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Wie gehe ich mit dem Schmerz um? Ehe nach 20 Jahren aus

T
Hallo,
ich hoffe ich kann etwas input bekommen, bin gerade sehr aufgewühlt. Gestern habe ich meinen Mann sozusagen rausgeworfen. Wir sind über 20 Jahre verheiratet, haben 3 Kinder, 20,17,14. Die letzten 10 Jahre war ich die Hauptverdienerin, er hat geringfügig dazu verdient, Bücher geschrieben und sich um die Kinder gekümmert. Aber zunehmend hat er sich zurückgezogen, immer weniger mit mir gesprochen, wurde auch den Kindern gegenüber immer verschlossener. Vor 8 Jahren waren wir auf Imago Seminaren, danach war es besser. Während lock down und meinem home office ging es ganz gut. Aber seit letztem Frühling renovierten wir ein Wochenendhaus und es war viel Abstimmung, Details etc. nötig. Und immer und immer hat er blockiert. Hat ständig gemeint, dass die Renovierung nicht nötig wäre.

Wir reden hier von einem 40 Jahre unrenoviertem Haus, alte Teppichböden, Holzdecken (dahinter kamen dann mehrere Mäuseleichen zum Vorschein), etc. Das Haus war als Projekt für uns beide gedacht. Wochenendhaus, aber während lock down natürlich sehr praktisch, da haben wir unrenoviert drin gewohnt, aber etwas Campingfeeling war das schon und deshalb war ja die Renovierung geplant. Er fühlte sich ständig kritisiert, bei allem und jedem hat er sich zurückgezogen, nichts gesagt, bzw. mir egal, mach du, du entscheidest ja sowieso alles. Ich habe mich zunehmend allein gefühlt, es war nicht mehr unser Projekt, sondern ein Berg Arbeit für mich. Es sollte uns zusammenbringen, aber es wurden immer mehr Spannungen und Klüfte spürbar.

Im Sommer hatte ich 3 Wochen Urlaub, hatte ihn gebeten sich ein bisschen was zu überlegen, Ausflüge, Dinge, die wir gemeinsam machen können. Aber es kam nichts. Also war es wieder ich, die gesagt hat: fahren wir dahin, machen wir das, pack doch bitte auch etwas zu Essen ein. Wenn ich nichts gesagt habe, dann hat er im Garten rumgearbeitet und den ganzen Tag nicht mit mir gesprochen.
Zunehmend kam auch raus: das ist sein Ideal. Er schreibt an seinen Büchern, arbeitet im Garten und spricht möglichst mit niemandem. Mit mir nicht, mit den Kindern nicht, Freundeskreis hat er keinen mehr, meine Freunde lehnt er zunehmend ab, hat alle Treffen verweigert.

Ich tippte auch auf Depression, aber das wurde völlig abwiegelt, er hat nichts, er ist wunderbar glücklich, ich solle ihn nur nicht ständig nerven, nicht immer mit ihm reden wollen, endlich still sein.

Im September wurde mir alles zu viel und ich habe ihm gesagt, dass ich so nicht weitermachen will. Er ist dann erstmal in die Baustelle im Wochenendhaus gezogen, ich in der Stadt mit den Kindern. Sohn ist dann im November in eine eigene Wohnung gezogen.

Im Oktober habe ich ihn dazu gebracht, dass er uns ein paar Tage Urlaub in einem Hotel in den Bergen organisiert hat. War gut ausgesucht, wir konnten wandern, es war wunderbares Wetter, wir haben viel geredet. Er hat versprochen, dass sich etwas ändern wird. Seit Corona hatte er gar nichts mehr gearbeitet, gar kein Einkommen mehr. Ich wollte, dass er endlich wieder verdient, er hat versprochen spätestens Jänner hat er was. Aber Jänner kam und ging und er hatte nichts. Es gab einen riesen Krach. Im Februar begann er als Aushilfe bei einem Nachbarn, aber das war schwarz und ohne Vertrag und gleich wieder vorbei. Ich hatte genug, hab gesagt: so geht es nicht weiter. Er redet nicht mit mir, will keine Zeit mir mir verbringen, hat kein Geld, gibt zudem Geld aus, ohne drüber nachzudenken. Immer öfter haben wir über Geld gestritten. Er fühlte sich kontrolliert, ich mich ausgenutzt.

Seit Wochen eskaliert es ständig, ich schreie ihn nur mehr an, bin abwertend und böse ihm gegenüber. Er wiederum sagt nichts, geht einfach weg, ignoriert mich. Was mich noch wütender macht.

Und gestern hat es mir gereicht, ich hab ihn rausgeworfen. Ich hatte gesagt, dass ich auch nicht will, dass er ins Wochenendhaus geht, aber vermute, dass er nun trotzdem dort ist. Ich sitze da und könnte nur heulen. Da sind die Scherben meines Lebens, meiner Beziehung. Ich will das alles so nicht, aber habe keine Wahl mehr, weiß auch nicht, was ich tun soll, wenn ich Freitag ins Haus fahre und er ist dort. Man muss doch drüber reden, wie wir auseinander gehen, es geht doch nicht, dass er einfach jede Kommunikation verweigert mit: sei still, es passt doch eh alles.

So aufgeschrieben ist klar: das ist keine Beziehung mehr, das ist nur mehr Irrsinn und ich muss da endgültig raus, aber es tut unendlich weh, ich habe diesen Menschen geliebt, tue es immer noch, er war mein halbes Leben. Wir sind zusammen über 3 Kontinente umgezogen, haben unglaublich viel zusammen erlebt. Er hatte immer wieder Schweigephasen, aber dann ging es doch wieder weiter. Nur jetzt kommt nichts mehr von ihm, er ist einfach weg. Und das muss wohl auch so sein, gleichzeitig will ich es aber auch nicht.

28.04.2022 12:06 • #1


Eselchen
Hallo, das ist sehr hart.
Manchmal ist Liebe auch nicht genug, warum auch immer
Sinn einer Beziehung ist ja , das 2 Menschen das was sie sind und haben zu teilen damit das Leben noch schöner wird....aber wenn man nur noch traurig , unzufrieden und gereizt ist dann sind das ja eindeutige Zeichen der Seele die dich jetzt auffordet hinzuhören und hinzuschauen und ja auch der Auftrag etwas zu verändern.
Es ist ja auch bekannt das Männer die unzufrieden sind sich zurück ziehen während Frauen eher reden...... wenn man da nicht mehr auf den Punkt kommt sollte man aufwachen.
Schwierige Situation aber du bist für dein Glück verantwortlich nicht für das von ihm .....
Gruss Eselchen

28.04.2022 12:26 • x 2 #2


A


Wie gehe ich mit dem Schmerz um? Ehe nach 20 Jahren aus

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T
Danke, ja, das glaube ich auch. Wir waren ein gutes Team, hatten so viel Spaß miteinander und nun stehe ich da und sehe: es war nun wirklich schon ein ganzes Jahr in dem die guten Tage nur mehr mit der Lupe auffindbar waren, aber die schlechten immer schlechter wurden. Es tut so weh!

28.04.2022 13:21 • #3


N
Ich kann dir auch nicht viele Tipps geben , ich stecke selber in so einer verzwickten Situation. Das Problem ist und bleibt die fehlende Kommunikation, ob nun von einer Seite oder von beiden. Es tut mir sehr leid das dein Mann so dicht macht , aber wenn er schon immer sehr zurückgezogen war, liegt es wohl eher in seiner Natur . Er ist scheinbar gern allein … und das es jetzt mit zunehmenden Alter viel schlimmer geworden ist, ist vielleicht auch ne kleine Art von Depression ? Ich verstehe dich so gut , in den vergangenen Jahr habe ich mir immer gewünscht das es endlich vorbei ist , jetzt haben wir eine Trennung ausgesprochen und er zieht bald aus und mir geht es so schlecht . Ich denke nur noch an das pos, nicht mehr an die Gründe warum ich mich trennen wolltejemand hier sagte mir das es wie ein Dro. ist und völlig normal sei.

28.04.2022 15:58 • #4


T
Ich lese hier auch deshalb, weil ich versuche meine eigenen Gefühle zu verstehen und ich hoffe irgendwo ein Licht am Ende des Tunnels zu finden. Und es hilft Feedback zu bekommen. Ich bin so wirr gerade. Es gibt 1000 objektive Gründe, warum ich die Trennung jetzt durchziehen muss, zudem sind wir ja nun schon seit September in diesem Prozess, aber es schmerzt.

Es schmerzt, dass er überhaupt nicht versucht irgendwie Kontakt aufzunehmen, irgendwie zu zeigen, dass ich ihm wichtig bin. Ja, er ist verletzt, das verstehe ich, ich habe schlimme Sachen gesagt, aber ich bin auch verletzt, er hat zu lange nur Mauern aufgebaut. Warum will ich überhaupt noch was von ihm? Das ist es, was ich von mir selbst nicht verstehe? Ich bin heut früher von der Arbeit heim, weil ich einfach nur mehr daheim aufs Sofa wollte, mich einigeln. Aber nun kommen meine Töchter heim, ich muss kochen, muss den Haushalt machen, muss mich um den Alltag kümmern. Und mein Ärger kocht hoch, er haut einfach ab (okay, ich hab ihn rausgeworfen) und denkt, dass er nicht wichtig ist. Ist er irgendwie auch nicht, ich schaffe es ohne ihn, aber warum stört ihn das nicht? Warum kämpft er so gar nicht?

28.04.2022 16:11 • #5


L
Zitat von Tomaten:
Ist er irgendwie auch nicht, ich schaffe es ohne ihn, aber warum stört ihn das nicht?

Ich weiß nciht, wie es bei Deinem Mann ist.
Ich weiß aber, dass manche Menschen in ihrem Unglück verstummen, besonders wenn man sie immer weiter drängt (man meint es ja nur gut gell).

Vielleicht weil er spürt, dass er nicht wichtig ist - das sagst Du ja selbst. Vielleicht fühlt er sich schon lange so. Vielleicht hat er Depressionen.

Ja, geh wenn Du nicht mehr kannst. Du hast ein Recht auf Dein Glück.

Alles ist besser als dieser Umgang - auch Deiner - miteinander.

28.04.2022 16:55 • #6


Lavidaloca
Ich habe eine Frage zum Thema. Du schmeißt ihn raus, willst aber nicht, dass er in euer Wochenendhaus geht- wo hätte er hingehen sollen? Also wenn er keine Freunde hat, dein Geld nicht ausgeben darf, was wäre die Alternative?

28.04.2022 16:58 • #7


T
Ich weiß nicht, ob ich es gut meine. Ich hab ihm im September gesagt, dass es so nicht weiter geht. Und ja, seitdem dränge ich zunehmend mehr. Wir hatten auch in der Vergangenheit immer mal schwierigere Phasen und meist hab ich dann irgendwann aufgegeben, mir selbst ging es wieder besser, ich hab ignoriert, dass er mich ignoriert hat. Aber grad geht es mir wieder ziemlich schlecht, in 2 Wochen fahre ich auf Reha. Da hätte ich gedacht, dass er versteht, dass ich mehr Unterstützung benötige. Aber er machte zwar im Alltag alles, aber emotional ist er einfach nicht mehr greifbar.

Ich glaube zu wissen, dass es ihm sehr schlecht geht. Selbstwert, Depression, alles zusammen. Nur: welche Möglichkeiten habe ich noch, wenn er keine Therapie will, keine Eheberatung und sich auch nicht zusammensetzen will um gemeinsam eine Lösung zu finden? Was kann ich noch tun, außer zu sagen: ich hab jetzt seit September gesagt, dass es so nicht weiter geht, jetzt ist es endgültig zu viel für mich?

28.04.2022 17:01 • x 1 #8


T
Zitat von Lavidaloca:
Ich habe eine Frage zum Thema. Du schmeißt ihn raus, willst aber nicht, dass er in euer Wochenendhaus geht- wo hätte er hingehen sollen? Also wenn er keine Freunde hat, dein Geld nicht ausgeben darf, was wäre die Alternative?

Gute Frage, aber warum bin ich dafür zuständig? Er ist ein erwachsener Mann, müsste er das nicht selbst wissen?

Er könnte ja mit mir reden, damit wir eine Regelung auch mit dem Haus und Geld finden, aber was er sich vorstellt ist: er zieht ins Haus, ich finanziere alles und kann aber nicht mehr ins Haus und in den Garten, weil ja er dort ist. Und das auf unbestimmte Zeit. Ich will das aber nicht, da bin ich nun wirklich stur.

28.04.2022 17:04 • x 1 #9


Wollie
Zitat von Tomaten:
Nur: welche Möglichkeiten habe ich noch, wenn er keine Therapie will, keine Eheberatung und sich auch nicht zusammensetzen will um gemeinsam eine Lösung zu finden? Was kann ich noch tun, außer zu sagen: ich hab jetzt seit September gesagt, dass es so nicht weiter geht, jetzt ist es endgültig zu viel für mich?

keine mehr....er ist genauso wie du für die Ehe verantwortlich und auch für sich selbst. Diese Verantwortung hast du nicht, dass du noch für ihn sorgst. Vielleicht war der Rauswurf jetzt so ein Hallo Wachauf Signal für ihn, falls nicht, kannst du deine Ehe meiner Meinung nach abschreiben. Und für dich und die Kinder sorgen.

28.04.2022 17:07 • x 1 #10


L
Zitat von Tomaten:
Was kann ich noch tun, außer zu sagen: ich hab jetzt seit September gesagt, dass es so nicht weiter geht, jetzt ist es endgültig zu viel für mich?

Vielleicht erstmal aufhören ihn zu beschimpfen aktuell und ihm Dinge so zu verbieten, wie Du es tust.

Versteh mich hier bitte nicht falsch: Ich könnte ja auch nicht so leben und vermutlich herrscht bei Dir ein gerüttelt Maß an Verzweiflung. Das tut mir sehr leid.

Aber Du bist eben gerade mein Gesprächspartner, nicht er. Daher mein Hinweis die Dinge anzugehen oder zu lassen, die Du in der Hand hast.

28.04.2022 17:08 • #11


L
Zitat von Tomaten:
er zieht ins Haus, ich finanziere alles und kann aber nicht mehr ins Haus und in den Garten, weil ja er dort ist. Und das auf unbestimmte Zeit. Ich will das aber nicht, da bin ich nun wirklich stur.

Natürlich müsst ihr das regeln. Aber: Gehört ihm denn gar nichts?

28.04.2022 17:09 • #12


T
Zitat von Lumba:
Vielleicht erstmal aufhören ihn zu beschimpfen aktuell und ihm Dinge so zu verbieten, wie Du es tust. Versteh mich hier bitte nicht falsch: Ich könnte ja auch nicht so leben und vermutlich herrscht bei Dir ein gerüttelt Maß an Verzweiflung. Das tut mir sehr leid. Aber Du bist eben gerade mein Gesprächspartner, ...


Es gibt aktuell gar keine Kommunikation mehr. Er ist gegangen, nun ist Funkstille. Und ich renn ihm nun nicht nach. Interessant wird wohl, was er Montag macht. Da sollte er mit Tochter zum Arzt, ich kann keinesfalls, ich hab einen anderen Termin. Aber im Zweifelsfall muss meine Tochter alleine gehen, sie ist 14, hat sie noch nie allein gemacht.

28.04.2022 17:12 • #13


L
Wärst Du eine Freundin, würde ich Dir raten Dir in Ruhe (und mit aller Zeit die Du brauchst) und unabhängig was er tut oder nicht tut zu überlegen, was DU willst.

Wenn Du diese Ehe noch willst oder neu willst, solltest AUCH Du (aber nicht nur Du) anderes handeln und sprechen.

28.04.2022 17:15 • #14


Lavidaloca
Zitat von Tomaten:
Gute Frage, aber warum bin ich dafür zuständig? Er ist ein erwachsener Mann, müsste er das nicht selbst wissen? Er könnte ja mit mir reden, damit ...


Meine Frage bezog sich auf die Besitzverhältnisse in der Ehe. Du kannst ihn doch nicht obdachlos machen, nur, weil er nicht mit dir redet. Find ich persönlich bisschen heftig. Wärst du ein Mann, wäre hier aber schon ein Shitstorm losgegangen. So nach dem Motto: du willst die Trennung, zieh du aus.

28.04.2022 17:16 • x 1 #15


A


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