@pand3m0nium
Bevor ich mich aus dem Thread ausklinke, möchte ich noch kurz darlegen, was ich mit Clash einer Dissoziation meine, als Information auch für die geneigte Runde.
Zu dir:
Das Handlungsmuster im Doppeleben-Dasein hast du im Forum zwar freimütig offengelegt aber genauso entschlossen betont, daß du es nicht zu ändern gedenkst. Deine Devise lautet: Warum etwas im Beziehunsverhalten und am Abhängigkeitsverhältnis ändern, das sich in zwei Jahrzehnten bewährt hat? Eine rationale Abwägung, die für viele verstörend ist, weil sie es als moralisch verwerfliches Lügenkonstrukt erkennen, das diametral gegen die Moralität der Integrität verstößt und die Sittlichkeit des Treuegebots mißachtet.
Du hingegen hast mit deinem Täuschungsverhalten an sich kein moralisches Problem, die Skrupel der allgemeingültigen Norm sind dir fremd bzw. kannst du sie durch Verdrängung abspalten, spürst aber zunehmend die Belastung deines Osxymorons und das behagt dir nicht. Nun suchst du nach einem Ausweg, möglichst schonend für alle familiär Beteiligten, willst die Ehe verlassen können, ohne jedoch dein erfolgreiches Gebaren aus Untreue, Täuschung, Betrug und Lüge grundsätzlich infrage zu stellen. Der Verschiebebahnhof für die Verantwortung deines fragwürdigen Handelns bietet der beliebte Opferverweis auf traumatische Erlebnisse, schlechte Erfahrungen mit Autoritäten, den Eltern im Heim, den Lehrern in der Schule etc., geschickt als trotzige Tarnung zur Legitimation deines zweispältigen Verhaltens gestrickt, dennoch nur durchsichtig vorgeschoben zur Beruhigung des Schuld-Gewissens. Wer das Unbewußte nicht kennt, kann auch nicht bewußt über die weißen Flecken reden. Auch hierbei erweist du dich als abgebrühter Täuscher und Lügenkonstrukteur. Du weißt ganz genau, was du tust, das Unbewußte dient dir nur als Generalausrede für die Widersprüche, in denen du dich durch dein proaktives Tun manövriert hast. Du scheust die authentische Wahrhaftigkeit wie der Teufel das Weihwasser. Das schließt nicht aus, daß es tatsächlich unbewußte Triebkräfte auf deinem verletzten Seelengrund gibt, von denen du nichts weißt. Deine hartleibige Erkenntnisblockade erlaubt jedoch nicht den hilfreichen Blick in den wahren Abgrund - noch nicht.
Womit der leichtgläubige, unbedarfte Therapeut, der mit dir eine heilsame Lösungsstrategie erarbeiten wollte, auf Granit beißen würde, der erfahrene Analytiker hingegen, angesichts des Bergmassivs deiner Renitenz, dich umgehend aus der tiefenpsychologischen Behandlung entlassen würde, mit dem Pädikat: Hofnungsloser Fall.
Womit wir bei der Dissoziation wären, eine im Trennungsleidspektrum gescheiterter Beziehungen eher seltene Erscheinung und weithin unbekannt. Es gibt ein klinisch verwandtes Gebiet, das bekannter ist. Am ehesten ist die informierte Allgemeinheit mit Berichten über ehemalige Soldaten vertraut, die mit traumatischen Belastugsstörungen aus einem Krieg zurück kehren und Schwierigkeiten haben, sich wieder in die friedliche Zivilordnung einzugliedern. Stellt euch einen jungen unbedarften Soldaten vor, dessen Freund und Kamerad durch einen unerwarteten Granattreffer zerfetzt wird, direkt neben ihm im Schützengraben. Dieses grausame Schockerlebnis löst das Trauma aus, das ihn für lange Zeit aus der Bahn wirft, seiner gewohnten Umgebung zu Hause entfremdet.
Dieser psychologische Vorgang wird zuweilen auch in zivilen Trennungen ausgelöst, sofern sie durch einen als grausam empfundenen Akt beendet werden. Damit sind jetzt nicht körperliche Gewalttaten gemeint, sondern abrupte Trennungshandlungen, die einen psychogenen Schock auslösen und schlagartig eine Dissoziation hervorrufen können.
In diesen Fällen zersplittert die Persönlickeit in die Grundbestandteile (dissoziiert) ihres ursprünglichen Selbst. Anteile, die zuvor Stabilität verliehen haben, verlieren nicht nur ihre Funktion, sie verkehren sich sogar in ihr Gegenteil, werden plötzlich als (Lebens)bedrohlich empfunden. Gottvertrauen vekehrt sich in panisches Mißtrauen, unerschütterliche Selbstsicherheit kippt in einen haltlosen Minderwertigkeitskomplex, rationale Klarheit verwandelt sich in geistige Orientierungslosigkeit, Zuversicht in Resignation usw. usf.
Aus Gründen des Selbstschutzes, sozusagen aus einem unbewußten Überlebenswillen stößt die Psyche diese vergifteten Bestandteile ab. Der Betroffene empfindet den posttraumatischen Schockzustand als seelische Sepsis, er fühlt sich von sich selbst entfremdet und unvollständig. Der Verlustschmerz reicht abgrundtief, die Dauer des Leids kann Jahre brauchen, bis sie wieder abgeklungen ist. Die Persönlichkeit vor dem Ereignis der Zersplitterung gibt es dann nciht mehr. Die Dissoziation geht mit psychologischen und körperlichen Beschwerden einher, die ich an dieser Stelle außer Acht lasse, weil mich hier im Thread lediglich die Vorgeschichte für den Zusammenbruch interessiert hat.
Das Thema ist eines meiner Spezialgebiete, auch aus eigenen Erfahrungen. Ich habe zwei Dissoziationen erlebt, treffender formuliert, überlebt Die abrupte Trennung in einer Liebesbeziehung sowei ein tödliches Schockerlebnis in einem realen Krieg, nicht aber als Soldat, sondern als Fluchthelfer.
Zurück zum Thread:
Der erfolgreiche Unternehmer im Doppelleben, der hier aufgeschlagen ist, um die Optionen eines Ausgangs aus dem Labyrinth seines Lügenkonstruktes auszuloten, soweit ich das beurteilen kann, ist ein potentieller Kandidat für eine verheerende Dissoziation. Er weiß es nur noch nicht und auch das Wissen, evtl. der Fachliteratur entnommen, wird ihn kaum beeindrucken, da er als Kontrollfreak gelernt hat, alle abstrakten Einwände neologisch zu entkräften. Sollte ihn dereinst der Blitzeinschlag eines pschogenen Schocks treffen, erfolgt er vollkommen unerwartet aus heiterem Himmel, hinterrücks als Lektion eines Lebens, das seine Psyche satt hat und nicht mehr erträgt. Dies abzuwenden, verlangt die Abkehr vom schädlichen Verhalten aus Vernunftgründen.
Denn die Psyche eines jeden Menschen enthält quasi ein Wahrheitsserum, das an einem bestimmten Punkt die Korrektur erzwingt und das wäre zu guter Letzt die frohe Botschaft meiner Anteilnahme an seinem Fall.
Goodbye
25.09.2025 14:06 •
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