Zitat von Wasabix: Daran erkenne ich, dass ich grosse Distanz eingenommen habe.
Das ist mir aufgefallen, als Du den Anruf und das nachfolgende Gespräch geschildert hast. Du bist schon in eine Distanz gegangen und die ermöglicht es Dir, diesen Knaller nüchterner zu betrachten.
Und schon wieder wiegelt er ab: Was hast du, nach 8 Wochen ist es doch völlig normal, dass die Beziehung in einen Alltag übergeht. Das war bei ihm schon immer so.
Aha, und daher hat er ja reihenweise seine Tussis verabschiedet, weil der Ofen immer sehr schnell ausgeht und nicht mal mehr ein glimmender Holzscheit das ganze ein wenig warm hält.
Der ist von der Sorte, dass er ein guter Verliebter, aber für eine stabile Beziehung nicht geeignet ist.
Du siehst ja, wie er jetzt schon mit Dir umgeht. Kümmert sich um seine Tauben, verzieht sich hinter seinen PC, stellt dich kalt, ist desinteressiert, Du kannst bleiben oder fahren, ist ihm egal und mit der Wahrheit scheint er es auch nicht ernst zu nehmen. Und die gute Hasi, die Dir anfangs noch im Magen lag, hat sich eh zurückgezogen. Und jetzt steht er da. Sabottiert alle Beziehungen, verspürt zu niemandem Nähe, hat zwar viele Bekannte, aber das alles ist nur sehr oberflächlich.
Dich kann er noch brauchen, damit Du ihn von der Klinik abholst und ihm hinterher den Hintern puderst und ach ja, und dann hatte er ja noch einen Auftrag an Dich. Räum mal bitte möglichst bald den Küchenschrank auf, sonst wird er am Ende noch grantig und ungehalten, weil Du nicht spurst.
Der Mann ist gruselig, lieblos und grob.
Aber es freut mich sehr, dass Du so schnell in Deine Schutzzone der Distanz gegangen bist anstatt auf Dinge zu warten die nicht eintreten werden. Und du hast Dich auf Augenhöhe begeben und Dich nicht klein machen lassen. Das ist großartig, denn Du hast damit Flagge gezeigt und Grenzen gesetzt.
Ich schätze, auch seine anfängliche Begeisterung für Dich ist eh schon stark abgeflaut und so wird Euer Beisammensein immer mehr an Substanz verlieren. Es ist dann eine Frage der Zeit, wer den endgültigen Schlussstrich zieht.
Um seiner Gesetzmäßigkeit Genüge zu tun, müsste er es tun. Blöderweise kommt ihm jetzt die OP dazwischen und da braucht er Dich noch. Vielleicht gibt er sich dann wieder mehr Mühe, aber das wird auch schnell wieder nachlassen.
Aber Du hast Dir bereits Deine Rüstung angelegt und ihm signalisiert, dass Du Dich nicht klein halten und für blöd halten lässt. Und damit dürfte sich Dein Wohlbefinden deutlich verbessert haben.
Ich stand nach ewigen 12 Monaten des Aufs und Abs auch endlich mal auf und redete ein ernstes Wort mit ihm. Wie ich mich fühlte mit ihm, wie er sich verhielt und wie er sich denn seine Zukunft vorstellen würde, wenn die Frauchen mal nicht mehr zur Verfügung stünden. Das gab ihm damals zu denken und er wurde nachdenklich. Es war meine Art zu kämpfen, weil ich in seinem Mailaccount war und von einer S. gelesen hatte, mit der er einige Tage einen lebhaften Austausch hatte. Sie wollten sich treffen am Osterwochenende und ich wusste nicht was ich tun sollte. Wäre ich gleich gegangen, hätte er schlichtweg schon freie Bahn gehabt.
Das Treffen kam nicht zustande und ich gewann an Mut und Zuversicht. Und stellte Ansprüche. Und das war dann alles zu viel. Eine untergeordnete Frau konnte er ertragen, denn das Machtgefälle sorgte im Grund genommen für eine gefühlte Distanz, die es ihm ermöglichte die Beziehung weiter zu führen.
Wenn ich mich aber neben ihn auf den Sockel stellte, schwand seine Schutzzone und dann beendete er es. Zu einem Zeitpunkt, als ich mich endlich wohler fühlte. Daher kam die Trennung letztendes doch überraschend. Ich fühlte mich endlich wohler, weil ich nicht mehr alles schluckte und weil ich angstfreier war, aber damit rückte ich ihm auch zu sehr auf die Pelle.
Es gibt Männer, die, wenn die Frau sich trennen will, auf einmal nochmals Gas geben. Dies aber macnhmal nur, um wieder ihre Vormachtstellung zu zementieren, dass sie nun Schluss machen können. Wenn sich hier Jemand trennt, dann bin das ich! Das ist armselig und charakterlos, aber es kommt vor und ist bei Bindungsphobikern gar nicht so selten. Das Ego braucht es eben. Muss man verstehen. Ein schwaches Ego braucht nun mal Zufuhr.
Heute lache ich darüber. Wie er sich manchmal brüstete mit irgendwelchen beruflichen Kontakten. Den und die von der Firma X kenne ich jetzt auch und Herr S. hat mir letzthin das Du angeboten, was sehr selten vorkommt (und nur einem erlauchten Kreis zu teil wird). Da hatte er wieder Rückenwind, da fühlte er sich wieder wohl mit sich und der Welt, da blühte er auf. Wenn die Zufuhrt ausblieb, hing er glanzlos rum.
Später fiel mir auf, dass dieser Mann doch kaum Lebensfreude verspürte und dass er niemals richtig gelacht hatte. Er lächelte, ja, das schon, aber dass er mal so richtig laut und herzhaft gelacht hatte, erlebte ich nie. Dafür war er zu lau.
Und da fragte ich mich, was ich an diesem Mann jemals gefunden hatte, der die meiste Zeit auf Sparflamme lief. Schon sein Gesichtsausdruck, seine glanzlosen Augen, seine Haltung. Ich kann es heute nicht mehr verstehen, was mich seinerzeit zu diesem Looser hinzog.