Verliebte
Menschen machen merkwürdige Dinge.
Ich suchte heute in den Tiefen meines Smartphone Dateien für ein Projekt.
Statt dieser fand ich noch unzählige Bilder von Dir und mir bzw. über Dich und mich. Bilder, von denen ich gar nicht mehr wusste, dass sie existierten. Verliebte machen merkwürdige Dinge.
Sie schicken sich Bilder vom Klamotten, von Haut, von Bürokonversation, von Einkäufen und in unserem Fall auch sehr viele Bilder vom Frühstück. Das schien irgendwie wichtig zu sein.
Außerdem fanden sich viele Erinnerungen darunter zu Ausflügen, Ereignissen, Veranstaltungen usw. Vor allem aber fanden sich auch noch einige der jüngeren Bilder von den Renovierungen und den Umzugsvorbereitungen sowie Deinem Umzug.
Am 10.01. schicktest Du mir vormittags scheinheilig ein Bild davon, wie Du in der neuen Wohnung Deinen neuen Badezimmerschrank mit meinen Sachen eingeräumt hattest. Das freute mich. Ich war bei der Arbeit und alles schien gut zu sein. Ich hatte am gleichen Abend einen Termin bei der Bank, um meinerseits die Weichen für unsere finanzielle Zukunft zu stellen. Du hattest das bereits getan.
Dieser Banktermin ging nicht so aus, wie ich mir das gewünscht hätte. Ich war darüber nicht sonderlich begeistert. Am Abend schrieb ich Dir das Ergebnis. Das schien Dich nicht sonderlich zu interessieren. Du hattest mich bei der Klärung Deiner finanziellen Angelegenheiten sehr eng einbezogen. Ich solle darüber schlafen, was ich tun wolle, schriebst Du mir, ohne mich etwas zu fragen oder Deine Meinung abzugeben. Du schienst wenig Interesse zu haben. Du schriebst mir außerdem, Du hättest an diesem Tag ganz viele Dinge, die wir zusammen begonnen hatten, abschließend entschieden und erfolgreich abgeschlossen.
Einerseits freute ich mich, dass es voran ging, aber als ich vorsichtig zu verstehen gab, dass ich gern weiterhin daran teil gehabt hätte, antwortetest Du - gefühlt ungehalten -, ich möge mich doch lieber um meine eigenen Angelegenheiten kümmern und diese auf die Reihe kriegen. In dieser Weise hattest Du Dich mir gegenüber noch nie geäußert. Von dem Moment an war ich zum ersten Mal in unserer Zeit alarmiert.
Wie ich heute weiß, chattetest Du zu diesem Zeitpunkt schon nur noch nebenbei mit mir und in erster Linie mit meiner Nachfolgerin, die ohnehin den ganzen Tag bei der Arbeit um Dich war, wenn Du nicht, wie an diesem Tag, Urlaub hattest.
Es ergab sich dann noch ein kurzer Dialog, den Du aber ganz offenbar nicht fortsetzen wolltest. Ich versuchte Dir zu erklären, wie es für mich wäre, dass für Dich gegenwärtig alles sehr gut läuft (ohne zu wissen, wie gut es eigentlich wirklich für Dich lief), während bei mir gerade alles, was ich anfasste, zu Pech statt zu Gold wurde. So sehr ich mich für Dich freuen würde, würde ich mir eben auch Deine Anteilnahme wünschen. Derart empathielos warst Du mir noch nie begegnet. Stattdessen hattest Du Dich immer eingebracht.
Wir verbrachten noch das legendäre Wochenende, an dem wir für Dich in Baumärkten, in Möbelhäusern und zum Einkaufen waren. Das Wochenende, an dem ich Deine Möbel schleppte und aufbaute, wie eine Beknackte für Dich putzte, an dem ich ich die erste und einzige Nacht in dem Bett verbrachte, das wir gemeinsam ausgesucht hatten. Meine Bemerkung, dass dieses Bett ganz neue Möglichkeiten bieten würde, beantwortetest Du mit Ja, das tut es. Wie richtig diese Aussage war, aber dass sie absolut nichts mit mir zu tun haben würde, wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Ich hoffe, Du hast Dich wenigstens schlecht gefühlt dabei, mich permanent ins offene Messer laufen zu lassen.
Es war das Wochenende, an dem Du Reisepläne für uns machtetest und noch weitaus mehr geschah, als in Ordnung gewesen ist.
Am Dienstag danach, den 17.01. machtest Du mit mir Schluss. Noch am gleichen Tag räumtest Du den Badezimmerschrank wieder von meinen Sachen leer und ihre hinein. Nur eine Woche, nachdem Du mir das Bild von meinen Sachen geschickt hattest.
Ich schrieb Dir u.a., wie absurd das wäre und Du antwortetest Ja, natürlich ist es absurd. Aber gibt es für so etwas jemals den richtigen Zeitpunkt?
Ich antwortete, dass es sicher nicht den richtigen Zeitpunkt geben würde, aber es gäbe welche, die weniger falsch wären und dass Du den Verlauf des Wochenendes so nicht hättest zulassen dürfen.
Ich hoffe, Du hast Dich wie ein Kotzbrocken gefühlt, während Du meine Gutgläubigkeit und Hilfsbereitschaft ausgenutzt hast.
Ich war so furchtbar entsetzt über das, was da geschehen war. Ich hatte einen Schock. Alles war ich in den darauf folgenden Wochen auf die Reihe bekommen habe, war ins Krankenhaus zu gehen für den OP-Termin 1,5 Wochen später. Mehr war absolut nicht drin.
Heute fand ich also all die Fotos, die diese Zeit dokumentierten. Die Chaterverläufe hatte ich noch am Tag der Trennung oder am nächsten Tag gelöscht. Aber die Fotos heute ließen alles noch einmal aufleben. Ich hoffe, das war in dieser Intensität das letzte Mal. Eigentlich ist es die Zeit, die ich in diesen Text investiere, nicht wert.
Den letzten kurzen schriflichen Kontakt hatten wir dann eine Woche später. Nicht zur OP, nicht zu den Geburtstagen, nicht zum eigentlich geplanten Urlaub usw.
Erst letzten Donnerstag kam es zu dieser kleinen Begegnung. Besser jetzt als früher oder später. So denke ich seit gestern darüber. Da es unausweichlich war, dass das passieren würde, war es auch genau der richtige Moment.
Die Bilder habe ich heute überwiegend ganz weit weggepackt. Von dort werden sie Deinen Sachen folgen, die ich gleich nach der Trennung entsorgt hatte. Eine solch unerwartete Konfrontation wird nun nicht mehr passieren.
Auf meinem Handy ist jetzt wieder viel Platz für Bilder vom Klamotten, von Bürokonversation, von Einkäufen und Frühstücken, von Ausflügen, Ereignissen, Veranstaltungen usw. In meinem Herzen ist bald wieder Platz, diese merkwürdigen verliebten Dinge zu tun. So hoffe ich zumindest.
Renovierungen und Umzüge werde ich meiden.
_____
@all Auf Eure Beiträge antworte ich noch zu einem anderen Zeitpunkt.
_____
btw.: Fiel mir gerade ein:
19.08.2017 20:22 •
x 1 #756