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Unsichere Gefühle wegen der Depression?

L
Hallo liebe Mitglieder. Ich lese hier schon seit einiger Zeit mit und habe hier einen Ort gefunden, an dem ich mich verstanden fühle. Heute will ich es mal mit meiner eigenen Geschichte versuchen, weil ich das Gefühl habe, dass jeder Tag zwar ein Schritt nach vorne sein mag, ich aber emotional zwei zurück mache. Mein Freund hat mich vor etwas mehr als einer Woche nach über vier gemeinsamen Jahren verlassen. Ihm ging es schon seit einer Weile nicht mehr gut. Das Ende seines Studiums steht bevor, er weiß aber nicht, was er mit seinem Leben anfangen will. Er hat Probleme mit seinen Eltern und keinen Sinn mehr in irgendetwas gesehen. Mir hingegen ging es immer gut. Job, Geld, Wohnung, Beziehung, you name it. ich war ein glücklicher Mensch. Doch dann kam jener Tag, an dem er mir sagte, er brächte eine Pause von uns. Er habe nicht mehr das Bedürfnis nach meiner Nähe, sei lieber alleine. Er wisse nicht, ob seine Gefühle überhaupt noch für mich ausreichen würden. Er sei nicht mehr glücklich und habe das Gefühl, er könne nicht mehr mit mir reden. Ich habe das nicht kommen sehen und ich habe das alles auch nicht verstanden. Wahrscheinlich habe ich dann alles falsch gemacht, was man nur falsch machen konnte. Heulend gefleht, lange Nachrichten mit all den tollen Erinnerungen geschrieben, um ein weiteres Gespräch gebeten und zwischendrin auch mal tough getan. Es hat nichts gebracht. Er sagte, er habe mir alles gesagt, was er wüsste. Und mehr könne er erst sagen, wenn er nicht mehr so verwirrt sei.

Seit Freitag herrscht also Funktstille, was mich fast umbringt. Meine letzte Nachricht bei Fb hat er nicht mal mehr gelesen - was mir zeigt, dass er auch so kein Bedürfnis hat, meine Nachrichten noch einmal durchzulesen und vielleicht zu überdenken. Ich habe aufgehört, mich nach dem Warum zu fragen. Es würde mir ja doch nichts bringen. Es muss reichen zu wissen, dass er nicht mehr will. Nun habe ich hier schon sehr viel Schlaues gelernt: Ich muss akzeptieren, ich muss mir klar machen, dass er es nicht absichtlich getan hat, keine Gefühle mehr zu haben. Ich muss an mich selbst denken und daran, dass ich auch ohne ihn leben werde.

Aber die traurige Wahrheit ist: Trotz des ganzen Wissens, ich schaffe es einfach nicht. Schaffe es nicht, mich von der Hoffnung zu lösen. Ich frage mich: Ist es vielleicht einfach die Depression? Wird es dann besser, kommt er dann zurück, wenn er nun nächste Woche endlich professionelle Hilfe annimmt? Warum wollte er nur eine Pause und hat nicht gleich alles beendet? Was denkt ihr, was wisst ihr?

16.01.2018 11:02 • #1


A
Zitat von Linalin:
Ich frage mich: Ist es vielleicht einfach die Depression?

Wird es dann besser, kommt er dann zurück, wenn er nun nächste Woche endlich professionelle Hilfe annimmt? Warum wollte er nur eine Pause und hat nicht gleich alles beendet?
Was denkt ihr, was wisst ihr?

Fragen werfen ständig neue Fragen auf. Er hat dir klare Worte gesagt und diese musst du erstmal akzeptieren und respektieren können, auch wenn es dir sehr schwer fällt, so treibst du ihn von dir noch weiter weg sofern du ihn mit Fragen bedrängst auf die er z.Zt. selbst noch keine Antwort weiß.

Ich weiß gar nichts und wie du können wir alle nicht in ihn hineinsehen, lasse ihm die Zeit, die er für sich brauch und kümmere du dich erstmal gut um dich, nutze die Zeit um dich wieder aufzubauen, die Zeit wird dir zeigen wie es weitergeht.

Alles Gute !

16.01.2018 11:29 • #2


A


Unsichere Gefühle wegen der Depression?

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Porcelina1801
Hallo,
es ist ja leider so, dass wir das auch alles nicht wissen. Und er vermutlich auch nicht..

Den einzigen Rat den ich geben kann ist: Deine Gefühle und Gedanken ANNEHMEN

Wenn du Hoffnung hast: annehmen
Wenn du ihn zurück willst: annehmen
Wenn du ihn vermisst: annehmen
Wenn du wütend bist: annehmen

Das alles gehört dazu und Gefühle gehen nicht dadurch weg, dass man versucht sie zu kontrollieren.

Der zweite Rat ist: Keinen Kontakt mehr

Du hast das was dir wichtig war, mitgeteilt. Alles was jetzt kommt musst du mit dir erleben und ich hoffe sehr dass du Freunde und Familie zum Reden hast.

Aus eigener Erfahrung kann ich dir nur sagen: In einer Depression hat man keinen richtigen Zugang zu seinen Gefühlen. Die sind durch die Depression verändert. Ich für meinen Teil konnte in diesen Phasen auch keine Liebe spüren, aber mir war trotzdem immer bewusst, dass diese Gefühle durch die Depression nur verdeckt waren. Etwas paradox, ich weiß.
Aber jeder Mensch und jede Depression ist anders.
Was mir in einer Depression immer geraten wurde, war: Keine Entscheidungen zu treffen
Eben weil man keinen wahren Zugang zu den eigenen Gefühlen hat und Entscheidungen deshalb nicht klar getroffen werden können.

16.01.2018 11:30 • #3


L
Vielen Dank für eure Antworten! Es ist ja schon etwas Wahres dran, an dem, was er sagt: Ich kann ihn einfach nicht verstehen. Ich hatte noch nie eine Depression und ich glaube, ich war noch nicht mal in der Nähe einer. Ich kann es nicht nachvollziehen. Kann nicht nachvollziehen, warum er denken könnte, es wäre besser, allein durch alles zu gehen, anstatt mit meiner Unterstützung. Wenn es ihm doch schlecht geht, wie kann er denken, dass es ihm ohne mich vielleicht besser gehen könnte? Ich war doch immer Anker, immer ein Zuhause und Zufluchtsort. Ich würde gerne besser verstehen, wieso wohl Distanz besser als Nähe sein könnte. Mir erscheint das sehr widersprüchlich. Was fühlt man? Andere Menschen, unsere Freunde, will er ja auch treffen. Aber meine Nähe hingegen kann er nicht ertragen.

16.01.2018 11:54 • #4


Porcelina1801
Den anderen Menschen muss er auch nicht so tiefe Gefühle entgegen bringen wie dir.

16.01.2018 12:47 • #5


B
Liebe bedeutend auch loszulassen, wenn es sein muss, Freiraum zu schaffen, Luft zum atmen zu lassen.
Was passiert, ob er sich dir wieder annähern will etc wissen wir leider nicht :/
Das wichtigste ist, ihn jetzt erst mal zu lassen

16.01.2018 14:46 • #6


L
Ich verstehe ganz genau, was ihr sagt - und ich stimme ja auch zu. Zeit ist das Zauberwort. Aber wie nur schaffe ich es, diese Zeit zu geben und sie gleichzeitig zu nutzen. Nicht doch wieder zum Handy zu greifen. Schon mein erster Gedanke in der Früh gehört ihm und im Laufe des Tages wird es nicht besser. Erinnerungen verstecken sich hinter jedem Detail. Ich drehe mich selbst im Kreis.

16.01.2018 15:13 • #7


B
Zitat von Linalin:
Ich verstehe ganz genau, was ihr sagt - und ich stimme ja auch zu. Zeit ist das Zauberwort. Aber wie nur schaffe ich es, diese Zeit zu geben und sie gleichzeitig zu nutzen. Nicht doch wieder zum Handy zu greifen. Schon mein erster Gedanke in der Früh gehört ihm und im Laufe des Tages wird es nicht besser. Erinnerungen verstecken sich hinter jedem Detail. Ich drehe mich selbst im Kreis.



Akzeptieren, dass es nun mal so ist und du das gerade brauchst. Wenn du es dir verkneifst, kommt es doppelt.
Versuche es einfach so wenig wie möglich zu machen und wenn es nicht mehr anders geht, dann lass es zu.
Es wird alles weniger mit der Zeit

17.01.2018 00:32 • #8


L
Jetzt ist es passiert. Er hat sich von mir getrennt. Er habe keine Liebesgefühle mehr für mich als Frau. Nur noch für mich als Menschen. Meine Welt ist zusammen gebrochen. Ich habe schon fast vier Kilo abgenommen. Ich kann nicht aufhören an ihn zu denken und an das, was ich verloren habe. Ich schreibe ihm andauernd, zurück kommt aber immer nur wenig. Er will nicht gemein zu mir sein, sagt er. Ich kapiere das nicht. Jetzt auf einmal also liebt er mich nicht mehr? Wie kann das sein? Kann das wirklich wahr sein?

19.01.2018 17:37 • #9


Schi
Guten Abend, ich befinde mich in einer Beziehung, die vor 2 Jahren durch die Depression meines Freundes, in die Brüche gegangen ist. Es kam sogar so weit, dass ich ausgezogen bin. Ich habe genau so gehandelt, gebettelt, geweint,usw. Seine Ablehnung war zu tiefst verletzend. Aber ganz den Kontakt haben wir nicht aufgegeben. Auch wenn er es so wollte. Ich war hartnäckig. Er hat sich in Therapie begeben ( ich auch wegen Panikattaken) Heute ist er froh darüber, dass ich nicht aufgegeben habe. Wir wohnen wieder zusammen und die Beziehung ist intensiver denn je.....Gib nicht auf, wenn du ihn liebst

19.01.2018 21:08 • x 1 #10


Maikel47
ich habe auch damit zu kämpfen das sie sich von mir getrennt hat....Sie leidet auch unter Depressionen..Sie möchte lieber alleine sein,darum die Trennung....Und ob sie noch etwas empfindet für mich,das weiss ich leider nicht...Haben auch kein Kntakt mehr..Die Trennung ist jetzt 1 Woche her....Ich hänge noch so sehr an ihr....Und ich möchte ihr auch nicht hinter her rennen...Ich möchte sie in ruhe lassen,in der Hoffnung das sie vielleicht noch merkt ob bei ihr gefühle für mich vorhanden sind....Darum ich kann dich verstehn was du gerade durch machst....Darum die Zeit wird es zeigen ob es wieder gut wird,so wie man es sich erhofft....Wünsche dir alles alles gute....

20.01.2018 13:37 • #11


Eisbeere
Zitat von Linalin:
Schaffe es nicht, mich von der Hoffnung zu lösen. Ich frage mich: Ist es vielleicht einfach die Depression?


Du mußt umdenken. Wenn bekannt ist, daß es bei deinem Freund eine bestehende Depression, evtl. eine Diagnose dazu gibt, dann steht eindeutig die Depression im Vordergrund. Alles andere ist sekundär, für ihn womöglich aufgrund des Verlaufs zunächst bedeutungslos. Das ist, worauf du dich verlassen kannst.

Vielleicht hat er zusätzlich eine Selbstfindungsstörung (Studium, tägliche Anforderungen, Streß in der Familie), oder so. Dann findet er seinen Weg nicht von selbst, hat zusätzlich Probleme damit Unterstützung zu organisieren bzw. Hilfe anzunehmen. Jemand muß ihm in persönlichen Belangen zur Seite stehen, eine Therapie ist zu überlegen.

Dein erster Gedanke sollte sein, es hat nichts mit dir zu tun! Das sind zentrale Probleme bei ihm, du bist außen vor. Es hilft nicht, am Status quo einer schönen Beziehungszeit festhalten zu wollen, die Depression verändert alles. Du wirst gezwungen sein, einen neuen Partner in deinem Freund zu entdecken, vor der Wahl stehen ob du das mittragen kannst u. mitgehen willst.

Wenn genügend Zuneigung, Verständnis und Zusammenhalt unter euch vorhanden ist, ist es gut. Dann ist mit der Depression eine Störung in das gemeinsame Leben eingetreten. Ein schwieriger Weg wird es in jedem Fall für beide. Du mußt für dich entscheiden, was er für dich bedeutet, du für ihn unter neuen Gesichtspunkten bedeuten kannst. Du wirst dein Verhalten anders koordinieren müssen.

Wichtig ist, daß du keine Schuld bei dir suchst oder in dir entdecken willst. Du stehst gut und selbstbewußt im Leben, bist die starke Seite in eurer Beziehung. Wie es weitergeht, liegt in hohem Maße auch bei dir. Was du nicht versuchen solltest, den derzeitigen Beziehungsschwund durch eigene Kraftanstrengungen kompensieren zu wollen. Damit verausgabst du dich am Ende sinnlos.

Liebst du deinen Freund, auch unter völlig veränderten, schwierigen Bedingungen. Bist du bereit, nicht nur euer schönes, sondern auch sein schwieriges Schicksal mit ihm zu teilen. Dann lohnt es sich auch für dich, weiter an eurer Beziehung festzuhalten. In jedem Fall wird es ein anderer Weg als bisher, die Perspektive und das mögliche Ende werden lange Zeit nicht klar sein.

Ich wünsche dir Glück, daß du die richtige Entscheidung für dich herausfindest. Du kannst deinen Freund aufgeben, wie er sich selbst aufzugeben bereit ist. Du kannst ihm eine Option geben und zeigen, daß du weiter zu ihm stehst. Daß du weiter bei ihm bist und Unterstützung anbietest. Du kannst deinem Freund Stabilität anbieten, vielleicht benötigt er im Moment welche.

20.01.2018 19:32 • #12


L
Ich zweifle langsam so sehr. Ich glaube, es gibt nichts mehr, woran ich festhalten könnte. Anscheinend hat er schon eine neue. Depression hin oder her, dafür hat es dann schon wieder gereicht. Ich fühle mich so dumm. Er macht einfach weiter und ich weine ihm nach. Er kann das. Und ich kann gar nichts mehr.

21.01.2018 16:52 • #13


Maikel47
Das tut mir leid für dich...ich merke auch gerade wie kalt ein Mensch werden kann zu einem..das hätte ich von ihr auch nicht gedacht..als hätte es einen nie gegeben

21.01.2018 17:04 • #14


Eisbeere
Zitat von Linalin:
Anscheinend hat er schon eine neue. Depression hin oder her, dafür hat es dann schon wieder gereicht.


Das ist natürlich nichts. Da muß man (in dem Fall du) schon wieder zum Selbstschutz greifen, bevor das komplett verlustig wird. Mehr als wohlwollende Aufmerksamkeit würde ich dem nicht mehr schenken.

21.01.2018 20:25 • #15


A


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