Hallo Forum!
Schon einige Zeit lese ich hier mit Klar geht es mir wieder mal schlecht und ich suche Linderung für mein Leid. Und ich benutze diesen Threat, weil er so unglaublich passend für meine eigene Geschichte ist. Insofern, Honey, ich kenne Dich nicht persönlich, Du hast mir persönlich nie etwas angetan und eigentlich suchst Du selbst Trost und Rat hier in diesem Forum. Insofern entschuldige ich mich vorab bei Dir, dass Du scheinbar etwas abbekommst von mir, was Du nicht verdient hast, einzig aus dem Grund, weil Du mit Deiner Geschichte mein Leiden aufgewühlt hast.
Nun zum Text:
Ich hasse alle diese Fremdgeher! Sie ziehen eine riesige Spur von menschlichem Leid, Trauer, Elend und Verzweiflung hinter sich her. Und sie tun das alles so leichthin, wollen nie was Böses, wollen doch nur ein bischen Glück und guten, erfüllenden S..
Meine eigene leidvolle Erfahrung drückt sich in meiner unglaublichen Wut aus, die meinen Post durchzieht. Meine Geschichte kam vor mittlerweile mehr als 35 Jahren zu ihrem katastrophalen Ende. Doch ich habe das Ganze nie verwunden, nie vearbeitet. Eine schwärende, schmerzende und blutende Wunde, die immer wieder aufbricht, wurde mir zugefügt. Mein Leben ist ein einziger Trümmerhaufen. Ich selbst renne wie ein Zombie, der im falschen Film umherirrt, durch meinen Alltag. Meine Tochter, die zum Zeitpunkt der Katastrophe 15 Monate alt war, der ich ein guter Vater sein wollte, musste das in vielfacher Weise ausbaden. Und eigentlich wollen wir doch alle nur das Beste für unsere Kinder. Ein psychisch schwer verletzter Mensch kann sich auf nichts mehr richtig und einfach einlassen. Und seine Verletzungen sind immer präsent, sie behindern ihn genau so wie körperliche Verkrüppelungen.
Auch meine Geschichte begann mit tollem Verliebtsein, es war der Himmel auf Erden. Nie hätte ich gedacht, dass solches Glück möglich sei. Ich war für einen anderen Menschen wesentlich geworden. Wir konnten nicht genug bekommen von einander. Ich liebte meine Frau abgöttisch, konnte ihr keinen Wunsch abschlagen, wollte sie immer glücklich sehen und machen. Sie war das Zentrum meines Lebens. Nie hätte ich ihr ein Leid zufügen können, denn dies hätte mich wahnsinnig geschmerzt. Aus diesem Grund war ich ihr wehrlos ausgeliefert. Zum Beispiel wollte ich nie eigene Kinder. Nicht, weil ich Kinder nicht mögen würde, ich wusste, dass ich dieser grossen Verantwortung nicht gerecht werden könnte. Es ist nicht so, dass ich mich vor der Verantwortung drücken wollte, ich mag aber hier in diesem Zusammenhang nicht auf objektiven Bedingungen in einer antagonistischen Gesellschaft eingehen, die sich auch gerade in der Erziehung (Stichworte: Trotzphase, Schule, Pubertät) konflikthaft bemerkbar machen. Und es sind nicht die Kinder, die den Stress verursachen. Im Übrigen, auf eine bestimmte Weise gehört auch diese Thematik, das Fremdgehen, mit zu unserer falschen Gesellschaftlichkeit.
Auch ich merkte irgendwann, wie sich meine Frau von mir entfernte, wie sie mich zunehmend ablehnte. Wie sie sich zu allen anderen Männern hingezogen fühlte. Wie sie mich zunehmend als Klotz am Bein betrachtete. Ich merkte einerseits, dass dies nicht mehr die Person war, die mir einstmals versprochen hatte, ihr Leben mit mir zu teilen, die mit mir gemeinsam unser Leben plante. Sie plante plötzlich ohne mich, gegen mich, ich war ihr in ihrer Entfaltung im Weg, behinderte sie.
Ich merkte, das ich diese Beziehung aufgeben, beenden muss, gleichzeitig wusste ich, dass ich das nicht konnte. Es wäre mir leichter gefallen, einen Arm oder ein Bein zu verlieren. Heute sehe ich es so: Ich habe mir meinen schlimmsten Feind selbst geschaffen, indem ich einem anderen Menschen so sehr vertraut habe, dass ich ihn internalisiert habe, dass er ein Teil meiner selbst wurde, mein Lebenswichtigstes Organ.
Ich höre sie noch sagen, es sei das Beste, wenn wir uns trennen würden. Unsere Ehe sei doch kaputt. Sie wisse nicht mehr, weshalb wir zusammen seien, es gäbe doch nichts Verbindendes zwischen uns. Und sie wolle mir doch nicht weh tun. Alle diese Sprüche! Sie scheinen so vernünftig, so rational. Nur, sie hat es dahin geführt! Sie hat die Umwertung ihrer bestehenden Beziehung vorgenommen, weil sie Wünsche und Interessen ausleben wollte, die in diesem Rahmen keinen Platz haben, nicht auslebbar sind. Diese Fremdgeher wollen nicht wahrhaben, dass sie den Rahmen, den sie nun als Einschränkung erleben, mitgeschaffen haben. Und sie bestehen auch massiv auf die Erhaltung dieses Rahmens dort, wo es ihren Interessen dient. Und, sie zerstören das sie Einengende ohne jede Rücksicht darauf, was sie damit bei den anderen Betroffenen, die chancenlos ihrem Treiben ausgeliefert sind, anrichten. Honey stellt das wunderbar dar, z. B. als sie dem anderen bei einem frühen Treffen erzählte, dass sie eine glückliche Ehe führe. Und plötzlich war ihr das nichts mehr Wert, es war ihr langweilig, öde und berechenbar. Aber das wahre Leben verlangt doch nach Rausch, Überschwang, Extase! Und das gibt es nur ausserhalb, bei den anderen. Da wo Du nicht bist, da ist das Glück. (Wanderers Nachtlied von Schubert).
Und man hat als der Part, der verlassen wird, keine Chance. Der Fremdgeher zieht sukzessive und gnadenlos alle Emotionen von einem ab, richtet alles auf den Neuen. Und um das schlechte Gewissen zu beruhigen, weil man ja doch weiss, man begeht einen Treuebruch, einen Verrat, da finden sich alle möglichen Rationalisierungen, eben die Beziehung war ja schon kaputt, man muss halt die Konsequenzen daraus ziehen. Und Ich bin halt bereit, diesen schmerzhaften, aber notwendigen Schritt zu gehen, während der andere sich an was Überlebtes, Totes klammert. Und so erweisst sich ihre Logik auch noch auf einer tieferen Ebene als richtig. Jeder kann doch sehen, dass die Beziehung kaputt ist. Nur ihre Destruktionsarbeit bleibt merkwürdig ungenannt. Aber auf den Punkt will ich noch mal hinweisen: Sie selbst finden das prinzipiell und immer auch nicht toll, wenn ihr Partner mit ihnen in gleicher Weise verfährt wie sie mit ihrem (Ex)-Partner umgesprungen sind. Auch sie leiden dann - verzeiht den Ausdruck - wie's Vieh.
Sorry für diesen langen und nicht gerade erbauenden Post. Aber irgendwie stehe ich hilflos vor dem vielen Leid. Immer denke ich, nichts davon müsste sein, wäre notwendig, aber mit einem einfachen: Ich wollte doch nur..., hinter dem sich ein Sonderinteresse zu Lasten anderer versteckt, wird überall und leichthändig nebenher die Spirale von Trauer, Leid und Verzweiflung angestossen oder am Laufen gehalten. Und dies nicht nur im Bereich von Partnerschaft und Liebe, sondern auch auf allen anderen Gebieten des menschlichen Lebens. Es wirkt alles so irrational und sinnlos.
Manchmal glaube ich einen Sinn in dem absurden Gedanken zu finden, dass wir eine Aufgabe zu leisten haben, wir müssen uns bewähren. So hätte der Fremdgeher die Aufgabe, sich seiner Liebe bewusst zu werden und mit demjenigen, mit dem er ja schon einmal im Zustand des Glückes schwebte, weiter am glücklichen Zusammensein zu arbeiten. Der Verlassene hätte hingegen die Aufgabe, zu erkennen, dass das Objekt seiner Liebe nicht mehr mit ihm glücklich ist, wird. Und seine Liebe müsste ihn befähigen, diese Person loszulassen, so dass sie ihr Glück an anderer Stelle finden kann. Aber wie gesagt, das sind irrationale Vorstellungen.