15

Wieso habe ich solche Angst vorm Schluss machen

A
Hallo,

Ich bin mit meiner Freundin seit ca. 4 Jahren zusammen und wohne seit einem Jahr mit ihr in einer gemeinsamen Wohnung.
Seit einiger Zeit denke ich darüber nach ob die Beziehung gut für mich ist, bzw ob ich damit wieder glücklich werden kann.
Ich bin unglücklich, da ich mich so eingeschränkt fühle. Meine Freundin hat ein enormes Problem mit Schmutz/Dreck, das geht soweit, dass ich Schuhe nur noch mit Handschuhen anfassen darf und sobald etwas außerhalb der Wohnung auf den Boden fällt geht für sie die Welt unter und ich muss zuhause alles desinifizieren inkl. Auto, Türgriffe usw.
Dieses Problem mit Dreck hat vor ca. 2 Jahren angefangen, war allerdings sehr harmlos am Anfang, damals ging es hauptsächlich um Ekel vor Zig. und ums Händewaschen nachdem man zuhause ankommt.

Das Ganze sorgt in letzter Zeit immer wieder für laute Streits und viele Tränen ihrerseits. Das Ganze spielt bei ihr mit einer Depression und kleinen Zwängen zusammen was es nicht leichter macht.
Ich hatte immer die Hoffnung dass es in der gemeinsamen Wohnung besser wird mit Zwängen/Ekel/Depression (wir beide sind aus unseren Elternhäusern zusammengezogen) leider war das nur kurz der Fall.

Aufgrund der Streitereien und der sehr unterschiedlichen Ansichten von Hygiene und Sauberkeit kommen mir immer häufiger Zweifel ob ich mir mein Leben so vorstelle und so weitermachen möchte.
Allerdings habe ich riesige Angst vorm Schluss machen weil sie mir trotzdem wichtig ist und ich ihr nicht weh tun will. Außerdem habe ich Angst dass sie sich etwas antun könnte da solche Gedanken in der Vergangenheit schon hoch kamen.

Ich weiß einfach nicht weiter, ich werde auch immer gefühlskälter habe ich das Gefühl da mir ihr Weinen nicht mehr so nahe gehr wie Anfangs.

Tut mir leid für den langen Text, die Situation ist noch etwas komplexer als beschrieben, aber wollte auch kein Buch schreiben
Gibt es hier jemanden dee in einer ähnlichen Situation war und Tipps hat?

16.10.2020 13:30 • #1


T
First of all:
Zitat von Arkon:
Außerdem habe ich Angst dass sie sich etwas antun könnte da solche Gedanken in der Vergangenheit schon hoch kamen.

Du bist nicht für IHRE Taten verantwortlich. Ich hatte selber eine Partnerschaft mit einer Frau, die Suizidgedanken hatte und ich deswegen gehemmt war. Ich verstehe deine Gedanken dahingehend sehr gut. Aber Ich habe (auch durch Profis) genau das gelernt, was ich dir hier weitergebe: SIE ist für sich verantwortlich, NICHT und in KEINSTER WEISE du.

Ist sie in Behandlung? Diese Frage wäre für mich essentiell, bevor ich tiefer einsteigen wollen würde.

16.10.2020 13:40 • x 2 #2


A


Wieso habe ich solche Angst vorm Schluss machen

x 3


Plentysweet
Hallo, ich möchte die Frage auch gleich zu Anfang stellen:
Ist Deine Freundin in Therapie? Das hört sich neben dem Anderen nach einer Zwangsstörung an. Ich denke das wäre der erste Schritt.
Zweitens: Dir selbst muss es auch gut gehen dürfen/sollen. Du musst, solltest Dein Wohlergehen nicht einer Partnerschaft opfern, die Du obendrein nicht mehr gestemmt kriegst.
Drittens: Das hängt mit erstens und zweitens zusammen: Wenn Du diesen unguten Zustand mit Deiner Freundin aufrecht erhälst, läufst Du Gefahr co-abhängig zu werden.
Deswegen rate ich Dir: Raus aus dieser Beziehung. Auch wenn es sehr schmerzhaft ist. Aber nur so gibt es Weiterentwicklungsschancen für Dich und Heilungsmöglichkeit für Deine Partnerin.
Es gibt so einen Spruch, an den muss ich grad denken:
Je schwerer es dir fällt, diesen Schritt zu machen, umso wichtiger ist es, dass du ihn tust.
Alles Gute Dir!

16.10.2020 13:44 • #3


Emma14
Deine Freundin braucht therapeutische Hilfe und ihr solltet getrennte Wohnungen haben.
Dann hättet ihr eine Chance.

16.10.2020 13:46 • x 1 #4


Wollie
das ist eine Zwangsstörung...sie hat einen Putz -und Hygienezwang.....sie braucht dringend therapeutische Hilfe weil dies alleine nicht einfach weggeht....im Gegenteil es verstärkt sich nur noch........du kannst ihr an der Stelle nicht helfen.....höchstens mit ihr zu einem guten Therapeuten oder Tagesklinik die spezialisiert auf Zwangsstörungen sind gehen......zwingen kannst du sie dazu natürlich nicht.....

16.10.2020 13:49 • #5


J
Zitat von Wollie:
das ist eine Zwangsstörung...sie hat einen Putz -und Hygienezwang.

Super Ferndiagnose - kannst Du der Vollständigkeit halber noch die ICD-Ziffer nennen?

16.10.2020 13:53 • #6


Wollie
ja gern...ICD 10 F 42

16.10.2020 13:56 • x 1 #7


J
Zitat von Wollie:
ja gern...ICD 10 F 42

Ausgezeichnet!
Und jetzt überlegen wir mal noch bisschen weiter: Der zentrale Gedanke ist Kontamination bzw. Beschmutzung und die damit verbundene Emotion Ekel. Der TE erwähnte weiterhin Depression, Angst, eine gewisse Labilität und Suizidalität außerdem häufigere Auseinandersetzungen.
Wo könnten wir im ICD da vielleicht noch fündig werden, wenn wir statt dem Tele mal die Weitwinkel-Linse nehmen?

16.10.2020 14:00 • x 1 #8


Wollie
na dann würde ich F42.8 mal nehmen.....

16.10.2020 14:05 • x 1 #9


J
Zitat von Wollie:
na dann würde ich F42.8 mal nehmen.....

Wenn wir hauptsächlich bei dem beschriebenen Muster von Zwangshandlungen bleiben - ok.
Ich dachte allerdings eher bisschen über den Tellerrand hinaus.
Meiner Erfahrung nach stecken hinter den F4x nicht selten Beziehungsthematiken.

Außerdem könnte der Zwang nur ein wenig hilfreicher Abwehrmechanismus (im Sinne von Symptombildung) für einen etwas tiefer verwurzelten Konflit darstellen. Da müsste man allerdings noch bisschen mehr an Hintergrund haben und TP ist nicht unbedingt meine Stärke.

16.10.2020 14:09 • x 3 #10


Wollie
das ist jedenfalls ziemlich komplex und ohne therapeutische Hilfe meiner Meinung nach nicht zu lösen.....geb dir völlig Recht, das dahinter noch eine ganz andere Dynamik steckt. Letztendlich holt sie sich durch ihre Zwangshandlungen ein Stück Sicherheit, wenn das von Aussen betrachtet überhaupt nicht zu verstehen ist. Jemand in meinem Bekanntenkreis hatte einen Waschzwang und es dauerte fast zwei Jahre mit therapeutischer Begleitung bis sich dies wieder löste. Hintergrund waren hier auch ganz andere Indikatoren.

16.10.2020 14:14 • x 1 #11


A
Sie war lange Zeit in Behandlung bei einem Jugendtherapeuten konnte es dort aber aufgrund der Altersgrenze nicht mehr fortsetzen. Leider hat sie sich nie um einen neuen Therapeuten bemüht. Relativ früh in unserer Beziehung war sie auch fär 2Monate in stationärer Behandlung. Danach haben sich ihre Zwänge auch deutlich gebessert.
Die neue Eigenheit mit dem Dreck/Boden/Schmutz sieht sie nicht als Zwang sondern nur als Ekel an und will daher auch nicht in Behandlung, obwohl ich ihr das auch schon häufiger angeraten habe. Ihre anderen Putzzwänge hat sie größtenteils unter Kontrolle aber hat immer mal wieder Panikattacken wenn ich nicht zuhause bin, deswegen mag ich auch nicht mehr gerne alleine ausgehen.
Sie beteuert immer wieder, dass sie sich niemals etwas antun würde, wenn wir streiten fallen aber hähfiger Sätze wie: Ich kann nicht mehr, ich will hier nicht mehr sein

Außerdem fühle ich mich in gewisser Weise für sie verantwortlich da ich schon viel mit ihr durchgemacht habe, auch wenn ich jetzt immer ziemlich erschöpft bin in gewisser Hinsicht.
Und bei einer Trennung könnte sie sich die Wohnung nicht mehr leisten und ich würde ihr so den einzigen sicheren Hafen nehme den sie hat...

16.10.2020 14:22 • #12


T
Zitat von Arkon:
Außerdem fühle ich mich in gewisser Weise für sie verantwortlich


Komm mal ganz schnell von diesem Gedanken weg. Derzeit übernimmt sie keine Verantwortung für sich, was aber definitiv so sein sollte. Sie sollte sich eine Therapiemöglichkeit suchen, denn so macht sie auch dein Leben kaputt. Ich sage das ab und zu hier mal und nun auch für dich: Psychische Erkrankungen können ansteckend sein. Schau, wohin es dich gebracht hat und wie du dich fühlst. Schütze du dich! oder anders: Wenn du sie schützt und ihre Verantwortung für sich übernimmst: Wer tut es für dich, wenn nicht du?

16.10.2020 14:29 • x 2 #13


MrXYZ
Zitat von Arkon:
Sie war lange Zeit in Behandlung bei einem Jugendtherapeuten konnte es dort aber aufgrund der Altersgrenze nicht mehr fortsetzen. Leider hat sie sich nie um einen neuen Therapeuten bemüht. Relativ früh in unserer Beziehung war sie auch fär 2Monate in stationärer Behandlung. Danach haben sich ihre Zwänge auch deutlich gebessert. Die neue Eigenheit mit dem Dreck/Boden/Schmutz sieht sie nicht als Zwang sondern nur als Ekel an und will daher auch nicht in Behandlung, obwohl ich ihr das auch schon häufiger angeraten habe. Ihre anderen Putzzwänge hat sie größ...


Ich verstehe deine Worte und deine Intentionen, erkenne mich in ihnen wieder, was dieses verantwortlich fühlen angeht, habe ich allerdings ebenso abgelegt, wie Kollege Tin_.

Jeder ist für sich selbst verantwortlich und für seine eigenen Probleme, auch psychischer Natur.

Hatte auch mal eine Freundin in jungen Jahren, die mir Dinge sagte wie: Wenn du gehst, dann schneid ich mir die Pulsadern auf, ich bring mich um...und sie stand tatsächlich mit dem großen Küchenmesser vor mir, am Ende hat sie darauf aber auch, zum Glück, nie taten folgen lassen, heiße Luft, emotionale Erpressung, lass dich davon nicht einfangen und behalte die Entscheidung über dein Leben und deinen Lebensweg bei dir, sprich, nimm deine Eier in die Hand und geh, wenn du es nicht mehr tragbar findest, liebe hin, liebe her...dein Leben hängt ansonsten genauso am seidenen Faden, wie das ihres.

Wie viele Vorredner bereits erwähnten, sie kann sich nur selber helfen, sonst niemand.

Was meine damalige Freundin in jungen Jahren betrifft, sie hat sich zwar gebessert, wie auch du bei deiner Freundin erwähntest, aber im Großen und Ganzen allerdings geht sie weiterhin einen untragbaren Weg, mit dem sie niemandem einen Gefallen tut, nicht mal sich selbst.

Und ja, ich bin damals auch aus meinem Elternhaus zu ihr gezogen, sprich mit ihr zusammen und das alles im gesamten betrachtet hat mich sehr viel gekostet, viel mehr als nur Geld...bin zig mal zu meinen Eltern zurück....heute habe ich meine eigene Wohnung und muss so einiges was mich selbst betrifft und mein Leben, nachholen und nacharbeiten.

16.10.2020 14:58 • #14


E
Puh, Du beschreibst ein schweres Dilemma. Die Schwierigkeiten Deiner Freundin sind sehr belastend für Dich und Du weißt nicht mehr, ob Du sie liebst. Andererseits fühlst Du Dich stark in der Verantwortung und befürchtest bei einer Trennung das Schlimmste.
Kannst Du eine Zeit lang Abstand nehmen? Vielleicht jemanden besuchen und einfach mal eine Weile nicht zu Hause sein? Damit Du für Dich klar siehst, ob Du wirklich nur noch aus Verantwortung mit ihr zusammen bist. Wenn Du die Trennung ihr gegenüber aussprichst, solltest Du Dir sehr sicher sein, dass es für Dich auch das richtige ist.
Bereite Dich gut vor, wäge Deine Worte klar ab und lasse Dich nicht auf dramatische Szenen ein. Sachlich und klar- auch wenn sie das eventuell als kalt empfindet.
Schau, wo Du nach der Trennung hin kannst und überlege Dir eine Person, die Du anrufen kannst, falls es ihr sehr schlecht geht und sie direkt nach dem Gespräch jemanden braucht.
Das Wichtigste ist, dass Du keine unklare Situation schaffst und auch keine Zuwendung danach anbietest. Das klingt jetzt erst mal grausam, aber ist für sie besser. Denn ab der Trennung müssen sich andere um sie kümmern - nicht mehr Du. Ich verstehe Deine Problematik sehr gut und möchte nicht in Deiner Haut stecken, aber eine Beziehung nur aus Verantwortungsgefühl weiter zu führen, halte ich für falsch - und zwar für beide!

16.10.2020 15:13 • x 2 #15


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag