Hallo meine lieben Leidensgenossen und Leidensgenossinnen.
Ich melde mich auch mal wieder mit einem kleinen Update zu Wort.
Gestern Abend war ich mit meiner Mama im Kino. Es hat gut getan, mal für zwei Stunden nicht nachzudenken. Ich ließ mich völlig vom Film berieseln, der glücklicherweise nicht ganz so tiefgründig war. Im Anschluss waren wir noch eine Kleinigkeit essen, was zwar schwer fiel, aber doch gelungen ist. Ein Glas Rotwein hat den Abend abgerundet. Ich trinke ansonsten kaum. Zu Hause angekommen war ich wieder Opfer meiner Gedanken, aber ich schlief recht schnell ein, die Nacht blieb traumlos.
Heute ist der erste Tag, an dem ich nicht geweint habe. Die Nahrungsaufnahme fällt mir immer noch nicht leicht und meine Gedanken schweifen nach wie vor ab, aber ich habe versucht, mich etwas zu beschäftigen, step by step.
Kleine Randmemo und eine Reflexion meinerseits: Meine Beziehung verlief keinesfalls perfekt oder so, wie ich mir eine gesunde vorstelle. Das ändert gewiss nichts an den Gefühlen, die ich für diesen Menschen noch immer tief in mir trage. Ich lese aktuell viel über das Thema Narzissmuss und Narzisstische Persönlichkeitsstörung, da ich glaube, mit einer solchen Person zusammen gewesen zu sein. Das mag auf euch nicht zutreffen, aber der Schmerz des verlassen worden seins verbindet uns schlussendlich alle.
Ich liebe ihn noch immer und es tut weh, dass er mich weg geworfen hat. Aber zum ersten Mal - und das ist ein minimaler Triumph - lasse ich keinen Gedanken aufkeimen, zu ihm zu fahren, ihn anzurufen oder ihm mein Herz in Form eines Briefes auszuschütten, auf den ich keine oder eine unschöne Reaktion erhalten werde. Das kann sich binnen der kommenden Tage wieder ändern, aber ich baue auf den letzten Funken Stärke, der da noch in mir wohnt.
Eben stand ich am Fenster, habe eine Zig. geraucht. Ich habe mir Zeit gelassen, in die Nacht hinaus geblickt, bewusst an ihn gedacht. An das, was er mit mir gemacht hat und irgendwo immer noch macht. Ich habe die Zig. fallen lassen, ihr dabei zugesehen, wie sie auf dem Boden aufkommt und Funken sprüht. Ich habe sie los gelassen und mir leise gesagt Ich lasse dich los. Das war symbolisch für meine gescheiterte Beziehung. Für den Menschen, der mich nicht mehr will.
Was ich euch sagen will: Es ist noch lange nicht überstanden. Es dauert seine Zeit. Es tut weh, in einem Ausmaß, was einem vorher fremd war. Jetzt spüren wir all das und mit der Trennung eines geliebten Menschen werden alle Ängste zutage befördert, die man lieber weit weg in eine Kiste schließen würde, um diese nie mehr zu öffnen. Aber jetzt sehen wir uns damit konfrontiert. Wir werden daran wachsen. Die Menschen, die uns verlassen haben, sind keine Kryptonitmenschen. Sie werden noch lange in unserem Herzen brennen und die Erinnerungen werden womöglich auch an den lauen Sommerabenden noch Wunden aufreißen, während wir Schritt für Schritt einen Fuß vor den anderen setzen. Aber das ist unser Leben. Wir geben es uns, nicht mehr denen, die es nicht wollen, nicht schätzen. Wir leben für uns.
Findet ein kleines Ritual für euch. Vielleicht eine Kerze, die ihr jeden Tag ein Stück weiter runter brennen lasst, damit sie euch an euren Prozess und an euer Schaffen erinnert.
Ihr seid so viel stärker, als ihr glaubt.
Auch, wenn es mir morgen vielleicht anders geht, es war mir wichtig, diese (kurzzeitigen?) verhältnismäßig positiven Gedanken zu teilen.
Ich umarme euch und schicke euch viel Kraft für diese Nacht - und alles, was die Zukunft bringt.
11.03.2015 21:15 •
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