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Verlassen nach acht Jahren - wie geht es weiter?

S
Liebes Forum,

Erst einmal danke, dass es euch gibt. Ich habe in den letzten beiden Tagen hier einiges gelesen und fasse jetzt den Mut, euch meine Geschichte zu erzählen.

Vor zwei Tagen hat mir meine Frau in der Paarberatung gesagt, dass sie die Beziehung endgültig beenden will. Sie ist bereits vor sechs Wochen ausgezogen und wir haben uns seitdem nur in der Beratung gesehen (mit einer kurzen Ausnahme). Ich dachte in der ersten Zeit noch, wir kämen bald wieder zusammen. Wir haben geschrieben und als sie dachte, sie hätte Corona, war ich sogar für sie einkaufen. Dann ist eine Sitzung in der Paarberatung aber nicht so gut gelaufen. Ich habe sie sehr bedrängt und war wohl auch sehr bedürftig. Sie brauchte danach erst einmal vier Wochen Abstand.

In dieser Zeit habe ich an mir gearbeitet. Ich habe mir viele Gedanken über unsere Beziehung gemacht und hatte Ideen, was wir ändern können. Mir ist auch bewusst geworden, was ich falsch gemacht habe, kurz: Ich habe zu sehr an ihr geklammert. Ich habe mich an unserem neuen Wohnort nicht wirklich bemüht, Anschluss zu finden und mich darauf verlassen, dass sie da ist, und war enttäuscht, wenn sie keine Zeit für mich hatte.

Meine Frau hatte lange auch psychische Probleme (und vielleicht hat sie sie jetzt noch). Ich habe sie im Studium unterstützt und einige depressive Episoden mit ihr durchgemacht. Da war sie dann natürlich nicht so unternehmenslustig und sehr eng an mich gebunden. Ich glaube, daran habe ich mich zu sehr gewöhnt. Jetzt ist sie mit der Ausbildung fertig geworden und war in der letzten Zeit, als wir noch zusammen waren, sehr überdreht. Das wurde aber besser, als sie ihr Medikament herunterdosiert hat. Ihre Veränderung ging für mich sehr schnell, auf einmal wollte sie unabhängiger sein und das hat zu Streit geführt. Im letzten Jahr ging es mir auch nicht gut, ich hatte beruflich eine schwere Zeit. Und ich habe hauptsächlich mit ihr darüber geredet. Sie war meine engste Vertraute. Und das war ihr dann zu viel, gerade weil sie auch in einer schweren Zeit war.

Wir waren seit Anfang des Jahres in der Paarberatung, auch weil ich langsam eine Familie gründen wollte und sie noch nicht bereit dazu war. Leider haben wir da aber nicht wirklich unsere tiefen Probleme besprochen. Sie hat manchmal Dinge gesagt, die mich sehr verletzt haben, z.B.: Ich habe dich nur geheiratet, weil ich Angst hatte, allein zu sein. Ich muss heute sagen, ich hätte das ernster nehmen sollen. Meine Frau war immer ein Mensch, der viel gezweifelt hat – an sich selbst und dem Studium. Bis vor kurzem aber nicht so sehr an der Beziehung, zumindest hat sie es mir nicht gesagt. Oder ich habe es nicht wahrhaben wollen aus der Angst, sie zu verlieren oder weil ich nicht verletzt werden wollte. Erst als sie gegangen ist, habe ich angefangen, intensiver über mich und die Beziehung nachzudenken, auch mit therapeutischer Hilfe. Doch das war wohl zu spät.

Jetzt bin ich völlig am Boden zerstört. Wir waren acht Jahre zusammen, fünf Jahre verheiratet, das war fast mein gesamtes Erwachsenenleben (ich bin 29). Fast alle schönen Erinnerungen der letzten Jahre sind mit ihr verbunden und auch meine Zukunft habe ich mir immer mit ihr vorgestellt. Ich kann gerade an nichts anderes denken, muss ständig weinen. Gerade kann ich auch nicht arbeiten, habe mich krankschreiben lassen und bin zu meinen Eltern gefahren, die zwei Stunden entfernt wohnen. Ich schwanke gerade sehr zwischen Traurigkeit und Verzweiflung und ganz zarten Ideen, was ich jetzt mit meinem Leben anfangen könnte. Und ich habe Angst vor dem, was jetzt auf mich zukommt: Das Auflösen der gemeinsamen Wohnung, das erste Mal dauerhaft allein wohnen, die Scheidung. Ich habe immer gedacht, sowas trifft andere, aber nicht uns – wie sehr man sich doch irren kann! Ich werde wohl auch noch einmal den Arbeits- und Wohnort wechseln, weil ich wieder näher an meinen Eltern wohnen will.

Ich habe meiner Frau wohl gesagt, dass ich die Beziehung nach wie vor will und dass sie sich melden soll, wenn sie uns doch noch eine Chance gibt, dass ich aber nicht auf sie warten werde. Sie meinte darauf nur: „Es ist gut, dass du nicht auf mich wartest.“ Jetzt muss ich mich damit abfinden, dass es vorbei ist. So richtig kann ich es noch nicht fassen, aber ich will mir keine falsche Hoffnung machen. Ich wollte ihr aber zumindest sagen, dass ich nach wie vor zum Neuanfang bereit bin, ich weiß aber auch nicht, wie lange noch. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, mich nach der Zeit der großen Trauer wieder Stück für Stück dem Leben zuzuwenden, ich weiß nur noch nicht, wie und habe Angst, das nicht zu schaffen, nie wieder eine Frau zu finden, die mich liebt usw. Ich muss dazu sagen, dass es mir immer schon schwergefallen ist, Anschluss zu finden und neue Leute kennen zu lernen.

Was hat euch geholfen, mit Trennungen umzugehen? Was sind die ersten Schritte? Sollte ich mich besser ablenken oder alles in Ruhe durchdenken? Und wie geht ihr mit den Erinnerungen um, die mit euren Ex-Partner/innen verbunden sind? Und wie mit dem Gefühlschaos in den ersten Tagen danach?

01.06.2023 12:56 • x 1 #1


Phasepunch
Wieder ein Fall von: ein Partner verändert sich rasant und der andere kommt da nicht mit.
Ich denke in ihrer Aussage steckt ein Kern Wahrheit. Sie hat dich gebraucht, du hast ihr geholfen und sie begleitet.
Oftmals kommt es nach einer Veränderung dann dazu, dass der Partner, der einem geholfen hat, einem nun im Wege steht. Die Unabhängigkeit kann zu regelrechten Rauschzuständen führen.
Reisende sollte man nicht aufhalten.

Tut mir sehr leid für dich, dass du das durchmachen musst. Findest du Unterstützung bei Familie und Freunden? Hobbys die dich ablenken könnten?

01.06.2023 13:10 • x 2 #2


A


Verlassen nach acht Jahren - wie geht es weiter?

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M
Hallo @Stefan-93 !
8 Jahre sind für die heutige schnelllebige Zeit eine kleine Ewigkeit!
Deshalb würde ich das grundsätzlich erstmal NICHT als scheitern ansehen, sondern als Erfolg!-Und jetzt hat es eben geendet.
Mit 29 Jahren bist Du noch superjung!-Hast Dein ganzes Leben noch vor Dir, musst Dir also KEINEN Stress machen. Jetzt verschnauf' erstmal und gönn' Dir eine großzügige Pause!
Kannst Du nicht wieder bei Deinen Eltern einziehen?-Muss ja nicht für immer sein, aber dann bist Du die erste Zeit nicht so allein! Nutze die Gelegenheit, wenn Du sie hast!
Ansonsten bist Du HIER GOLDRICHTIG!
Hier findest Du Trost und Beistand!
Und das Mitlesen bei anderen Usern hier, hilft auch ganz doll! -Vielen geht es ähnlich wie Dir, Du bist nicht allein!
Und nach und nach kannst Du ja Deine alten Hobbies wieder ausbuddeln!
Dir fällt schon was ein, worauf Du Lust hast und was Dir Spaß macht!
Aber lass' Dir Zeit und die Trauer vollständig und in Ruhe raus, dann ist wieder Platz für Neues!

01.06.2023 13:14 • x 1 #3


S
@Phasepunch Danke für deine Antwort. Es stimmt wohl, Reisende soll man nicht aufhalten. Sie meinte, nur Pflichtgefühl und Mitleid würden sie dazu bringen, es noch einmal zu versuchen und das ist wirklich die falsche Grundlage. Bis vorgestern habe ich noch gehofft, dass dieser Rauschzustand bei ihr vorbei geht, wenn sie etwas zur Ruhe kommt, aber das wird wohl so bald nicht passieren.

Unterstüzung bei meinen Eltern und Freunden habe ich, leider wohnen meine Freunde größtenteils weiter weg und es ist meist nur telefonisch. Gerade gehe ich viel spazieren, in Bewegung sein hilft mir. Ich glaube, bis ich wieder Freude an meinen Hobbies finde, dauert es noch etwas. Es ist mir irgendwie auch wichtig, die Trauer gerade zu spüren.

@mulitversum Genau das denke ich auch, 8 Jahre sind verdammt lang. Und ich bin nicht der Typ für die schnellebigen Wechsel. Auch meine Freundschaften pflege ich über Jahre, mit meinem besten Freund bin ich seit der siebten Klasse befreundet. Für mich fühlt es sich gerade schon wie ein Scheitern an. Gerade weil wir einander ja versprochen haben, ein Leben lang zusammenzubleiben (auch wenn ich weiß, dass man so ein Versprechen streng genommen gar nicht geben kann, denn wer weiß schon, was das Leben bringt?) Ich habe mal gelesen, bei langjährigen Partnerschaften entsteht eine gemeinsame Welt aus gemeinsamen Erlebnissen und gemeinsamen Freunden usw. Und diese Welt ist gerade zerbrochen.

Bei meinen Eltern einziehen wird wohl nicht gehen, das ist mit der Arbeit schwierig. Aber jetzt bin ich erst einmal bei ihnen und das ist gut. Ich will auch näher zu ihnen, auch wenn es nicht mein Heimatort wird, damit ich mal einfach so vorbeifahren kann, wenn ich Zeit habe.

01.06.2023 13:21 • x 2 #4


Milly85
Zitat von Stefan-93:
Ich habe meiner Frau wohl gesagt, dass ich die Beziehung nach wie vor will und dass sie sich melden soll, wenn sie uns doch noch eine Chance gibt, dass ich aber nicht auf sie warten werde. Sie meinte darauf nur: „Es ist gut, dass du nicht auf mich wartest.“

Das widerspricht sich! Wenn du ihr sagst, dass sie sich melden soll, wenn sie wieder will, ihr dann aber sagst, dass du nicht auf sie wartest… kommt das Unglaubwürdig rüber!

zu deiner Frau;

was für ein kaltherziges miststück und Stück sch. ist sie bitte?!? 1. sowas zu dir zu sagen…. Nachdem du ihr sagst, du hättest gern noch eine Chance. Wir kaltherzig kann man sein?!

dann all die fiesen Dinge die sie sonst zu dir gesagt hast. Wo ist deine selbstliebe? Jeder andere wäre nach so einem Spruch „hab dich nur geheiratet, weil…“ wäre gegangen!

Und wie kann sie es wagen, DICH im Stich zu lassen, als du Probleme hattest, hat es aber SELBST DANKEND ANGENOMMEN ALS DU IHR DURCH DIESE ZEIT GEHOLFEN HAST!

tut mir leid, ich könnte der den Kopf abreißen. Ich bin gerade wütend für dich. Dabei solltest du diese Wut eigentlich in dir haben! Merkst du was?

bitte wirklich zur Therapie und erörtern lassen, wieso du dir so wenig wert bist!

PS: dieses Verhalten macht dich für Frauen extrem unattraktiv! Würde es als Frau bei Männern auch! Wenn mein Partner sich nicht respektiert und liebt, wieso sollte ich es dann machen? Wenn er alles mit sich machen lässt… weil er needy ist und auf sich hrumtrampeln lässt… das ist auf Dauer nicht tragbar. Nicht nur unsexy und nervig sondern auch gefährlich für dich, weil du dann eben an so PARASITEN wie deine Frau gerätst, die dich eiskalt ausnutzen! Die hättest du niemals heiraten dürfen, sorry. Jetzt guck zu, dass du nen Anwalt findest und ich hoffe für dich, dsss sie dich finanziell. Nicht ausnimmt

01.06.2023 13:25 • x 3 #5


Phasepunch
Die Trauer spüren ist wichtig und richtig, solange man nicht darin versinkt. Mir hat Sport immer geholfen. Dabei kann man auch mal Wut rauslassen. Ich habe mich danach immer besser und selbstbewusster gefühlt.


Was man ihr doch hoch anrechnen sollte ist ihre Ehrlichkeit. Wie viele Paare bleiben aus genau diesen Gründen zusammen? Pflichtgefühl und Mitleid. Ist doch schrecklich...

Haltet ihr noch den Kontakt? Oder ist Funkstille?
Mich würde interessieren, was genau bei dieser einen Sitzung falsch gelaufen ist, sodass sie sich eine Auszeit nehmen musste. Offensichtlich war das der letzte Tropfen, der das Fass gesprengt hat.

01.06.2023 13:26 • x 2 #6


M
Zitat von Stefan-93:
Aber jetzt bin ich erst einmal bei ihnen und das ist gut. Ich will auch näher zu ihnen, auch wenn es nicht mein Heimatort wird, damit ich mal einfach so vorbeifahren kann, wenn ich Zeit habe.


Ja, das ist sehr gut! Das wird Dir auch helfen!
Sei nur guten Mutes, es geht auch wieder bergauf!-Auch wenn es sich momentan nicht danach anfühlt, aber nach Regen kommt auch wieder Sonnenschein!- Nach einem Tief kommt ein Hoch!

01.06.2023 13:28 • x 1 #7


K
Zitat von Stefan-93:
„Es ist gut, dass du nicht auf mich wartest.“

Das ist eine ganz geradlinige Aussage. Sie ist froh, dass Du nicht wartest, weil sie meiner Meinung nach dann kein schlechtes Gewissen haben muss, weil sie jetzt schon weiss, dass sie nicht zurückkommen wird. Ist hart, sorry dafür. Aber mach Dir bitte nicht zuviel Hoffnungen.

Zitat von Stefan-93:
ich weiß nur noch nicht, wie und habe Angst, das nicht zu schaffen, nie wieder eine Frau zu finden, die mich liebt usw. Ich muss dazu sagen, dass es mir immer schon schwergefallen ist, Anschluss zu finden und neue Leute kennen zu lernen.

Stefan, das ist ne normale Reaktion. Ich werde nie wieder jemanden finden, wie soll ich das anstellen, ich werde doch immer älter, alle attraktiven Frauen sind verheiratet, da geht doch eh nichts mehr, etc. etc. etc.
Das ist der Situation geschuldet, in der Du Dich befindest.

Das war und ist aber *beep*. Ganz besonders ausgeprägt bei den Personen, die wie Du drauf sind. Geklammert wird gerne mal, wenn man sich über die Beziehung definiert. Wenn das Selbstbewusstsein nicht allzu groß ist und man den Glaubenssatz vertritt: Es wird mich niemand anderes mehr wollen. Das geht vorbei, Du musst das nur auf lange Sicht so wollen.

Glaube mir, die Trennung ist für Dich zwar im Moment sauübel und es wird auch noch einige Zeit dauern, bis es besser wird. Aber sie hat auch gute Seiten. Eine davon zum Beispiel ist, dass Du Deine Baustellen, die Du selbst schon erkannt hast, angehen kannst (in meinen Augen musst).

Warum sich nicht als Ziel setzen, mehr rauszugehen? Du hast Dich in der Beziehung - würde ich sagen - zu sehr an Deine Frau gebunden, da Du nicht so der gesellige Typ bist. Das hat sie in eine Situation gebracht, der sie nicht ausgesetzt sein wollte. Du wirst auch wahrscheinlich niemals eine Partyrakete, das muss auch nicht sein, aber daran kann man schon ein Stück weit arbeiten. Versuch Dich daran, Kontakt zu anderen Menschen herzustellen. Nicht jetzt vielleicht, aber später. Geh in einen Verein, geh auf Dorffeste etc. und dann los.

Es hat Dich schonmal eine Frau geliebt. Und sie hat Dich geheiratet. So sch. kannst Du ja schonmal nicht sein. Also warum denkst Du, das könnte nicht bei einer anderen Frau so sein? Wir sind über 80 Millionen Menschen in Deutschland..... den Anteil Frauen in Deiner Zielgruppe kenne ich jetzt aber nicht

Wenn Du mehr in der Öffentlichkeit auftrittst, steigt auch die Chance, eine solche Frau kennenzulernen. Das wirst Du auch noch feststellen.

01.06.2023 13:33 • x 2 #8


A
Zitat von Stefan-93:
Jetzt bin ich völlig am Boden zerstört. Wir waren acht Jahre zusammen, fünf Jahre verheiratet, das war fast mein gesamtes Erwachsenenleben (ich bin 29). Fast alle schönen Erinnerungen der letzten Jahre sind mit ihr verbunden und auch meine Zukunft habe ich mir immer mit ihr vorgestellt. Ich kann gerade an nichts anderes denken, muss ständig weinen. Gerade kann ich auch nicht arbeiten, habe mich krankschreiben lassen und bin zu meinen Eltern gefahren, die zwei Stunden entfernt wohnen. Ich schwanke gerade sehr zwischen Traurigkeit und Verzweiflung und ganz zarten Ideen, was ich jetzt mit meinem Leben anfangen könnte. Und ich habe Angst vor dem, was jetzt auf mich zukommt: Das Auflösen der gemeinsamen Wohnung, das erste Mal dauerhaft allein wohnen, die Scheidung. Ich habe immer gedacht, sowas trifft andere, aber nicht uns – wie sehr man sich doch irren kann! Ich werde wohl auch noch einmal den Arbeits- und Wohnort wechseln, weil ich wieder näher an meinen Eltern wohnen will.

Als jemand, der das vor 5 Monaten durch hat: Es wir besser.

Du vermisst sie und kannst dir ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Du denkst (wahrscheinlich) auch, dass du nie wieder so jemanden finden wirst.
Diese Gedanken werden weniger....

Gibt dir Zeit zu trauern und versuche dich ansonsten abzulenken. Sport, Freunde und neue Unternehmungen sind gute Mittel dafür.


Zitat von Stefan-93:
Vor zwei Tagen hat mir meine Frau in der Paarberatung gesagt, dass sie die Beziehung endgültig beenden will. Sie ist bereits vor sechs Wochen ausgezogen und wir haben uns seitdem nur in der Beratung gesehen (mit einer kurzen Ausnahme). Ich dachte in der ersten Zeit noch, wir kämen bald wieder zusammen. Wir haben geschrieben und als sie dachte, sie hätte Corona, war ich sogar für sie einkaufen. Dann ist eine Sitzung in der Paarberatung aber nicht so gut gelaufen. Ich habe sie sehr bedrängt und war wohl auch sehr bedürftig. Sie brauchte danach erst einmal vier Wochen Abstand.

Kurz gesagt: Du warst (immer) ihr Rettungsanker, ihr Fels in der Brandung, der Ruhepol.
Du wolltest, dass sie glücklich ist und hast (unterbewusst) gehofft, dass sie dich gerade deswegen liebt.
Das ist aber falsch. Gerade Frauen mit Problemen sind Gift für Männer, die ein Helfersyndrom haben bzw. sich für ihre Beziehung aufopfern.
Das ist auch nicht attraktiv....


Zitat von Stefan-93:
In dieser Zeit habe ich an mir gearbeitet. Ich habe mir viele Gedanken über unsere Beziehung gemacht und hatte Ideen, was wir ändern können. Mir ist auch bewusst geworden, was ich falsch gemacht habe, kurz: Ich habe zu sehr an ihr geklammert. Ich habe mich an unserem neuen Wohnort nicht wirklich bemüht, Anschluss zu finden und mich darauf verlassen, dass sie da ist, und war enttäuscht, wenn sie keine Zeit für mich hatte.

Verständlich, aber kontraproduktiv.
Deine Frau will nicht an der Beziehung arbeiten, weil das nicht ihrem Wesen entspricht und das Arbeit bedeuten würde. Damit erreichst du nichts....


Zitat von Stefan-93:
Meine Frau hatte lange auch psychische Probleme (und vielleicht hat sie sie jetzt noch). Ich habe sie im Studium unterstützt und einige depressive Episoden mit ihr durchgemacht. Da war sie dann natürlich nicht so unternehmenslustig und sehr eng an mich gebunden. Ich glaube, daran habe ich mich zu sehr gewöhnt. Jetzt ist sie mit der Ausbildung fertig geworden und war in der letzten Zeit, als wir noch zusammen waren, sehr überdreht. Das wurde aber besser, als sie ihr Medikament herunterdosiert hat. Ihre Veränderung ging für mich sehr schnell, auf einmal wollte sie unabhängiger sein und das hat zu Streit geführt. Im letzten Jahr ging es mir auch nicht gut, ich hatte beruflich eine schwere Zeit. Und ich habe hauptsächlich mit ihr darüber geredet. Sie war meine engste Vertraute. Und das war ihr dann zu viel, gerade weil sie auch in einer schweren Zeit war.

Eben diese psychischen Probleme hätten dir eine Warnung sein sollen (mir auch ).
Man sollte denken, dass Menschen mit Problemen gerade die sind, die nicht verletzen.
Das ist aber falsch, gerade diese Menschen verletzen am häufigsten....


Zitat von Stefan-93:
Ich habe meiner Frau wohl gesagt, dass ich die Beziehung nach wie vor will und dass sie sich melden soll, wenn sie uns doch noch eine Chance gibt, dass ich aber nicht auf sie warten werde. Sie meinte darauf nur: „Es ist gut, dass du nicht auf mich wartest.“ Jetzt muss ich mich damit abfinden, dass es vorbei ist. So richtig kann ich es noch nicht fassen, aber ich will mir keine falsche Hoffnung machen. Ich wollte ihr aber zumindest sagen, dass ich nach wie vor zum Neuanfang bereit bin, ich weiß aber auch nicht, wie lange noch. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, mich nach der Zeit der großen Trauer wieder Stück für Stück dem Leben zuzuwenden, ich weiß nur noch nicht, wie und habe Angst, das nicht zu schaffen, nie wieder eine Frau zu finden, die mich liebt usw. Ich muss dazu sagen, dass es mir immer schon schwergefallen ist, Anschluss zu finden und neue Leute kennen zu lernen.

LASS DAS!

Mach dich jetzt nicht klein und lass dich nicht zum Notnagel machen. Deine Frau will die Scheidung, also zieh das eiskalt durch.
Sie muss mit den Konsequenzen alleine klar kommen und du bist NICHT mehr zuständig für ihr Seelenheil...

Zitat von Stefan-93:
Was hat euch geholfen, mit Trennungen umzugehen?

- Sport
- mit Freunden reden
- mehr Sport
- neue Hobbies wie Kochkurse, Tanzen ausprobieren
- noch mehr Sport
- seine eigenen Grenzen austesten mit Fallschirmspringen, Bungee und sportlichen Herausforderungen
- Konzentration auf Karriere und Projekte
- noch viel mehr Sport

Die Konstante sollte auffallen...
Du brauchst Zeit zum Trauern und Zeit zum Ablenken. Beides sollte nicht ins Extreme abgleiten und Beides muss gelebt werden.

Ich habe mir 2 Tage in der Woche genommen (sportliche Regenerationstage), in dennen ich aktiv über meine Ex-Beziehung nachgedacht habe. Die restlichen Tage habe ich mich abgelenkt....


Zitat von Stefan-93:
Was sind die ersten Schritte?

In deinem Fall Leben ordnen. Das heißt:

- Auszug organisieren
- dein und ihr Leben trennen
- Scheidung vorbereiten (Anwalt?)
- siehe oben als persönliches Seelenprogramm


Zitat von Stefan-93:
Sollte ich mich besser ablenken oder alles in Ruhe durchdenken?

Beides. Kurzschlussentscheidungen solltest du allgemein vermeiden...
Kann sonst teuer werden....

Zitat von Stefan-93:
Und wie geht ihr mit den Erinnerungen um, die mit euren Ex-Partner/innen verbunden sind?

Erstmal verdrängen und sobald es nicht mehr wehtut als gegeben akzeptieren.
Irgendwann siehst du das nur noch als Abschnitt deines Lebens...

Zitat von Stefan-93:
Und wie mit dem Gefühlschaos in den ersten Tagen danach?

Von ihr fernhalten....
Guten Freund als deine Backup-Ebene missbrauchen, damit du keine schlechten Entscheidungen triffst.
Entscheidungen mit großer Tragweite hinten anstellen.

Alles Gute und wir sehen uns im Gym Bro.

01.06.2023 13:35 • x 2 #9


A
Zitat von Stefan-93:
Danke für deine Antwort. Es stimmt wohl, Reisende soll man nicht aufhalten. Sie meinte, nur Pflichtgefühl und Mitleid würden sie dazu bringen, es noch einmal zu versuchen und das ist wirklich die falsche Grundlage. Bis vorgestern habe ich noch gehofft, dass dieser Rauschzustand bei ihr vorbei geht, wenn sie etwas zur Ruhe kommt, aber das wird wohl so bald nicht passieren.

Ein schmerzhafter, aber möglicher Gedanke: Vielleicht ist da auch noch eine Dritte Person im Bunde.
Deutet jetzt nichts drauf hin bei dir, aber leider ist das immer so eine Erfahrung....

Zitat von Stefan-93:
Unterstüzung bei meinen Eltern und Freunden habe ich, leider wohnen meine Freunde größtenteils weiter weg und es ist meist nur telefonisch. Gerade gehe ich viel spazieren, in Bewegung sein hilft mir. Ich glaube, bis ich wieder Freude an meinen Hobbies finde, dauert es noch etwas. Es ist mir irgendwie auch wichtig, die Trauer gerade zu spüren.

Joggen hilft, falls du der Typ dafür bist....

01.06.2023 13:37 • x 3 #10


M
Zitat von KlausHeinrich:
Das ist eine ganz geradlinige Aussage. Sie ist froh, dass Du nicht wartest, weil sie meiner Meinung nach dann kein schlechtes Gewissen haben muss, weil sie jetzt schon weiss, dass sie nicht zurückkommen wird.


Das kann ich nur unterschreiben!

Aber das ist kein Weltuntergang!-Auch für Dich geht es weiter! Vielleicht sogar besser als vorher!
Sieh' das als eine Chance, eine Challenge an!-Denn nichts anderes ist es unterm Strich.
Du kannst Deinem Leben jetzt nochmal eine GANZ NEUE Richtung geben!

01.06.2023 13:38 • x 2 #11


M
Zitat von Alduin:
Kurzschlussentscheidungen solltest du allgemein vermeiden...


In der Ruhe liegt die Kraft.

01.06.2023 13:52 • x 1 #12


S
Ich danke euch allen für eure Antworten.

@Milly 85 Vielen Dank für deine stellvertretende Wut. Ich muss sagen, solche Gedanken kommen mir auch, ich fühle mich von ihr total unfair behandelt. Es ist für mich gerade hart, wie kalt sie jetzt mir gegenüber ist. Dabei war sie sonst immer ein total warmherziger Mensch. Und du hast Recht, ich muss an meinem Selbstwertgefühl arbeiten. Durch die Trennung ist es jetzt noch mal mehr im Keller. Ich glaube aber auch, die Beziehung hat mir da nicht gut getan. Meine Frau hat mich zwar bestärkt und mir Komplimente gemacht und alles, aber ich glaube, gerade dadurch bin ich emotional von ihr abhängig geworden.

@KlausHeinrich Das sind tatsächlich die Ziele, die ich mir gesetzt habe. Ich merke, es wird noch eine Weile dauern, bis ich sie umsetzen kann, aber ich hoffe, dass ich den Mut und die Motivation dazu finde. Du hast recht, sie hat wegen der Trennung Schuldgefühle und ist froh, wenn ich nicht auf sie warte, weil sie dann noch mehr Schuldgefühle hätte. Sie wird jetzt ihren Weg gehen, ganz geradlinig und entschlossen und mit mir hat sie abgeschlossen, so hart das für mich ist.

@Phasepunch Ich hatte mir vorher überlegt, was ich sagen will. Dass ich traurig und verletzt bin, ich hatte mich mit gewaltfreier Kommunikation beschäftigt, sie aber leider nicht richtig umgesetzt. Weil sie vorher so viel mit mir geschrieben hat, hatte ich erwartet, dass das alles nur vorübergehend ist und sie bald schon zumindest bereit ist, sich außerhalb der Beratung mit mir zu treffen. Dann war sie aber von Anfang an in der Beratung total abweisen, was dann dazu geführt habe, dass ich verzweifelt wurde. Das war ein übler Teufelskreis, aus dem ich während der Beratung nicht mehr raus gekommen bin. Im Nachinein hätte ich mehr Zeit gebraucht, um mich auf die neue Situation einzustellen und mich zu beruhigen. Ich glaube aber nicht, dass es anders gelaufen wäre, wenn ich mich beim Treffen anders verhalten hätte. Da war der Zug wohl schon abgefahren...

@Alduin Vielen Dank für die vielen Tipps. Ich hoffe, dass ich mich bald zum Schwimmen aufraffen kann, das habe ich bisher immer gern gemacht und im Moment ist ja Freibadsaison. Ansonsten hilft mir Spazieren in der Natur, zur Not auch 3-4 Stunden am Tag. Dann bin ich abends auch wenigstens fertig. Ausziehen werde ich erst einmal nicht. Sie ist ja ausgezogen und ich werde wahrscheinlich an einen anderen Ort gehen, da muss ich erst mal schauen, wohin es für mich geht. Dass eine dritte Person im Spiel ist, glaube ich nicht. Ich glaube ihr schon, dass sie jetzt erst einmal ihre Freiheit will. Aber man weiß ja am Ende nie, was noch kommt.

Noch einmal vielen Dank euch allen. Ich finde es enorm, dass ihr euch die Mühe macht, fremden Leuten bei ihren Problemen zu unterstützen.

01.06.2023 14:53 • x 1 #13


A
Zitat von Stefan-93:
Ich hoffe, dass ich mich bald zum Schwimmen aufraffen kann, das habe ich bisher immer gern gemacht und im Moment ist ja Freibadsaison.

Einfach sich selbst dazu zwingen. Lust bekommt man meistens dabei

Zitat von Stefan-93:
Ansonsten hilft mir Spazieren in der Natur, zur Not auch 3-4 Stunden am Tag.

Habe ich auch gemacht. Musik hören dabei hilft auch (falls du nicht wegen dem Vogelzwitschern durch den Wald rennst....).

Falls es dir hilft: Jetzt (5 Monate später) bin ich glücklicher als in den letztem Jahr meiner Beziehung....

01.06.2023 15:06 • x 1 #14


M
Zitat von Stefan-93:
Ich glaube aber nicht, dass es anders gelaufen wäre, wenn ich mich beim Treffen anders verhalten hätte. Da war der Zug wohl schon abgefahren...


Das glaube ich auch! Und selbst wenn, hätte ihr das nur in die Karten gespielt.

Zitat von Stefan-93:
Ich finde es enorm, dass ihr euch die Mühe macht, fremden Leuten bei ihren Problemen zu unterstützen.


DU wirst ja hier fortan AUCH Leute unterstützen!
Alles ein Geben und Nehmen.

01.06.2023 16:00 • #15


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