Nach dem Murks bin ich froh, daß ich nicht als Therapeut mein Geld verdienen muß und dich als Klienten habe. Das würde mich auf Dauer in den Alk. treiben. Und das ist jetzt nicht moralisch als Vorwurf gegen dich gemeint, sondern der Ausdruck meines Widerwillens, mich auf deine Darstellung überhaupt einzulassen und ich frage mich: Was stört mich an deinem Verhalten, das soweit außerhalb meines Vorstellungsvermögen liegt?
Natürlich kenne ich die Antwort meiner Aversion. Dein Ehedasein ist in Lebenslügen verstrickt, die sich nicht mehr auflösen lassen und überdies gibt es kein gewachsenes Vertrauensverhältnis mit deiner Ehefrau, die das schwerwiegende Eingeständnis deiner langjährigen Untreue aushalten könnte.
Ganz gleich, wie du aus der Nummer herauskommen willst, bloß ein Teil der Wahrheit, die deine Frau nicht kennt, birgt soviel Sprengstoff, daß dich entweder ihre Mordslust oder - je nach Naturell - die ewige Verdammnis erwartet.
Ich habe einmal meine Partnerin in einer festen, auf Treue beruhenden Beziehung, betrogen, weil ich begierig bei getrennten Wohnorten in eine ero. Verführungsfalle getappt bin - vorsätzlich, denn ich wollte das S. Abenteuer. Dabei mußte ich die Existenz meiner Freundin ausblenden, sonst hätte ich mit der aufregenden Frau der Affäre nicht *beep* können. Schon am nächsten Morgen saß ich als Häuflein Elend von Schuldgefühlen geplagt auf der Bettkannte, die Frau der ero. Nacht räkelte sich unter der Decke hinter mir. Jedenfalls wußte ich, daß ich meiner Freundin schuldig bin, ihr sofort die Verfehlung einzugestehen und habe sie angerufen - um mein Gewissen zu entlasten, ohne die Affäre gleich zu beenden, die noch eine Woche munter fröhlich weiter ging.
Am nächsten Wochende kam meine Freundin zu Besuch und mit ihr der Donnerhall der Vorhaltungen.
Die Affäre lief mit meiner Vermieterin, ich wohnte in ihrem Haus. Die Anwesenheit meiner Freundin in der Dreierkonstellation waren Tage im Fegefeuer. Einige Tage später habe ich miner Freundin zum Fughafen gebracht, es war eine herzzereißende Abschiedsszene. Als ich zurück im Haus war, stand meine Affäre mit einem semitransparenten Negligee in ihrer wohlgeformten Pracht vor mir und dachte, jetzt, wo meine Liebste auf einen Langstreckenflug war, kann unser S. Vergnügen nicht einmal durch einen Handyanruf gestört werden.
Dann ist etwas Eigenartiges in mir vorgegangen. Urplötzlich fand ich die Situation lächerlich und wußte schlagartig, daß ich meine Freundin aus tiefstem Herzen liebe und wußte, daß ich ihr nicht mehr wehtun kann. So ließ ich die halbnackte Schönheit, die ich zuvor triebhaft begehrte, verdutzt in der Küche stehen und beendete die Affäre.
Wenn ich dir einen Rat geben kann: Stell dich deiner Verantwortung und konfrontiere deine Frau mit der schonungslosen Wahrheit - falls sie dir überhaupt bis zum Ende zuhört. Ganz ohne Rechtfertigung, denn was du deiner Therapeutin erzählen kannst, über eine ,,Traumabeziehung und anderes Opfergedöns, kann nur eine elegische Rechtfertigungsrede für einen faulen Komprmiß sein, den du Jahrzehnte verlebt hast.
Das Eingeständnis wird für alle Beteilgte extrem hart aber die Auseinandersetzung wird dir helfen, zu dir selbst zu finden.
Eine Beziehung, die nicht auf Wahrhaftigkeit und Vertrauen gründet, kann auf Dauer nicht gesund sein.
Mehr fällt mir zu deiner vertrakten Lage nicht ein.
Viel Glück!