergleichsweise ruhiger Corona-Tag gewesen zu sein. Zuvor gab es jeden Tag etwas neuesEinschränkendes von der Regierung.

19.03.2020 20:18 • x 1 #2268


K
Corona-Notizen
Als läge eine schwere Decke über der Welt - mit Ausnahme der Orte für den Klopapierabverkauf. Gedämpfte Atmosphäre überall und wie Liefers wohl in einem Interview sinngemäß sagte. Es ist, als wäre die Katze noch nicht ganz aus dem Sack. Ja, genau so fühlt es sich an.

Kurzfristig festgestellt, dass ich zur Post muss. Seit 6 Uhr im HO aktiv, kurz Pause gemacht und um 9.00 Uhr vor Ort realisieren müssen, dass die Post bis zum frühen Nachmittag geschlossen hat. Grrrr. Dann eben Recherche zum Toilettenpapier weiter betrieben. Ohne Worte. Leere beim Dro. mit dem R und beim Discounter mit dem K. Kein Wunder, wenn auch die Vernünftigen irgendwann anfangen zu hamstern, sobald sie einen Fitzel davon entdecken.

VPN ächzt eher schleppend bis gar nicht. Scheint, als würden sich alle - einschließlich mir - beruflich unverhältnismäßig intensiv den beherrschbaren Dingen widmen. Kleinigkeiten. Viel Telefon .. manchmal auch nur: Ist meine Email angekommen? und das Bedürfnis, eine nette Stimme zu hören. Wahrscheinlich ist das wie eine Pause vom großen Schrecken.

Friseurtermin heute Nachmittag abgesagt. Friseurin ist eh krank. Es muss schlecht stehen um das Geschäft. Chefin bettelte mich fast an, Hausbesuch machen zu dürfen. Furchtbar. Zunächst abgelehnt, aber wer weiß, was noch kommt.

Oft wie ein altes Ehepaar und wie er zu sagen beliebt ich fühle mich wie kurz vor der Silberhochzeit, lerne ich nun neue Seiten am besten Freund kennen. Fühle mich ein bisschen geadelt, weil ich sie sehen darf.

Mittagspause vorbei. Weiter Home office. Beschäftigung mit den kleinen Dingen...

20.03.2020 13:40 • x 1 #2269


aquarius2
Es wird ernst, echt, die Schutzanzüge sind so dicht in zwei Stunden bist zu zwei Kilo leichter, aber du musst dringend viel Apfelschorle trinken. Und natürlich Wäsche zum Wechseln dabei haben.
Die Apfelschorle habe ich reichlich zu Hause, wegen meinem Patenkind das ich auch bei mir zu Hause habe... Im Moment ist er oben mit dem Nachbarn und haut auf seinen Punchingball ein. Opa hat ihm Boxhandschuhe spendiert. Ich hätte das nicht gemacht, aber er scheint Spass zu haben und viel anderes darf er ja auch nicht machen.

20.03.2020 19:00 • #2270


K
@aquarius2
Ich hörte heute von unseren Leuten, dass sie erstmal noch genügend Schutzanzüge haben. Darüber bin ich froh.

Außerdem hörte ich von blöden Kleinstadtmuttis (sorry, das richtet sich nicht an die, die anders sind), die die Situation als Urlaub verstehen und statt ihren Hintern hoch zu kriegen und irgendwo zu helfen, widmen sie sich mit voller Hingabe dem Frühjahrsputz. Da möchte ich dann kurzzeitig am liebsten Ehrenamt und gerade vereinbarten Nebenjob sofort wieder hinschmeißen, denn auch für genau diese blöden Sch*ampen macht man das ja auch.

Sorry, ich verliere gerade etwas die Contenance und möchte diese Doofbratzen an ihren Haaren zum Helfen bei der Tafel oder zum Putzen von Obdachlosenunterkünften schleifen. Wie hältst Du das bloß aus? Du arbeitest ja noch viel härter für Menschen, die selbst nicht im Traum auf die Idee kämen, für die Gemeinschaft einen Finger zu rühren. Und dann werfen sie Singles womöglich noch Egoismus vor. Boah.

20.03.2020 19:10 • x 1 #2271


aquarius2
Zitat von KBR:
Wie hältst Du das bloß aus? Du arbeitest ja noch viel härter für Menschen, die selbst nicht im Traum auf die Idee kämen, für die Gemeinschaft einen Finger zu rühren.


Manchmal macht mich das auch ziemlich wütend, aber wenn ich mich über jeden von denen ärgern würde... Ich sage mal, irgendwann schägt das Schicksal zurück...

20.03.2020 19:22 • #2272


K
Zitat von aquarius2:
Ich sage mal, irgendwann schägt das Schicksal zurück...


Daran glaube ich halt eben nicht. Das entspricht auch nicht meiner gut 50 Jahre dauernden Studie

20.03.2020 19:24 • x 1 #2273


K
Corona-Notizen
Dritter Tag zuhause. Genieße, jeden Tag, etwas kochen zu können. Sonst nichts. Mag nicht telefonieren. Doch jetzt denkt jeder, es wäre etwas passiert, wenn ich nicht ans Telefon gehe. Nervt. Bin zurückgezogen und ich mich gekehrt. Trübe Gedanken werden mittels Aktionismus in Schach gehalten. Endlich eine Halterung in einem Schrank montiert und in der Küche einen Kabelkanal gelegt. Nicht aufhören. Weiternachen. Es gibt genug zu tun. Noch. Andernfalls drückende Schwere.

Enttäuschung über manche Menschen, ihre Ich-Bezogenheit. Vielen geht es anscheinend noch viel zu gut.

21.03.2020 13:29 • x 1 #2274


K
Corona-Notizen 2
Ich konnte mich heute ganz gut beschäftigen und habe ein paar Dinge erledigt, die schon richtig, richtig lange herumlagen. Eines lag sogar seit dem Grund, der mich vor drei Jahren in dieses Forum spülte, herum. Doch zwei fixe Gedanken lassen mich los:

Ich werde bald versuchen müssen, meine alte Bekannte, die Depression, liebevoll zu umarmen und willkommen zu heißen. Hier auf dem platten Land, sieht man die Leute ja schon von weitem kommen. Nicht umsonst sagt man hier, man weiß Montag schon, wer Freitag zu Besuch kommt.

Ich benötige ein verdammtes Zeitziel, sonst drehe ich durch. Fast egal, wo es liegt, aber ich muss meinen Fokus auf etwas richten können.

Verrückt:
Ich stellte heute fest, der eingangs genannte Grund hat mir damals vor meiner OP nicht lediglich ein großes Paket Toilettenpapier angeschleppt sondern sogar zwei. Aus den Augen, aus dem Sinn, hatte ich die Pakete damals in den Keller verbannt. ´wird ja zum Glück nicht schlecht. Wer hätte gedacht, dass ich das nochmal zu schätzen wissen würde? Damals wollte ich mir damit nicht mal den Allerwertesten abwischen. Ich habe somit 48 Rollen harte Währung im Keller.

Ich denke, noch zwei bis drei Tage in Isolation und ich fange an, damit Leute unter mein Küchenfenster zu locken, nur um mit jemandem zu reden. Wer weiß, vielleicht hat jemand etwas Sinnvolles zum Tausch anzubieten.

Ach Mensch, tatsächlich ist das alles gar nicht lustig. Lt. Hörensagen war hier heute in mehreren Läden das Brot ausverkauft. Doch wie soll man es anders ertragen als mit MItgefühl, HIlfsangeboten und Galgenhumor?

Was redet Ihr mit Euren Lieben? Ich weiß nichts zu reden und will auch nicht immer nur das Gleiche hören. Ich bin so gern allein, aber anscheinend nur, wenn ich kann, nicht wenn ich muss.

21.03.2020 19:32 • x 2 #2275


L
Zitat von KBR:
Ich bin so gern allein, aber anscheinend nur, wenn ich kann, nicht wenn ich muss

Das geht mir ebenso.
Aber noch kann ich es gut aushalten.

Zitat von KBR:
Doch jetzt denkt jeder, es wäre etwas passiert, wenn ich nicht ans Telefon gehe. Nervt.

Same here.

Obwohl die Facetime mit meiner Tochter heute war klasse.


Persönliche Gespräche sind halt doch was anderes. Auch wenn der Inhalt gleich ist.
Da ich beruflich viel telefoniere, mag ich es privat eher persönlich.
Ist aber nicht drin zur Zeit.

Ich werde weder meine Kinder (bis auf eine, die nah wohnt und einen kleinen Schisser hat) noch meine Geschwister und Freunde treffen. Morgen wird das erste Mal seit Jahren, der erste Sonntag sein, wo mir meine Schwester keinen frisch gemachten Crêpes mit Eis und Beeren serviert. Dann wird Karten gespielt oder sonst was und zum Abschluss ein A perol.

Stattdessen werde ich mal verschiedenes abstauben.....(bitter nötig)

Gestern und auch heute war ich völlig unmotiviert, müde, unlustig. Eine kleine Runde durchs Dorf bin ich gelaufen.
Ich liebe es, einen Blick in die Gärten anderer Menschen zu werfen. Grade jetzt.



Zitat von KBR:
Was redet Ihr mit Euren Lieben?

IMMER das Gleiche. Mama, haste schon gehört....das muss ich dir erzählen, der Kollege X und die Nachbarin Y.......theoretisch könnte ich dabei einen Teig rühren und nach 15 Minuten einfach mal das gibt's doch nicht, einwerfen. Aber nur bei den Mädels, bei den Jungs geht das nicht. Die rufen auch nicht täglich an.

Zitat von KBR:
Ich habe somit 48 Rollen harte Währung im Keller.

Da kannste jetzt mit dealen
Zitat von KBR:
Ich werde bald versuchen müssen, meine alte Bekannte, die Depression, liebevoll zu umarmen und willkommen zu heißen.

Das ist ein guter Plan.
Biete ihr einen Kaffee an und zeige ihr danach, wo die Tür ist.

21.03.2020 21:15 • x 3 #2276


K
Zitat von Löwenherz4:
Biete ihr einen Kaffee an und zeige ihr danach, wo die Tür ist.


Hihi sehr gut! Da muss ich gleich mal erzählen, was ich seit meinem Urlaub von dem Sami weiß. Sollte jemand es besser wissen und meine Wiedergabe des Brauchs nicht ganz richtig sein. Nur zu, ich lasse mich da gern korrigieren.

Traditionell hatten die Sami annähernd quadratische Hütten, die vielleicht 1 m in die Erde eingelassen waren. Außerdem ist die Tür bzw. der Ein- und Ausstieg von außen über ein paar Stufen nach oben zu erreichen. Innen geht es dann ein paar mehr Stufen hinab, um auf den tiefer liegenden Boden zu kommen. Ich nehme an, diese Treppe und der erhöhte Einstieg sollen verhindern, dass Schnee in die Hütte kommt, wenn die Luke geöffnet wird.

In der Hütte hockt man an den beiden Seitenwänden auf Rentierfellen auf dem Fußboden. In der Mitte brennt ein Feuer. Gegenüber der Luke ist die Küchenzeile. Der Hausherr sitzt vom Eingang aus betrachtet in der Ecke rechts von der Küchenzeile und wiederum rechts von ihm reihen sich dann sitzend seine Frau und die Kinder. Es ist also sozusagen alles nach dem Rang an der rechten Wand entlang sortiert. Auf dem Feuer wird Essen bereitet, aber auch Kaffee und Tee.

Kommt Besuch, tritt dieser ein und setzt sich innen auf die Treppe. Er wird von den Anwesenden ignoriert für etwa 30 Minuten. Mit dem Besuch wird nicht gesprochen. Falls ihm dann nach etwa einer halben Stunde ein Kaffee angeboten wird, ist er willkommen und die Unterhaltung kann beginnen.

Ich dachte mir Wie ätzend, dass man den Bruder / die Schwiegermutter / den Lehrer / den Gläubiger da eine halbe Stunden lang sitzen lassen muss, bevor klar ist, dass man keinen Bock auf sie hat.

Am ersten Abend im Sami-Lager war unser Gastgeber zunächst auch sehr zurückhaltend bis .. ja, auf mich wirkte es geradezu gehemmt bis gestört .. aber ich glaube mittlerweile, das war Teil der Show, auch wenn er es nicht eine ganze halbe Stunde lang durchgezogen hat. Er war zunächst jedoch sehr wortkarg, was dazu führte, dass wir wiederum etwas verunsichert waren. So ein merkwürdiger gemischter Weiberhaufen ist ja wahrscheinlich auch in seinen Augen verstörend. Für mich war der Haufen das zeitweilig jedenfalls.

Mal gucken, ob ich der Depression Kaffee anbiete Ich denke ja, denn dann kann sie schneller als nach einer halben Stunde wieder weg sein und außerdem ist sie ja hiesige Bräuche gewohnt.

@Löwenherz4 Ich telefoniere aus gleichen Gründen auch nicht gern. Ich reden den ganzen Tag am Telefon so viel, dass ich froh bin, wenn ich es nicht nutzen muss. Aber zu manchen wird es jetzt der einzige Kontaktweg sein.

Ich hoffe, Du hast morgen keine körperlichen Entzugserscheinungen, denn Dein sonstiges Sonntagsfrühstück klingt sehr lecker. Ich werde morgen Früh erstmal checken, ob meine Fahrradreifen die Luft gehalten haben, die ich ihnen heute gönnte, und dann ggf. zum Laufen Richtung Wald fahren. Außerdem ist morgen mein Arbeitszimmer fällig. Das wartet darauf, als Home office genutzt zu werden. Ich müsste nur erst eine Schneise zum Schreibtisch schlagen. Oder ich frage am Montag einen von den Straßenbauern in der Straße, ob er mit seinem Bagger aushelfen würde.

21.03.2020 21:45 • x 2 #2277


L
Kennst du das Buch : Der lange Winter am Ende der Welt?

Es ist und bleibt eines meiner liebsten Bücher.

Heute habe ich wenig telefoniert. Mir war nicht nach reden.

22.03.2020 22:28 • x 1 #2278


K
@Löwenherz4 Nein, das Buch kenne ich nicht. Aber ich habe gestern noch die Beschreibung gelesen und werde das bestimmt nachholen. Danke für den Tipp.

Corona-Notizen
Gestern bereits festgestellt, dass ich ab und zu eine Pause von diesem allgegenwärtigen Thema benötige. Aber was ist Thema am Telefon, wenn man sich nacheinander erkundigt? Genau! Mich drückt das nieder.

Außerdem festgestellt, wie schnell der Mensch (oder zumindest ich) sich bis zu einem gewissen Punkt mit manchen Umständen arrangiert. So sah ich gestern Filme im TV und dachte mir dabei Wie unrealistisch, die Menschen laufen frei auf der Straße herum/feiern/gehen zur Schule. Erschreckend.

Diese Tatsache, dass ich die Gegenwart für normal halte, obwohl ich darunter leide, erschreckt mich wirklich. Was sagt das über mich? Wahrscheinlich bin ich ein Lamm, ein Herdentier, jemand, der sich arrangiert, hinnimmt, beobachtet und abwartet. Auch eine neue Erkenntnis.

Eltern verhalten sich noch gut und meine Mutter hat einen figelinschen Plan ausgearbeitet, wie sie an ihre Medikamente kommt, ohne aus dem Haus gehen zu müssen. Ich hoffe, der Plan geht auf.

Hatte viele Ideen, was ich tun könnte in der Wohnung. Habe wenig Energie, etwas davon umzusetzen.

Die ersten Menschen im Umfeld feiern einsame Geburtstage. Von Todesfällen aus anderen Gründen ist die Rede.

Die Jungs mit dem Bagger scheinen heute nicht zu arbeiten. Ich muss mich wohl selber der Entrümpelung des Arbeitszimmers widmen.

Heute Rufbereitschaft. Bin weinerlich und schlecht gelaunt.

23.03.2020 09:29 • #2279


perpetuum
Liebe KBR,

das hier:
Zitat von KBR:
Außerdem festgestellt, wie schnell der Mensch (oder zumindest ich) sich bis zu einem gewissen Punkt mit manchen Umständen arrangiert. So sah ich gestern Filme im TV und dachte mir dabei Wie unrealistisch, die Menschen laufen frei auf der Straße herum/feiern/gehen zur Schule. Erschreckend.


ist nicht erschreckend, sondern gesund und davon berichten sehr sehr viele Menschen momentan.

Das zeigt, dass du resilient bist, dass du dich an wechselnde Umstände adaptieren und somit überleben kannst.

Wünsche dir trotz allem und erst recht einen guten Tag mit hellen Gedanken.

23.03.2020 09:57 • x 2 #2280


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