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Über das Kämpfen

K
Corona-Notizen
Es geht mir psychisch überhaupt nicht gut, aber das hat wohl am Rande mit Corona zu tun.

Ich fühle mich sehr allein. Auch das hat nur am Rande mit Corona zu tun.

Ab Morgen öffnen die Fitnessstudios wieder. Dem Himmel sei Dank.

Urlaub ist aufgrund der unklaren Lage nun vollkommen unspektakulär für den Spätsommer in Dänemark geplant.

Was viele Menschen als Zusammenrücken empfinden, nehme ich als auf die Pelle rücken wahr.

Es kommt mir vor, als würden diese Energieräuber mit den Krakenarmen das Gefühl des Alleinseins wittern und die Gunst der Stunde für sich nutzen wollen.

Alles nervt mich. Ich nerve mich.

26.05.2020 21:18 • x 2 #2341


aquarius2
Da bist du nicht alleine, ich bin auch Coronageschädigt, als mich mal ein Typ in der Stadt fragte, ob ich den einen Coronapatienten kenne der derzeit krank ist konnte ich wahrheitsgemäß sagen, ja sogar 4! Mit Beatmung, Bauchlage, Hämofilter und ja, jeder kann so daliegen, nicht nur die Alten und Kranken! Da ist dieser Mann spontan von mir abgerückt, überlege mir ein T-Shirt zu entwerfen...
Achtung, ich bin Kranke Schwester auf einer Coronastation da will ich der U-Bahn und im Bus niemand neben mir sitzen

Ich war gestern wieder mal in der City, was abholen, danach noch mit Kollegen in einem Gasthaus. Sonst ist es da rappelvoll und nun nur 50% der Tische und an den meisten saßen maximal 3 Leute!
Diese Schlangen vor Geschäften, erst 20 Minuten draußen warten, dann diese Marke haben wir derzeit nicht.
Fitness Studios, hier erst wieder ab dem 8. Juni und da muss man sich auch mit Namen und Telefonnummer eintragen. Hauptsache wieder mal was tun, ich kann es kaum erwarten.
Urlaub, erst wieder im September, da geht der Schwimmkurs weiter, also verreisen im November, eher nicht!

Ich will mein Leben vor Corona zurück... Jetzt... Gleich... Sofort...

27.05.2020 11:07 • x 2 #2342


A


Über das Kämpfen

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K
ach, @aquarius2 ich verstehe Dich so gut. Ich war so voller Zuversicht vor dem Coronakram. Du hast natürlich jetzt auch noch mehr Corona-Programm als Ottilie-Normalverbraucherin, da Du auch Tag für Tag mit den schlimm Erkrankten konfrontiert bist.

Bei mir sind es die Eltern-Gesundheit und der Eltern-Kontakt, die mich nicht schlafen lassen. Meine eigene Weinerlichkeit geht mir auch sowas von auf die Ocken.

Immerhin buchen best friend und ich heute oder morgen ein Haus in Dänemark für den Spätsommer. Das ist zwar nicht das, was ich mir für dieses Jahr an Urlaub so vorgestellt hatte, aber anscheinend muss man ja nehmen, was man kriegen kann.

Die Geschäfte sind hier eigentlich eher leer, aber die verbleibenden Kunden sind überwiegend beknackt. Überhaupt scheinen so viele Menschen gerade besonders beknackt i.S. von hohl. Ich bin auch beknackt, aber eher i.S. von gestört.

Bei einem Promiwirt hier ist es hier vor ein paar Tagen entglitten. Er hatte keine Chance mehr auf Einlasskontrolle, Abstandsregeln usw. Die Gäste trugen keine Masken und feierten auf engem Raum. Nun beklagt der gute Mann sich, dass er es nett gefunden hätte, wenn man es bei einer Verwarnung belassen hätte. Nee, Dummheit muss bestraft werden.

Für mich gibt es leider keinen geeigneten Schwimmkurs mehr, aber immerhin findet mein 3tägiges Kunstschulenevent Anfang Juli wohl statt. Ich kann mich nicht mal darauf freuen, aber ich spekuliere darauf, dass es spätestens dann der Fall sein wird, wenn ich dort bin.

Was nützt es schon alles? Weitermachen ist die Devise.

Eine dreiwöchige Urlaubsvertretung steht auch schon wieder an.



Morgen Früh bin ich im Studio und ab übermorgen bereit für den Muskelkater meines Lebens. Wenn sie dort keinen Amoklauf riskieren wollen, haben sie a) geöffnet und sind b) so organisiert, dass sie mich nicht wegschicken müssen. Angemeldet bin ich jedenfalls.

27.05.2020 11:52 • x 2 #2343


K
Das Leben kann echt ein A-Loch sein

Kaum habe ich mich von dem intensiven Kontakt zu meinem Vater ein wenig erholt und die erforderliche Distanz wieder hergestellt, landet meine Mutter wieder im Krankenhaus. Dieses Mal mit der Zusatzspezialität, dass es Zoff zwischen den Männern in der Familie gibt. Ich könnte ja sagen, dass mich das nicht schert, aber am Ende leidet meine Mutter darunter und das will ich am allerwenigsten.

Leider hatte ich meinen Eltern für heute einen Besuch angekündigt, den ich ja nun nicht deshalb sein lassen kann, weil meine Mutter gar nicht da ist, um die Anspannung zu verwässern. Das wird anstrengend. Wenn ich nicht den Corona-Pfunden den Kampf angesagt hätte, würde ich mich heute Abend volllaufen lassen.

Was daran vor allem nervt: wieder dreht sich alles viel mehr um meinen Vater als um meine Mutter. Dabei ist sie diejenige, die jetzt allein, mit neuen Beschwerden und ohne wirkliche Perspektive im Krankenhaus liegt.

Und als wenn das nicht schon nervig genug ist, muss ich weiterhin meinen besten Freund bezüglich seiner Absichten im Auge behalten und bekam heute Morgen die Nachricht, dass mein Arbeitgeber womöglich den Standort wechselt und ins EKZ des Grauens zieht, was meinen Arbeitsweg deutlich verlängert und wo ich dann tagtäglich Gefahr laufe, den Verräter zu treffen. Zwar ist das überhaupt noch nicht in Stein gemeißelt und er mir mittlerweile auch herzlich egal, aber trotzdem muss ich das alles nicht haben.

30.05.2020 09:08 • #2344


Jane_1
Uh, das sind ja noch mehr fette Brocken, die das Leben dir hingeschmissen hat...

Hatte im Mutterliebe Thread noch dazu geschrieben.

Du hörst das sicher oft und kannst dir davon trotzdem kein Butterbrot kaufen, I know: Aber du wirkst so stark und kompetent, ich bin mir sicher, dass du für all den Mist eine Lösung finden wirst.
Schritt für Schritt.
Erstmal alles nach Prioritäten ordnen und dann angehen.

I feel you.

Wünsche dir viel Kraft und vielleicht heute Abend trotz Corona Pfunden (leider hier auch...) 1-2 Getränke zur Entspannung.

30.05.2020 09:31 • #2345


K
@Jane_1

Danke für Deine Worte - hier und drüben im Mutterliebe-Thread. Ich habe gelernt, nach Hilfe zu fragen; muss es aber wirklich sehr bewusst tun, um aus der Schleife ich kann es eh besser und schneller rauszukommen. Nun war ja mein Bruder hauptsächlich belastet die letzten Jahre, als ich keinen/so gut wie keinen Kontakt zu meinen Eltern hatte.

Wir sprachen gestern über den Zoff zwischen den Männern und mein Bruder sagte, ich dürfe jetzt gern wieder übernehmen und das Lieblingskind (sprich: Hauptbelastete) werden. Wobei er auch zugibt, dass meine Eltern die Ansprüche an ihn auch deutlich zurück gefahren haben, als sie merkten, dass ich wirklich ausgestiegen bin. Naja, zumindest ausgestiegen war für die drei Jahre. .

Das Hauptproblem ist, dass mein Vater immer unfassbar viele Erwartungen an alle hat, aber nicht in der Lage ist, diese freundlich zu formulieren, womöglich verbunden mit einem Bitte. Stattdessen wird befohlen und der Versuch gemacht, über sein Eigentum - seine Kinder - zu verfügen. Das klappt natürlich nicht oder nur ganz bedingt, nämlich wenn man einfach keine Kraft zur Reibung hat.

Uns macht dieses Verhalten aggressiv, denn wir sind schon gern bereit zu unterstützen, aber wir sind keine Befehlsempfänger und wir haben verrückterweise auch noch ein eigenes Leben. Außerdem wäre es wünschenswert, wenn Unterstützung anerkannt wird.

Wenn ich versuche, von allem etwas zurück zu treten, dann wird sehr deutlich, dass es eigentlich gar nicht so viel ist, was zu bewältigen ist. Normale Dinge halt, die das Leben so von einem verlangt. Aber die emotionale Verstrickung lässt es mitunter schier unüberwindlich scheinen.

Das Berufliche ist zum Glück noch nicht in Stein gemeißelt, aber trotzdem eben eine Nachricht über eine mögliche Perspektive, die ich nicht gebraucht hätte.

Es wird immer überwiegend überall von den negativen Corona-Auswirkungen gesprochen. Dass diese Reduzierung von beruflichen Aktivitäten (die, wie man in vielen Bereichen ja auch merkt, gar nicht mit so viel Aktionismus verbunden sein müssen wie vor Corona) und Freizeitaktivitäten vielen Menschen auch gut tun, findet nicht so viel Raum in der öffentlichen Debatte. Schade eigentlich.

Bei uns geht jetzt beruflich überall das lessons learned los. Ich bin gespannt, ob man mehr gelernt hat, als dass man deutlich Büroraumfläche einsparen könnte. Wie sagte neulich ein geschätzter Kollege:

Wähernd der Hochanspannungszeit hätten alle an einem Strang gezogen, es seien viele kreative und gute Lösungen für die Herausforderungen gefunden worden und er wäre beeindruckt gewesen, welche guten Seiten die Drucksituation an vielen Kollegen zum Vorschein gebracht hätte. Aber jetzt fange die bürokratische Krake wieder an, die Arme um alles zu schlingen und es zu erdrücken. Man kehre zurück zu alten Befindlichkeiten, Reviermarkierungen, Vorbehalten usw. Das sei sehr schade.

Ja, das finde ich auch, denn ich habe Kollegen von anderer und angenehmerer Seite kennengelernt, als ich es erwartet hätte.

____

So, jetzt mache ich jemandem eine Freude und verschenke eine Nähmaschine und dann will ich mal sehen, ob es mir gelingt, meinen Vater ins Eiscafé einzuladen, damit wir nicht in der Bude sitzen und alles wie immer ist.

30.05.2020 10:35 • x 1 #2346


Jane_1
Zitat von KBR:
Ich habe gelernt, nach Hilfe zu fragen; muss es aber wirklich sehr bewusst tun, um aus der Schleife ich kann es eh besser und schneller rauszukommen

Haha, Schwestern im Geiste, kenne ich

Zitat von KBR:
Wir sprachen gestern über den Zoff zwischen den Männern und mein Bruder sagte, ich dürfe jetzt gern wieder übernehmen und das Lieblingskind (sprich: Hauptbelastete) werden.

Super, dass ihr die Last nicht alleine tragen müsst. Als Außenstehende frage ich mich allerdings, wieso immer einer der Hauptbelastete sein muss. Es wäre doch sinnvoll, euch abzuwechseln (in kürzeren Abständen als alle drei Jahre

Zitat von KBR:
Aber die emotionale Verstrickung lässt es mitunter schier unüberwindlich scheinen.

Genau das, und dass eine normale Kommunikation nicht möglich scheint. Ist halt schwierig mit General und den minderbemittelten Befehlsempfängern
Manchmal werde ich von schierer Danbarkeit überflutet und auch Stolz, wenn das Leben einem manchmal blöde Streiche spielt und ich darüber lachen kann und nicht meinem Sohn oder irgendwem anders das in die Schuhe schieben muss, sondern es einfach akzeptieren kann.
Unsere Väter können das nicht und sind in ständiger Angriffsposition.
Sehr sehr anstrengend, Hut ab vor Dir.

Sehr nett, das mit der Nähmaschine!
Genieß dein Eis, lass dich nicht zu sehr ärgern.

30.05.2020 12:49 • x 1 #2347


K
Hygge
wirds vielleicht, wenn der beste Freund und ich Ende August unser Häuschen in Dänemark beziehen. Jedenfalls wars hygge gestern Abend auf seiner Terrasse, um die ich ihn etwas beneide. Ich hoffe immer noch, mein Eindruck, dass er Anstalten macht, hier und da mal versuchweise die friend zone zu verlassen, trügt mich. Wir werden sehen.

Im Moment hoffe ich einfach nur, dass es der Tod seiner Mutter ist, der ihn etwas verändert hat.

Tja, es war noch zusätzlich anders schlimm, als ich es erwartet hatte am Samstag.

Tatsächlich aber wurde zu meinem Erstaunen kurzfristig ernsthaft überlegt, ob wir nicht wirklich ins Eiscafé gehen könnten (was schon mehr war, als ich erwartet hatte), aber letztlich wurde das dann doch wegen der angeblich Enge zu den anderen Menschen abschlägig beantwortet. Gut dann eben nicht. Also habe ich zwei Stunden da gesessen und darüber gestaunt, wie es angehen kann, dass -wenn ich auch mal etwas sage, was mich selber betrifft- in Spitzengeschindigkeit in einem rasanten Bogen über eigene Weltpolitikveschwörungstheorien ruckzuck wieder bei den üblichen Themen angedockt wird (mieser Vermieter, ehemalige miese Chefs, miese Politiker, Misswirtschaft, nicht zu vergessen, die miesen Nachbarn, überhaupt alles Miese). Und während es in mir brodelt und ich das Gefühl habe, ich bin nur dort, um als Projektisonfläche zu dienen, sagt man Vater dann wieder so rührende Sachen, dass mir die Tränen in die Augen schießen.

Keine Ahnung, wie das familiär alles werden soll.

Bei der Mutter meiner Freundin hingegen war es uneingeschränkt nett.

Sehr niedlich: sie schenkte mir ein selbst geklöppeltes Spitzentaschentuch in Rosa mit dem Hinweis, das könne ich nehmen, wenn ich mal ausgehe. Sie musste aber darüber selber lachen, denn ich bin so überhaupt kein Rosa-Mädchen.

Kann mir jemand sagen, welchen Sinn Taschentüchter mit Lochmuster erfüllen, sofern man sie überhaupt benutzen soll und sie nicht bloß der Zierde dienen? Ich bin überfordert.

01.06.2020 08:18 • x 3 #2348


T
Ich liebe umhäkelte Taschentücher.

01.06.2020 08:25 • x 1 #2349


K
Zitat von Tempi:
Ich liebe umhäkelte Taschentücher.


Das ist nicht umhäkelt. Das ist komplett gehäkelt. Eher wie so eine Minidecke, die manche Menschen noch auf ihrer Tischdecke haben. Damit kann man sich allenfalls Tränen abtupfen, aber dann ist das Leistungsvermögen erschöpft. Dürften auch nicht zu viele sein.

01.06.2020 08:30 • x 2 #2350


T
Dann ist es ein Spitzendeckchen und ein Glücksbringer. Halte es in Ehren!

01.06.2020 08:38 • x 1 #2351


K
Ehrlich gesagt hatte ich eine Flohmarktassoziaton @tempi

Ich weiß das zwar sehr zu schätzen, aber ich kann so gar nichts damit anfangen.

01.06.2020 08:41 • x 2 #2352


Jane_1
Zitat von KBR:
sie schenkte mir ein selbst geklöppeltes Spitzentaschentuch in Rosa mit dem Hinweis, das könne ich nehmen, wenn ich mal ausgehe.

Ist doch klar: Dezent in Nähe eines attraktiven Mannes fallen lassen

01.06.2020 10:27 • x 2 #2353


K
@Jane_1 Guter Gedanke!

Ich fürchte nur, Galanterie ist ausgestorben, was vermutlich daran liegt, dass Frauen wie ich Kokketterie verlernt haben.

01.06.2020 11:45 • x 2 #2354


Jane_1
Ach Quatsch, bitte verschone deinen Kopf, den brauchst du noch!
Ab und an findet sich beides, oder eine(r) kitzelt das heraus

01.06.2020 21:46 • x 2 #2355


A


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