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Wie lasst ihr los, wenn man noch in Kontakt ist?

M
Ach da war so vieles, was man anfangs ignoriert.

Da waren 2 Seiten. Die ersten Treffen, Dates, da war er so zugewandt, hätte ich gesagt, lass uns ans Ende der Welt fahren, hätte er das gemacht. Also total überzogen. Ich weiß noch, ich sagte, wir fahren in eine Eisdiele, da gibt es super leckeres Eis, ich war schon mal dort. Dann vor Ort hatten die geschlossen, für mich total unwichtig, dann eben kein Eis, dann sind wir gefühlt 100km herum gefahren um eine noch geöffnete Eisdiele zu finden, die jenes Eis da hat, ich hatte darauf garkeine Lust. Das war jetzt nur ein Beispiel, daher tausend mal fragen, ob ich Hunger, Durst, sonst was habe. Dieses extrem Zugewandte einerseits, dann diese anderen Dinge.

Es war, als wollte er dann schon auch eine Gegenleistung. Ja, also S. gabs von Anfang an große Probleme, da er sofort los legen wollte. Er war auch einer, der viel durch erlebt hat und ich bin eher sehr defensiv. Es ging los mit Unsafem S., wollte er sofort, ich möge mich nicht so anstellen, naja, jeder weiß, Test ist erforderlich und so weiter, dann bringt das auch nichts, wenn man heute den Test macht und gestern war man noch auf Tinder, jedenfalls ist mir meine Gesundheit wichtig, ich weiß noch, das gab gigantische Diskussionen, so zermürbend, dass ich auch keine Lust mehr hatte, widerwillig ließ er sich auf safen S. ein. Und meine Denkweise ist jene, wer so bohrt und arbeitet, um ungeschützten Verkehr zu bekommen, tut das nicht zum ersten Mal und ich bin sicher, dass viele vorher auch genau dann eingeknickt sind, ich halt eben nicht. Das waren dann die Kehrseiten.

Die Laune ging immer weiter runter, ihm stank irgendwie später dann alles, er war genervt, wenn ich zu ihm fuhr, weil er dann aufräumen musste, er war aber auch genervt, wenn er zu mir fahren sollte, weil er keine Lust hatte, ständig zu fahren. Dann war er genervt, wenn wir bei Freunden waren und ich mit denen nichts sprach, .... seine Freunde kamen mit mir nicht klar, sie konnten einfach nichts anfangen mit mir. Ich bin dann halt mit, hab den Mund gehalten und gut. Dann war er aber auch genervt, wenn ich zuviel gebabbelt habe. Wenn ich mal aufs Handy geschaut habe in Anwesenheit seiner Freunde, die sowieso nichts mit mir geredet haben.....mit ihm übrigens auch wenig bis lediglich oberflächliches Stammtischgeschwätz, gabs sofort einen Hinweis, dass das unhöflich ist. Man sitzt 2 Stunde da und wird angeschwiegen, aber aufs Telefon gucken ist auch nicht erlaubt. Dann gab es auf der Heimfahrt oft Diskussionen über mein Verhalten, er analysierte das dann und ich musste mich rechtfertigen. Wenn man das wochenlang erlebt, hat man auch keine Lust mehr sich täglich zu sehen.

Wenn wir uns nicht am Arbeitsplatz so oft gesehen hätten und er mich überzeugt hätte, dass das halt so die Anfangsschwierigkeiten seien, ich glaube ich hätte es nach drei Wochen beendet, aber so war das einfach extrem schwer. Er hat übrigens auch anfangs ständig ein Hin und Her gehabt, einerseits wollte er heimlich tun, als ob bei uns nur normales bis etwas engeres kollegiales Verhältnis bestehen würde, dann war es ihm interessanterweise NACH seiner Trennung wiederum nicht recht, wenn ich ihn komplett meide was sollen denn die Kollegen denken, wenn du auf einmal nicht mehr mit mir sprichst oder Pause gemeinsam machst. Dieses Chaos war eigentlich permanent der Fall, er war immer chaotisch in dem was er wollte.

Am Ende dann wurde mir das richtig bewusst, man konnte es ihm nie recht machen. Irgendwann hatte ich richtig Schuldgefühle, weil es ständig nur noch hieß, wenn ich dies so gemacht hätte und dies so gemacht hätte, wäre das und jenes nicht so und so passiert.

Die ersten Wochen hatte ich ständige Sehnsucht, da blockierte er mich im persönlichen Kontakt im Büro komplett, dann ließ das langsam nach und ich realisierte endlich nach und nach, dass das immer so weiter gehen würde, mein Hirn und Herz haben es längst begriffen, dass diese Beziehung nie gescheit gelaufen wäre.

Übrigens, er machte mal eine interessante Aussage, dass er das eigentlich nur so kenne, also dass Beziehungen genau so verlaufen wie bei uns, das fand ich krass reflektiert einerseits, auf der anderen Seite komplett unfähig, es zu verändern, wenn man es weiß und es einen stört.

Ich glaube, seine Neue wird dieses Muster so oder so ähnlich auch erleben, ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich von seiner Art her ändert. Wenn es S. so läuft wie er es sich vorstellt, wird es andere Dinge geben, die er zurecht biegen wollen wird, da bin ich mir sicher.

Am Ende nervte ihn alles, ich schalte zu früh oder zu spät, ich fahre zu langsam oder zu schnell, ich kaufe zu viel ein oder zu wenig, ich rede beim Essen zu viel oder auch zu wenig, es war einfach immer irgendwas.

Solange alles perfekt so lief, wie er sich das in seiner perfekten Welt dachte, war alles gut, diese Situationen kamen nur selten vor.

Einmal war es auch spannend, erinnere ich mich samstags. Er wollte ja am liebsten Freitag Nachmittag bis Montag früh, dass ich nur bei ihm in der Bude bin, wir Netflix schauen und S. haben, das war sein Traum. Dass bei mir daheim alles liegen blieb, dass ich Hobbys habe, mich bewegen will, völlig egal, also meine Bedürfnisse wurden weg diskutiert. An diesem Samstag dann hatte er keine Lust, dass wir daheim bei ihm etwas zu essen machen. Er fuhr zu seinen Eltern, etwas essen, schickte mich um 11 Uhr heim und schrieb dann, als er fertig war, dass wir uns jetzt wieder sehen können, das fällt mir erst jetzt ein, dass ich erstmal heim fahren musste, daheim bei mir hatte ich nicht viel da, weil ich ja nie zum Einkaufen kam, erstmal aus den Resten etwas kochen musste, essen, und so weiter, das war ihm sowas von egal, 14 Uhr hätte er mich dann gern wieder gesehen. Also ich hatte dann ein Zeitfenster, in dem ich daheim etwas essen durfte. Das war übrigens kein Einzelfall.

Jetzt hab ich doch viel mehr wieder drüber nachgedacht und geschrieben.

Und das ärgert mich dermaßen, dass ich an diesen Typen überhaupt noch denke, es waren noch viel mehr Dinge, aber ich habe heute Urlaub und war spazieren, dachte mir unterwegs plötzlich, als ich Musik gehört habe, wow, ich denke garnicht mehr an diesen Typen, als wir genau hier spazieren waren und diskutierten....die Gedanken verblassen langsam, die Freude, die Lebensfreude kommt wieder.

Ich hoffe, es gibt keine Rückfälle.

13.11.2025 11:23 • #31


Sonnenschein85
Zitat von Maria_:
Ach da war so vieles, was man anfangs ignoriert. Da waren 2 Seiten. Die ersten Treffen, Dates, da war er so zugewandt, hätte ich gesagt, lass uns ...

Klingt schrecklich ehrlich gesagt. Wenn es nicht nach seiner Nase geht ist es in seinen Augen schlecht.

Also so eine Art von Beziehung könnte ich nicht mehr führen.
Das er dich zum nicht safen Säx drängen wollte finde ich auch nicht gut. Gut, dass du da hart geblieben bist.

Und dieses Anfangs so extrem Gas geben, jeden Wunsch erfüllen und hinterher nur noch fordern und genervt sein klingt auch ungesund.

Sei wirklich froh das du ihn los bist.

13.11.2025 16:00 • #32


P
Naja, also das war halt auch keine normale Beziehung und folglich war das auch keine normale Trennung. Klingt für mich nach einem gigantischen Egozentriker oder sogar Narzissten. Bekanntermaßen dauert die Lösung von diesen Menschen deutlich länger, einfach mal mit dem Thema beschäftigen. Begründung ist einfach, diese Typen begleiten einen während der Beziehung auch in den Phasen, in denen man me time hat, weil sie vorher mit schlechtem Gewissen und Schuldgefühlen arbeiten, so nach dem Motto Ja dann mach halt was alleine, wenn du meinst, dass das gut für unsere Beziehung ist: Klar ist, dann macht man natürlich nichts mehr oder mit miesem Gefühl alleine.

Vor kurzem wurde hier geschrieben, dass man sich aus solchen Verbindungen eigentlich nur lösen kann, wenn man mal 100 Tage Ruhe hat, und sich neu ordnen kann, die Person am besten garnicht mehr sieht, wird bei dir naturgemäß etwas schwieriger als normal.

Daher würde ich dem Kerl so gut es geht, egal wo aus dem Weg gehen und bewusst Gänge planen in der Firma. Hatte ich auch mal so gemacht, ich habe die Gleitzeit voll ausgenutzt, auch wenns mir nicht geschmeckt hat, meine Arbeitszeit komplett verschoben und verlegt, damit ich dem Kerl nicht über den Weg laufe, einfach so lange es geht und ich gespürt habe, dass ich wieder freier bin.

Aber mach dich schon mal drauf gefasst, dass es durchaus immer mal Rückschläge geben kann, das gehört leider dazu.

13.11.2025 19:21 • #33