Ich brauche grad einfach die Möglichkeit meine Gedanken loszuwerden, da sie kreisen, mir den Schlaf rauben und mich wahnsinnig machen.
Du. Du kamst vor gut 4 Jahren in mein Leben. Tinder hat uns einander vorgestellt. Wir wollten beide keine Beziehung, wir wollten beide unseren Spaß und hatten keine ernsthaften Absichten miteinander. Unser erstes Treffen war toll. Wir hatten einen schönen Abend und eine tolle Nacht miteinander. Unser Kontakt danach war auf das Wesentliche beschränkt. Wir trafen uns, hatten Spaß und gingen wieder weiter. Keine ernste Sache.
Ich lernte jemanden kennen, der zu mir passte. Ich ließ dich wissen, dass unser Kontakt hier enden sollte. Nach kurzer Zeit meldestet du dich regelmäßig. Du wolltest mit mir telefonieren, mich sehen, mit mir reden. Meine Beziehung zerbrach, weil er zurück zu seiner Exfrau ging. Also ging ich auf deine Bitte ein. Wir trafen uns bei dir. Du hast mir gesagt, dass du mich willst, das wir es bitte miteinander versuchen müssen. Ich fand dich toll und konnte es mir vorstellen. Wir sahen uns regelmäßig und es entwickelte sich schnell ein gutes Gefühl zwischen uns. Wir entdeckten beide gemeinsame Interessen, harmonierten auch S. fantastisch. Es war eine schöne Zeit.
Leider hielt sie nicht lange. Du hast dich plötzlich nicht mehr gemeldet. Du hast mich 14 Tage komplett ignoriert. Du hast mich einfach links liegen lassen. Aufgrund unserer Entfernung zueinander konnte ich nur am Wochenende bei dir sein. Ich hatte die Hoffnung aufgegeben, da meldetest du dich wieder. Einfach so. Du wolltest mich sehen, erzähltest mir von einer schwierigen Phase. Eigentlich hätte ich dich hier loslassen müssen. So ist zuvor noch nie jemand mit mir umgegangen und ich hätte mir so viel Kummer und Leid erspart. Du warst plötzlich wieder voll da, groß, gutaussehend, charmant, deine Ausstrahlung, dein Lachen . Es war um mich geschehen. Ich ließ mich wieder auf dich ein, glaubte an ein einmaliges Problem. Absolut naiv, wie ich heute weiß.
8 Wochen später meldetest du dich wieder nicht. Nach drei Tagen schriebst du mir, dass du bei deinen Eltern bist. Es dir sehr schlecht geht, weil du eine schlechte Phase hast. Du batest mich, zu deinen Eltern zu kommen, weil du mich sehen wolltest. Ich stand eine halbe Stunde später bei euch vor der Tür. Deine Eltern kannte ich bis dahin nur flüchtig. In dieser Nacht hast du mir Vieles erzählt und erklärt. Du hast viel geweint. Es gab diese Phasen seit gut 2 Jahren. Du hattest eine zeitlang Medikamente genommen,die dir durch diese depressive Verstimmung helfen sollten. Du hast Alk. als Schlafmittel für dich erkannt und du konntest zu keinem vernünftigem Arzt gehen, weil du unbedingt verbeamtet werden wolltest. Wenn ein Arztbesuch mit dieser Begründung irgendwo auftaucht, dann war es vorbei. So paradox es war, ich konnte diese Begründung akzeptieren. Ich kannte aus meinem Beruf und meiner Ausbildung das Krankheitsbild. War aber persönlich noch nie damit in Kontakt gekommen. Ich wusste jedoch, dass du professionelle Hilfe brauchst, ansonsten würde der Zustand sich weiter verschlimmern oder verfestigen. Ich sah mich. Ich wusste wie stark ich bin. Und ich wusste, dass WIR es schaffen!
Als du eingeschlafen warst, redete ich die halbe Nacht mit deinen Eltern. Es waren gute Gespräche. Sie waren jedoch dagegen, dass du einen Facharzt aufsuchst.
Ab diesem Zeitpunkt war ich komplett dabei. Mit meinem Herzen, meinem Bauch und meinem Kopf. Ich wollte das mit dir durchstehen.
Du gingst nicht zum Arzt, du warst nach einer Woche bei deinen Eltern wieder bereit zur Arbeit zu gehen. Und ich schaute zu. Es gab danach mehrere kleine Einbrüche, aber es gab auch viele schöne Momente und Erlebnisse. Dann kam der Tag, an dem mich deine Mutter anrief und mich bat dringend zu kommen. Du hattest mir erzählt, dass du zwei Tage auf Fortbildung warst. Dort warst du aber nie. Du hattest dich in deiner Wohnung mit Schnap. komplett aus dem Leben geschossen. Deine Eltern hatten dich spontan besucht und dich so gefunden. Sie hatten dich mitgebracht. Wir haben wieder eine komplette Nacht geredet. Diesmal waren wir uns einig, dass du in die Klinik musst. Entzug, Therapie. Du hast es mir versprochen.
Am nächsten Tag waren wir beim Arzt. Du, dein Vater und ich. Du wolltest am Folgetag in die Klinik.
Und am Folgetag passierte. Nichts. Gar nichts. Du hattest erneut mit deinen Eltern geredet und ihnen versprochen, dass du es jetzt schaffst. Das Drama wiederholte sich immer wieder. Stabile Phase, tolle Zeit, viele Erlebnisse. Gefolgt von Absturz, Alk. und Selbstmordgedanken.
Ich bin eine starke Frau. Mein Job ist hart, ich bin absolut klar und lasse mich nicht verbiegen. In unserer Beziehung war das anders. Je länger sie dauerte, desto weniger von mir blieb übrig. Aus der selbstbewussten Frau, wurde ein Häufchen Elend. Wir hatten keinen S. mehr. Das was uns am Anfang verbunden hatte, war weg. Meine Erklärung waren meine kräftigen Oberschenkel. Du unternahmst viel mit deinen neuen Kollegen, ich war nie dabei. Meine Vermutung war, dass ich dir vielleicht peinlich bin.
Deine Erklärungen lauteten. Das du immer mal wenig Lust auf S. hast, es aber nicht an mir liegt. Und das ich nicht so gut zu deinen neuen Kollegen passe, weil sie anders sind als ich. Ich sie aber mit Sicherheit noch kennenlernen werde. Damals hab ich das so hingenommen. Heute verstehe ich mich nicht mehr.
Wir waren dann gemeinsam im Urlaub, wir planten, trotz aller Probleme, einen Zusammenzug. Ich war bereit mein geordnetes, solides Leben hinter mir zu lassen und zu dir zu ziehen. In die kleine chaotische Wohnung, in eine Großstadt, in der ich nur dich kannte und meinen Job zu wechseln und schlechtere Arbeitsbedingungen zu haben. Es klappte nicht, weil mein Arbeitgeber mich nicht versetzte und gehen ließ . Heute bin ich dankbar. Damals war ich totunglücklich. Unsere Beziehung lief weiter. Meine Selbstzweifel wurden riesig. Ich fand mich schrecklich dick, obwohl ich immer dünner wurde. Ich unterstellte dir Affären, war eifersüchtig auf deine Kollegen, war mit mir immer unglücklicher. Dann kam der Tag, an dem wir uns sehen wollten. Wir hatten es fest ausgemacht. Ich freute mich unglaublich. Du kamst nicht. Du warst mit deinen Kollegen im Biergarten, während ich auf dich wartete. Mal wieder. Ich war außer mir. Ich fuhr zu dir und trennte mich nach gut 2 Jahren Beziehung. Ich war so unglaublich enttäuscht von dir. Du nahmst es zur Kenntnis, hindertest mich jedoch nicht zu gehen. Unseren Urlaub sagte ich ab. Du nahmst es zur Kenntnis.
Ich bin danach komplett abgestürzt. Ich bin nicht aufgestanden, hab nicht gegessen, konnte nicht schlafen. Nichts. Deine Eltern waren sehr besorgt. Deine Mutter meldete sich regelmäßig. Sie betonte immer, dass sie mich so sehr geschätzt hatte.
Meine Eltern haben mich zu sich genommen. Sie haben die Welt nicht mehr verstanden. Ich habe ihnen nie von deinen Problemen erzählt. Ich habe niemandem davon erzählt. Nach 3 Monaten ging es ein bisschen besser. Ich war dabei mein Leben zu ordnen. Und dann. Hast du dich gemeldet. Du standest vor meiner Tür. Du hast gesagt, dass ich dir fehle. Mein Kartenhaus ist erneut eingefallen. Ich habe dir gesagt, dass du nur dann eine zweite Chance bekommen würdest, wenn du eine Therapie machst. Das Versprechen konntest du mir nicht geben. Deshalb gab es keinen Neustart.
Wir vermissten uns trotzdem. Du sagtest, dass ich einer der wichtigsten Menschen in deinem Leben bin. Wir hielten Kontakt. Zunächst nur per WA, später trafen wir uns zu kleinen Unternehmungen.
Ich traf neue Männer, obwohl ich nicht bereit dazu war. Und es scheiterte jedes Mal an DIR! Ich verglich, ich versuchte sie so zu sehen, wie ich dich sah. Ich ließ jeden gehen. Keiner war wie du. In dieser Zeit erkannte ich mein Problem. Ich ging zu einem Therapeuten. Er war toll, es half jedoch nur bedingt. Ich hab dich nie ganz vergessen. Ich habe zigmal den Kontakt abgebrochen und bin dann doch wieder eingebrochen. Ich hab es versucht. Und ich hab es nie geschafft.
Anfang des Jahres bist du wieder abgestürzt. Du musstest wieder mal von deiner Familie gerettet werden. Deine Mutter rief mich an und erzählte mir Alles. Dabei habe ich erfahren, dass du seit einem Jahr eine feste Beziehung hast, deine Freundin wohnt bei dir. Du hast es mir nie erzählt. Du hast sie nicht erwähnt. Mir hat es damals den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich wollte keinen Kontakt mehr. Ich war rasend vor Eifersucht. Wir haben damals furchtbar gestritten. Ich war so unglaublich wütend und verletzt. Niemand konnte dich ersetzen und ich wurde ersetzt. Sie war eine Kollegin von dir! Du sagtest mir, dass sie nicht die Richtige sei, aber du nicht Alleinsein kannst. Ich wurde ewig zurückgeworfen. Und trotzdem habe ich es wieder nicht geschafft.
Und nun. Nun betrügst du deine Freundin. Ihr habt seit Ewigkeiten keinen S. mehr. Sie flüchtet jedes Wochenende aus eurer Wohnung, fährt alleine in den Urlaub. Und du datest andere Frauen. Du schickst mir Fotos von ihnen und erzählst von deinen Dates. Diesmal bin ich ausgerastet. Ich habe dich beschimpft, dich blockiert und gelöscht. Ich war bei der Therapie. Ich brauche mittlerweile eine Therapie. Du findest das lächerlich. Du sagst, dass mein Therapeut nur Geld braucht und du mir nie schaden wolltest. Du sagst, dass du mich in Ruhe lässt und ich dich in Ruhe lassen soll.
Ja, so sieht es aus, seit du in meinem Leben warst.
Es ist heute genau eine Woche her, dass ich dich komplett aus meinem Leben verbannt habe.
Ich merke, dass ich bröckele. Ich merke, dass ich dich vermisse, trotz allem was war. Ich merke, dass ich dich wieder sehen möchte. Aber diesmal muss ich das irgendwie schaffen. Diesmal dreh ich mich nicht um und ich hoffe, dass du es auch nicht tust!
Manchmal bereue ich den Tag, an dem dich Tinder in mein Leben brachte. Und manchmal frag ich mich, wie ich wieder gesund werde. So wie ich mal war.
Ich muss dich endlich loslassen.
17.11.2019 09:59 •
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