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Vier Jahre betrogen, warum wirds nicht langsam besser?

B
Zitat von Finchen03:
@Bones Stimmt, er ist weggelaufen, hat wieder nur an sich gedacht. Ich konnte und wollte nur weglaufen. Habe Verantwortung für meine Kinder und auch meinen Hund. Ich bin einfach anders als er, ich stehe immer hintan. Und weil ich nicht aus meiner Haut kann, deswegen mache ich das schon so lange mit und diene auch jetzt als Klagemauer.


Und es tut mir wirklich leid, dass du dich davon nicht abgrenzen kannst.
Er wirkt in seinen Reaktionsweise wie ein egozentrisches,verzogenes Kind,was in dir die ewig verzeihende Mutter sieht

02.04.2020 21:59 • x 1 #31


Kummerkasten007
Zitat von Finchen03:
ja er hat noch die Schlüssel, außer ein paar Kleidern hat er nichts mitgenommen.


Betritt er das Haus so wie er will oder kündigt er sich vorher an?

Wie wäre es, wenn Du anfängst, seine Sachen wegzuräumen, in Kartons und die dann in die Garage oder sonstwohin stellst?


Zitat von Finchen03:
Ich hab so ne Schiss vor allem


Hast Du Freunde?

02.04.2020 22:02 • x 1 #32


A


Vier Jahre betrogen, warum wirds nicht langsam besser?

x 3


F
Nein, er meldet sich vorher an, war 3 x hier, um unserem Sohn bei einer Reparstur zu helfen, nicht weil er etwas holen wollte.
Freunde? Habe in letzten Jahr zwei meiner bis dahin besten Freundinnen verloren. Die eine, als ich ihn zum ersten Mal wieder zurück holte. Da war sie der Meinung, sie müsse mich warnen, dass das ein Fehler sei, er ein Narzisst wäre, der es immer wieder täte, ließ kein gutes Haar an ihm und malte nur schwarz. Ich hatte Angst ans Telefon zu gehen. wenn ich ihre Nummer sah. Als ich ihr sagte, dass es mir nicht gut täte, wenn sie mir nur Negatives sage, schrieb sie mir: oberflächlicher Smalltalk täte ihr nicht gut. Hab nix mehr von ihr gehört.
Die zweite Freundin war mir bis November eine große Stütze, dann hat sich die dich abgewendet, allerdings ohne Grund. Hat sich immer weniger gemeldet, auch auf Nachfragen keine wirkliche Antwort, nur Ausflüchte. Eine Freundin hab ich noch, sie ist mir auch sehr hilfreich, obwohl sie selbst viele Sorgen hat und gerade gestern ist nun ihre Mutter nach schwerer Krankheit gestorben. Alle anderen sind Bekannte, aber keine Freunde, denen ich diese peinliche Geschichte auch nicht erzählen möchte.
Meine Eltern sind leider schon lange tot, zu meiner Schwester habe ich kein gutes Verhältnis. Was ich habe sind meine Kinder und seit heute Euch danke dafür

02.04.2020 22:41 • #33


J
Du suchst immer noch nach Leuten, jetzt halt virtuell, die Dir beipflichten weiterhin mit diesem Kerl Kontakt zu halten.

Um aus dem Hamsterrad rauszukommen, benötigst Du keine Kinder, keine Eltern, keine Freundinnen und schon gar keine im Internet Anonyme, auch keine Therapeuten, die sich den Mund fusselig reden und dafür bezahlt werden.

Sondern:
Deinen eigenen Willen.

Deine Angst allein zu wohnen ist so extrem, daß Du diesen Typen immer wieder reinläßt.
Deine Angst ist durch Deine Erziehung Dir überstülpt worden.
Deine Angst ist womöglich vererbt, das erforscht man in der Wissenschaft schon seit längerem...
Deine Angst ist omnipräsent und bezieht sich auf alle Deine Lebensbereiche.
Deine Angst wird auf die Kinder übertragen, die auch unglücklich werden können.
Deine Angst ist Dir bekannt, die Angst vor der Angst zerfrißt Dein Gehirn, bis nichts mehr davon übrig bleibt.
Deine Angst ist die Substanz Deines Daseins. Nur ein radikaler Entzug hilft. Nur Du kannst ihn machen.

03.04.2020 07:00 • x 3 #34


F
@Jenß Vielen Dank für Deine klare Ansage. Du hast vollkommen recht mit dem, was Du schreibst. Angst ist wirklich mein ständiger Begleiter, ubd sicher kein guter Ratgeber (hat oben auch schon jmd. Geschrieben. Wo das herrührt? Keine Ahnung. Es muss aber anders werden, unbedingt. Vor allem Dein Satz, dass meine Angst meine Kinder unglücklich machen könnte, gibt mir schwer zu denken. Das ist das Letzte, was ich will! An meinem Willen muss ich tatsächlich arbeiten, in den letzten beiden Jahrzehnten ist er mir irgendwie abhanden gekommen. Eigentlich weiß ich, was ich will: nicht nur die erste, sondern auch die einzige Wahl sein. Und ich will auch kein Vertrauen aufbauen und hart an einer Beziehung arbeiten, die mich die letzten Jahre nicht glücklich gemacht hat. Ich will das letzte Drittel meines Lebens einfach nur glücklich und zufrieden sein, anstatt auch nur annähernd wie im letzten Jahr, um etwas längst Verlorenes zu kämpfen.

03.04.2020 09:40 • #35


W
Liebe Finchen,

Deine Geschichte liest sich schlimm und traurig. So hintergangen zu werden wird nicht wieder gut, schon gar nicht durch Schweigen und unter den Teppich kehren.

Und eines zeigt das Verhalten Deines Mannes ganz deutlich: er will Dich schon seit vielen Jahren nicht mehr, Dich nicht, die Kinder nicht, den Hund nicht. Am besten null Pflichten aber jederzeit ein heimeliges Zuhause in das er zurückkehren kann.

Gespürt hast Du das vermutlich schon lange und das hat dazu beigetragen, dass Du jetzt Angst hast vor dem was kommt und es Dir (noch) an Selbstbewusstsein fehlt.

Du schreibst eigentlich will ich ihn nicht zurück. Dabei hat er sich längst gegen Dich und die Familie entschieden. Was er vermisst, ist das traute Heim mit allen (Versorgungs) Vorzügen. Grad isses unbequem für ihn bei Mutti und wie ungleich schöner wäre es abends bei Dir im warmen Haus. Und was einmal funktioniert hat, nämlich nicht reden und sich mäßig engagieren funktioniert in seinen Augen sicher auch ein zweites Mal.

Bitte Finchen, sei Dir zu schade dafür. Er will nicht euretwegen zurück sondern wegen der Bequemlichkeit. Wenn Du Dich darauf einlässt, wirst Du an seiner Seite immer kleiner, ängstlicher und hoffnungsloser werden und irgendwann resignieren.

Du schreibst, wie Du Dir das letzte Drittel Deines Lebens vorstellst, da kann ich Dir nur Recht geben, ich bin etwa in Deinem Alter. Wenn wir Glück haben, ist das letzte Drittel unseres Lebens noch recht lang, das sollten wir genießen können.

Lass ihn schön bei Mutti sitzen, dass er keine Wohnung findet ist doch Unsinn. Es wird keine recht sein, denn sein Plan ist einzig und allein, wieder bei Dir unterzukriechen.

Denk an Dein letztes Drittel und lass die Tür zu. Alles andere lässt sich regeln, dass haben viele Frauen vor Dir geschafft und Du schaffst das auch !

03.04.2020 14:40 • x 5 #36


K
@Finchen
Ich möchte zunächst klarstellen, dass ich es nicht als Aufgabe der Forumsmitglieder sehe, dir zu sagen, was du tun solltest. Denn dann würde ja derjenige die Verantwortung tragen, der den Rat gegeben hat. Dein Problem ist ja vor allem, dass du dich nicht ENTSCHEIDEN kannst, was du tun sollst. Also ist es unsere Aufgabe, dir dabei zu helfen dich zu ENTSCHEIDEN.

Und da möchte ich es möglichst auf den Punkt bringen.

Das, was du offensichtlich tust, ist bildlich gesprochen, dass du am Straßenrand stehst und abwechselnd nach rechts und nach links schaust, ohne zu wissen, in welche Richtung du nun gehen solltest. Ich rate dir, bald damit aufzuhören und nach gründlichen Durchspielen der worst-case-Szenarien eine Richtung einzuschlagen und die dann auch zu gehen. Das hat den Vorteil, dass der Blick dann nach vorne gerichtet ist. Da siehst du dann konkret, was auf dich zu kommt und was zu bewältigen ist. Möglichst wenig umdrehen, das lenkt nur ab. Sondern langsam aber sicher in der eingeschlagenen Richtung einen Fuß vor den anderen setzen. Etliches klärt sich dann von selber, anderes wird unwichtig. Und was wichtig ist und schwer lösbar, dafür sucht man sich Verbündete.

Nehmen wir die linke Seite, da geht es zum allerletzten Versuch mit deinem Mann. Das beginnt mit einer klaren Ansage: Wir treffen uns am Dingstagabend um 19 Uhr da und da (nicht in deiner Wohnung) und besprechen, unter welchen Voraussetzungen ich zum allerletzten Versuch bereit wäre. Das ist natürlich eine Paartherapie und das ist die klare Ansage, dass bei der nächsten Lüge sofort Schluss ist. Ich wurde genug belogen und ertrage das nicht mehr. Alle Toleranz ist aufgebraucht. Ab jetzt geht nur noch ehrlich. Und so weiter. Mach dir Gedanken, wenn du noch einen Schimmer siehst. Du bist selbstbewusst, du hast die Entscheidung in der Hand, aber du musst natürlich im Laufe der PT wieder auf Augenhöhe kommen. Der Versuch ist nicht zum Gelingen verurteilt. Er kann misslingen und dann weißt du, dass es nur noch die Trennung gibt. Jetzt weißt du das offensichtlich nicht, sonst wärest du nicht hier.

Nehmen wir die rechte Seite. Es beginnt mit der anwaltlichen Beratung. Besprich mit dem Anwalt, wann du den Scheidungsantrag stellen solltest und kannst. Kläre alle rechtlichen Voraussetzungen, um nicht in Nachteile zu geraten. Das hilft gegen die Angst.

Du hast wesentliche Stärken:
Das eigene Haus, es ist dir sicher und außerdem kann es Kapital erzeugen, wenn die Rente nicht ausreicht.

Du bekommst den Versorgungsausgleich, wenn du während der Ehe keine rentenbezogenen Einkünfte hattest. Alles, was dein Mann an Rentenbeiträgen gezahlt hat, wird geteilt. Das kann ein gutes Fundament sein.

Du hast die Kinder auf deiner Seite. Das ist hoffentlich nur vorübergehend, denn es wäre gut, wenn sie zum Vater auf Dauer ein entkrampftes Verhältnis aufbauen würden. Aber zunächst weißt du, dass du nicht allein bist.
Du siehst also, dass auf der rechten Seite einiges an Ängsten sich auflösen kann, wenn du erst einmal los gehst.

Spiel ruhig in Gedanken konkret durch, was an Möglichkeiten auf der rechten seite vor dir liegen kann. Vor allem aber lockt dort die FREIHEIT. Denn das, was du in den letzten Jahren durchgemacht hast, scheint dich gefangen zu halten. Ich könnte mir denken, dass du die Vorteile der Freiheit noch gar nicht erkennen kannst, dafür müsstest du erst losgehen.

Wichtigstes Argument für eine baldige Entscheidung aber ist, dass Entscheidungen nie RICHTIG sein müssen. Sie können sich als falsch oder schwierig heraus stellen. Dann muss man heraus finden, welche Alternativen es gibt. Es gibt nie nur einen einzigen Weg, es gibt viele Varianten. Wenn die Entscheidung nach links zum Neuanfang sich als falsch heraus stellt, ist das in Ordnung. Dann kommt es später zur Trennung. Wenn die Trennung sich als problematisch heraus stellt, ist das zwar schwieriger zu korrigieren, aber es findet sich immer ein Weg, wenn man den finden will.

Hauptsache du gehst bald in eine Richtung los und setzt Schritt vor Schritt. Niemand sollte versuchen, dir diese Entscheidung abzunehmen. Das ist ganz alleine dein Job. Und dann findest du auch Helfer und Wege, um das zu bewältigen, wenn der Blick erst einmal in eine Richtung gelenkt ist und du dich nicht ständig wieder umschauen musst.

Könntest du dir eine Frist setzen, wann du los gehst?

03.04.2020 18:28 • x 4 #37


F
@Woelkeline Ja es ist schlimm und traurig, so hintergangen zu werden und du hast Recht, es wird nicht mehr gut.

@KPeter Natürlich muss ich meine Entscheidungen selbst treffen, aber wie Du so schön geschrieben hast, findet Frau hier Hilfe bei der Entscheidungsfindung. Dein Bild vom Straßenrand ist äußerst treffend, so in etwa fühlte es sich die ganzen Monate an. Ich bin immer nach links gegangen, um sehr schnell festzustellen, dass der Weg nur kurz ist und ich schnell an die nächste Kreuzung komme, über die ich irgendwie nicht rüberkomme. Mein Mann ist quasi vorausgegangen, ohne mir die Hand zu reichen und mir beim Überqueren zu helfen. Also bin ich stehen geblieben. Auf der rechten Seite kommt direkt die erste Kurve, so dass ich nicht sehen konnte, wie dieser Weg weitergeht. Aus Angst bin ich diesen Weg nicht gegangen. Nach fast zwölf Monaten, 4 Ausflügen zu seiner Mutter und nun fünfeinhalb Wochen ohne ihn, habe ich mich vorsichtig nach rechts getraut und schon mal um die erste Kurve geschaut und ich muss sagen, es ist gar nicht so schlimm, zumindest nicht schlimmer als die linke Seite. Und sowohl die Distanz zu ihm, als auch die Zeit und die verschiedenen Sichtweisen von anderen Menschen, machen mich mutig, rechts weiter zu gehen. Inzwischen fühle ich immer mehr, dass ich ihn rechts nicht vermisse und mich so langsam aufrichte aus meiner gebückten Haltung. Ich bin zu oft eingeknickt, als dass ich es wagen würde, zu sagen: Ich bin mir sicher, dass ich auf diesem Weg bleibe.Ich traue mir da selbst noch nicht 100 %ig über den Weg. Aber die letzten Tage merke ich, dass ich immer zuversichtlicher werde, dass Rechts meine Zukunft liegt und mir der Duft der von Dir angesprochenen Freiheit in der Nase kitzelt. Ich bin also schon vorsichtig losgegangen.

04.04.2020 14:12 • x 2 #38


K
Guten Morgen Finchen,
schön, wie du auf das Bild eingehen kannst. Dann machen wir doch einfach weiter damit.
Zitat:
Dein Bild vom Straßenrand ist äußerst treffend, so in etwa fühlte es sich die ganzen Monate an. Ich bin immer nach links gegangen, um sehr schnell festzustellen, dass der Weg nur kurz ist und ich schnell an die nächste Kreuzung komme, über die ich irgendwie nicht rüberkomme. Mein Mann ist quasi vorausgegangen, ohne mir die Hand zu reichen und mir beim Überqueren zu helfen. Also bin ich stehen geblieben.

Richtig. Jetzt hat er die Hand aktuell aber weit ausgestreckt. Hast du das Gefühl, dass er damit die große Distanz zu dir nicht mehr überbrücken kann? Spürst du noch eine Berührung? Oder siehst du nur die Hand, bist aber insgeheim froh, dass sie dich nicht berührt, weil du nicht mehr von ihm berührt werden willst? Berührt dich das alles also gar nicht mehr, weil du über den Scherbenhaufen, den er angerichtet hat, gar nicht mehr hinwegsehen kannst? Findest du irgendwo in diesem Chaos noch Gefühle? Oder ist das Bedürfnis, zur linken Seite zu gehen, in erster Linie dem Umstand geschuldet, dass man eine Ehe nach so langer Zeit nicht einfach so aufgibt?

Solltest du das so empfinden wie im letzten Satz, dann ist dieses Gefühl nicht falsch. Man gibt eine Ehe nach so langer Zeit tatsächlich nicht einfach so auf. Allerdings kann von einfach so bei euch auch schon lange nicht mehr die Rede sein und es geht nun bei der Rechts-Links-Entscheidung in erster Linie um deine persönlichen Grenzen, die du respektieren solltest. Deine Anpassungsfähigkeiten sind begrenzt und sie dürfen auch begrenzt sein. Man kann sie in der Aussicht auf Heilung kurzfristig überschreiten, aber niemand kann dauerhaft mit brennenden roten Kontrollleuchten ein erfülltes Leben führen. Wenn ein Flugzeug zu schnell sinkt und ein Absturz droht, brüllt im Cockpit eine Stimme sinkrate, sinkrate! die kann man nicht abstellen, die schreit weiter. Und wenn du solch einen Alarmruf permanent im Ohr hast, dann bist du in der falschen Richtung unterwegs, dann musst du etwas tun um nicht abzustürzen.

Zitat:
Auf der rechten Seite kommt direkt die erste Kurve, so dass ich nicht sehen konnte, wie dieser Weg weitergeht. Aus Angst bin ich diesen Weg nicht gegangen. Nach fast zwölf Monaten, 4 Ausflügen zu seiner Mutter und nun fünfeinhalb Wochen ohne ihn, habe ich mich vorsichtig nach rechts getraut und schon mal um die erste Kurve geschaut und ich muss sagen, es ist gar nicht so schlimm, zumindest nicht schlimmer als die linke Seite.

Das ist er erste Schritt zur Entscheidung, das ist noch lange nicht der letzte, da kommen noch andere, du gehst noch nicht wirklich, du versuchst nur festzustellen, was auf die zukommen könnte.

Das ist gut so, ich rate tatsächlich zu intensiven worst-case-Szenarien. Ich rate dazu, Eventualitäten zu Ende zu denken, die erst im intensiven Durchspielen der Situation auftauchen. Also auch dann weiter denken, wenn es weh tut, gerade dann. Denn dann ist man aktiv gegen die Angst unterwegs. Ach die also klar, wie deine finanzielle Situation zu optimieren ist, und zwar so pragmatisch wie möglich, inklusive aller Hilfsangebote, die zu bekommen sind. Plane den Unterhalt ein, aber mach dich davon nicht abhängig. Rechne mit seiner Wut, wenn du seine Bitte nicht erhörst, aber habe keine Angst davor, denn du wirst gegen seine Wut Verbündete haben. Spiel das also durch, schau um die nächste Ecke. Aber bereite dich jetzt auch darauf vor, wirklich loszugehen.

Zitat:
Und sowohl die Distanz zu ihm, als auch die Zeit und die verschiedenen Sichtweisen von anderen Menschen, machen mich mutig, rechts weiter zu gehen. Inzwischen fühle ich immer mehr, dass ich ihn rechts nicht vermisse und mich so langsam aufrichte aus meiner gebückten Haltung. Ich bin zu oft eingeknickt, als dass ich es wagen würde, zu sagen: Ich bin mir sicher, dass ich auf diesem Weg bleibe. Ich traue mir da selbst noch nicht 100 %ig über den Weg. Aber die letzten Tage merke ich, dass ich immer zuversichtlicher werde, dass Rechts meine Zukunft liegt und mir der Duft der von Dir angesprochenen Freiheit in der Nase kitzelt. Ich bin also schon vorsichtig losgegangen.

Ich lese es und ich will es glauben, spüre aber noch den zögernden Schritt. Darum gebe ich dir noch ein anderes Bild an die Hand, ich mag solche Bilder und sie haben schon vielen geholfen. Wenn es dir zu albern ist, geh einfach nicht darauf ein, das macht nichts.

Wenn man so kurz vor einer Trennung steht, die sich lange angekündigt hat, dann fühlt man sich manchmal wie an einem langen Seil hängend. Man ist immer tiefer gerutscht, hat aber zwischendurch auch wieder einige Meter nach oben geschafft. Das Seil hängt völlig im Dunkeln von einer Hallendecke. Die Plattform oben ist sehr weit weg und man müsste sehr viel Hilfe bekommen, um noch mal nach oben zu gelangen. Irgendwann hängt man am Ende des Seils und es geht nur noch um das Loslassen, denn man weiß nicht, wie groß der Abstand zum Boden ist, man sieht ja nichts. Man glaubt immer, das müssten noch mehrere Meter sein, und wenn man die Angst besiegt hat, könnte man feststellen, dass es nur noch 20cm waren und völlig harmlos. Und dann steht man unten und kann im Dunkeln losgehen.

Es geht also auch bei diesem Bild um das Besiegen der Angst. Ängste sind normal, Ängste sind gut und schützen uns. Aber Ängste stammen fast immer aus einem Erleben in einem anderen Zusammenhang, wenn wir sie in einer solchen Situation empfinden, für die wir ja kaum Erfahrungen haben. Eine solche Trennung, wie du sie auf der rechten Seite vor dir hast, ist einmalig. Auch wenn man schon andere Trennungen erlebt hat, ist das etwas Neues. Da dürfen Ängste da sein. Aber sie stammen wie gesagt aus einem anderen Zusammenhang. Hier in diesem Kontext treffen sie oft gar nicht zu und man entwickelt bestenfalls Fähigkeiten zur Bewältigung, die man bei sich gar nicht vermutet hatte.

Was dir fehlt ist also die Bewältigungsgewissheit, die Gewissheit, das bewältigen zu können. Aber wenn du zurück schaust, welche großen und angstmachenden Probleme du in deinen 50 Jahren alle schon bewältigt hast, kann das sehr gut dabei helfen, Mut zu fassen, loszugehen und die Bewältigungsgewissheit zu entwickeln und zu stärken. Vertrau auf deine Kraft, deine Helfer und bleib fair deinem Mann gegenüber. Das zahlt sich aus. Du musst ihn nicht hassen, du musst nicht wütend sein. Es reicht die Einsicht, dass es auf der linken Seite nicht mehr geht.

05.04.2020 09:01 • x 4 #39


juliet
@KPeter
Ich lese deine Beiträge immer mit großem Interesse. Ich mag auch Bilder und kann damit hervorragend arbeiten. Dein Bild mit der Hallendecke und dem Seil hatte ich in ähnlicher Form für mich damals entwickelt: Für mich war es ein Heißluftballon im Nebel.

finde ich schön, dass du auch solche Bilder entwickelst, die helfen sehr, finde ich

05.04.2020 09:08 • x 1 #40


Jane_1
Zitat von KPeter:
aber niemand kann dauerhaft mit brennenden roten Kontrollleuchten ein erfülltes Leben führen.


KPeter, das sind schöne und gut nachvollziehbare Bilder, die du da benutzt.
Finnchen, du hast tolle Berater hier an deiner Seite

Angst ist auch bei mir ein Thema (gewesen), ich möchte dazu ein Zitat von Cornelia Funke beitragen, welches für mich augenöffnend war:
Ich hätte mit 16 gerne gewusst, dass das Einzige, was zwischen uns und dem Leben steht, die eigene Angst ist. Und dass man sie nicht füttern darf, indem man ihr nachgibt.
Ich hätte gerne gewusst, dass es keine Veränderung gibt, ohne dass man dafür mit Angst bezahlen muss, und wie wunderbar glücklich und frei es macht, Dinge zu tun, vor denen man sich fürchtet.

Ich wollte gerade behaupten, dass ich es nun weiß, aber ich muss es mir auch immer wieder vergegenwärtigen.

Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung, ich kann aus eigener Erfahrung aber sagen, keine gute. Go, Finchen!

05.04.2020 11:03 • #41


F
Hallo ihr Lieben, ich möchte mich auch mal wieder melden. Seit meinem letzten Post sind fast vier Wochen vergangen, in denen auch viel passiert ist. Mein Mann hat zum heutigen Tag eine Wohnung, in die er wohl am nächsten Wochenende einziehen wird, da noch einige Dinge zu tun sind. Wir konnten uns bezüglich der Finanzen relativ gut einigen, diese Ängste konnte ich zwar nicht ablegen, aber doch zumindest stark zurückdrängen. Was mir inzwischen auch gelingt, ich habe keine Angst mehr vor der späten Zukunft, das heißt ich lebe wirklich im Hier und Jetzt und lasse vieles einfach auf mich zukommen, anstatt mir bereits heute Gedanken über meine Lage in sieben oder mehr Jahren zu machen. Das sehe ich als großen Fortschritt für mich an. Da mein Mann sich in unserer Ehe - wie bereits berichtet - um nichts gekümmert hat und auch zwei linke Hände hat was handwerkliche Begabung angeht, hat er sich sehr schwer getan mit der Organisation seines neuen Lebens und sich immer wieder hilfesuchend an mich gewandt. Da ich meinen inneren Frieden brauche und schnellstmöglich zur Ruhe kommen möchte, habe ich ihm natürlich geholfen. Habe mit und für ihn Möbel bestellt, habe ihm einen Stromlieferanten gesucht und den Vertrag für ihn abgeschlossen, habe ihm den Hausrat zusammengepackt, etc. Wenn er unseren Sohn abholt, damit dieser ihm beim Möbelaufbau helfen kann, hält er sich meistens auf eine Tasse Kaffee hier auf, die ich ihm auch bereitwillig koche, aber dann ist er nur am jammern. Dies klappt nicht in der Wohnung, das klappt nicht, hier muss er noch was tun, da muss er noch was tun, und er fühle sich sehr alleine und einsam. Jetzt habe er ja noch zu tun, aber wenn alles fertig ist, wisse er nicht, wie er den Tag verbringen soll, ohne mich und die Kinder. Die erste Antwort die mir einfällt, selbst schuld oder du hattest es in der Hand, hättest es jeden Tag ändern können.
Ich empfinde einfach keine Genugtuung oder innere Zufriedenheit, dass es ihm jetzt auch einmal schlechter geht. Ich habe immer dieses Mitleid, verbunden mit den Erinnerungen an schöne Tage und Zeiten, die mit einem Schlag zunichte gemacht waren. Kann mir das mal jemand erklären? Wenn ich ihn sehe oder reden höre bin ich genervt, habe Gedanken wie: niemals könnte ich ihn wieder an mich heranlassen oder wie konntest du mit diesem Mann so lange zusammen sein? Und trotzdem tut er mir leid, dass er jetzt so alleine ist. Ich habe die Kinder, den Hund, das gewohnte Zuhause und er ist jetzt total auf sich allein gestellt. Das belastet mich, zwar nicht so schlimm wie der Kummer des letzten Jahres, aber es wäre mir lieber es wäre anders.
LG
Finchen

01.05.2020 09:39 • #42


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