176

Unglücklich verliebt - kann man sich so täuschen?

V
@GiuliettaV

Hier also ein kleines Update:

Zunächst einmal war die Zeit kurz vor Weihnachten von einigen Rückschlägen geprägt:

Zum einen hat die DRV meinen Reha-Antrag in erster Instanz abgelehnt - man spricht mir aktuell die Reha-Fähigkeit ab.
Kurzfristig konnte ich erstmal nur formalen Widerspruch einlegen und bin erstmal Mitglied im VdK geworden, um dort entsprechende Beratung für den inhaltlichen Widerspruch in Anspruch zu nehmen. Die Beratung war erst Ende Januar und bis dato habe ich noch nicht die in Aussicht gestellte Kopie des Widerspruchsschreibens bekommen. Es zieht sich also immer noch hin. Allerdings geht's mir besser dabei, kompetente Rückendeckung zu haben.

Als nächstes teilte mir mein Therapeut mit, dass er seine Arbeitszeiten altersbedingt im neuen Jahr reduzieren wird und mir daher allenfalls sporadische Termin anbieten kann. Derzeit bin ich auf der Suche nach einem neuen Therapeuten in der nächstgrößeren Stadt. Die Sache gestaltet sich allerdings nicht so einfach. Bis jetzt habe ich mich einstweilen selbst über Wasser halten können. Es ist allerdings ungewiss, wie lange es dauert, bis die Reha genehmigt und angetreten werden kann.

Um endlich auch eine Form der staatlichen Anerkennung zu bekommen, habe ich Ende 2018 auch einen GdB-Antrag gestellt.
Wenn dieser Staat noch immer den emotionalen Missbrauch nicht als Straftatbestand einstuft und entsprechende Gewalttaten innerhalb der Familie weiterhin durch Artikel 6 GG legitimiert, möchte ich wenigsten die Anerkennung als entsprechend behinderte Person nach derartiger traumatischen Erfahrungen. Ich gehe davon aus, dass 40 bis 50 für den GdB möglich sind. Notfalls muss der VdK nochmal ran, wenn man versucht, mich mit weniger abzuspeisen.

Im Zuge des GdB-Antrags bekam ich auch den Hinweis auf die Möglichkeit eines Antrag auf Leistungen nach Opferentschädigungs-Gesetz (OEG). Also nahm ich einen diesbezüglichen Beratungstermin wahr. Das Ergebnis war leider sehr ernüchternd: Emotionaler Missbrauch ist kein offizieller Straftatbestand, also auch hier außen vor. Bei nicht angezeigten Gewalttaten muss ein entsprechender Nachweis führbar sein. Das kann in solchen Fällen mal locker 3 bis 4 Jahre dauern. Und das alles für die Übernahme von Behandlungskosten und/oder eine kleine Zusatzrente von 150 Euro im Monat!? - Lieber Staat, das ist eine offene Verhöhnung von Gewaltopfern, denen in solchen Fällen eine demütigende, erniedrigende, zermürbende und im schlimmsten Fall retraumatisierde Prozedur auferlegt wird.

Einstweilen bin ich seit Oktober 2018 weiter krankgeschrieben und nutze die Zeit für ressourcige Aktivitäten und Erholung.
Mir kommt es vor, als hätte ich in den vergangenen 5 Monaten einen guten Teil des Schlafs nachgeholt, den ich mir in den letzten 46 Jahren nicht gegönnt habe.

Ich beschäftige mich auch mit der Thematik auf inhaltlicher Ebene weiter. Es ist erstaunlich, wie sich mittlerweile unterschiedlichste theoretische Konzepte der psychodynamischen Theorienbildung, der Bindungsforschung und der neuesten kognitiven Neurowissenschaften zu einem interessanten Konzept von Persönlichkeitsstörungen und komplexen Traumafolgestörungen als Folgen früher und frühester Bindungs- und Beziehungstraumata integrieren lassen, das vor allem mit dem Namen Wolfgang Wöller verknüpft ist.

Gleichzeitig ist es frustierend, wie wenig Akzeptanz diese Konzepte bisher gefunden haben. Die Komplexe PTBS ist immer noch keine ICD-Diagnose, emotionaler Missbrauch immer noch kein Straftatbestand. Stattdessen gewinnen Verbände wie die False-Memory-Bewegung aus den USA auch in Europa immer mehr an Boden. Opfern S. Gewalt wird die Glaubwürdigkeit von traumatischen Erlebnisinhalten abgesprochen, die lediglich der Suggestion von Therapeutinnen und Therapeuten entsprungen sein sollen. Auf Betroffene muss das wie ein Interessenverband von Tätern und Täterinnen wirken. In Kombination mit Plänen des Herrn BM für Gesundheit, künftig durch sog. Lotsen vorab feststellen zu lassen, wer psychotherapiebedürftig ist (Lex Lütz), sind das keine besonders tollen Aussichten. Es steht zu befürchten, dass auch unpopuläre Diagnosen wie die komplexe PTBS vorschnell (und ggf. staatlich verordnet) als Befindlichkeitsstörung und damit nicht als Indikation für Psychotherapie eingestuft werden.

04.03.2019 13:17 • x 3 #121


G
@victim_reloaded

Danke für Dein Update. Das sind so insgesamt äußerst bedenkliche Aussichten, sowohl für Dich als auch Andere Betroffene. Ich gehe davon aus, daß es dabei um eine reine Kosten-Nutzen Rechnung geht. Der Zweck heiligt die Mittel und es wird den Bürgern scheinheilig als fortschrittliches soziales Netzwerk und Gesellschaftssystem präsentiert. Sagt für mich eine ganze Menge aus über die Menschen, die so etwas politisch / wirtschaftlich unterstützen und damit Ihren Lebensunterhalt verdienen. Mein Seelenheil würde ich dafür nicht eintauschen.

Der Aufwand und die Hürden, sowie die Zeiträume sind unzumutbar !

Es wird soweit ich gelesen habe ua. bei Emdria insgesamt immer noch weiter verhandelt auch mit den gesetzlichen Krankenkassen, wenn es sich um eine nicht komplexe PTBS als Traumafolge handelt. In dem Zusammenhang hatte ich gelesen, daß einige gesetzliche Krankenkassen EMDR bei Trauma/PTBS inzwischen anerkennen. Wie hoch der bürokratische Aufwand sich gestaltet nebst Therapeutensuche, Wartezeiten, Diagnosen etc. ist da jedoch gar nicht ersichtlich.

Zitat:
Zum einen hat die DRV meinen Reha-Antrag in erster Instanz abgelehnt - man spricht mir aktuell die Reha-Fähigkeit ab.

Ich nehme an, aufgrund der komplexen PTBS.

Zitat:
Mir kommt es vor, als hätte ich in den vergangenen 5 Monaten einen guten Teil des Schlafs nachgeholt, den ich mir in den letzten 46 Jahren nicht gegönnt habe.


Das wundert mich nicht.

Zitat:
Ich beschäftige mich auch mit der Thematik auf inhaltlicher Ebene weiter. Es ist erstaunlich, wie sich mittlerweile unterschiedlichste theoretische Konzepte der psychodynamischen Theorienbildung, der Bindungsforschung und der neuesten kognitiven Neurowissenschaften zu einem interessanten Konzept von Persönlichkeitsstörungen und komplexen Traumafolgestörungen als Folgen früher und frühester Bindungs- und Beziehungstraumata integrieren lassen, das vor allem mit dem Namen Wolfgang Wöller verknüpft ist.


Wolfgang Wöller, da werde ich mal stöbern gehen.

Ich drücke Dir ganz fest die Daumen !

04.03.2019 14:39 • x 1 #122


A


Unglücklich verliebt - kann man sich so täuschen?

x 3


V
@GiuliettaV

Zitat:
Das sind so insgesamt äußerst bedenkliche Aussichten, sowohl für Dich als auch Andere Betroffene.


Da hast Du leider Recht. Mag vielleicht auch an der komplexen PTBS liegen - Misstrauen und Pessimismus sind wichtige Symptome. Aber als Verhaltenstherapeut bin ich gewohnt, nach Funktionalitäten zu fragen. Wenn ich das in diesem Fall tue, kann man schon auf die Idee kommen, dass ein mehr oder weniger perfides System dahintersteckt:
Wir lassen die Helikopter-Eltern weiter ihre kleinen unselbstständigen Narzissten züchten, die dann später hauptsächlich damit bschäftigt sind, sich selbst zu optimieren. Der Job ist das Wichtigste, die hauptsächliche Quelle von Motivation und Selbstwert, dem alles andere untergeordnet wird. Da bleibt kaum Zeit, auch mal kritisch über die gesellschaftlichen bzw. politischen Verhältnisse nachzudenken. Und wenn sich dann einige von diesen Kreaturen in den Burnout gearbeitet haben, hat die Pharmaindustrie die passenden Smarties parat.

Eine weitere Dimension: Der Staat hält sich weitgehend raus aus dem, was offensichtlich privat ist. Denn klar ist: Wer zuviel maßregelt, was privat ist, macht sich - auch politisch - unbeliebt. Familie ist ebenfalls Privatsache. Was hinter verschlossenen Haus- oder Wohnungstüren passiert, geht niemand sonst was an. Staatlicher Eingriff ist nur in absoluten Extremfällen notwendig und erlaubt, wenn das Kindeswohl akut gefährdet scheint. Aber selbst das kriegen Jugendämter und Co. ja offensichtlich nicht mal mehr vernünftig auf die Reihe. Es wird weiterhin der Mythos der heil(ig)en Familie hochgehalten. Eine äußerst optimische Wunschvorstellung bar jeder Realität. Die sieht anders aus: Auch weil sie unsaktioniert bleiben, setzen sich entsprechende Muster physischer, emotionaler und S. Gewalt von Generation zu Generation fort. Wiederholungszwang und Reinszenierung früherer Bindungserfahrungen treiben diese Entwicklung der transgenerationalen Traumatisierung voran. Die fehlende öffentliche Diskussion trägt dazu bei, dass sich sowas wie ein Unrechtsbewusstsein gar nicht erst ausbilden kann.

Dabei liegen die Fakten mittlerweile in einer objektiven Form auf dem Tisch: Frühe Bindungs- und Beziehungstraumata führen zur Schädigung bzw. zur Entwicklungsbeeinträchtigung wichtiger Teile des orbitofrontalen und cingulären Kortex sowie wichtiger limbischer Strukturen (Amygdala, Hippocampus). Diese neurobiologischen Veränderungen sind mitverantwortlich für die vielschichtige Symptomatik der darauf aufbauenden Traumafolge- und Persönlichkeitsstörungen. Wer es nicht glaubt, kann es gerne im Buch von Wolfgang Wöller (2013) nachlesen.

Zitat:
Ich nehme an, aufgrund der komplexen PTBS.


Ja - das ist immer der Spagat bei Reha-Anträgen. Stellt man sich zu gut dar, wird der Reha-Bedarf in Frage gestellt. Stellt man sich zu schlecht dar, wird einem die Reha-Fähigkeit abgesprochen. Stattdessen wird eine ambulante Krankenhausbehandlung - whatever that means - angeraten, die dann ja Gott sei Dank von der Krankenkasse bezahlt werden muss. Also soll ich mich in die Psychiatrie legen, verwahren und hauptsächlich medikamentös einstellen lassen!? Das trägt doch wohl zu einer weiteren Chronifizierung der Erkrankung bei. Von einer möglichst baldigen Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit wollen wir gar nicht erst reden ...

05.03.2019 11:23 • x 3 #123


G
@victim_reloaded

Zitat von victim_reloaded:
Da hast Du leider Recht. Mag vielleicht auch an der komplexen PTBS liegen - Misstrauen und Pessimismus sind wichtige Symptome. Aber als Verhaltenstherapeut bin ich gewohnt, nach Funktionalitäten zu fragen. Wenn ich das in diesem Fall tue, kann man schon auf die Idee kommen, dass ein mehr oder weniger perfides System dahintersteckt:
Wir lassen die Helikopter-Eltern weiter ihre kleinen unselbstständigen Narzissten züchten, die dann später hauptsächlich damit bschäftigt sind, sich selbst zu optimieren. Der Job ist das Wichtigste, die hauptsächliche Quelle von Motivation und Selbstwert, dem alles andere untergeordnet wird. Da bleibt kaum Zeit, auch mal kritisch über die gesellschaftlichen bzw. politischen Verhältnisse nachzudenken. Und wenn sich dann einige von diesen Kreaturen in den Burnout gearbeitet haben, hat die Pharmaindustrie die passenden Smarties parat.


Wir befinden uns in einer narzisstischen Gesellschaftsform mit entsprechenden Auswirkungen, mit deutlicher zunehmender Tendenz. Politik, Wirtschaft, Finanzen

Ich bin mir schon seit langem ziemlich sicher, daß ein ziemlich umfangreiches System ( extremst komplex , also äußerst geringe Wahrscheinlichkeit, daß sich da zeitlich absehbar grundsätzlich ändern wird ) dahinter steckt, welches nicht mehr mal ansatzweise funktionieren würde, wenn es Transparent wäre.
Man beachte und beobachte die ganzen Verschleierung- und Verwirrungsmethoden der Manipulation. Macht und Machtmißbrauch spielen dabei eine wesentliche Rolle, dazu wird auch gezielt ua. Ohnmacht erzeugt und aufrecht erhalten.
Die Fragen Wem nützt es ? und wer profitiert am meisten davon ? waren mir sehr hilfreich eine ganze Menge Antworten bereits zu finden bezüglich Politik, Wirtschaft, Finanzen als globales System.
Die Pharmaindustrie ist auf Profit ausgerichtet, nicht auf Heilung.

Zitat:
Staatlicher Eingriff ist nur in absoluten Extremfällen notwendig und erlaubt, wenn das Kindeswohl akut gefährdet scheint. Aber selbst das kriegen Jugendämter und Co. ja offensichtlich nicht mal mehr vernünftig auf die Reihe. Es wird weiterhin der Mythos der heil(ig)en Familie hochgehalten.


Das geht denke ich noch viel weiter insgesamt. Den Jugendämtern sind da in vieler Hinsicht die Hände gebunden. Das hat ua. auch mit der unzureichenden Gesetzgebung zu tun.
Vielleicht mag und kann ja @Ricky dazu bei künftiger Gelegenheit etwas dazu schreiben.

Zitat:
Dabei liegen die Fakten mittlerweile in einer objektiven Form auf dem Tisch: Frühe Bindungs- und Beziehungstraumata führen zur Schädigung bzw. zur Entwicklungsbeeinträchtigung wichtiger Teile des orbitofrontalen und cingulären Kortex sowie wichtiger limbischer Strukturen (Amygdala, Hippocampus). Diese neurobiologischen Veränderungen sind mitverantwortlich für die vielschichtige Symptomatik der darauf aufbauenden Traumafolge- und Persönlichkeitsstörungen. Wer es nicht glaubt, kann es gerne im Buch von Wolfgang Wöller (2013) nachlesen.


Mit der Thematik und Forschung hatte ich mich im letzten Jahr schon befaßt im Zusammenhang mit Trauma
( Recherche ), jedoch noch nicht intensiv.

Zitat:
Ja - das ist immer der Spagat bei Reha-Anträgen. Stellt man sich zu gut dar, wird der Reha-Bedarf in Frage gestellt. Stellt man sich zu schlecht dar, wird einem die Reha-Fähigkeit abgesprochen. Stattdessen wird eine ambulante Krankenhausbehandlung - whatever that means - angeraten, die dann ja Gott sei Dank von der Krankenkasse bezahlt werden muss. Also soll ich mich in die Psychiatrie legen, verwahren und hauptsächlich medikamentös einstellen lassen!? Das trägt doch wohl zu einer weiteren Chronifizierung der Erkrankung bei. Von einer möglichst baldigen Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit wollen wir gar nicht erst reden ...


Stimme ich Dir vollkommen zu.
Ambulant bedeutet allgemein ein nicht stationärer Aufenthalt im KH, sondern Terminvereinbarung/Behandlungsplan.

05.03.2019 15:07 • #124


J
Sodele, da bin ich dann mal wieder ...
Leider kein schöner Anlass, aber dadurch Anlass für ein Update.

Kurz zur Erinnerung: Ich schreibe in diesem Thread, weil ich vorher unter den beiden victim-Nicks hier aktiv war. Also bitte nicht gleich lostrompeten, dass der Thread gehijacked wird.

Seit 10.08. ist es offiziell - ich bin wieder Single.

Der modus operandi ihrerseits: Schlussmachen per Mail.
War eigentlich anders vereinbart, aber dann doch lieber mal von Anfang an: Anfang Juli diesen Jahres wären es drei Jahre gewesen. Knapp vorbei ist eben auch daneben.

Der Anlass: Ein aus heutiger Sicht unnötiger Streit Ende Mai, der unter ungünstigen Bedingungen stattfand und das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Eigentlich hatte sich die Situation spätestens seit Beginn der Corona-Krise immer mehr zugespitzt. Haben uns immer häufiger zu sehr gegenseitig getriggert und dadurch immer öfter in eine ungute Richtung manövriert. Hatten beide unsere Probleme durch die Krise, vor allem finanziell. Das hat die Sache zusätzlich noch befeuert.

Ich wollte zunächst eine Pause, um rauszufinden, wo ich stehe sowie ob und wenn ja wie es weitergehen könnte. Zunächst waren 4 Wochen vereinbart, dann ein Gespräch. Schließlich hatten wir für Juli auch noch eine Woche Urlaub geplant - darauf hatte ich dann immer weniger Lust. Aus geplanten 4 Wochen wurden dann schließlich 2,5 Monate. 10 Wochen in denen mir langsam klar wurde, dass es wohl auf eine Trennung hinauslaufen würde. Der Urlaub wurde dann schließlich auch gecancelt.

Die Hintergründe: Ich sah mich zunehmend unter dem Druck bzw. dem Vorwurf, noch mehr an mir arbeiten zu müssen, um die Zukunft der Beziehung nicht zu gefährden. Leider ging es nach der Reha vor fast einem Jahr nicht mehr richtig weiter. Mein ambulanter Therapeut ging in den Ruhestand, die Suche nach einem neuen gestaltete sich zunehmend schwierig. Zusätzlich nach ebenfalls mittlerweile einem Jahr immer noch keine Rückmeldung zu meinem Antrag auf Sachhilfen für eine vernünftige stationäre Behandlung. Einziger Anlaufpunkt: Emotions Anonymous, besser als nichts, aber eben keine wirkliche Therapie. Etwas mehr Stabilität wohl auch durch die Medikation. Meine Reaktion wie eh und je: Vermeidung und Rückzug - diesmal auch aus der Beziehung. Schon Weihnachten 2020 und an Ostern dieses Jahr immer wieder anstregende Auseinandersetzungen um immer wieder das gleiche Thema. Zunehmend das Gefühl, ich trete auf der Stelle, mache irgendwie alles falsch - Hoffnungslosigkeit, Resignation, Hilflosigkeit. Fühlte mich immer mehr von ihr bedrängt, endlich einen nachhaltigen Effekt innerhalb meiner Auseinandersetzung mit der gesamten Trauma-Thematik vorweisen zu können. Oder hab ich mir diesen Stress am Ende hauptsächlich selbst gemacht? Anyway - es geht nur im eigenen Tempo, sonst rebelliert das System.

In der Zwischenzeit: Unkenrufe aus dem Umfeld: Pause ist nur Trennung auf Raten und Bestätigung der schon von vornerein aufgestellten Hypothese: Kann nicht gutgehen, sich gleich nach einer Trennung in die nächste Beziehung zu stürzen - selbst wenn man gleichzeitig auch weiter an der Sache arbeitet. Langsame Erkenntnis: Das wird dann wohl nix mehr. Enttäuschung, wieder gescheitert!? Moment mal - das wäre wieder das alte Muster. Das hier war kein Ticket mit Gipfel-Garantie, auch wenn die Voraussetzungen ganz günstig zu sein schienen. Trotzdem: Schuld und Scham ...

Immer hin: Das Alleinsein tut mir gut. Komme wieder zu mir, versuche ein bisschen mehr lieb zu mir zu sein. Muss endlich mal ein paar der Mirtazapin-Kilos wieder loswerden und verbanne dann gleich mal unnötige Kalorien aus meinem Leben. Mehr Bewegung, gesündere Ernährung - 4 Kilo in knapp 4 Monaten runter ist nicht so schlecht. Fange an, mich wieder wohler in meiner Haut zu fühlen. Versuche meinen Biorhythmus zu regulieren - nicht mehr so spät in die Koje, mind. 8 Stunden Schlaf, ausreichend Erholung. Sinatra trällert dazu: I did it my way .... Warum hab ich das nicht schon nach der Trennung 2017 gemacht!?

Kann mich sogar aufraffen, einige Sandkasten-Freunde wieder zu reaktivieren. Unter den momentanen Bedingungen geht zwar nur Telefon und Skype, aber es kommen sicher auch mal wieder bessere Zeiten, in denen man sich auch wieder treffen kann. Habe jetzt auch besser den Unterschied zwischen alleine und einsam begriffen. Habe besser verstanden, dass ich auch ohne Beziehung meinen Selbstwert wieder aufbauen kann.

Natürlich plärrt ab und zu noch der Kritiker (Mischung aus H.P. Baxter und Klaus Kinski - Danke Tobi Schlegl!) im Hinterkopf und ich höre Eva-Maria Zurhorst in ihrem Podcast sagen, dass wir nicht an unseren Partnern scheitern, sondern an der eigenen Vergangenheit.

Time will tell ...

04.09.2020 18:27 • #125


I
Zitat von jaqen_h_ghar:
im Hinterkopf und ich höre Eva-Maria Zurhorst in ihrem Podcast sagen, dass wir nicht an unseren Partnern scheitern, sondern an der eigenen Vergangenheit.


Was sich ja auch als richtig rausstellte , wie man sieht.
Ist doch ein gutes Schlusswort.

04.09.2020 18:36 • #126


J
Jetzt dachte ich, dass ich Fortschritte mache ... und gestern wirft es mich wieder gefühlt um Meilen zurück.

Was war los? Eigentlich zunächst nichts besonderes. In einem sentimentalen Moment dachte nach längere Zeit wieder an eine Kollegin, mit der ich während der zurückliegenden Ausbildung zwei Mal etwas unverbindlichen Spass hatte. Das ist jetzt vier Jahre her. Keine große Sache - wer weiss, ob's ohne Alk. überhaupt so weit gekommen wäre. Aus heutiger Sicht damals reine Selbstwert-Politur, nachdem es mit meiner Ehe zu diesem Zeitpunkt so gut wie zu Ende war. Deutsch-Russin, bildhübsch, blitzgescheit, eigentlich ein paar Klassen oberhalb meiner Liga. Sie hat mich zuerst intellektuell herausgefordert, dann unter den Tisch gesoffen ... verdammter Wodk.. Seit ich vor zweieinhalb Jahren mit der Ausbildung fertig war, gab es keinen Kontakt mehr. Hatte mir anfangs noch überlegt, sie mal zu besuchen - wäre gar nicht so weit gewesen. Dann waren jedoch erstmal andere Dinge wichtig. Nu ja - eigentlich wollte ich nur mal wissen, was sie mittlerweile so macht. Ein paar berufliche Infos und ein nettes Foto auf Xing, aber offensichtlich eine neue Handynummer und ein Deckname bei Facebook. Dann über die Freundeliste einer anderen Ausbildungskollegin schließlich ein Treffer. Als Profilbild ein Hochzeitsfoto vom letztem Jahr ..... Wuuuuummmmms. Ein Gefühl, als hätte ein ICE mich gerade gestreift. Ich versuche mich zu sortieren ... Traurigkeit, Enttäuschung, Eifersucht, Neid ... Pippi in den Augen ... volles Rohr. Auf einmal weiss ich, wie Hugh Grant sich gefühlt haben muss, als er Andy McDowell in Vier Hochzeiten und ein Todesfall auf ihrer Hochzeit sehen musste. In der Timeline Bilder mit dem Hochzeitskerl zurück bis mindestens 2015. Weiss irgendwie nicht, ob mich das jetzt beruhigen oder noch mehr aufregen soll. Fühle mich jetzt auch noch schuldig und ziehe mir verschämt schlussendlich die Bettdecke übern Kopf.

09.09.2020 17:51 • #127




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag