Liebe Community, ich brauche einfach Rat und Durchblick von Außenstehenden.
Im großen und ganzen kann ich gar nicht sagen, dass ich so unzufrieden bin mit meiner Partnerwahl, aber wir haben so furchtbar viel auf dem Kopf, dass es hier regelmäßig ganz böse knallt. Im Grunde geht es immer um das selbe
Damit ihr euch ein etwas besseres Bild machen könnt beschriebe ich uns kurz. Wir sind beide um die 30 und schon 10 Jahre zusammen, 9 Jahre wohnen wir zusammen und seit 2 Jahren verheiratet. Wir haben eine kleine Tochter die bald 2 wird. Zudem stecken wir beide noch im Studium. Ich schiebe seit über zwei Jahren meine Masterarbeit vor mir her, weil ich einfach nie wirklich Zeit dafür habe. Er hat noch eine Prüfungsphase vor sich und noch 2 Hausarbeiten zuzüglich Masterarbeit vor sich. Hinzukommt, dass ich ein Unternehmen gegründet habe. Das Tagesgeschäft schaffe ich mit meiner Tochter gerade so nebenher. Finanziell ist die Situation angespannt, wenngleich Besserung in Aussicht ist.
Wir kommen aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen: Er, ärmlich, Vater Alk., Mutter kontrollsüchtig, musste viel zu früh zu viel Verantwortung übernehmen. Ich, gehobene Verhältnisse, wohlbehütet, leicht narzistische Mutter, Vater immer am arbeiten. Wir beide tragen also unseren Koffer aus der Vergangenheit mit uns. Stets hatte ich das Gefühl, dass wir uns beide stützen, in jüngster Vergangenheit habe ich immer mehr Zweifel daran.
Vom leben wollen wir in den meisten Punkten das gleiche. Bei einem Punkt scheiden sich unsere Vorstellungen: Geld! Er möchte am liebsten wie ein Mönch leben und Geld dürfte nicht existieren. Ich hingegen möchte finanzielle Sicherheit für die ich nicht 8 Stunden einem sinnfreien Job ausüben muss. Dafür tue ich ja auch was und habe mit einem gutem Geschäftskonzept gegründet. Ich liebe das wirklich, aber es ist nicht einfach. Die letzten 10 Jahre habe ich ihn immer wieder finanziell unterstützt. Es ist nicht so als wäre er faul, nein er schämt sich von Leuten Geld zu nehmen. Bei dem Gedanken kriege ich regelmäßig die Krise. Er wälzt die Verantwortung einfach auf mich ab . Ich zahle alles und habe glück wenn ich ein Teil Miete von ihm bekomme. Spreche ich das an bin ich natürlich die böse. Das was ich leiste fühle ich nicht gewertschätzt.
Ich fühle mich einfach überladen mit allem: Kind, kochen, Unternehmen, Studium, ab und an sogar noch jobben, damit wir über die Runden kommen. Regelmäßig habe ich das Gefühl überfordert zu sein. Immerhin habe ich durchgedrückt, dass die Kleine ab August halbtags zur Tagesmutter kommt. Versteht mich nicht falsch ich liebe meine Tochter, aber ich wünsche mir so sehr einfach Zeit. Zeit um zu arbeiten und mich zu ordnen.
Spreche ich das an, er soll bitte mal von sich aus kommen und (wann es ihm passt) einfach mal eine Runde spazieren mit ihr wird er sauer: Er habe genug auf dem Kopf, er kann nicht noch an meine Bedürfnisse denken. Ich müsse schon sagen, wenn er rausgehen soll.
Aber ich kann es einfach nicht! Ich weiß er braucht Zeit um sich auf Prüfungen vorzubereiten und er soll nach 10 Jahren sein Studium endlich abschließen. Damit er wenigstens dazuverdienen kann. Seit dem sie auf der Welt ist schwebt dieser Gedanke wie ein Damoklesschwert über mir ER braucht Zeit zu lernen.
Dabei habe ich auch 1000 Dinge auf dem Kopf, er hat nebenher ein wenig Nachhilfe, räumt auf, putzt und macht seine Uni. Einkaufen, kochen, Unternehmen, alle Finanzen und Verträge, meistens das Kind lasten auf mir.
Er wirft mir vor, dass alles was er tut nur für uns tue. Dabei liegt er bis 9 im Bett und zockt mittags eine Stunde, bleibt oft lange auf. Während mir die Mittagspause heilig ist, weil es die einzige Zeit am Tag ist, an der ich mal in Ruhe arbeiten kann. Obwohl ich zu dieser Zeit jetzt auch nicht 100% geben kann, mein Rythmus gibt das einfach nicht her.
Wenn er mich kritisiert und sei es berechtigt, weil ich meine Sachen wieder habe rumliegen lassen flippe ich aus. Ich kann einfach nicht mehr! Ich will kein erwachsenes Kind, dass ich morgens wecken muss, dem ich sagen muss, er soll die Playstation ausmachen, er soll mit seiner Tochter mall spazieren gehen damit ich arbeiten kann.
Wir sehen uns in dieser Situation beide als Opfer. Ich weiß einfach nicht weiter. An Tagen wie heute denke ich das Leben ohne ihn wäre einfacher . aber der Gedanke macht mich sehr traurig.
Liegt der Fehler bei mir, bei ihm? Wie kommen wir zusammen? Klar ich könnte denken einfach durchhalten bis Studium beendet ist und wenigstens etwas Last weg ist, aber ich mache mir Sorgen dass unsere Beziehung darunter zu sehr leidet.
18.06.2021 13:05 •
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