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Loslassen oder nicht?
Hallo ihr Lieben,
Ich stecke in einer schweren und verwirrenden Situation. Vielleicht habt ihr ja einen Rat.
Ich habe vor zwei Jahren einen Mann kennengelernt. Vom Sehen kannte ich ihn schon seit Jahren. Er ist auffallend attraktiv. Schon bei diesem ersten Kennenlernen hat es wahnsinnig geknistert zwischen uns. Wir trafen uns immer öfter, es war von Anfang an eine große Nähe und Verbundenheit da. Wir wurden ein Paar. Ein echt tolles Paar, denn wir haben beide sehr ähhnliche Vorstellungen beispielsweise davon, wie viel Freiraum jeder braucht usw.
Ich erfuhr in dieser Zeit auch viel über seine Vergangenheit. Er hatte eine schlimme Kindheit, wurde mit 7 von den Eltern verlassen, wuchs im Heim auf, hat seine Mutter nie wieder gesehen. Er hatte 12 Jahre lang eine Affäre mit einer verheirateten Frau. Als die sich schließlich von ihrem Mann trennte, wollte er sie heiraten, endlich eine gemeinsame Zukunft haben. Aber dann erklärte sie ihm per E-Mail, sie hätte jemand anderen kennengelernt und trennte sich. Ihm hat das damals so den Boden unter den Füßen weggerissen, dass er ewig brauchte um wieder auf die Beine zu kommen. Eine Beziehung konnte er sich nicht mehr vorstellen. 5 Jahre lang. Bis wir uns trafen.
Die ersten vier Monate waren toll. Doch dann zog er sich immer weiter in sich zurück, er hatte ein paar Probleme in seinem Leben. Und er neigt dazu, sowas mit sich selbst auszumachen und sich zu verschließen. Irgendwann war mir das zu viel Distanz, ich habe es angesprochen und er sagte, er habe gerade eine Krise, keinen Zugang zu seinen Gefühlen, könne im Moment keine Beziehung führen.
Es folgten drei Monate, in denen wir nur sehr sporadischen Kontakt hatten. Zwischendurch auch längere Gespräche, in denen er immer wieder sagte, wie sehr er mich mag, etc. als ich dann um Weihnachten wirklich damit abschließen wollte, kam plötzlich wieder mehr von ihm (ich hatte aber nicht erwähnt, dass ich dabei war, endgültig loszulassen).
Es entwickelte sich eine sehr schöne und innige Beziehung. Er öffnete sich mehr und mehr, sagte mir irgendwann, er würde mich lieben, kam super mit meinen Kindern klar, etc. Es war wirklich wunderschön.
Höhepunkt war ein traumhafter gemeinsamer Urlaub im August.
Anschließend wurden in meinem Leben ein paar Dinge wirklich turbulent und schwer. Mir ging es nicht gut, ich war sehr mit mir selbst beschäftigt, oft traurig und zurück gezogen. Auch er hatte wieder mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Distanz, die dann entstand, habe ich erst lange auf diese Situation zurück geführt. Aber von seiner Seite wurde es nicht besser. Immer nur mal für kurze Phasen zwischendurch.
Ostern habe ich es nicht mehr ausgehalten und es erneut angesprochen. Er brach daraufhin förmlich zusammen, konnte lange gar nicht mit mir reden. Ich war total verwirrt. Nach und nach konnten wir aber herausfinden, dass er selbst total erschrocken und unglücklich darüber war, wie er mit uns umgegangen ist. Er hat es kaum ausgehalten, mir damit weh zu tun. Er hat dann den Schluss gezogen, dass seine Liebe wohl nicht mehr ausreichen würde. Anders konnte er sich sein Verhalten nicht erklären. Wir haben viel geredet und geweint. Es war immer mal wieder für Tage oder Wochen Funkstille, dann wieder Gespräche, etc.
Wir sind jetzt an dem Punkt, dass er nicht mehr so verwirrt ist und sich vor allem nicht mehr so unter Druck fühlt durch die Tatsache, mir weh zu tun. Denn ich habe in den Gesprächen viel verstanden und bin zwar traurig, aber nicht mehr so verletzt.
Ganz loslassen möchte er mich aber auch nicht. Er sagt, er wisse gerade gar nichts und möchte für sich rausfinden, wo er steht und was er will. Ganz ohne mich kann er sich sein Leben nicht vorstellen. Ich sei noch in seinem Herzen, aber er komme gerade nicht an seine Gefühle ran. Er hat gesagt, er könne bei dem offenen Ausgang nicht von mir erwarten, auf seine Entscheidung zu warten. Er könne mich nicht quälen, um für sich Klarheit zu kriegen. Wenn er sich aus ganz freiem Herzen etwas wünschen dürfte, wäre das weiterhin lockerer Kontakt, damit er immer wieder fühlen kann, wie wir uns zusammen anfühlen. Aber das sei egoistisch und er könne das nicht von mir erwarten.
Aber ich habe ihm gesagt, noch könne ich da stehen bleiben, wo ich bin. Ich könne das so lange, wie es sich für mich richtig anfühlt.
Es besteht kein Zweifel daran, dass er grundehrlich zu mir ist. Er will mich nicht warmhalten oder so. Er würde alles tun, um mich zu schützen und um mir nicht weh zu tun.
Bei unseren letzten Treffen war jetzt so viel Nähe. So tiefe Gespräche, innige Umarmungen. Er sucht oft den körperkontakt, er küsst mich. Gestern hat er mich von der Seite ständig förmlich angestarrt, wie ein verliebter Teenie. Er nimmt meine Hand, legt seinen Kopf auf meine Schulter, etc. fragt aber auch ständig, ob das ok für mich ist. Hat vorgeschlagen, nächste Woche mal wieder mit den Kindern bei uns zu kochen und gemeinsam zu essen.
Ich bin so hin und her gerissen! Weiß nicht genau, wie ich mit all dem umgehen soll. Wir verstehen uns so super, Vertrauen uns grenzenlos, haben so eine tiefe Nähe. Ich verstehe nicht, warum er noch zögert und zweifelt. Und ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll.
Sorry, dass es so lang geworden ist!
24.05.2015 10:55 •
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