Ich denke gerade an die Vergangenheit. Wie immer gilt, wer keinen Bedarf an Romane hat, einfach weiter scrollen. Manchmal ist es hilfreich die Gedanken einfach mal aufzuschreiben. Habe das Jahr Revue passieren lassen und kam da irgendwie generell auf einen Rückblick, auch auf die Jahre davor. 34 an der Zahl. An alles erinnere ich mich nicht, zb als ich anfing zu krabbeln, oder als ich mein erstes Wort gesprochen habe, ist ja klar. Das erste Wort war übrigens „Oma“, wurde mir gesagt.
An jene dachte ich heute Morgen bei der Autofahrt, während ein Lied im Radio lief, das auch oft in meiner Jugend spielte. Auch heute noch auf Festen und Parties. Mir schossen unwillkürlich die Tränen in die Augen. Noch ein paar Jahre, dann ist sie fast ein Jahrzehnt nicht mehr da. Fast ein Jahrzehnt und mein Herz blutet an manchen Tagen immer noch. Meine Kindheit war nicht perfekt, aber ich danke ihr heute und auch noch in 50 Jahren, dass sie dem Jungen von damals immer Halt gab und einen Ort, an den ich immer gehen konnte. Am Tag, nachts. Wenn ich verzweifelt war, traurig, Lust auf meinen geliebten Milchreis hatte, oder die erste Stunde Mathe schwänzte, wegen ner Klassenarbeit, die ich Mathegenie sowieso versemmelt hätte. Meine Mutter ist ein Schatz, aber sie hatte es nicht immer so leicht mit meinem Vater und ich auch nicht, deswegen war Omas Zuhause, immer ein besonders geborgener, sicherer Ort. Auch wenn du nicht mehr da bist, Danke!
Dann ist da noch mein Bruder, den ich hier vor Ewigkeiten mal erwähnte. Den vermisse ich auch. Sein Abschied hinterlässt bis heute tiefe Spuren. Trauer, überdeckt von Wut. Wut darüber, wie ungerecht das Leben manchmal spielt. Dennoch, danke das ich dich kennenlernen und mit dir lachen durfte! Du warst ein guter Junge. Ein junger Mann, mit dem Herzen am richtigen Fleck.
Da gab es noch mehr Verluste, aber diese waren für mich die prägnantesten.
Und wieder ganz unwillkürlich schweifen meine Gedanken ab, in die Zukunft. Da sind Menschen die mir wichtig sind, die ich liebe. Und irgendwann wird es immer einen Abschied geben. Trennungen und wenn nicht diese, dann der Abschied für immer. Der Gedanke macht mir Angst. Einen Ausweg gibt es da nicht. Vielleicht begegnen wir uns wieder, vielleicht auch nicht. Tja, und da haben wir sie, die gute alte Verlustangst. Die, die einen manchmal dazu bringt, sich zu verhalten, als wäre man nicht greifbar.
Ein Gedanke der mir dazu gerade kommt? Warum alles so schwer nehmen? Wenn der Abschied doch sowieso sicher ist, warum dann nicht einfach die Zeit mit diesen Menschen genießen, im Hier und Jetzt, anstatt es sich schwerer zu machen als es ist? Die Zeit ist begrenzt und unheimlich kurz.
Deswegen wäre der Blick in die Gegenwart wohl einfach immer das Beste. Dankbarkeit für das was man hatte, was man erfahren durfte, auch wenn die Zeiten sich kontinuierlich ändern, für die Lektionen, für jedes Lachen, für jede Erinnerung. Und zu schätzen wissen, was jetzt gerade da ist. Jetzt, hier gerade im Moment. Für die Menschen die da sind, die einen schätzen und lieben wie man ist und andersrum. Was bringt der Morgen, wenn das Heute nicht geachtet wird? Noch sind wir hier. Und noch können wir das Beste daraus machen. Mit uns selbst und mit den Menschen die wir im Herzen haben und die da sind.
Ich möchte nicht wissen wie viele Menschen schon wertvolle und schöne Dinge verpasst haben, aufgrund von Ängsten. Ich wette der Friedhof für „verpasste Chancen“ und „verpasste Verwirklichungen von Wünschen und Träumen“ ist ziemlich groß.
Memo an mich selbst: Diese Gedanken bringen mich persönlich gerade weiter. Check ️
Bin also bereit fürs neue Jahr. Silvester du kannst kommen. Ich danke allen Menschen, die an meiner Seite sind, egal wie lange sie es sein werden und mich mögen und akzeptieren, wie ich bin. Sie sind ein Geschenk!
Vielleicht trete ich ja morgen wieder in Hundesheize, so wie letztes Jahr. Bringt sicher wieder Glück.
Chrrr over and out