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Warum halten alle an der Ehe fest

blechpirat
Zitat von Hinrich:
Erfolgsgeschichten sind doch nach einer Reunion eher selten.


Die Frage war doch, warum alle an der Ehe festhalten? Nicht, ob es auch klappt.

14.10.2014 08:56 • #16


H
Das ist richtig.

Weil sie Tradition ist und Sicherheit verspricht vielleicht. Man spricht ja auch vom Hafen der Ehe, der das eigene Schiff vor Stürmen schützen soll. Aber es sind eben auch schon Schiffe im Hafen untergegangen.
Die Ehe verspricht die Unendlichkeit und dafür haben wir Menschen ja ein Faible, weil wir die Vergänglichkeit nur schwer akzeptieren können.

14.10.2014 09:01 • #17


A


Warum halten alle an der Ehe fest

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blechpirat
Aber nicht alle.

14.10.2014 09:07 • #18


H
Zitat von blechpirat:
Aber nicht alle.


Nee, nur jedes zweite, wenn man das auf die Ehe bzw. deren Scheidung in unseren Landen überträgt.

14.10.2014 09:10 • #19


blechpirat
Zitat von Hinrich:
Nee, nur jedes zweite, wenn man das auf die Ehe bzw. deren Scheidung in unseren Landen überträgt.


Ich weiß nicht wie Du das siehst, aber bei ner Chance von 50:50 gehe ich das Risiko ein, wenn der Siegerpreis es wert ist.

14.10.2014 09:15 • #20


H
Zitat von blechpirat:
Ich weiß nicht wie Du das siehst, aber bei ner Chance von 50:50 gehe ich das Risiko ein, wenn der Siegerpreis es wert ist.


Und wenn sich der Siegerpreis später eher als Trostpreis herausstellt?
Ich weiß auch nicht. Ich selbst brauche die Ehe nicht zwingend, um meiner Verbundenheit mit einer Frau Ausdruck zu verleihen. Ein Ringlein kann man sich ja deshalb trotzdem anstecken.
Mir ist das Risiko ehrlich gesagt zu hoch, weil an der Ehe leider viel zu viel dranhängt. Ich habe einige Geschichten in meinem näheren Umfeld erlebt, bei denen die Scheidung Menschen wirklich in die Grütze geritten hat.

Was ich mal noch sagen will: Am meisten tun mit die Kinder leid, die eine Trennung erleben müssen. Den Aspekt haben wir bisher ausgelassen. Ich habe viele Scheidungs- bzw. Trennungskinder um mich und sehe, was für Verwerfungen dieser biographische Einschnitt hinterlassen hat. Das muss natürlich nicht immer so sein, aber meist tragen sie doch tiefere Wunden davon, die nur schwer heilen wollen oder immer wieder aufreißen.

14.10.2014 09:31 • x 1 #21


blechpirat
Zitat von Hinrich:
Was ich mal noch sagen will: Am meisten tun mit die Kinder leid, die eine Trennung erleben müssen. Den Aspekt haben wir bisher ausgelassen.


Nun, ich möchte nicht leugnen, dass Kinder bei der Entscheidung, der Ehe noch eine Chance zu geben, eine nicht ganz unerhebliche Rolle spielen. Das ist auch gut, jedenfalls solange die Kinder nicht der einzige Grund für die Entscheidung sind. Wer aber sagt, seine Kinder wären nicht Teil dieser Entscheidung, der lügt.

14.10.2014 09:43 • #22


H
Es wäre ja schon viel geholfen, wenn die Politik mal daran gehen würde, nicht-eheliche Gemeinschaften der Ehe gleichzusetzen, um mal ein wenig den Druck aus der Sache zu nehmen. Objektiv betrachtet, ist dieser Schritt längst überfällig. Nochmal: die Ehe ist ein Relikt aus Zeiten, in denen es um eine materielle Absicherung und einen gewissen gesellschaftlichen und auch theologisch begründeten Status ging. In einer solchen Welt leben wir heute nicht mehr. Und das ist auch gut so, finde ich. Die Ehe sollte doch eine selbst gewählte Verpflichtung sein, damit sie nicht zum Goldenen Käfig wird. Vielleicht hält sie dann auch wieder länger. Keine Ahnung.

14.10.2014 09:55 • x 1 #23


blechpirat
Im Bezug auf gemeinsame Kinder stimme ich Dir da vollkommen zu. Da gibt es wirklich dringenden Handlungsbedarf.

Davon aber abgesehen ist die Ehe heutzutage keine Pflichtveranstaltung mehr. Meine Frau und ich sind sie aber ganz bewußt eingegangen. Nach vielen Jahren der Prüfung. Und ich muss sagen, dass diese Eheschließung uns in unserer aktuellen Situation auch einen großen Halt gibt. Gar nicht mal, weil uns irgendeine Beamtin vom Standesamt zu Mann und Frau erklärt hat, sondern weil wir uns danach vor dem Traualtar ein Versprechen gegeben haben. Dabei geht es auch nicht mal um den Teil mit in guten wie in schlechten Zeiten, sondern tatsächlich um den Trauspruch, den wir damals gewählt haben. Es mag ein wenig merkwürdig klingen (wir sind auch nicht steng gläubig oder so), aber dieser Trauspruch hat uns viel Mut gegeben, es noch einmal zu probieren.

Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf.

Ich glaube einfach, dass bei uns die Hemmschwelle, alles einfach hinzuwerfen und getrennte Wege zu gehen durch die Eheschließung noch einmal ein ganzes Stück höher geworden ist. Weil wir sie damals aber auch sehr bewußt eingegangen sind und nicht, weil wir einfach mal ne große Party feiern wollten oder Freunde und Verwandte uns gedrängt hätte. Sondern weil wir uns ganz bewußt füreinander entschieden haben. Und daran vermag ich nicht nur negatives zu erkennen. Im Gegenteil.

14.10.2014 10:10 • #24


H
Der Trauspruch ist zwar sehr schön, aber eben auch sehr idealistisch, so wie die Ehe auch. Die Liebe hört niemals auf. Kann man das verlangen?
Keine Angst, ich bin auch ein sehr idealistisch denkender Mensch, aber manche Entwicklungen im Leben drängen einen dann doch zu einer objektiveren, realistischeren Sichtweise, die nicht unbedingt ängstlicher sein muss.
Mittlerweile bin ich an einem Punkt, an dem ich das Scheitern oder den Verlust immer mit einrechne, egal in welchem Bereich des Lebens. Das gehört einfach mit dazu. Aber das heißt eben nicht, dass ich diesen Gedanken immer im Kopf habe und mir dadurch eine pessimistische Weltsicht angewöhne. Ganz im Gegenteil. Ein solches Denken kann auch zu einer Art der Leichtigkeit führen, weil man das zu schätzen lernt, was ist.
Ich hoffe, dass alles klingt nicht zu esoterisch-verschwurbelt und man kann nachvollziehen, was ich damit meine.

Du sprichst von einer, durch die Ehe gesunkenen, Hemmschwelle und daraus spricht für mich die Angst und die, wiederum idealistische, Vorstellung von Ewigkeit. Wird die Ehe dann nicht irgendwann zum, scheinbar sicheren, Gefängnis?
Das ist meine Interpretation und die muss in Deinem Falle natürlich absolut nicht stimmig sein. Ich möchte nur lernen und andere Sichtweisen kennen lernen.

14.10.2014 10:32 • x 1 #25


T
Ich habe immer darauf gewartet, dass ich eines morgens aufwache und sage: ich will jetzt heiraten.
Aber dieser Wunsch kam bei mir irgendwie nie auf. Dann fragte ich mich: Warum soll bzw. will ich diesen Wunsch überhaupt haben? Was bringt er mir für Vorteile, was für Nachteile. Keine, mir ist kein konkreter Grund für irgendwas eingefallen. Nicht mal Kinder wären für mich ein Grund gewesen.
Ich lebe mit einem Menschen zusammen. Dazu brauche ich nicht verheiratet zu sein.

Mir ist mal aufgefallen das bei meinen Freunden, die irgendwann mal geheiratet haben, oft das Vorbild aber auch die Erwartungshaltung der Eltern eine Rolle spielten. Wenn deren Ehe gut verlief und meine Freunde sich in ihrer Familie immer wohl fühlten, stellten sie den Transport dieses Gefühls gleich mit der Ehe. Das Gefühl von Liebe welches sie durch das gemeinsame Leben mit ihren Eltern und Geschwistern in sich trugen, wollten sie fortführen und weitergeben in genau diesem Rahmen, den ihre Eltern ihnen vorlebten und in dem sie sich bewegten.
Dann gibt es natürlich noch Familien in denen wird es erwartet das man nach spätestens 5 Jahren Beziehung auch heiratet. Und weil es zum Leben gehört wird es dann auch gemacht.

2 Menschen heiraten, damit sie den Rest ihres Lebens Gesprächsstoff haben. Das fand ich schon immer witzig, traurig und bedenklich.

Ich persönlich bin in einem guten Elternhaus aufgewachsen und wurde noch nie von meinen Eltern gefragt wann ich heirate bzw. warum wir nie geheiratet haben. Und in meinem Freundeskreis gab es unheimlich viel Scheidungen (wenn ich mal so auf die letzten 25 Jahre zurück schaue), viele heirateten wieder und wieder. Andere blieben unverheiratet und glücklich oder unglücklich. Andere blieben Single.

Ich denke schon auch, dass die Ehe in ein paar Jahrzehnten eher ausgestorben sein wird. Die Legalisierung von S. durch die Kirche interessiert nun noch ganz wenige. Frauen sorgen heute selbst für ihren Lebensunterhalt und brauchen keine Absicherung mehr. Immer mehr rechtliche Dinge gelten auch für unverheiratete Paare. Finanzielle Dinge können vertraglich geregelt werden, Bsp. gemeinsame Firma, was passiert mit den Anteilen wenn einer stirbt - Erbfolge, usw. usw. usw..

Wenn mein Partner mich morgen fragen würde ob ich ihn heiraten will, würde ich das erst mal als einen schlechten Witz abtun. Wenn es kein Witz wäre, dann hätten wir wohl ein Problem, also eher er als ich.
Sollten wir in 30-40 Jahren noch zusammen sein, bei Sinnen sein, dann werden wir aufs Standesamt schlurfen und heiraten. Das wird ne Gaudi, alle kommen an Krücken oder mit dem Rollator, andere sind schon total dement. Und dann machen wir nochmal so eine richtig große Fete, voraus gesetzt es leben noch alle unsere Freunde. Dann stellen wir das Altersheim auf den Kopf mit allem was man so an Hochzeitsstreichen (noch) machen kann. O.k., unsere Eltern sind dann nicht mehr dabei, unsere ältesten Geschwister eher auch nicht mehr. Man kann nicht überall dabei sein. Und man muss auch nicht alles im Leben gemacht haben. Zumindest heiraten steht auf meiner To-Do-Liste des Lebens nicht.

14.10.2014 13:36 • #26


ari12
Ich wollte früher nie heiraten, weil es mir irgendwie Angst gemacht.
Heute sehe ich es ganz anders. Ich finde es schön, einen gemeinsamen Namen zu haben, als Ehepaar bezeichnet zu werden, mein Mann sagen zu können statt mein Partner, mein Freund oder ähnliches. Die Ehe hat für mich einen anderen Wert erhalten. Kein Gefängnis mehr, sondern schlicht die stolze Verkündung: Ich habe mich für ein Leben zu Zweit entschieden, komme was da wolle. Gerade heute, da alles so schnelllebig ist und eben auch die Ehe angezweifelt wird.

Daneben waren auch steuerliche Vorteile ein Grund und der gemeinsame Nachname (auch bei Kindern). Da man aber ja nie weiß, gibt es einen Ehevertrag, in dem im Vorfeld schon alles geregelt ist falls es doch zu einer Scheidung kommt.

ich finde es schön, dass unsere Gesellschaft sich so entwickelt, dass es immer mehr Lebensformen gibt. Ob verheiratet, zusammenlebend, zusammen und getrennt lebend etc. jedem das Seine

14.10.2014 17:41 • x 2 #27


L
Zitat:
Die Ehe sollte doch eine selbst gewählte Verpflichtung sein, damit sie nicht zum Goldenen Käfig wird. Vielleicht hält sie dann auch wieder länger. Keine Ahnung.




Zitat:
Warum halten alle an der Ehe fest


weil man nicht allein rumgammeln will

16.10.2014 01:20 • #28


Engelshaar
Zitat:
Es wäre ja schon viel geholfen, wenn die Politik mal daran gehen würde, nicht-eheliche Gemeinschaften der Ehe gleichzusetzen, um mal ein wenig den Druck aus der Sache zu nehmen.


Hinrich, welchen Druck meinst du?
Ich hoffe inständig, dass die Politik endlich mal die Finger aus dem privaten Leben er Bürger raushält und nicht noch mehr reinpfuscht.

Die paar steuerlichen Vorteile die der Staat Ehepartnern gewährt, holt er sich um ein Mehrfaches wieder zurück, indem er sich via immer neuen Gesetzen permanent über (auch gescheiterte) Ehen Nachschuldner schafft.

Und ein Versprechen vor Gott am Altar kann man sich auch nur geben, wenn man zahlendes Mitglied im Verein Gottes auf Erden ist. Dazu muss man aber vorher erst vor dem Staat die Nachschuldnerschaft unterschrieben haben.
Ich weiß, klingt hart, aber das ist die Realität.

Im sich zu sagen, die Liebe höret nimmer auf oder sonst jedes Versprechen zu geben, alles zu versuchen, dass das gemeinsame Leben gelingt, braucht es doch nicht diese (finanziellen) Zwänge von außen. Wenn eine nicht-eheliche Gemeinschaft der Ehe gleichgesetzt würde, dann hätte man ja gar keine Möglichkeit mehr, diesem Staatswahnsinn zu entkommen.

16.10.2014 02:09 • #29


F
Ich fand den Beitrag von Hinrich vom 12.10. am fruchtbarsten. Danke.
Ja, Living apart together passt zu unserer Zeit am besten.
An Liebesheirat glaube ich nicht, an Liebe schon, die in den seltsamsten und verschiedensten Varianten und ungünstigsten Lagen auftreten kann, nur oftmals in der Ehe, oder auch in räumlich engeren Beziehungen einschläft. Immer mehr menschen leben heute auch nicht mehr die ursprünglichen Ideale der Ehe, Treue, Füreinander sorgen.

Gründe die Ehe einzugehen nach wie vor:
Sicherheitsdenken
Versorgtsein
steuerliche Vorteile
ZUgehörigkeit, Bindung, moralische Erwägungen
Geborgenheit, nicht allein sein können.
Auch gegen die erstgenannten ist nichts einzuwenden, dennoch ist die
Ehe eine Institution des Christentums ursprünglich, dessen Werte sie verkörpert und mitbringt (gehorsamkeit, lebenslange Treue) und die Freiheit des Einzelnen eher beschneidet, als fördert.
Lieben Gruss

21.10.2014 15:10 • x 2 #30


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