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Vom Märchen in den Alptraum

M
@VollVer-liebt
Ich habe nie behauptet, dass Indien oder Deutschland besser ist. Beides hat seine Vorzüge und Nachteile. Ich hatte das große Glück, dass mein Mann ein extrem tolles Apartment für uns gemietet hat. Und glaube mir, als unverheiratetes Pärchen (dazu noch mit einer Ausländerin) fast nicht möglich, zumindest nicht in seiner Stadt. Er hat mich dort auf Händen getragen, ich hatte ein Zimmermädchen, die täglich kam und putzte, kochte und Wäsche gewaschen hat (und glaub mir, ich wollte das wirklich nicht, denn das war extrem langweilig für mich ), ich hatte einen riesigen Flachbildschirm mit Sky India mit allen möglichen amerikanischen Kanälen, wir hatten einen Fahrer, der uns von A nach B fuhr. Sogar einen Generator, wenn mal der Strom weg war (was nicht immer geholfen hat ) und eine super funktionierende Klimaanlage. Ich war sehr viel mit ihm auf Reisen, daher er meistens geschäftlich unterwegs war mir gings echt gut dort. Ich habe also mehr Luxus erfahren können, als ich es in D gewohnt bin, denn hier muß ich meine Sachen selbst erledigen. Ich habe aber auch gesehen, wie hart er dort gearbeitet hat, keine freien Wochenenden hatte, ständig unterwegs war. Der Stress, der Verkehr, die Hektik. Die Hitze tut ihr übriges, auch als eingefleischter Inder ist das sehr schwer zu ertragen. Ich habe Armut gesehen, kranke Menschen, hungrige Kinder, verletzte Tiere. Das ging nicht alles an mir vorbei. Wie ich schon erwähnt habe, ich wäre bereit gewesen unseren Lebensmittelpunkt nach I zu legen, aber die Situation hatte sich nun mal so ergeben. Und in den Punkten die ich schon erwähnte, gibt es ebenso Beispiele in denen es sich in D leichter leben lässt, auch ohne Putzfrau und KlimBim.

Zitat:
Der Mann ist zerrissen zwischen Liebe auf der einen Seite und Familie und ein weit entferntes zu Hause auf der anderen. Ich kann mir nicht vorstellen, das das zu lösen ist, ohne die Beziehung auf- und den Partner freizugeben.

Das ist ein sehr intensiver und für mich ausschlaggebender Satz. Danke...


@mcteapot
Ich denke, dass ich genau das ansprechen werde, und ihn zu einer Therapie ermutigen werde. Schließlich muß das wirklich keiner in seiner Family erfahren. Ich war im übrigen bereits mit ihm beim Arzt, nicht direkt deswegen, weil er Hilfe bräuchte in Bezug auf Depressionen, sondern weil er die letzten Monate eine Art - ich nenne es - Blackouts hatte. Als Beispiel: Ich sage zu ihm etwas und er sieht mich an und kann sich an nichts erinnern. Also das hat rein gar nichts mit Aggressionen zu tun. Es gibt Momente, da erinnert er sich an nichts mehr was eben passiert ist und das hat mir, sowie ihm Angst gemacht. Zeitweise hatte ich die Vermutung, dass das alles mit seinem Verhalten (die Isolation) zu tun hat. Wir waren beim Hausarzt, aber der meinte es wäre ein typisches Anzeichen von Überforderung (er kennt ja die ganzen anderen Details nicht mal) und meinte er solle sich eine Auszeit nehmen und viel ruhen und schlafen. Ich dachte mir nur, dass der Tag nur 24 Stunden hat, die er komplett zum ausruhen nutzt (abgesehen wenn er arbeitet). Mehr Schlafen und Ausruhen geht nicht. Irgendwie hat der Arzt mich nicht ernst genommen. Denke ich sollte mal mit ihm zum Psychologen gehen. Ob er da mitmacht, ist wie gesagt die zweite Frage.

@Katasmile
Ich hoffe das Worst Case Szenario wird so nicht eintreffen. Er weiß, dass ich das nicht nochmal erdulden werde.
Ich habe gesagt, das eine Scheidung für ihn ein NoGo ist, dass heißt nicht, dass ich es nicht machen könnte. Für ihn und das hat er von Anfang an gesagt gibt es nur eine Ehefrau und selbst bei einer Trennung oder Scheidung, würde er nicht nochmals heiraten. Also sollte unsere Ehe geschieden werden, würde er definitiv nach Indien zurück wollen (wie auch immer er dort zurecht kommen würde) und sicher wieder arbeiten, aber eben nicht nochmals heiraten. Was sowas angeht ist er sehr strikt, hat auch was mit seinem Glauben zu tun. Angst habe ich nicht, das zu sagen, das habe ich ihm schon gesagt. Natürlich hat er das nicht verstanden und eigentlich auch ganz anders reagiert, als ich mir erhofft habe. Erhofft habe ich mir, dass es seinen Kampfgeist erweckt und er anfängt darüber nachzudenken was er falsch gemacht hat. Stattdessen habe ich zu hören bekommen, dass wenn ich das will er sofort geht und sich hier nicht weiter zum Deppen macht. Er wäre wegen mir hier und wenn ich nicht mehr will, mich zu nichts drängen möchte.
Zu meinen Eltern kann ich nicht gehen. Ich bin 39 Jahre alt und kein Kind mehr. Natürlich würden meine Eltern nie nein sagen, aber mein Papa hat Herzprobleme und ich möchte ihn damit auch nicht belasten. Außerdem läuft die Wohnung komplett auf mich und es ist meine Wohnung. Er hat daran null Interesse. Von daher, wenn ich das durchziehen würde, würde er den nächsten Flug nehmen und das war es dann.

13.11.2018 20:49 • #16


M
Zitat von Marleen127:
es wäre ein typisches Anzeichen von Überforderung

Möglich ist vieles, aber vor dem PC sitzen hilft leider am wenigsten. Da ist ein Waldspaziergang noch förderlicher oder eine Woche in Indien, aber der Flug für einen oder zwei, ist wohl nicht drin?
Ich drücke dir jedenfalls trotzdem die Daumen, das er sich helfen lässt

13.11.2018 20:53 • #17


A


Vom Märchen in den Alptraum

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M
@ mcteapot

mehr als 4 Jahre ist er hier. Er wollte eigentlich immer mindestens einmal im Jahr seine Mutter besuchen gehen. Sein Plan war, mit vollen Händen und Taschen und Geschenken zurück zu kommen, als Held, der seinen Vater a la Bollywood Movie zeigt, das er der Superman ist, der die richtige Wahl getroffen hat, die richtige Frau und damit alle Stolz und Glücklich macht. Wir wollten zusammen zurück kommen, als Gewinner und vor allem - er wollte seinen Vater wieder für sich gewinnen. Er hängt emotional total an ihm, obwohl der wirklich absolut geschmacklos ist und eventuell mit viel Geld wieder geschmeidig werden würde.
Nachdem ich ja eher die Realistin von uns beiden bin und er der Träumer, habe ich ihm ziemlich früh diesen Zahn ziehen müssen. Für mich war schon nach dem ersten Jahr klar, dass er mal Urlaub braucht, einfach um zu atmen, zu Essen (so blöd es sich anhört, aber mir ging das nach meinem langen Indien Aufenthalt ebenso) und seine Mutter wieder sehen zu können. Egal ob er als Held zurück kommt, oder einfach mal als normaler liebender Sohn, der sich eingesteht mal seiner Seele was gutes zu tun. Vom finaziellen Aspekt mal abgesehen (man hätte es sich ansparen können mit viel Mühe), wollte er sich diese Blöße nicht geben So zogen dann Jahre ins Land. Ich glaube das wäre absolut notwendig, aber frühestens mal nächstes Jahr möglich (falls es soweit noch kommt).

13.11.2018 21:07 • x 1 #18


M
Zitat von Marleen127:
wollte er sich diese Blöße nicht geben

Wenn dieser verdammte Stolz nicht wäre, schlimm, in manchen Situationen völlig überzogen und unnötig
Zitat von Marleen127:
Ich glaube das wäre absolut notwendig

Absolut, dir zustimme. Er muss sich mal wieder erden

13.11.2018 21:11 • #19


U
Die Probleme die Dein Mann hat bringen schon einen Menschen, der hier sozialisiert wurde, an den Rand seiner Kräfte.
Und der würde verstehen, was man in einer Psychotherapie von ihm will.

Dazu noch der interkulturelle beef bei Euch - sehr schwierig.

13.11.2018 21:16 • x 1 #20


Y
Als ich deine Geschichte gelesen habe, dachte ich daran, wie das wohl ist, mit einem Menschen im Haushalt zu leben, der beißt.
Irgendwie verliert er ja in dem Augenblick völlig die Impulskontrolle, ist unbeherrscht , fremdaggressiv und zeigt ein Verhalten eines instinktgesteuerten Tieres, was sich verteidigen muss. Was mir vor allem zu schaffen machen würde wäre der Punkt, dass ein Tabu gebrochen wäre, niemals gegenüber dem Partner handgreiflich zu werden.

Ich finde solche Aktionen wirklich unverzeihlich, zumal sie selten bei einmal bleiben. Wenn man Angst (um die eigene Haut ) haben muss und das der Partner erneut ausrastet bzw. tätlich übergriffig wird, kann man sich doch nicht mehr ehrlich auf Augenhöhe begegnen..... ich weiß nicht, bei mir wäre der Ofen aus, ich würde immer daran denken, was beim nächsten Krach wohl passiert und wäre gehemmt, meinen Standpunkt zu vertreten

13.11.2018 22:09 • x 6 #21


U
Zitat von Selbstliebe:
Als ich deine Geschichte gelesen habe, dachte ich daran, wie das wohl ist, mit einem Menschen im Haushalt zu leben, der beißt.


Im Kindergarten meiner Tochter war ein vierjähriger, der mit Vorliebe eine bestimmte Erzieherin gebissen hat.
Der musste dann zur Kindertherapeutin. Die Erzieherin zur Tetanus-Impfung.

13.11.2018 23:29 • x 1 #22


M
Hallo ihr Lieben,

jetzt sind schon einige Wochen ins Land gezogen und ich wollte mich einfach nochmal melden.
Ich habe einiges erlebt ind der Zwischenzeit und auch Entscheidungen getroffen. Außerdem wäre ich für einige Tipps sehr dankbar.

Ich berichte erstmal was sich noch zugetragen hat.
Der heilige Abend, war ein Desaster. Meine Mutter kam zu mir, wie jedes Jahr. Morgens hatten er und ich noch eine kurze Diskussion, da er Kochen wollte (das ist immer ein Problem, da er ja indisch kocht und ich an diesem Tag, auch mit dem Weihnachtsessen beschäftigt war). Das weiß er ja und es kommt mir so vor als ob er das mit Absicht macht. Ich gewährte ihm somit seine Koch Session und nachdem er fertig war, musste ich erstmal wieder alles sauber machen (er macht ja nix).
Ich sagte noch zu ihm, dass ich gerne einen schönen Weihnachtsabend verbringen möchte und ich wüßte, dass es nicht sein Fest ist, aber ich in Ruhe feiern möchte zumal auch meine Mama kommt. Er diskutierte direkt drauf los, dass es ebenso sein Fest wäre und bla. Daraufhin legte er sich hin und schlief seinen Dornröschenschlaf. Um 15 Uhr kam meine Mutter und wie haben dann gegessen und irgendwann bescherung gemacht. Meine Mutter war so stinksauer und ich offenbarte ihr mal ausführlich mein Desaster. (Von den körperlichen Übergriffen und der Beißattacke sagte ich bis jetzt nichts zu ihr).
Sie war so stinksauer und meinte sie wird ihn definitiv drauf ansprechen. Als er dann gegen 19 Uhr zu uns in die Küche kam, sprach sie ihn ruhig drauf an und meinte, dass es eine Frechheit ist von ihm, uns hier sitzen zu lassen und jetzt erst zu kommen. Das man das nicht macht usw.
Er war zuerst ganz still, wir gingen dann ins Wohnzimmer und er zog ein böses Gesicht. Irgendwann flüsterte er mir ins Ohr und ich folgte ihm in die Küche. Dort flippte er komplett aus, schrie wie am Spieß, meine Mutter wäre respektlos und er ein hart arbeitender Mann (er hatte über Weihnachten und Neujahr insg. 4 Wochen frei) und er sich nichts von ihr sagen ließe. Wir sollten erstmal arbeiten (damit meinte er meine Eltern, die beide ihr Leben lang gearbeitet haben und beide in Rente sind).
Meine Mutter ging gegen 21 Uhr und dann kam er wieder rüber und fing an zu schreien. Er wurde sehr jähzornig, kam mir körperlich wieder sehr nahe und ich sagte ihm dann, dass die Polizei kommen wird, wenn er weiter so schreit. Er schrie dann noch lauter, dass das toll wäre und er somit endlich ein Ticket nach Indien bekommen würde (als ob man wegen Ruhestörung ein Ticket ins Heimatland bekommt). Meine Mutter hat er sowas von beleidigt und an dem Abend war für mich unsere Beziehung restlos vorbei. Die restlichen Feiertage verbrachte ich dann anderswo und nahm ihn nirgends mit, was er auch nicht bedauerte. Ebenso verhielt es sich an Silvester. Meine Mutter (bei denen ich war) bat mich dann, meinen Vater mit einzuweihen. Er hat ein großes Herz und nahm meinen Mann damals mit offenen Armen in die Familie auf. Er war sowas von enttäuscht von ihm und ehrlich gesagt zerriss mir dass das Herz, meine Eltern so enttäuscht und traurig, aber auch sauer zu sehen.
An Neujahr flippte er wieder aus und wollte mal wieder sein größtes Druckmittel gegen mich verwenden und fing an seine Klamotten aus dem Schrank zu reißen. Doch diesmal hatte er die Rechnung nicht ohne mich gemacht. Ich half ihn zum ersten Mal beim Packen - und es war ein wundervolles Gefühl. Das blickte er dann aber und er hörte sofort damit auf. Was mir einfällt ihn bei diesem Wetter rauszuschmneißen (!)... Ich betonte, dass er ja gehen will und ich es inzwischen auch so sehe. Er hörte sofort auf und meinte, er rufe jetzt seinen Bruder in Indien an und der soll ihm ein Ticket buchen. Ich sagte Auja, fein! Das machste. Daraufhin hörte er auch damit auf und sagte, wenn ich ihn irgendwie unter Druck setze, wird er genau das Gegenteil machen.
So vergingen die Tage und ich bat ihn mehrere Male, sich bitte eine eigene Wohnung bzw ein möbeliertes Zimmer zu nehmen. Erst willigte er ein, dann zog er seine Meinung wieder zurück. Ein hin und her. Ich war und bin inzwischen mit meinen Nerven und meinen Latein am Ende.
Ich floh vergangenes Wochenende zu Freunden, die mir zur Seite stehen. Wenn es nach ihnen geht, soll ich ihm seine Sachen packen und ihn vor die Tür setzen. Das geht aber nicht so einfach. Er hat nicht soviel Geld um sich irgendwas anzumieten (Kaution). Theoretisch könnte er sich ein Ticket nach Hause kaufen, aber dass will er nicht. Er kam bis vergangenen Freitag tagtäglich zu mir, umarmte mich von hinten und versuchte mich zu küssen. Ich sagte dann zu ihm, dass ich das nicht mehr möchte und dass es vorbei ist. Er meinte es würde nie vorbei sein, denn ein Hindu (vor allem er) heiratet nur einmal im Leben und ich wäre sein Eigentum (ob er das so ernst gemeint hat weiß ich nicht, weil er auch gegrinst hat dabei). Er nimmt mich einfach nicht ernst und denkt, es wäre einfach eine Phase in der ich bin. Als ich ihn dann nochmals auf eine eigene Wohnung ansprach und einigermaßen (das war auch das einzigste Mal) vernünftig mit ihm reden konnte, erklärte ich ihn meine Analyse über ihn und zwar, dass er nie gelernt hat, mit Konsequenzen zu leben. In seiner Familie wurde er immer verhetschelt und sein Bauch gestreichelt, egal was war. Ich wurde eben anders erzogen, in der Hinsicht, dass Handlungen und Verhalten eben Konsequenzen haben. Dann fragte er, ob dass nun eine Konsequenz sei, das ich mich trennen will. Ich sagte, nein, dass ist nicht die Konsequenz, diese hätte ich früher ziehen müssen, dass jetzt ist das Resultat der zerbrochenen Gefühle, Kränkungen und Grenzen die er 1000 Mal überschritten hat. Daraufhin meinte er, dass er mich nun eigentich für diese Aussage von oben bis unten verprügeln sollte. (Dazu muß ich ehrlicherweise sagen, dass ich mir nicht 100% sicher bin, ob ich es richtig verstanden habe, ich fragte auch nicht mehr nach, sondern redete weiter).
Dennoch bin ich nach dieser Aussage nun endlich zu meiner Hausärztin gegangen, die sehr erschüttert war (sie kennt ihn ja nun auch) und weiß, dass er sehr unter der Situation in D zu leben gelitten hatte. Sie meinte, er bräuchte dringend eine Therapie und ob sie irgendwas machen kann. Sie war aber ebenso überfragt. Mir war es in erster Linie wichtig, dass sie von den körperlichen Übergriffen erfahren hat, die Beißattacke und dass es dokumentiert ist!
Rein gesetzlich, kann ich ihn nicht einfach rausschmeißen. Ich glaube er darf 4 Wochen Zeit haben. 4 Wochen sind aber eine harte und lange Zeit! Am liebsten wäre es mir, wenn er direkt gehen würde. Am besten zurück nach Hause. Alle anderen Wege hier in D würde er nicht schaffen ohne mich oder irgendwen. Er hatte nie Interesse an sozialen Kontakten.
Kennt sich vielleicht irgendjemand aus? Das kanns doch nicht sein, dass er einfach hier bleiben kann, ohne dass ich das möchte?! Täglich wird die Situation schlimmer. Ich weiß auch nicht zu was er noch fähig ist. Natürlich habe ich auch Angst vor ihm. Ich habe mich mal über Trennungsunterhalt usw erkundigt. Er müsste an mich zahlen und ihn würde im Endeffekt nicht viel übrig bleiben. Alleine diese Tatsache würde ihn vermutlich wieder nach Indien treiben. Aber dort ist auch die Luft am brodeln für ihn. Er sagte mir auch, dass wenn er zurück gehen würde, er sich das Leben nehmen würde.
Im Moment ist es für mich 100000% klar, dass ich nie wieder mit ihm zusammen sein möchte. Aber er kapiert es nicht. Und wenn ich nun klar sage, was ich will, habe ich halt Angst, dass er ausflippt und den Worst Case, möchte ich mir gar nicht vorstellen.
Ich werde versuchen einen Befreiungsschein vom Gericht zu bekommen und einen Anwalt aufsuchen. Ob ich dass hinter seinen Rücken machen kann, ist halt die Frage.
Vielleicht kennt sich ja der Ein oder Andere ein bisschen aus und kann mir eventuell noch Tipps diesbezüglich geben.
Das ich ausziehe, kommt nicht in Frage. Der Mietvertrag läuft komplett auf mich.
Ich bin für jeden Rat dankbar...

LG
Marleen

14.01.2019 16:41 • #23


M
Hallo, es ist deine Wohnung, er hat dich körperlich angegriffen und du kannst ihn der Wohnung verweisen lassen, also die Polizei. Er wird eine trennung nicht einfach akzeptieren, du brauchst da hilfe. Sei stark und denk an dich, du schaffst das. Er muss ausziehen und er muss merken, das du es ernst meinst und nicht zurück kommst. Mein Ex kapiert es auch nach Monaten nicht.

14.01.2019 16:53 • x 2 #24


Gretel
Oh - wie furchtbar... gut, dass du die Sache jetzt offen gemacht hast für Dein Umfeld!

Vielleicht kannst Du Dich erstmal an eine Frauenberatungsstelle in Sachen Gewalt gegen Frauenwenden, eventuell auch an ein Frauenhaus.
Die wissen um alle rechtlichen Mittel und Wege und Auswege Bescheid - und können Dir auch psychologische Verhaltenstips geben.

14.01.2019 17:05 • x 3 #25


M
Hallo zusammen,

ich wollte mich einfach nochmal melden, da nun wirklich viel passiert ist.
Ich habe mich von meinem Mann getrennt.
Deswegen möchte ich die Geschichte hier auch noch einmal schreiben, um vielleicht auch anderen in einer ähnlichen Situation Mut zu machen.
Es liegt jetzt schon 3 Wochen zurück und es war ein Befreiungsschlag für mich. Natürlich ist so eine Entscheidung nicht einfach, aber letztendlich befreiend, zumindest wenn man den Punkt des Erträglichen erreicht hat.
Ich hatte mich ja nun letztendlich Freunden und meiner Mutter anvertraut.
Ich habe ein komplettes Wochenende bei denen verbracht und wir haben die komplette Beziehung von A bis Z durchgekaut und dabei ist mir einiges bewusst geworden. Ich war jahrelang mit einem Narzissten zusammen und habe regelrecht nach Liebe und Anerkennung gebettelt, während er mein Leiden zum Teil ignorierte und zum anderen es wohl auch genossen hat, mich so zu sehen. Dadurch dass ich die rosarote Brille an hatte und wirklich glaubte, dass er mich liebt, machte ich das alles Jahrelang mit.
Ich setzte mir dann ein Datum, an dem er frei hatte und redete nochmals vernünftig mit ihm (zumindest hatte ich es vor) nachdem er aufgestanden war (Mittags wie immer). Ich sagte und erklärte ihm, dass für mich einiges kaputt gegangen ist und ich die Beziehung einfach nicht mehr möchte. Er tat sich sichtlich schwer damit, mir zuzuhören, ließ mich aber reden. Blickkontakt wollte er gar keinen. Nachdem ich fertig war einige schwerwiegende Punkte aufzugreifen, stand er auf und fragte mich, ob wir jetzt los gehen wollen, um zu shoppen, schließlich bräuchte ich mal was Neues
Ich sagte ihm dann, dass er wohl den ernst der Lage nicht begreife und ich jetzt NICHT shoppen will, sondern möchte, dass er sich eine neue Wohnung sucht. Dann ging es los, erst beschimpfte er mich, dann flippte er aus, dann kam er an und sagte, dass er mich mehr als alles andere lieben würde, gefolgt vom nächsten Schreianfall. So zog es sich dann stundenlang hin. Er packte dann seine Arbeitssachen und meinte, er würde nun in die Firma gehen und kündigen. Zuvor rief er in meinem Beisein seinen Bruder an und bat ihm ein Flugticket zu buchen. Er verließ dann die Wohnung um zu kündigen und kam dann nach einiger Zeit wieder zurück und meinte, seine Kollegen haben ihm gesagt, er könne nicht einfach so gehen und müsse seine Mindestkündigungsfrist einhalten. Ich rief dann meine Mutter zu mir rüber und sie versuchte dann nochmal mit ihm zu reden, aber er sah es gar nicht ein. In der Zwischenzeit kamen nun auch meine beiden Freunde. Das bekam er aber gar nicht mit. Er saß im Bett, guckte eine Serie und lachte dabei und realisierte offensichtlich nicht, den Ernst der Lage. Wir diskutierten in der Zwischenzeit wie wir weiter vor gehen werden und ich beschloß dann nochmals zu ihm zu gehen und zu fragen, was nun der Stand der Dinge ist. Er meinte, er würde mich und die Wohnung niemals verlassen und ich könne ja gern die Polizei rufen und schrie mich plötzlich an (ich blieb ruhig und sachlich). Als er kurz vorm ausrasten war und total am schreien, betrat meine Freundin zusammen mit ihrem Mann das Zimmer und dann ging alles relativ schnell (das war absolut nicht so geplant) Meine Freundin riss die Schranktüre auf und fing an seine Klamotten aus dem Schrank zu räumen, während ich alles in seine Tasche packte (die Aktion hatte er ja schon 1000 Mal gemacht). Wir stellten seine Sachen vor die Türe und ich gab ihm seine Unterlagen und Papiere. Er ging tatsächlich vor die Türe und fragte mich, ob ich nicht ein kleines bisschen Mitgefühl für ihn hätte. Ich antwortete darauf: Wo war denn dein Mitgefühl all die Jahre? Und mein Freund schloß die Tür.
Das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe.
Ich weiß, dass er nun eine eigene Wohnung hat (wie auch immer er das letztendlich angestellt hat) und er hat sich auf diversen Singlebörsen angemeldet. Von einem gemeinsamen Freund, habe ich erfahren, dass er auf jeden Fall in D bleiben möchte und auf keinen Fall zurück nach Indien will. Er war auch schon beim Anwalt, aber nicht wegen mir, sondern um heraus zu finden, wie er hier bleiben kann. Im Grunde genommen, wird mir immer klarer, dass er nicht mich geliebt hat, sondern nur sich selbst. Sein Kommen nach Deutschland, ließ ihn im Mittelpunkt stehen, er hat das erreicht, wovon viele in seinem Land träumen und ich Idiot habe das alles nicht realisiert. Er spielte lange seine Rolle perfekt.
Ich war inzwischen auch bei meiner Anwältin und habe die Trennung in die Wege geleitet. Falls er hier her kommen sollte, muss ich sofort die Polizei anrufen und meine Anwältin erklärte mir genau, wie das mit der einstweiligen Verfügung läuft. Zum Glück blieb diese Situation bis jetzt aus und ich hoffe auch, dass das so bleibt. Jetzt versuche ich nach vorne zu blicken und plane mein Leben in eine positive Richtung.
Natürlich ist es schwer, jeder Tag bringt mir neue Aufgaben und ich fühle mich gerade am Abend etwas verloren, aber genau da wird mir bewusst, dass er ja eh nie da war.
Ich freue mich sogar auf mein neues Leben. Ich habe viel geplant und habe jetzt wieder Träume vor Augen, die in all den Jahren verloren gegangen sind.
Ich hoffe, dass ich Einigen ein bisschen Mut machen kann. Auch wenn eine Trennung immer sehr schwer ist, ist es auch ein Anfang von etwas Neuem. Man sieht es vielleicht noch nicht, aber es wird auf jeden Fall wieder die Sonne scheinen.

VLG

07.02.2019 21:45 • x 3 #26


M
Hallo, das freut mich das du positiv in ein neues Leben blickst, so sollte es sein! Gut das du den mut hattest dich zu trennen und das du bei der Anwältin warst. Ja eine trennung tut immer weh aber manchmal muss es einfach sein um wieder ein normales Leben zu bekommen. Er wird immer so bleiben und das macht ein auf dauer kaputt. Ich wünsche dir viel Glück für den neuen Lebensweg und viel Kraft falls dich doch mal die traurigkeit einholt.

08.02.2019 08:42 • #27


A


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