@pandemonium
Du trägst meine Entgegnung mit Fassung, das spricht für deine Reflexionsfähigkeit.
Überhaupt scheint dir der untragbare Zustand und die die Komplikatioen deiner Ehe vollkommen klar und bewußt zu sein, wie deine durchweg einsichtigen Stellungnahmen hier dokumentieren. Deine verständige Offenheit wirft allerdings die Frage auf, wie du es zwei Jahrzehnte und ein komplettes Familienleben mit Kindern geschafft hast, deiner Frau einen Mann vorzumachen, den es realiter nicht gibt?
Die eine Erklärung, die hier abgehandelt wird, ist die emotionale Abhängigkeit. Das habe ich im eigenen Bekanntenkreis oft genug beobacht und ist nicht von der Hand zu weisen, weil es allzu menschlich ist, sich auch dann auf eine Ehe einzulassen, wenn die innere Überzeugung fehlt oder fataler, der Liebe entbehrt. Wenn der Zuspruch des Umfeldes als Druck empfunden wird, der Empfehlung von Angehörigen und Freunden nachzugeben, sich auf eine Verbindung der Vernunft einzulassen, weil die Liaison als ,,gute Partie, als geradezu mustergültig perfekt gilt - mag der von außen angetragene gesellschaftliche Rollenzwang nachegeben werden und es setzt eine verhängnisvolle Dynamik einer Fehlentwicklung ein, Verwicklung in Fallstricke, die deinen Gordischen Knoten kennzeichnen.
Oftmals ist es in sochen unaufrichtigen Beziehungen, die den Keim der Zersetzung mit dem falschen Ja-Wort bereits in sich tragen, aber so, daß sich beide gegenseitig etwas vormachen, um einerseits die emotionale Bindung und andererseits die Außendarstellung nicht zu gefährden, an der auch starke Bedürfnisse hängen, nicht zuletzt die sozioökonomische Sicherheit und vermeintliche Geborgenheit in einer partiell Geschlossenen Gesellschaft zu Zweit, die der gesellschatflich sanktionierte Ehestand darstellt, der schließlich einen gemeinhin akzeptierten Status ausweist und trotz aller progressiven Modernisierung individueller Lebensformen füt viele Paare immer noch immens wichtig ist, wichtiger als die Wahrhaftigkeit des Gewissens.
Als nicht-bürgerlich lebender Mann ist mir der Ehevertrag schon immer suspekt gewesen, als weltfremder Vertrag, der rechtlich bindend eine vereinbarte Verbindung besiegelt, die nur beidseitige Liebe zusammenhalten kann. Das Treuegelöbnis in der Kirche oder der gesetzliche Stempel auf dem Standesamt hat eben nicht die lebenslange Bindungskraft wie das Ehrenwort beim Eintritt in die Mafia, die den Schwur noch tödlich ernst nimmt.
Literarisch ist die Widersprüchlichkeit ein spannendes Sujet, man denke an die großartigen Romane von Flaubert und Balzac und für mich gilt immer noch romatisch verklärt: Die Liebe ist ein Kind der Freiheit, verträgt weder Zwang noch Eigenheim.
Die Institution der Ehe hingegen maßregelt gesellschaftliche Zwecke und das mit dem Ehevertrag sogleich die ,,Zugewinngemeischaft juristisch geregelt wird, gibt den sachdienlichen Hinweis auf die ökonomisch tierferliegende Bedeutung der Ehepartnerschaft. Sie ist kapitalisiert, die ,,Investition in Gefühle muß sich ,,rentieren und die Partner wollen von ihrem Engagement auch ,,profitieren und seien es auch nur die Rentenpunkte. Was als Liebesbeziehung vorbildlich leuchten sol, entblößt sich im Ernst- d.h. dem Trennungsfall als profanes Geschäft.
Zurück von der erbärmlichen Kümmerform des bürgerlichen Ehestandes zum Schauspiel der maroden Eheführung. Du hast deiner Frau etwas vorgemacht, sie nach Strich und Faden betrogen und hintergangen, sie eingeseift und belogen, daß sich die Balken biegen. Bei all den lebenspraktischen Auflüchten, die du dir für die plausible Zurechtlegung deines doppelbödigen Lebenswandels hast ausdenken müssen und ihr untergejubelt hast, kann ich mir schwerlich vorstellen, daß dir deine Frau das abgenommen hat, wovon das beschriebene Mißtrauen zeugt. Wahrscheinlicher ist, daß sie es hingenommen hat, um die Kartenhausexistenz nicht einstürzen zu lassen - wäre meine vage Ferndiagnose.
Spekulativ so betrachtet bist nicht nur du als notorisch untreuer Serientäter, sondern auch sie als notorisch unwissend sein wollende Komplizin der gegenseitigen Täuschung gleichermaßen schuldig und in gleichen Anteilen an der verfaulten Ehefrucht beteiligt, es sei denn, sie ist so unbedarft blauäugig, das sie von den Abgründen tasächlich nichts ahnt.
Möglicherweise wäre die Wahrheit gar nicht so erschreckend, sondern sogar befreiend? Möglicherweise graut dir mehr vor der Verantwortung des Eingeständnisses, daß ihr eine Fassadenbeziehung in die Entfremdung geführt habt als deiner Frau, die offenbar an die Rolle immerhin glauben will und daran festhält? Der Fall ins Bodenlose wäre für dich tiefer als für sie, die sie ihre Prinzipien, wenn auch fragwürdiger Natur, nicht verraten hat.
Kämen deine Verfehlungen ans Tageslicht der moralisierenden Öffentlichkeit, würde sie aus eurem Umfeld vorhersehbar im Mitgefühl des Opfers ertränkt und du als Lump an den Pranger gestellt. Das 15qm-Zimmer in der Fremde bietet bei der Verarbeitung der Schuldvorwürfe, die dann ins Gewissen bohren, nur einen geringen Schutz. Für die Flucht vor der Verantwortung würde ich eher die Fremdenlegion eimpfehlen, das wäre ein komsequenter ,,Neuanfang. Die Fratze der Verachtung wird dich noch im Schlaf verfolgen, im Drill der Ausbildung zum Söldner spürst du immerhin nur körperliche Schmerzen.
Deshalb scheint es als nachhaltigen Effekt bekömmlicher und klüger zu sein, deinen Lebenswandel zu offenbaren und nicht wegzulaufen. Zeige den Mut und nimm die redlich verdente Schande erst einmal hin, die dich nach der Offenbarung ereilen wird wie das Amen in der Kirche. Das Skandalgeschrei verebbt auch wieder, doch du hättest vermocht, dich selbst von der Last der Verlogenheit zu befreien und den Weg in eine aufrichtige Zukunft zu ebnen. Das bißchen Reumütigkeit im Büßerhemd wirst du schon verkraften.
Im Übrigen trägt m.E. der therapeutische Blick auf traumatische Erlebnisse in der Kindheit und die Bemühung eines Paartherapeuten nicht zur Klärung bei, zumal du das Verfahren durch Unaufrichtigkeit gar nicht ernst nimmst. Letztere sind unter dieser Vorrausstzung meist der vorletzte Sargnagel vor dem Zusammenbruch oder der kalten Trennung ohne Worte. Gib das Geld lieber für einen Karibik-Urlaub aus.
Ein therapeutischer Rettungsversuch aus dem Dilemma in deinem Fall kommt mir vor wie ein Schiffbrüchiger, der im Wasser des Ozeans treibt und sich an der Krankenkarte in der Hosentasche klammert.
Angeraten sei weiterhin eine Tabularasa ohne oder im Beisein therapeutischer Mediation. das Maß der Sensibilität und Verträglichkeit wirst du besser einschaätzen können.
21.09.2025 11:57 •
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