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Wenn man "Täter" genannt wird und das "Opfer" geht

S
Zitat von EchtJetzt:
Wie hättest du denn bei deutlichen Worten reagiert?
Du kannst jetzt nichts mehr rückgängig machen, aber du hast hier gute Ansätze bekommen,um etwas für dich zu tun. Anstatt dich im Internet zu belesen und dadurch den Mut zu verlieren, bringt nichts, such dir einen Therapieplatz.Die Chance solltest du dir wert sein.


Deutliche Worte hätten mir geholfen, die Situation korrekt zu verstehen. Stattdessen bekam ich zu hören wir trennen uns eh nicht, das ist eines der Gründe, warum wir zusammen bleiben werden, Ich werde nicht on/off mit dir machen, Das ist nur eine Phase... das alles klingt nach wir arbeiten weiter zusammen daran, zerbrechen wird das deswegen nicht. Ich war dumm, nicht zwischen den Zeilen zu lesen. Oder sie wollte da noch nicht, bis ich dann erstmal weg war - dann hat sie sich entschieden, vielleicht weil ich zu viel Abstand gelassen habe?!

Ich freue mich sehr über die Ansätze hier. Ich lebe ja weiter, hab ja keine andere Wahl. Ich kümmere mich um mich. Therapie habe ich auch schon gemacht, habe noch immer jemand, mit dem ich bei Bedarf reden kann. Gruselig ist, dass ich mich mit dieser Unumkehrbarkeit der Trennung von diesem lieben Menschen nicht jeden Tag gleich gut abfinden kann... es erschlägt mich noch immer dann und wann, zieht mich runter, macht mich traurig und schmerzt

18.07.2018 16:38 • #136


E-Claire
Hallo @score

Ich lese schon eine ganze Weile hier mit, habe aber bestimmte Sachen irgendwie nicht so ganz einordnen können und daher erst einmal geschwiegen.
Bereits am Anfang fiel mir so ein bißchen die Beschreibung Deiner Frau in den Blick. Da ist die eine, tolle, lebenslustige, durchaus beeindruckende Frau mit eigener Meinung und gleichzeitig die andere die geschützt werden muß, die latent unsicher ist, die Neuanschaffungen möchte, die unnötig sind. Eine eben die auch so ein bißchen vor sich selbst geschützt gehört.
Ich spüre da eine wirklich seltsame Mischung bzw Dynamik. Was ich aber vor allem vermisse und das wurde schon thematisiert, ist echte Wertschätzung und eine gewisse Form von Augenhöhe.

Dein latentes Andeuten, daß die Vorwürfe, die dir Deine Frau gemacht hat, womöglich Projektion sein könnten, steht auf der einen Seite.
Die Gewaltschutzanordnung steht auf einer anderen.

Anders als geschrieben macht Dich das in meinen Augen nicht per se zu einem Täter, da ich einer solchen Anordnung nicht nur Schutzwirkung für Deine Ex-Frau zuordne, sondern auch eine durch die Unterbindung des Kontakts für den zu Schützenden (Täter) wahrnehme.
Die Idee ist schon auch, daß demjenigen, der eben momentan nicht mehr in der Lage ist, das eigene Verhalten im Hinblick auf die Grenzen anderer richtig einzuschätzen, eine Grenze von außen gesetzt wird, letztlich auch um zu verhindern, daß weitere Grenzübertretungen oder eventuell schlimmeres passiert.
Von besonderen Härtefällen abgesehen, stellt sich ja früher oder später auch wieder Einsichtsfähigkeit ein. Dann erscheinen xyz Anrufe, Nachrichten oder ähnliches auch wieder in einem anderen Bild und der Betroffene ist froh, daß Dritte grenzziehend eingewirkt haben, bevor das eigene Verhalten weiter eskaliert ist.

Hier nun das Zitat, welches mich heute dann doch schreiben lässt:

Zitat von score:
Es kann sein, ziemlich sicher nicht übertrieben! Ich gebe dir Recht, die Sache mit den Gartenstühlen und ähnliche Sachen... Ich habe das ganz falsch gemacht, ich dachte ganz Ehrlich, dass es unsinnig ist, wenn jeder nur Ja und Amen sagt.


Mir scheint, daß es noch einiger Aufarbeitung der eigenen Anteile bedarf.
Nehmen wir die Gartenstühle.
Situation vor der Trennung: wozu denn (noch mehr) Geld ausgeben, die sind doch noch gut. Kann man drauf sitzen, Funktion erfüllt.
Situation nach der Trennung: Warum war ich nur so ein Depp und hab ihr nicht einfach den Wunsch erfüllt, dann wäre sie vielleicht nicht gegangen.

Mir scheint, Du hältst dies für eine Erkenntnis. Eine Annäherung zu verstehen, was passiert ist. Gleichzeitig treibt dich um, wie man das zukünftig verhindern kann.

Hier ist was ich sehe: die erste und die zweite Situation sind aus meinem Blickwinkel völlig identisch. Du machst exakt das Gleiche. Keine Annäherung an eine Lösung, kein langsames Verstehen.
In meiner Wahrnehmung hat sich nichts geändert.

Denn in beiden ist der Mechanismus, den du anwendest, der gleiche geblieben. Du bewertest vor dem Hintergrund Deiner Bedürfnisse und Wünsche. In der ersten Situation ist Dein Bedürfnis, Dein Wunsch nicht noch mehr Geld auszugeben.
Dieser wird durch den Verlust der Beziehung übertrumpft, wieder Dein Bedürfnis, Dein Wunsch der Fortführung, womit sich zwar Deine Bewertung ändert, daher die Gartenstühle nunmehr gekauft werden könnten, aber der Mechanismus der gleiche bleibt.

Daher auch das ungute Gefühl, solche Situationen könnten sich zukünftig wiederholen, wofür es eben auch eine gewisse Wahrscheinlichkeit gibt, weil sich Bewertungen durch Reihung von Wünschen eben verändern können.

Was ich bei Dir, also aus dem, was du hier schreibst, immer wieder wahrnehme ist Positionsdenken. Deine Ex und Du gegen die Therapeuten, wir gegen den Rest der Welt, ebenso wie Deine Ex gegen Dich, Du gegen sie.

Jede soziale Interaktion, partnerschaftliche im Besonderen, besteht aber aus einem Geflecht von ganz vielen verschiedenen Mitteln und Positionsdenken ist nur eins davon.
Wenn wir also die Gartenstühle nehmen, dann können wir natürlich dabei verharren, zu diskutieren, ob es unbedingt nötig ist, Geld für neue auszugeben.
Wenn Deine Frau geblieben wäre, würde sich an Deiner Position nach wie vor nichts geändert haben und deine Antwort wäre, nein erst in drei Jahren. Da allerdings eine noch unangenehmere Folge eingetreten ist, als die des unnötigen Geld Ausgebens, ist Deine Position jetzt, hätte ich die blöden Dinger halt gekauft.

Was fehlt?
Verständnis für den dahinterstehenden Wunsch auf beiden Seiten, Zuneigung und liebevolle Anerkennung der Bedürfnisse beider und daraus mit Kreativität neu entwickelte Lösungsansätze.
Vielleicht hätte man die blöden Dinger ja gemeinschaftlich neu streichen können? Vielleicht wäre die Anschaffung von Gebrauchten eine Möglichkeit gewesen? Vielleicht hätte man spielerisch wetteifern können, wer das größte Schnäppchen findet?

Dazu hätte es aber eine andere Kommunikation gebraucht, weg von Positionen und Bewertungen hinzu, der Offenlegung von Gefühlen.
Der eine hätte vielleicht von der Überforderung viel Geld verdienen zu müssen berichtet und der andere von dem Wunsch einer liebevolleren Atmosphäre oder Anerkennung.

Da nun nehme ich in Deinem Geschriebenen einen blinden Fleck wahr. Ich nehme eine fast kindliche zu tiefste Verletztheit wahr, des aber ich hab doch alles richtig gemacht, so daß ich kurz davor bin, den fünf-jährigen Buben in den Arm nehmen zu wollen, um ihn zu trösten.
Nur daß der Fünfjährige eben mit den Insignien eines Erwachsenen, Geld, Bildung, Rhetorik, ausgestattet ist und dieser nun mal eben keine fünf Jahre mehr alt ist und dennoch fast trotzig in die Be-Wertung geht.

Ich kenne ja nur Deine Beiträge und weder Dich noch Deine Ex-Frau und so mag an meiner Wahrnehmung etwas dran sein oder aber eben auch nicht.
Basierend auf meiner Wahrnehmung, würde ich halt sagen, daß es sich für Dich lohnen könnte, mal zu schauen, warum Du ständig in die Wertung gehst, woher das Verharren im Positionsdenken bei Dir kommt und was Du womöglich am eigenen Kommunikationsverhalten verändern könntest.

Vielleicht auch mal schauen, warum du eigene Bedürfnisse und Gefühle erst dann Ernst nehmen kannst, wenn sie faktisch, objektiv und bewertend richtig begründbar sind, statt einfach zu sagen, Liebes ich fühle mich damit überfordert, diesen Lebensstandard für uns alle allein schultern zu müssen.

Vielleicht ist ja ein bißchen was für dich dabei.
Alles gute Dir.

18.07.2018 17:39 • x 8 #137


A


Wenn man "Täter" genannt wird und das "Opfer" geht

x 3


S
Ich danke dir für diese Worte. Ich habe einiges davon schon früher gehört, ich bin ehrlich gesagt beeindruckt und bewegt zugleich. Deine Worte können unmöglich zufällig ähnlich sein zu früheren Aussagen über mich und meine Art sein, auch von Seiten meiner Ex-Frau - es ist offensichtlich etwas, das ich selber nicht reflektieren kann... Was mich sehr traurig macht, denn dann hatte meine Ex-Frau Recht, die ganze Zeit...

Zitat von E-Claire:
Ich spüre da eine wirklich seltsame Mischung bzw Dynamik. Was ich aber vor allem vermisse und das wurde schon thematisiert, ist echte Wertschätzung und eine gewisse Form von Augenhöhe.


Sie sagte es genau so und ich wurde sogar wütend, weil ich nicht verstand, was sie denn damit meint. Ich bin nicht im Stande, mir darunter etwas vorzustellen, ich habe gedacht, ich liebe sie und sorge für sie und das ist die Augenhöhe. Aber langsam ergeben sich Strukturen...

Zitat von E-Claire:
Die Idee ist schon auch, daß demjenigen, der eben momentan nicht mehr in der Lage ist, das eigene Verhalten im Hinblick auf die Grenzen anderer richtig einzuschätzen, eine Grenze von außen gesetzt wird, letztlich auch um zu verhindern, daß weitere Grenzübertretungen oder eventuell schlimmeres passiert.
Von besonderen Härtefällen abgesehen, stellt sich ja früher oder später auch wieder Einsichtsfähigkeit ein. Dann erscheinen xyz Anrufe, Nachrichten oder ähnliches auch wieder in einem anderen Bild und der Betroffene ist froh, daß Dritte grenzziehend eingewirkt haben, bevor das eigene Verhalten weiter eskaliert ist.


Sie schrieb mir nach der Trennung mal, dass es nicht so weit gekommen wäre, wenn wir diesen Abstand früher angewandt hätten...


Zitat von E-Claire:
Denn in beiden ist der Mechanismus, den du anwendest, der gleiche geblieben. Du bewertest vor dem Hintergrund Deiner Bedürfnisse und Wünsche. In der ersten Situation ist Dein Bedürfnis, Dein Wunsch nicht noch mehr Geld auszugeben.
Dieser wird durch den Verlust der Beziehung übertrumpft, wieder Dein Bedürfnis, Dein Wunsch der Fortführung, womit sich zwar Deine Bewertung ändert, daher die Gartenstühle nunmehr gekauft werden könnten, aber der Mechanismus der gleiche bleibt.


Sie sagte mir oft vor der Trennung, dass ich meine Muster fahre und keine echte Einsicht für ihre Bedürfnisse habe... Ich habe geglaubt, ich entwickle mich und kriege das hin - du machst mir wiederum deutlich, dass ich mich mit dieser Einschätzung selbst tröste und belüge, dabei entkomme ich offenbar von alleine dieser Mechanismen nicht...


Zitat von E-Claire:
Wenn Deine Frau geblieben wäre, würde sich an Deiner Position nach wie vor nichts geändert haben und deine Antwort wäre, nein erst in drei Jahren. Da allerdings eine noch unangenehmere Folge eingetreten ist, als die des unnötigen Geld Ausgebens, ist Deine Position jetzt, hätte ich die blöden Dinger halt gekauft.


Sie hat mir oft vorgehalten, dass ich mich nur in der Reaktion anpasse und nicht wahrhaftig ändere...

Zitat von E-Claire:
Vielleicht hätte man die blöden Dinger ja gemeinschaftlich neu streichen können? Vielleicht wäre die Anschaffung von Gebrauchten eine Möglichkeit gewesen? Vielleicht hätte man spielerisch wetteifern können, wer das größte Schnäppchen findet?


Wir waren niemals so, zurückblickend könnte ich übertrieben sagen, dass wir eine sachlich-geschäftliche Beziehung hatten, bedachtes Geben-Nehmen, Verwalten von Situationen...

Zitat von E-Claire:
Der eine hätte vielleicht von der Überforderung viel Geld verdienen zu müssen berichtet und der andere von dem Wunsch einer liebevolleren Atmosphäre oder Anerkennung.


Wir versuchten das immer wieder - es wollte sich nie eine Gefühlsebene für die Bedürfnisse des Anderen einstellen. Ich musste mir ein hämisches mimimimi! anhören, was ich als Härte ihrerseits (die ich gar nicht so unsexi fand) wahrnahm aber mich daran hinderte, ihre Gefühle ernst zu nehmen...

Zitat von E-Claire:
Da nun nehme ich in Deinem Geschriebenen einen blinden Fleck wahr. Ich nehme eine fast kindliche zu tiefste Verletztheit wahr, des aber ich hab doch alles richtig gemacht, so daß ich kurz davor bin, den fünf-jährigen Buben in den Arm nehmen zu wollen, um ihn zu trösten.


Ufff... die eine Therapeutin sagte auch, dass ich einen Trotz blicken lasse, der meinem Alter nicht entspricht. Ich kann damit nichts anfangen - ich bin ein erfolgreicher Karrieremensch mit einer hohen Position und Verantwortung... wo sehen alle den keinen Buben? Wenn ich nur wüsste, wie ich das ablegen kann! Alle zeigen darauf, nur ich sehe es nicht!

Zitat von E-Claire:
Basierend auf meiner Wahrnehmung, würde ich halt sagen, daß es sich für Dich lohnen könnte, mal zu schauen, warum Du ständig in die Wertung gehst, woher das Verharren im Positionsdenken bei Dir kommt und was Du womöglich am eigenen Kommunikationsverhalten verändern könntest.

Vielleicht auch mal schauen, warum du eigene Bedürfnisse und Gefühle erst dann Ernst nehmen kannst, wenn sie faktisch, objektiv und bewertend richtig begründbar sind, statt einfach zu sagen, Liebes ich fühle mich damit überfordert, diesen Lebensstandard für uns alle allein schultern zu müssen.


Liebe E-Claire, danke! Ich wünsche mir eine/n Therapeutin/en, die im Stande ist, das alles so sauber zu sehen, wie du es tust. Wieder einmal lese ich über diese meine Facetten, will was tun und sie ablegen/ändern/normalisieren und weiß nicht, wo anzufangen. Keine Therapie bisher hat sie erkannt, geschweige denn aufgegriffen. An mir haftet ein Manko, das viele sehen können, nur ich nicht. Ich will die nächste Beziehung nicht genau so blind zerstören...

19.07.2018 17:29 • x 3 #138


P
Zitat von E-Claire:
Da nun nehme ich in Deinem Geschriebenen einen blinden Fleck wahr. Ich nehme eine fast kindliche zu tiefste Verletztheit wahr, des aber ich hab doch alles richtig gemacht, so daß ich kurz davor bin, den fünf-jährigen Buben in den Arm nehmen zu wollen, um ihn zu trösten.

Zitat von score:
Ufff. die eine Therapeutin sagte auch, dass ich einen Trotz blicken lasse, der meinem Alter nicht entspricht. Ich kann damit nichts anfangen - ich bin ein erfolgreicher Karrieremensch mit einer hohen Position und Verantwortung. wo sehen alle den keinen Buben? Wenn ich nur wüsste, wie ich das ablegen kann! Alle zeigen darauf, nur ich sehe es nicht!


@E-Claire hat eine geniale Rückmeldung geliefert. Gut ausgedrückt, gut nachvollziehbar. Hut ab.Sehr hilfreich. Da wollte ich auch alle möglichen Danke Buttons drücken.

Lieber @score

entschuldige, wenn ich nicht mehr alle deine Antworten im Kopf habe. Deswegen eine kleine Fragenliste als Hilfestellung für deine Überlegungen. Es kann auch ganz anders sein, aber hier ein paar Ideen zum Starten. Es sind einfach ein paar meiner Überlegungen und Erfahrungswerte, nichts aus fachlicher Sicht.

Bist du in der Lage, dich zurück zu versetzen in die Zeit deiner Kindheit?
Hast du Erinnerungen?
Kommst du an deine Gefühle aus dieser Zeit?
Kennst du die Erwartungshaltungen deiner Eltern, speziell deines Vaters?
Wie hast du deine Mutter wahrgenommen? Stark, selbstbewusst oder eher hilflos, ausgeliefert?
Auf was gab es Lob?
Wann warst du 'okay' als Kind, angenommen, fühltest dich bestätigt, akzeptiert, dass es dich gab?
Was waren die -auch unausgesprochenen- Regeln in der Familie?
Was galt als wichtig und womit wurde sich von anderen abgesetzt?
Wie hat dein Vater deine Mutter behandelt? Wie hast du das wahrgenommen? Wieviel Wiedererkennung gibt es zu dir und deiner Beziehung?

Manche wachsen auf unter der Prämisse, dass man Erfolg haben muss; sich kümmern ein hohes Gut ist; etc. Die Zeit nach dem Krieg (aufwachsen der Eltern) hatte andere Anforderungen als die jetzige Zeit. Wurden die Prämissen angepasst?
Oder:
Hast du viel Elend wahrgenommen und wolltest helfen? Deiner Mutter? Anderen 'Unterlegenen'? Hast du eine Art Beschützer- und Retterinstinkt angenommen, womit du automatisch auch in der 'überlegenen' Position bist.

Der kleine Junge ist oft derjenige, der aufwächst und seine Umgebung aus seiner persönlichen Struktur heraus wahr nimmt.
Ist diese Umgebung einigermaßen ok, dann können die vermittelten Werte, Verhaltensweisen, Ziele, Erwartungshaltungen, anderes (z.B. wie verhält sich Papa gegenüber Mama) unreflektiert übernommen werden.
Ist die Umgebung nicht gut, herrschen z.B. Willkür, Gewalt, Ignoranz, etc, dann kann der kleine Kerl sich überlegen, dass er so etwas nie wieder erleben will und alles tut, um andere zu beschützen (ob die es später wollen oder nicht).

Der kleine Junge in einem tut alles, was von ihm -anscheinend,irgendwie- erwartet wurde und wartet sein Leben lang auf ein Lob 'habe ich doch gut gemacht, nicht wahr?'.

Ich sehe das sogar an meinem 95 jährigem Vater. Er wuchs auf einem Bauernhof auf (was etwas höheres war), wurde nach dem Krieg ein Vertriebener, verlor alles. Es war harte Arbeit. Andere hatten im Sommer Zeit für den See, sie mussten aufs Feld, Ernte einholen, ohne Technik wie heute. Im Winter wurde bei Minus 24 Grad Holz aus dem Wald geholt mit dem Pferdefuhrwerk. Man musste sich um alles kümmern, wenn man auch im nächsten Jahr zu essen haben wollte. Bis heute kümmert er sich um den Garten, pflanzt an, hackt das Unkraut raus, ernetet, macht ein, alte Bäume werden rausgeholt, inkl Wurzeln (erst gestern!), alles wird regelmäßig gewartet, etc. Er macht es hauptsächlich alleine, da es ihm niemand sonst recht machen kann. Da sehe ich auch oft den kleinen Jungen, der genau diese Worte zu schreien scheint Mama, Papa, ich tue alles, was ich euch habe tun sehen und was von mir erwartet wurde. Ist das gut? Habt ihr mich jetzt lieb?

20.07.2018 11:05 • x 2 #139


S
Hallo @perzet, mir kommen die Fragen bekannt vor in ein VDS1 -Formular vermutlich ähnlich gesehen. Was du beschreibst, kann ich zum Teil nachvollziehen und bestätigen.

Zitat von Perzet:
Bist du in der Lage, dich zurück zu versetzen in die Zeit deiner Kindheit?

Schwer. Gerüche oder Sonne des Sommers triggern etwas, die Zeit bei den Großeltern in den Ferien.

Zitat von Perzet:
Hast du Erinnerungen?

Kaum. Bruchstückhaft, jahrelange Lücken.

Zitat von Perzet:
Kommst du an deine Gefühle aus dieser Zeit?

Schwer bis gar nicht. Da ist eher nichts.

Zitat von Perzet:
Kennst du die Erwartungshaltungen deiner Eltern, speziell deines Vaters?

Oh ja: alle anderen Freunde/Schüler sind besser, machen es besser, haben verstanden, worauf es ankommt. Ich werde es zu nichts bringen, wenn ich mich nur hier und da probiere - machen oder die Zeitverschwendung sein lassen!

Zitat von Perzet:
Wie hast du deine Mutter wahrgenommen? Stark, selbstbewusst oder eher hilflos, ausgeliefert?

Lieb, schwach, hilflos.

Zitat von Perzet:
Auf was gab es Lob?

Kaum. Und wenn doch, dann zögerlich, distanziert, sachlich. Und immer auf gut geleisteter Arbeit.

Zitat von Perzet:
Wann warst du 'okay' als Kind, angenommen, fühltest dich bestätigt, akzeptiert, dass es dich gab?

Zu Weihnachten und an Geburtstagen.

Zitat von Perzet:
Was waren die -auch unausgesprochenen- Regeln in der Familie?

Vattern nicht stören, wenn er im Arbeitszimmer liest oder schreibt.

Zitat von Perzet:
Was galt als wichtig und womit wurde sich von anderen abgesetzt?

Leistung: alle anderen dumm und unfähig, verstehen nicht, worauf es ankommt - besser sein, wach bleiben, Zeit und Chancen nutzen, Mund aufmachen, führen!

Zitat von Perzet:
Wie hat dein Vater deine Mutter behandelt? Wie hast du das wahrgenommen? Wieviel Wiedererkennung gibt es zu dir und deiner Beziehung?

Er hat geherrscht, war grimmig, dauernd unentspannt, nichts war ihm Recht Ich habe das auch in meine Beziehung bis zu einem gewissen Grad gemacht. Leider hat meine Ex-Frau damit kokettiert (was hat mich geritten, mir einen Mann zu suchen, der meinem Vater so ähnlich ist! *Zwinckern* *Lachen*) was mich nicht gerade dazu gebracht hat, zu reflektieren, was ich tue...

Zitat von Perzet:
Wurden die Prämissen angepasst?

Wie die Anderen sollen mal alle Anderen sein. Da ist was darüber, da solltest du sein! So interpretiere ich die Prämisse, dich mich seit Kindesbeinen an verfolgt.

Zitat von Perzet:
Der kleine Junge in einem tut alles, was von ihm -anscheinend,irgendwie- erwartet wurde und wartet sein Leben lang auf ein Lob 'habe ich doch gut gemacht, nicht wahr?'.

Zitat von Perzet:
Ich sehe das sogar an meinem 95 jährigem Vater. ... Er macht es hauptsächlich alleine, da es ihm niemand sonst recht machen kann. Da sehe ich auch oft den kleinen Jungen, der genau diese Worte zu schreien scheint Mama, Papa, ich tue alles, was ich euch habe tun sehen und was von mir erwartet wurde. Ist das gut? Habt ihr mich jetzt lieb?


Das bin ich, das stimmt. Kann man das loswerden?! Es ist mir inzwischen eine Last und es hat mein Leben genug geprägt und die Liebe meines Lebens von mir getrieben!

20.07.2018 11:40 • x 2 #140


P
Zitat von score:
Das bin ich, das stimmt. Kann man das loswerden?! Es ist mir inzwischen eine Last und es hat mein Leben genug geprägt und die Liebe meines Lebens von mir getrieben!



Mache dir bewußt, dass du dich auf eine Entdeckerreise zu dir selber aufmachen darfst

Deine kurzen Antworten geben bereits einen Hinweise auf das Leistungsprinzip, dass dir von Klein auf eingetrichtert wurde.
Und du bist ein guter Junge. Du bemühst dich, erfolgreich zu sein. (erfolgreich!)
Und du bist weiterhin ein guter Junge, der sich um die 'schwache' Frau/Mutter kümmert(e). (ja, gut gekümmert, aber nicht erwünscht gewesen)

Mir hatte es mal geholfen, eine Liste anzufertigen, auf der ich alles aufschrieb, was mir gerade in den Sinn kam. Das Wichtige daran war, diese Gedanken nicht bereits zu erklären, rationalisieren, zu bewerten oder sonstwie auszusortieren. Dieses einfache Auflisten von Situationen mit allen möglichen Menschen, wo ich Probleme hatte, einfachster Art bis ständige Wiederholung, Situationen, in denen Hinweise auf 'nicht gut' gegeben wurden, etc.

So nach und nach entwickelte sich bei der Betrachtung der Liste ein Bild, das ich nicht erwartet hatte. Das könnte dich näher an die Strukturen bringen, die dich geprägt haben, dir noch mehr oder weniger bewußt sind.

Desweiteren gibt es einige Bücher zur Arbeit mit dem Inneren Kind und wie man sich selber wieder annehmen und lieben lernt - also die Brille / Sichtweise der Eltern ablegen lernt.
Sicher gibt es auch andere Ansätze.
Kannst da mal anfangen zu googeln mit dem Stichwort Inneres Kind.

Es geht dabei wirklich erst einmal voll und ganz um dich, wie und wer du bist und ob du so sein 'mußt'. Es wird eine interessante Reise, voller Überraschungen, Ängsten und Befreiungen. Genieße die Fahrt. Und genieße das Zusammenkommen mit dir selber

20.07.2018 12:01 • x 3 #141


S
Zitat von Perzet:
Mir hatte es mal geholfen, eine Liste anzufertigen, auf der ich alles aufschrieb, was mir gerade in den Sinn kam. Das Wichtige daran war, diese Gedanken nicht bereits zu erklären, rationalisieren, zu bewerten oder sonstwie auszusortieren. Dieses einfache Auflisten von Situationen mit allen möglichen Menschen, wo ich Probleme hatte, einfachster Art bis ständige Wiederholung, Situationen, in denen Hinweise auf 'nicht gut' gegeben wurden, etc.

Ich werde das auch so machen!

Zitat von Perzet:
Kannst da mal anfangen zu googeln mit dem Stichwort Inneres Kind.

Gefunden und bestellt, danke!

Zitat von Perzet:
Es geht dabei wirklich erst einmal voll und ganz um dich, wie und wer du bist und ob du so sein 'mußt'. Es wird eine interessante Reise, voller Überraschungen, Ängsten und Befreiungen. Genieße die Fahrt. Und genieße das Zusammenkommen mit dir selber


Ich danke Dir!

20.07.2018 14:09 • x 1 #142


E-Claire
Hallo @score

Hier noch ein paar Gedanken:

Zitat von score:
Ufff. die eine Therapeutin sagte auch, dass ich einen Trotz blicken lasse, der meinem Alter nicht entspricht. Ich kann damit nichts anfangen - ich bin ein erfolgreicher Karrieremensch mit einer hohen Position und Verantwortung. wo sehen alle den keinen Buben? Wenn ich nur wüsste, wie ich das ablegen kann! Alle zeigen darauf, nur ich sehe es nicht!

Aus einem anderen Zusammenhang:
Zitat von score:
Sie sagte es genau so und ich wurde sogar wütend, weil ich nicht verstand, was sie denn damit meint. Ich bin nicht im Stande, mir darunter etwas vorzustellen, ich habe gedacht, ich liebe sie und sorge für sie und das ist die Augenhöhe. Aber langsam ergeben sich Strukturen.


Wie sagte meine Therapeutin so schön: alle von uns werden groß, nur die wenigstens erwachsen.

Wütend zu werden, weil oder wenn man etwas nicht versteht ist eigentlich doch eine klassische Kinderreaktion. Meine kleine Nichte frustriert es, wenn das mit dem Laufen auch nach dem dritten Anlauf nicht klappt oder geht. Schulkinder werfen manchmal das Heft in die Ecke, wenn es zu dritten Mal mit dem Rechenweg nicht klappt.
Schau mal, wenn ich jemanden anderen nicht verstehe, dann kann sich natürlich auch mal Frustration breit machen, aber als Erwachsene weiß ich ja, daß das nun auch nicht hilft. Zudem habe ich gelernt, mit einem Gefühl wie Frustration einigermaßen konstruktiv umzugehen, so daß ich eben das Gefühl anerkenne, es vielleicht auch kurz anspreche, aber mich dann eben weiter bemühe, erst einmal auch zu schauen, ob ich nicht vielleicht doch noch verstehen kann, was der andere meint.

Also um mal Feedback zu geben, das ist eben ein Beispiel, in der ich Deine Form der Reaktion als kindlich und mit fehlender Reife wahrnehme.

Den Buben abzulegen bzw ablegen zu wollen, ist, wir versuchen mal kurz auf der ratio-ebene zu bleiben, schon sprachlich nicht präzise. Was Du möchtest, ist dich in bestimmten Situationen nicht wie einer zu verhalten. Zunächst einmal, Score, den Buben kannst Du nicht einfach ablegen, denn damit verkennst Du ja völlig, daß Du eben (auch) dieser Bube bist. Ohne das Kind Score gäbe es jetzt auch keinen erwachsenen Score.
Wenn Du also das Kind ablegen möchtest, machst Du im Grunde nichts weiter, als daß, was schon Deine Eltern mit dir gemacht haben. Der Junge funktioniert nicht so wie er soll, also weg damit.
Du hast ober ein bißchen geschildert, wie sich das angefühlt hat. Für das Kind Score fühlt sich das eben wir Ablehnung jetzt halt durch den Erwachsenen Score an. Und wie reagieren Kinder auf Ablehnung? Mit Protest. Sie werden laut, trotzig und wütend.

So laut, daß sie eben immer mal wieder auch das Ruder übernehmen. Dann bestimmt nicht mehr der Erwachsene Score wie man mit Frustration umgeht, sondern das Kind Score reagiert mit all seinen kindlichen Mitteln.

Zitat von score:
Sie sagte mir oft vor der Trennung, dass ich meine Muster fahre und keine echte Einsicht für ihre Bedürfnisse habe. Ich habe geglaubt, ich entwickle mich und kriege das hin - du machst mir wiederum deutlich, dass ich mich mit dieser Einschätzung selbst tröste und belüge, dabei entkomme ich offenbar von alleine dieser Mechanismen nicht.

Frage: Bist Du in der Lage zB den Unterschied zwischen Frustration, Wut und Überforderung in Worte zu fassen und nimmst Du diese Gefühle als unterschiedliche (!) in Dir selbst wahr?
Erkennst du diese unterschiedlichen Gefühle in dir selbst und hast dann vielleicht ein oder zwei Dinge, die Du tun kannst, um besseren Umgang mit dem Gefühl in der aktuellen Situation zu erzeugen?

Warum ich frage: Score, der Anfang im Wahrnehmen und Verstehen von Bedürfnisse anderer, ist immer das Wahrnehmen und Verstehen der eigenen Bedürfnisse.
Damit ist nicht einfach ein, ich will geliebt werden, gemeint, sondern eher, wie soll für dich diese Liebe ausschauen, in welcher Situation fühlst Du diese Liebe und warum ist es wichtig, von dieser bestimmten Person jetzt diese Form von Gefühl zu erfahren.

Ich gebe Dir jetzt etwas an die Hand, was Du vielleicht noch nicht in der Ganzheit verstehen kannst, aber versuch mal so ein bißchen über den Satz nach zudenken:
Gefühle und Bedürfnisse brauchen keiner Begründung. Sie sind.

Das Gefühl der Trauer ist weder schlecht noch gut, es ist. Wut oder Freude brauchen keine Begründung, denn sie gehen nicht davon weg (oder erscheinen), weil man zu Recht wütend ist oder sich zu Unrecht freut.

Wenn ich Dir sage, ich habe heute solche Kopfschmerzen und du antwortest, Du kannst doch gar keine Kopfschmerzen haben, du hast doch heute schon zwei Liter Wasser getrunken. Dann ist das eine völlig unnütze Konversation.
Erstens negiert Deine Antwort, Du kannst sie nicht haben, meinen tatsächlichen Zustand; Du entwertest nebenbei auch noch meine Wahrnehmung, weil Du mir sagst, daß Du besser weißt, was ich fühle. Die Konvo ist auch auf rationaler Ebene völliger Mist, weil von dieser Aussage meine Kopfschmerzen natürlich nicht weggegangen sind. Wie auch!

Soll heißen, vermutlich hattest Du tatsächlich keine echte (was auch das immer sein mag) Einsicht in ihre Bedürfnisse, wie denn auch, wenn Du Deine eigenen nicht kennst oder verstehst, wie man mit Gefühlen und Bedürfnissen Umgang findet.

Zitat von score:
Liebe E-Claire, danke! Ich wünsche mir eine/n Therapeutin/en, die im Stande ist, das alles so sauber zu sehen, wie du es tust. Wieder einmal lese ich über diese meine Facetten, will was tun und sie ablegen/ändern/normalisieren und weiß nicht, wo anzufangen. Keine Therapie bisher hat sie erkannt, geschweige denn aufgegriffen. An mir haftet ein Manko, das viele sehen können, nur ich nicht. Ich will die nächste Beziehung nicht genau so blind zerstören


Also zunächst mal mache ich dich darauf aufmerksam, daß Du es schon wieder tust: Du wertest. An dir haftet nämlich kein MANKO, nur weil du etwas noch nicht kannst. Auch da gilt, wenn Du davon loskommen möchtest, ständig zu werten, gilt es als erstes zu lernen, sich selbst nicht ständig zu entwerten.
Also nur weil ich vielleicht mal Nachhilfe in Mathe gebraucht habe, haftet mir doch kein Manko an. Du kannst halt etwas noch nicht, da lässt sich schon darüber nachdenken, ob Nachhilfe nicht ein gutes Mittel ist.

Abschließend etwas zu Therapien bzw Therapeuten: Zweifelsohne kann die Suche nach einem geeigneten manchmal auch etwas dauern und hin und wieder trifft man eben auch auf jemanden, mit dem man nicht so gut arbeiten kann.
Der Satz aber keine Therapie hat bisher erkannt, erinnert schon an den alten Witz vom Geisterfahrer (einer? Hunderte!).

Es gibt Wahrscheinlichkeiten im Leben. Es mag nicht unwahrscheinlich sein, daß eine random Forenteilnehmerin (die kein Profi ist) ab und zu mal es schafft, den Finger besser in die Wunde zu legen, als es der jeweilige Therapeut gerade getan hat. (wobei es möglich ist, daß es für die andere Vorgehensweise des Profis gute Gründe gibt).
Aber wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß mehrere Therapeuten dies nicht schaffen?

Ausgeschlossen ist es sicher nicht, aber es wäre auch möglich, daß es eher etwas mit dir zu tun hat.
Therapie ist ein Prozeß, ein durchaus langer, der ohne die Bereitschaft des Klienten zur wirklichen Offenheit im Hinblick auf die eigene Gefühls- und Seelenlage, sowie auch im Hinblick darauf der Arbeit des Therapeuten gegenüber offen zu bleiben, nicht stattfinden kann.

Womit wir noch mal zum Thema Manko zurückkehren. Therapie ist nicht die Behebung eines Defekts. Es geht auch nicht darum Recht zu haben. Weißt Du, ich hab schon Leute kennengelernt, bei denen hatte ich irgendwann den Eindruck, daß sie die Arbeit jedes halbwegs vernünftigen Therapeuten bewußt oder unbewusst sabotiert haben, damit sie sich weiter an ihre Besonderheit klammern konnten.

So besonders eben, wenn auch nur im Hinblick auf ihre Defizite, daß ihnen niemand helfen konnte. So etwas kann man natürlich wählen. Wird allerdings dann zu einem Problem, wenn man Kinder hat. Ein Manko gibt man seinen Kindern nämlich höchstwahrscheinlich weiter. Oder man zeigt ihnen, daß es nie zu spät ist, eine Fähigkeit zu erlernen, weil man erst jetzt drauf kommt, daß man das nicht so gut kann.

Also mein Vorschlag wäre ja, sich davon zu verabschieden, daß Du ein Manko hast, sondern zu überlegen, was es braucht, damit Du Zugang zu Deinen Gefühlen bekommst und ob Du auch bereit bist, dafür einiges in Kauf zu nehmen. Es macht grundsätzlich natürlich immer mehr Spaß, etwas anzuwenden, was man bereits kann, als sich durch die Frustration des Erlernens zu kämpfen. Ich befürchte, daß dies weit mehr verlangen wird, als Du Dir im Moment so vorstellen magst. Allerdings wird eine Sache, die vor der Du Dich vielleicht am meisten fürchtest, nicht eintreten, Du wirst nicht abgelehnt werden, nur weil Du mal sehen lässt, wer du so bist.

Nicht, wenn Du anstatt Recht haben zu wollen, mit der Offenheit auftrittst, die Du hier an den Tag legst. Ansonsten habe ich immer mal wieder etwas auch zu Therapie geschrieben. Ich schau mal, ob ich die Beiträge noch finde. Dir jedenfalls viel Glück, schau auf die Wertungen und vor allem, daß Du einen guten Weg für Dich findest.

23.07.2018 18:22 • x 5 #143


S
Hallo ihr Lieben, danke für bisher, ich lese die Beiträge immer mal wieder um am Ball zu bleiben und fühle mich auch ungleich stärker, gefasster, freier. Ich schrieb, dass ich ihr lange Zeit immer noch geschrieben habe, was ich dann vor 2 Monaten komplett einstellte. Ich habe also kaum noch Kontakt mit ihr, wenn, dann geht es um Kinderthemen und die sind wenige. Und ich bin jedes Mal entspannt, ruhig, freundlich und gefasst. Passe auf, dass es nicht aufgefasst wird als Kontaktversuch. Und ich dachte, ich mache das gut und die Wochen glätten sich zumindest etwas... Ich warne vor: dieser Text ist nicht in der Qualität wie bisher, er dürfte mitunter schwer zu lesen sein...

Nun gehe ich und meine Ex-Frau schon zum 3. Termin Erziehungstherapie und beim letzten Termin hat die Therapeutin das abgebrochen - totale Katastrophe. Die Therapeutin sagte, dass es so viele ungeklärte Themen gibt, dass es keinen Sinn macht, weiter zu machen. Der Grund war, es entstand wieder eine typische Situation zwischen uns, die uns auch auseinander gebracht hat: unbegründete Vorwürfe, Vorwürfe wegen Sachen, die vor Jahren passiert sind, Vorwürfe wegen angesammelter Sachen - von ihr. Ich sitze da, höre mir das an und weiß nicht, wie ich auf das alles eingehen soll. Es ist so schwer zu fassen, was sie eigentlich von mir will und wie ich das vielleicht wieder gut machen soll, ich würde sie gerne aus diesem schlimmen Gefühl, dass sie mit sich trägt und die Kommunikation vergiftet, retten, aber es hat ein Anfang und kein Ende, es sprudelt so aus ihr heraus... Die Therapeutin griff ein und erinnerte, dass es hier um die Zukunft geht, nicht um was passiert ist.

Es sind 14 Monate fast seit der Trennung und sie hat einen (festen?) Freund und ich hoffte, sie kann dann wenigstens glücklich und würde mich in die Schublade mit altem Kram stecken und vergessen, aber sie zehrt jedes einzelne Mal die alten Vorwürfe heraus und fängt dann an zu weinen und mich zu belasten und mir alles abzuerkennen, von Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit, Liebe für meine Kinder, Kompetenz in Erziehungsfragen... ich sagte hältst du mich für völlig unfähig, geradeaus zu gehen? und sie sagte prompt: Ja!. Dazu fällt mir dann auch nichts mehr ein, sagte etwas wie Das hat dich ja 17 Jahre lang nicht davon abgehalten, mit mir eine Familie zu gründen.

Versuche der Therapeutin, dass wir uns einig werden, schmettert sie ab mit das wird nicht klappen, er ist unzuverlässig. Und ich versuche einzubringen, dass ich nicht der von damals bin, viel an meinem Leben verändert habe und das sowieso nicht pauschal auf mich zutrifft. Dann kommt sie mit den Luftmatratzen, die sie mir mal mitgegeben hat und bei mir kaputt gegangen sind, die sie entgegen der Absprache nicht zurück gekriegt hat (weil sie ja kaputt waren). Zwei bescheuerte Luftmatratzen für 10 Euro. Daran macht sie fest, dass ich unzuverlässig bin und fängt an zu weinen... versteht mich nicht falsch, es ist etwas, was sie offensichtlich verletzt, weil sie darin mit meinen Mustern konfrontiert wird und ich hätte die auch neu kaufen können. Aber streicht man sowas nicht irgendwann aus seinen Themen, die einen beschäftigen? Wieso belastet eine solche Lappalie die Absprachen zur Kindererziehung? Was muss ich ihr wieder gut machen, bevor diese alten Sachen weg sind?

Puh... sie zehrt so viel Energie aus diesen alten Themen, will kein neues Kapitel als Mutter + Vater mit mir aufmachen, sieht mich noch als den Täter, der ihr irgendwas schlechtes will, sieht mich in Bringpflicht. Ich hab auch keine Kraft mehr, ihre Ängste und Gefühle zu deuten. Egal, wie freundlich-sachlich ich antworte, ihr entgegenkomme, mich bemühe - ich habe das Gefühl, sie will mir nicht vergeben, nicht verzeihen, nicht vergessen. Sie will dass ich zu Kreuze krieche, sie will mich leiden sehen. Und das gebe ich ihr nicht, ich bin weiterhin erfolgreich, gepflegt, witzig, zuvorkommend. Sie will es nur partout nicht sehen, sie braucht mich als Täter.

Bitteschön, Gedankenkonvolut...

24.08.2018 12:48 • #144


S
Etwas als Ergänzung zum Text oben: ich möchte so gerne, dass ich ihr zeige, dass ich mich verändert habe und sie keine Angst oder Bedenken haben braucht. Ich weiß nicht, ob es jemals möglich sein wird aber ich habe das Gefühl, ich brauche das für mich. Vielleicht um mich selber besser zu fühlen und diesen Vorwurf des Täters abzustreifen...

24.08.2018 13:17 • #145


P
omg - wenn jemand triggert, dann hast du mit dem Verstand keine Chance mehr. Und es ist eh die Frage, was sie tatsächlich triggert - du oder etwas, was viel früher in ihrem Leben war. Da du der Letzte 'böse' warst, wirst du für so ziemlich alles herhalten müssen, was sich bis dahin, von wo auch immer, angesammelt hat. Das geht nicht von heute auf morgen.

Es ist für dich selber echt gut, wenn du sagst, du hast dich geändert. Du hast deine Zeit für diese Änderung gebraucht. Sie wird ihre Zeit brauchen, wie lange auch immer. Und von daher kannst du eventuell lange warten, bis sie mit dir wieder ok ist.

Gehe deinen guten Weg weiter. Hoffentlich fühlst du dich mit dir selber gut. Und ja, auch die Akzeptanz, dass man vieles gut gemeint hatte, dies aber doch nicht immer so war, gehört zum eigenen Wachstumsprozess dazu. Wenn sie dir noch nicht vergeben kann, dann tue du es schon einmal.

Ich habe großen Respekt vor dem, was du schon geschafft hast!

25.08.2018 14:22 • x 1 #146


S
Ich dachte, es ist endlich Ruhe. Habt ihr Lust, zu erfahren, was gerade bei mir passiert? Ich muss aufpassen, was ich hier schreibe, denn es droht mir der Verbot, dass ich irgendwo im Internet, anonym, etwas schreibe, das die EX auf sich beziehen könnte! Richtig gelesen!

Die Story mit Anlauf: ich habe in ein soziales Netzwerk ein Profil (es ist nicht Facebook), das ich gelegentlich nutze. Meine EX hat sich da auch mal ein Account zugelegt, aber nur vor Jahren mal genutzt. Ihr Profil folgt nicht meinem Profil - ich bin anonym unterwegs und sie sieht eigentlich nicht, wenn sich da was tut - also sie kriegt es nicht automatisch empfohlen. Ich schrieb dort in letzter Zeit meine Gefühle für sie und zu dieser schweren Situation hin, bekam Kommentare, kommentierte ähnliche Beiträge anderer - was man nun einmal dort macht. Jetzt habe ich ein Schreiben des gegnerischen Anwaltes, dass ich nicht länger in diesem anonymen Profil etwas über die EX schreiben soll, denn sie fühlt sich gestalkt.

Ich weiß nicht, wie sie mein Profil gefunden hat, ich weiß nicht, warum sie da meine Beiträge liest, die keine Namen enthalten (weder meinen noch ihren), in denen es allgemeinum Trennung, Scheidung, Vertrauen usw. geht. Ich weiß vor allem nicht, wie sie darauf kommt, dass ich das ich das nicht darf, weil sie sich angesprochen fühlt!

Wie gesagt, mein Profil ist zwar öffentlich, jedoch 100% anonym: keine Bilder, keine Namen. Sie hat es gefunden und will mir das mit Androhung eines Gewaltschutzverfahrens verbieten. Auch diese Beiträge hier würden damit in diese Kategorie fallen. Ist das denn überhaupt möglich? Kann ich denn nichts dagegen tun? Darf ich nie wieder öffentlich über mein Leben schreiben?

Was sagt ihr dazu? Ähnliche Fälle hier im Forum? Oh man.

06.09.2018 14:11 • #147


P
Krass!

Ist Irgendwer mit Rechtskenntnissen hier?

06.09.2018 14:23 • x 2 #148


Lyrrebird
das ist jetzt mal echt Bizarr!
Ich habe keine Rechtskenntnisse- kann mir aber nicht vorstellen, dass das sie damit im Recht ist.
Natürlich nur wenn du wirklich anonym bist. also keine Namen (schon gar nicht die richtigen) keine Bilder. So wie hier- niemand von uns weiss, wer du wirklich bist, niemand kennt dich oder gar die Frau um die es dir geht. Ausser du hättest Bilder drin.
Wie kann sie dich denn gefunden haben, bzw wie (mit welchem Beiweis) beschuldigt der Anwalt dich denn konkret ? Wie kann deine Ex beweisen, dass es sich um deinen Account handelt? Sie ist ja in der Beweispflicht, dass DU sie und eurer Beziehung öffentlich gemacht hast. Dazu müssest du irgendwo ihren Namen angegeben haben, sonst könntest du dich ja dumm stellen und fragen wie sie auf die Idee kommt dass es um SIE ginge. es beträfe eine ganz andere Frau.
Informiere dich da mal konkret
Ich kann es mir nicht vorstellen. Ohne Namen und/oder Bild

06.09.2018 15:37 • x 1 #149


S
Zitat von Lyrrebird:
Dazu müssest du irgendwo ihren Namen angegeben haben, sonst könntest du dich ja dumm stellen und fragen wie sie auf die Idee kommt dass es um SIE ginge. es beträfe eine ganz andere Frau.
Informiere dich da mal konkret
Ich kann es mir nicht vorstellen. Ohne Namen und/oder Bild


Keine Namen, keine Bilder. Sie könnte sich den Account gemerkt haben, so ganz zufällig ist sie nicht rauf gekommen. Ja, ich könnte mich dummstellen - aber ich will nicht, dass diese Frau mein öffentliches Leben steuert. Hier im Forum schreiben alle über ihre Beziehungen - wie absurd wäre es, wenn jede/r EX hier um Schutz vor Stalking fragen würde, weil die Geschichte auf sein Leben passt und er meint, sich darin wieder zu finden?

06.09.2018 16:38 • #150


A


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