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Vom Traummann zum Alptraum

B
Ihr Lieben,
mich würde eure Erfahrung mit Beziehungspartnern interessieren, die am Anfang der Beziehung so ganz anders waren als später.

Ich hatte das bei meiner letzten Beziehung in dieser extremen Form zum ersten Mal erlebt.

Ich bin mittlerweile (meistens zufriedener) Single, aber es hinterlässt das Gefühl, dass ich nicht gut darin bin, einen Menschen einzuschätzen.

Anlass meiner Gedanken dazu:
Ich habe kürzlich Emails aus unserer Kennlernzeit gelöscht und vorher durchgelesen. Lange, bemühte, tolle Emails (Nach einem Jahr Beziehung hat er nur noch alle paar Tage eine kühle Ein-Satz-Nachricht geschafft.)

Angeblich würde er gerne lesen (habe ihn in der Beziehung nie lesen gesehen). er hätte früher mal Depressionen gehabt, ist aber stabil (in der Beziehung war er ständig depressiv oder hat getrunken).

In den ersten Monaten war er noch zugewandt, hat Komplimente und Geschenke gemacht, wollte viel Zeit mit mir verbringen. ein Traummann. was mich blöderweise abhängig gemacht hat und nicht rechtzeitig den Absprung hat schaffen lassen, als er sich komplett änderte und alles entzog.
Wir waren 2 Jahre zusammen.

Er wollte die Wochenenden dann nur noch mit seinem Freund verbringen, war Bestimmer über Nähe und Distanz, bestimmte die Häufigkeit der Treffen und gesprächsthemen. Wenn ich mir mehr Nähe, Berührung, Zeit mit ihm wünschte, er Kritik witterte oder ich die falsche Frage stellte, wurde er laut, warf mich raus.

Er machte wegen jeder Kleinigkeit Schluss (beim letzten Mal deswegen: ich wünschte mir, dass er nach längerer Zeit mal wieder bei mir übernachtet)

Ich versuchte es noch 4 Monate mit Freundschaft plus.
Aber im Grunde picken sich solche bindungsgestörten Menschen nur die Rosinen raus. Wenn man Erwartungen aussprechen würde oder ihnen etwas nicht passt, würden sie sich entziehen und sagen: wieso, wir sind doch nicht mehr zusammen.

Das ist keine Beziehung, noch nicht mal eine Freundschaft, auf Augenhöhe.

Mein Ex wurde zwar nicht mehr verbal aggressiv und nicht mehr eifersüchtig. Aber das schaffte er nur durch viel Distanz und Gleichgültigkeit. Wenn wir uns überhaupt mal einmal die Woche gesehen haben, beruhte das fast immer auf meine Initiative.
Bei unseren Treffen kam stundenlang keine Berührung, wir saßen wie Kumpels nebeneinander, dann aus dem Nichts, fing er an mich zu küssen und wollte mehr.
Er bestimmte also wieder alles.

Wenn ich mal den Anfang machte, ging er nicht darauf ein.

Bis zum nächsten Treffen keine Nachricht, nichts. Und er wohnt nur ein paar Häuser weiter.

Da ist jede Affäre spannender (ich meine eine ohne Betrug). Und die finde ich an jeder Ecke. Wozu also noch diesen Quatsch mitmachen?

Als er mich beim letzten Mal einlud und dann wieder auslud, weil er doch lieber mit seinem Kumpel feiern wollte, distanzierte ich mich innerlich. Am nächsten Tag rief ich noch einmal bei ihm an und wurde in meiner Entscheidung bestätigt: er hatte keine Lust auf ein Treffen. Zocken und Kater auskurieren waren wichtiger.

Danach löschte ich alle Kontaktmöglichkeiten.

Traurig, was vom einstigen Traummann übrig blieb und wie sehr sich ein Mensch ändern kann. Und noch schlimmer: dass ich es nicht vor dem Verlieben gemerkt habe.

30.07.2019 19:24 • x 2 #1


S
Der hat sich nicht geändert im Laufe eurer Beziehung. Der hat sich nur am Anfang verstellt. Nachdem er dich dann eingefangen hatte, zeigte er sein wahres Gesicht. Dann warst du auch schon wieder fad.
Das ist der Typ, dem es nur uns jagen und erlegen geht. Keine Chance auf eine reife, erwachsene Beziehung auf Augenhöhe mit so jemanden.
Bist noch nicht über ihn hinweg.

30.07.2019 20:08 • x 2 #2


A


Vom Traummann zum Alptraum

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B
Ja, er hatte selbst mal erwähnt, dass er in Beziehungen schnell das Interesse verliert.
Leider offenbarte er dies erst, als wir länger zusammen waren. In seiner Beziehungsbiografie findet sich nur on-off, Fernbeziehung und bloß nicht zusammen wohnen.

Ich mach ihm da keinen Vorwurf, da das Bindungsverhalten jedes Menschen anders ist.
Aber es wäre besser, wenn ich früher Konsequenzen gezogen hätte.

Natürlich bin ich nach den wenigen Monaten noch nicht drüber weg, aber ich könnte ihm nicht mehr nahe kommen und wünsche mir die schlimme Zeit nicht zurück. Mir geht es jetzt viel besser.

30.07.2019 20:25 • x 1 #3


J
Ich denke der hat keine Interesse mehr. Freundschaft plus mit ex das geht schnell in die Hose. Der hat einfach kein bock auf dich. Sorry wenn ich das so hart erwähne. Aber lass ihn bricht den Kontakt ab. Kümmere dich um dich selber. Vergiss ihn er tut dir nicht gut. Er ist einfach so akzeptiere das.

30.07.2019 20:52 • x 1 #4


B
Zitat von Jayjay2555:
Ich denke der hat keine Interesse mehr. Freundschaft plus mit ex das geht schnell in die Hose. Der hat einfach kein bock auf dich. Sorry wenn ich das so hart erwähne. Aber lass ihn bricht den Kontakt ab. Kümmere dich um dich selber. Vergiss ihn er tut dir nicht gut. Er ist einfach so akzeptiere das.


Habe ich doch schon. Auch wenn er alles auf seine Depression und den Alk. schob und dass er sich auch bei anderen Menschen nicht meldet und ich ihm wichtig wäre....hatte ich ihm die Entscheidung abgenommen. Deshalb gibt es keinen Kontakt.

Meine Frage war, ob euch sowas auch passierte, dass ihr am Ende einen komplett anderen Menschen hattet und wie sich sowas beim nächsten mal vermeiden lässt.

30.07.2019 21:03 • x 1 #5


J
Also meine vorherige ex war auch ein anderer Mensch. Am Anfang war sie nett anziehend hilfsbereit. Nach paar Monaten war sie kühl und desinteressiert. Am Ende kam raus. Sie hatte einen anderen Mann kennengelernt. Das kann man nicht ahnen.

30.07.2019 21:12 • x 1 #6


G
Erinnert mich an meine EX.
Tröste dich damit, dass er auch zukünftig keine Beziehung auf die Kette bekommt. Er bleibt innerlich einsam.

30.07.2019 21:13 • x 2 #7


B
Was hast du denn dabei über dich gelernt?Find ich viel spannender

30.07.2019 21:25 • x 1 #8


B
Zitat von Bones:
Was hast du denn dabei über dich gelernt?Find ich viel spannender


Sehr viel. Ich habe mich in dieser Beziehung von einer völlig neuen Seite kennen gelernt.

Vorherige Beziehungen waren eher Kopfentscheidungen, vernünftig, respektvoll, intellektuell, erwachsen, aber von meiner Seite her mit wenig Leidenschaft.

Die letzte Beziehung war sehr leidenschaftlich, ich habe eine Menge Spaß nachgeholt, unvernünftig und ungesund gelebt...und mich leider nicht gut behandeln lassen. Trotz schlechter Passung (wir kommen aus extrem unterschiedlichen Welten), bin ich zu lange geblieben.
Das macht mir etwas Angst, weil ich diese Seite vorher nicht kannte.

Seit der Trennung bin ich in einer Selbsthilfegruppe und passe auf, dass mir das so schnell nicht wieder passiert.

30.07.2019 21:36 • x 2 #9


G
Kann es sein , dass du ähnlich wie nach Narzisstischen Beziehungen süchtig geworden bist ? Heiß Kalt im Wechsel führt dazu.

30.07.2019 21:41 • x 1 #10


B
Zitat von blumenfrau:

Sehr viel. Ich habe mich in dieser Beziehung von einer völlig neuen Seite kennen gelernt.

Vorherige Beziehungen waren eher Kopfentscheidungen, vernünftig, respektvoll, intellektuell, erwachsen, aber von meiner Seite her mit wenig Leidenschaft.

Die letzte Beziehung war sehr leidenschaftlich, ich habe eine Menge Spaß nachgeholt, unvernünftig und ungesund gelebt...und mich leider nicht gut behandeln lassen. Trotz schlechter Passung (wir kommen aus extrem unterschiedlichen Welten), bin ich zu lange geblieben.
Das macht mir etwas Angst, weil ich diese Seite vorher nicht kannte.

Seit der Trennung bin ich in einer Selbsthilfegruppe und passe auf, dass mir das so schnell nicht wieder passiert.


Hast du auch rausgefunden, welche Anteile in dir dazu geführt haben, dass du so lange geblieben bist?
Ich hatte mal eine völlig verrückte Beziehung und mir hat sie am Ende die Augen über mich selbst geöffnet. War für mich ein gutes Gefühl, bei mir ansetzen zu können, wollte mich nicht als Opfer von fühlen.

30.07.2019 21:55 • x 2 #11


B
Zitat von Bones:
Hast du auch rausgefunden, welche Anteile in dir dazu geführt haben, dass du so lange geblieben bist?


1) Traumabonding 2) Projektion und 3) Überinvestment.

1) Mein Ex und ich hatten auf unterschiedliche Weise eine traumatische Kindheit (meine anderen Partner hatten eher eine unbeschwerte Kindheit). Mein Ex musste extreme Gewalt sehen und hat offensichtlich Gefühle abgekoppelt, was ihn in jeder Beziehung kalt werden lässt. Mich hat das wiederum getriggert und an meine Kindheit erinnert, wo ich mir extrem Mühe geben musste, von gleichgültigen Menschen etwas Nähe zu bekommen.

2) Bevor wir zusammen kamen, fand ich meinen Ex schon länger gut und hatte Zeit, einiges in ihn hinein zu projizieren. Ich kannte ihn nur vom Small Talk, er war mein Nachbar, ich habe mir da etwas zusammen fantasiert.

Da es auch der erste Mann war, den ich unbedingt wollte und auch bekam (bei den anderen Beziehungen wurde ich gefunden), spielte auch das Gefühl der Selbstwirksamkeitskontrolle eine Rolle. Ein sehr befriedigendes Gefühl.

3) Ich habe sehr viel in die Beziehung investiert, mir Mühe ohne Ende gegeben. Da wollte ich wohl nicht so schnell aufgeben.

30.07.2019 22:19 • x 2 #12


B
Zitat von blumenfrau:
Mich hat das wiederum getriggert und an meine Kindheit erinnert, wo ich mir extrem Mühe geben musste, von gleichgültigen Menschen etwas Nähe zu bekommen.

Zitat von blumenfrau:
hatte Zeit, einiges in ihn hinein zu projizieren

Zitat von blumenfrau:
Da wollte ich wohl nicht so schnell aufgeben.


Same here
Das Kindheitsmuster war besonders stark.Hab ich nie zuvor verstanden.

30.07.2019 22:25 • x 1 #13


B
Das ist doch einiges, was wir über uns dank toxischer Beziehung gelernt haben. Im Nachhinein versteht man dann auch, warum gerade so ein Mensch einen magisch anzieht. Da kann die no go Liste dieses Menschen noch so lang sein, man rennt direkt in sein Verderben.

Ich hoffe trotzdem, es war ein einmaliger Ausrutscher.

30.07.2019 22:37 • x 1 #14


fe16
Es ist sehr interessant hier mit zu lesen
Danke dafür

30.07.2019 22:38 • x 2 #15


A


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