Hey Sweetchai,
da hast du doch schon ganz viel sehr treffend analysiert.
Super gut, dass du jemand professionellen an deiner Seite hast.
Ich hatte in der Anfangszeit immer einen Schlangenkorb vor Augen: Ein Korb voller Schätze, aber auch mit allen Arten sich windenden, verknoteten Schlangen. Und um an die Schätze zu kommen, muss man erst mal mit den Schlangen aufräumen. Egal wo man anfangen will, sofort kommt alles andere auch in Bewegung...
Aber wird. Auch wenns Anfangs überhaupt nicht so ausschaut. Einfach weitermachen.
Zitat von sweetchai: Habe das Gefühl mein Unterbewusstsein hat mir schon öfter Signale gesendet, die ich einfach nie wahr haben wollte.
Das ist interessant. Welche? Warum hast du sie ignoriert, welche Gedankenkonstrukte hast du gebastelt, um die Signale von dir wegzuschieben?
Wäre ja schick, wenn du wieder auf feinere Signale reagieren könntest, als Atemnot, Herzrasen, Erbrechen, nech?
Zitat von sweetchai: Es fiel mir mein Leben lang schwer, ohne meine Freunde/Familie/Lieben klar zu kommen. Fast schon sehr angstbehaftet dieser Gedanke. Umso panischer bin ich aktuell über den Fakt, dass ich meinen absoluten Vertrauensmenschen, dem ich mich so sehr geöffnet habe verlieren muss.
Ich denke, das wird die Kernthematik sein.
Ich habe es für mich so formuliert: Wenn ich so viel Angst davor habe, die Partnerschaft zu verlieren, dass ich mich gar nicht dagegen entscheiden KANN, dann kann ich mich auch nicht dafür entscheiden, da keine Wahl.
Und von ganzem Herzen JA sagen zu können, nicht aus Angst, sondern weil man wirklich JA meint, das ist was wirklich tolles.
Und so schmerzhaft und angstbesetzt das natürlich ist, manchmal verlassen Menschen, die uns wichtig waren, unser Leben wieder. Und klar kommt dann gelegentlich der Gedanke auf, wenn es so schmerzhaft ist, wenn diese Menschen unser Leben verlassen, ob es dann nicht gleich besser wäre, wenn sie es gar nicht betreten hätten.
Meine Antworten darauf:
1. Genauso wie Menschen mein Leben verlassen, kommen ja auch immer wieder neue Menschen in mein Leben. Leben ist Veränderung.
2. Auch wenn es weh tut, wenn Menschen gehen, haben sie doch ganz viel Gutes (hoffentlich) in meinem Leben bewirkt. Das kann man vielleicht im Schmerz nicht sehen, aber mittlefristig kann man hoffentlich dankbar zurückdenken.
3. Menschen in unserem Leben, Beziehungen jeder Art, machen das Leben erst lebenswert. Darauf ist unser Hirn ganz stark gepolt. Also brauchen wir wie die Luft zum Atmen. Und auch wenn die Luft mal unangenehm heiß oder kalt ist, oder stinkt, deshalb können wir noch lange nicht aufhören zu atmen.
Zitat von sweetchai: Habe wohl auch mehr Lebensmittelpunkt in ihr gesehen, als in mir.
Genau. Wenn man in anderen Menschen seinen Lebensmittelpunkt sieht, wird eine Trennung plötzlich von einer schmerzhaften Sch...angelegenheit zu einer existentiellen Bedrohung. Da musst du mE ansetzten.
Zitat von sweetchai: Bin ein Mensch, der davon lebt anderen zu helfen. Es gibt nichts, was ich mehr genieße als das.
Das ist sehr schön, und daran ist erst mal gar nichts falsch. Trotzdem wieder ein paar Abers:
1. Wenn man versucht, sich über Helfen Liebe, Zuneigung, Bindung, Dankbarkeit zu erkaufen, funktioniert das so nicht. Siehst du jetzt ganz deutlich.
2. Wenn du, wie bei deiner Ex, so lange in der Position der Helfenden warst, ist hinterher keine Beziehung auf Augenhöhe mehr möglich. So schwierig es ist, gerade der Partner ist als Helfer oft ungeeignet, insbesondere in jungen und instabilen Beziehungen, bringt eine enorme Unwucht rein.
3. Menschen, die sich als Helfer verstehen, müssen umso mehr auf sich achten. Darauf, dass sie keinen Raubbau an den eigehen Ressourcen betreiben. Darauf, nicht ausgenutzt zu werden. Gerade Helfer müssen bersonders lernen, sich abzugrenzen, sich selber was gutes zu tun. Ist ein recht zweischneidiges Schwert.
Zitat von sweetchai: aber das Drama und dieses extrem emotionale kam erst bei mir heraus, als ich mit Frauen angefangen habe. Denke also schon dass zwei junge, hübsche Frauen es sehr schwer haben, gerade mit Eifersüchteleien, etc...
So sagt es zumindest das Klischee...
Ich halte es aber auch tatsächlich für ein Klischee. Ich denke alle Menschen egal welchen Geschlechts und egal welcher Ausrichtung müssen lernen, Beziehungen zu führen. Jedenfalls würde ich das nicht als Schicksal sehen.
Zitat von sweetchai: Allgemein gesagt ist mein Ablöseprozess zu meinem Elternhaus als absolutes Wunscheinzelkind wahrscheinlich noch nicht so von statten gegangen.
Meine Mutter war Einzelkind, und mein Ex war auch so ein absolutes Wunscheinzelkind.
Ja, auch da genauer hinschauen.
Wobei, Ablöseprozess... Keine Ahnung, kann ich immer nicht viel damit anfangen... Ich habe bei meiner Mutter und meinem Ex, und bei dir auch ein bisschen, den Eindruck, dass es ihnen/euch schwer fällt, den eigenen Standpunkt zu finden und zu behaupten?
Zitat von sweetchai: Fühle mich oft einsam, obwohl es genug Leute um mich rum gibt.
Ich denke, bis zu einem gewissen Grad, kann man lernen, allein sein auszuhalten, vielleicht sogar zu mögen.
Zitat von sweetchai: und diese Missgunst ihr gegenüber von meiner Seite aus ist echt übel und passt eigentlich gar nicht zu meinem Charakterzug.
Ich denke, da liegt auch noch ein Hund begraben.
Du magst sie ja anscheinend sehr, deshalb schmerzt es dich, dass es nicht klappt, und deshalb würde es dich schmerzen, wenn du sie mit jemand anderem siehst.
Das hat doch schon mal als erstes nichts mit schlechtem Charakter oder Missgunst zu tun, sondern ist das einleuchtendste von der Welt.
Kann es sein, dass du dir kein Scheitern erlaubst?
Kann es sein, dass du dir Gefühle verbietest?
Beides ist sehr schädlich. Du hast es versucht, es hat nicht funktioniert. Passiert dauernd im Leben. Hat nix mit dir als Person zu tun, macht dich nicht besser oder schlechter... Das einzige was zählt ist, dass du es ehrlich probiert hast. Vielleicht magst du mal Brene Brown Verletzlichkeit macht Stark anschauen?
Und Gefühle hat man einfach. Die Moralische Dimension kommt erst rein, wenn es darum geht, wie man aufgrund dieser Gefühle handelt.
Scheinbar kommt zu dem ganzen Schmerz dieser Trennung noch die Angst dazu, dass du glaubst, dass du irgendwie falsch bist. Also ich zumindest kann hier absolut nichts falsches erkennen.
Zitat von sweetchai: Was aber feststeht ist, dass mein Selbstwertgefühl scheinbar sehr unter den Umständen und der Beziehung gelitten hat.
Wie auch nicht. Du bist weit über deine Grenzen gegangen, hast dich selber komplett aus den Augen verloren.
Das wird schon wieder. (oder vielleicht auch zum ersten mal?)
Zitat von sweetchai: Wir haben auch seit Anfang Corona unheimlich viel Mariuhana zu uns genommen,
Brauch ich nix zu sagen, ne? Schließe mich vollumfänglich Heidemarie an.
Zitat von sweetchai: Habe das Gefühl ich bin zu schwach für die Welt und habe alles falsch gemacht und vor allem IHR Unrecht getan..
Das ist der einzige Gedanke, den ich mir komplett verbieten würde, an deiner Stelle.
Du bist doch sogar so stark, dass du, wenn auch verwundet, dieses Konstrukt, das sich schon superschmerzhaft liest, ausgehalten hast.
Du hast halt deine ganze Energie verströmt, ja verschleudert, anstatt dich um dich selber zu kümmern und dich selber zu stärken. Aber das merkst du ja gerade selber... Nochmal, wird schon wieder.
Und nein, du hast ihr kein Unrecht getan. Du hast es ehrlich versucht. Es hat nicht geklappt. Passier in täglich tausenden Beziehungen. Nach 2 Dates, nach 4 Monaten, nach 35 Jahren. Kein Unrecht. Das Leben.
Deshalb plädiere ich immer sehr stark dafür, die Liebe zu entzaubern, so Konzepte wie große schicksalhafte Liebe ganz, ganz stark zu hinterfragen.
Du gehtst deinen Weg schon.
Eine Umarmung von der Drachin