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Zerstörende Kraft? Erzählungen von alten Beziehungen

R
Liebes Forum, ich hatte vor einigen Monaten hier schon meine Geschichte aufgeschrieben, ein bzw. mehrere Trennungsversuche meinerseits, aber sie ist weitergegangen, weil er mich nicht aufgegeben hat und ich zu diesem Zeitpunkt offensichtlich weniger weit in meiner inneren Trennung war als ich dachte. Ich habe mich nach meinem damals als Rückfall empfundenen Wieder-Zusammenkommen mit ihm also wieder voll auf ihn eingelassen.

Ich habe an dieser Stelle eine ganz konkrete Frage zu einem ganz konkreten Punkt, der mich in Form eines typischen Kopfkinos / Gedankenstrudels mehr oder weniger durchgehend beschäftigt, besser quält.

Daher will ich nicht die ganze Geschichte aufzurollen – nur kurz zur Einleitung: Mein sogenannter Seelenschmerzmann, mit dem ich erst vor einem Jahr zusammengekommen bin, hat mich im ersten halben Jahr sehr ambivalent behandelt. Auf der einen Seite hat er mir ständig gezeigt, wie sehr er mich will und wie einzigartig und wichtig ich für ihn bin, auf der anderen Seite hat er sich beziehungstechnisch wie die Axt im Walde verhalten. Ich bin dann nach langem Leiden und weil er meinen Appellen, doch bestimmte, verletzende Dinge sein zu lassen, nach ca. 5 Monaten regelrecht geflüchtet. Er hat in der Zeit gelitten wie ein Tier, wir hatten immer Kontakt, er hat fast alles davon bereut und mich nach ca. einem Monat (Ende Januar) überzeugen können, ihm eine Chance zu geben. Das ging dann bis Ostern gut, bis er innerhalb von zwei Wochen wieder in sämtliche Kerben schlug, die mich zuvor von ihm weggebracht hatten. Es folgte eine zweimonatige Trennung meinerseits (ohne Kontaktabbruch) bis zum besagten „Rückfall“. Seit dem hat er sich keinen wirklichen Fehlschlag mehr geleistet, bemüht sich sehr um mich, das muss ich ihm lassen, und hat mir immer wieder beteuert, wie leid ihm alles tut, er hat jetzt verstanden, dass das in einer Beziehung nicht geht und so weiter.

Nun mal langsam zum eigentlichen Thema: Was für mich in den ersten Monaten am schlimmsten und wie ich jetzt merke sehr nachhaltig verletzend war, waren seine obsessiven Erzählungen über frühere Freundinnen. Er konnte eigentlich nichts aus seinem Leben erzählen, ohne das es mit irgendeiner seiner Exen verknüpft wurde. Laut seiner eigenen Aussage hatte mit seinen knapp 50 nie eine wirklich glückliche Beziehung (max. 6 Jahre) und erfährt jetzt mit mir das erste Mal das Gefühl Teil eines Liebespaares zu sein. Aber obwohl angeblich alles so unbedeutend und unbefriedigend gewesen sei, mussten selbst Erlebnisse aus seinen 20ern ständig aufgewärmt werden. Er hat mir zwar nie von einer vorgeschwärmt, im Gegenteil, aber die Frauen waren immer und überall dabei, ich könnte ein Buch darüber schreiben! Das fing mit absolut unnötigen Kleindetails an (Beispiel: Ich hab ihm von meinem in einem Unfall verlorenen Auto erzählt, und er muss sofort erzählen, dass die XY den gleichen Wagen hatte.), ging über weiterreichende Erzählungen ohne ersichtlichen Anlass oder Erkenntnisgewinn für unsere Beziehung (häufiger Satzbeginn: „Ich war mal mit einer zusammen, die … z. B. einen Hund hatte, die sogar sich im Bett nicht abgeschminkt hat, die Kunst studieren wollte…“) bis hin zu wirklich respektlosen Erwähnung während wir S. hatten („Ich hab mit so und so viel das und das gemacht.)
Ich habe ihn immer und immer wieder darum gebeten, damit aufzuhören, weil ich das alles nicht hören wollte. Nichts, aber auch gar nichts davon war ein sinnvoller Beitrag etwas über ihn als Mensch zu lernen. Mir ist klar, dass ab einem gewissen Alter jeder eine Vorgeschichte hat, das muss man aber dem anderen nicht pausenlos unter die Nase reiben. Es mag auch sinnvoll sein, über das eine oder andere aus der Vergangenheit zu sprechen, aber dann bitte nur in gegenseitigem Einvernehmen, als klar um- und begrenztes Thema als Teil der Beziehungsarbeit und nicht als Alltagsbegleitung selbst in den schönsten und romantischsten Momenten.

Ich habe inzwischen auch gelernt, dass es sehr unterschiedliche Meinungen zu dem Thema „über vergangene Beziehungen sprechen“ gibt. Während manche das als normales Gesprächsthema empfinden wollen andere, und zu denen gehöre ich, darüber am liebsten nichts unnötiges wissen. Beides hat wohl seine Daseinsberechtigung, entscheidend jedoch ist, dass Dinge in einer Beziehung generell mit gegenseitigem Einverständnis geschehen sollten. In meiner persönlichen Vorstellung einer Liebesbeziehung ist die Besonderheit, das Einzigartige, das Exklusive einer der wichtigsten Punkte überhaupt. Um diesen Zauber nicht zu zerstören, sollte man es vermeiden, durch überflüssigen Kram aus der Vergangenheit dem geliebten Menschen dessen Position in einer Abfolge, seine Austauschbarkeit als Partner ständig ins Gedächtnis zu rufen. Ein Blogbeitrag hat das für mich hervorragend auf den Punkt gebracht. Wen es interessiert, der kann mal nach „Why Even the Closest of Couples Shouldn’t Talk About Exes: A Lesson Learned the (Very Hard) Way“ googlen.
Absurderweise hat er mich in dieser Einstellung immer wieder bestätigt, dass er das ebenso sieht. Gleichzeitig hat er bei mir ständig nachgebohrt und war dann eifersüchtig herauszufinden, dass ich in meiner Vergangenheit viel mehr (oder besser: überhaupt) Innigkeit und Partnerschaftlichkeit erlebt habe.

Während ich ihm das andere, verletzende Verhalten verziehen habe und da auch so gut wie nicht mehr daran denke, seit er sich nach unserer letzten Off-Phase sehr zum Positiven verändert hat, habe ich das Gefühl, das sich diese ganzen Geschichten in meinem Hirn eingebrannt haben und sich verselbständig haben. Sie quälen mich. Sie geben mir, im Gegensatz zu seinem sonstigen Verhalten, das Gefühl, nur eine von vielen zu sein. Ich wollte es nicht hören, er hat es mir regelrecht aufgezwungen. Mein Fehler war, mich damals dem nicht frühzeitig und mit aller Konsequenz zu entziehen. Ich fühle mich wie betrogen, denn auch wenn es in seiner teilweise weiten Vergangenheit war, hat er es in unserer gemeinsamen Jetztzeit thematisiert und in Bildern wiederauferstehen lassen. Nicht nur Geschichten von der Letzten vor mir, was vielleicht noch verständlich gewesen wäre, auch wenn es bereits vier Jahre her war, sondern von ALLEN, die jemals in seinem Leben ein Gastspiel gegeben haben. Ich überlege oft, ihn zu verlassen, damit dieses Kopfkino aufhört, weil er damit unsere Beziehung vergiftet hat, nachhaltig. Diese Personen hätten doch nichts bei uns zu suchen gehabt, er hat ihnen eine Bühne bereitet, andere ins das „Wir“ gelassen.

Was will ich nun von Euch? Keine Umfrage, wer das noch so sieht, dass das unnötiger Ballast für die aktuelle Beziehung ist, und wer nicht. Eher eine Idee, wie ich damit umgehen könnte. Ob ich „das Recht“ habe, mich davon belastet und verletzt zu fühlen. Vielleicht, ob jemand ähnliches empfunden hat. Ob es sein kann, dass es nicht zu verzeihende Verletzungen gibt, dass selbst wenn das verletzende Verhalten aufhört, man nicht damit einfach abschließen kann. Ob ich irre bin?

Danke für alle Antworten,
die Raupenfrau (keinen Schritt weiter als gestern)

PS: Falls irgendjemand den alten Thread von mir liest oder kennt... Nein, ich habe den Rest nicht vergessen. Ich sehe uns auch noch sehr mit Vorsicht, ob seine Besserungsversuche wirklich von Bestand sind. Dieses Thema aber quält mich eben sehr vordergründig, daher habe ich es mal als Ausschnitt dargestellt.

27.06.2016 23:02 • #1


L
Hallo liebe Raupenfrau,

das Reden von früheren Beziehungen finde ich nicht gut.
Wenn er darauf besteht, ist er mehr in Selbstbestätigung als in Liebe unterwegs.

27.06.2016 23:44 • #2


A


Zerstörende Kraft? Erzählungen von alten Beziehungen

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R
Liebe Lucky, vielen Dank für Deine Antwort.

Er tut es ja nicht mehr, hat seiner Aussage nach den Riesenfehler eingesehen. Aber die Geschichten kenne ich jetzt und werd sie nicht mehr los.

Tatsächlich hatte ich immer den Eindruck, dass er sich damit selbst irgendetwas gibt, als ob er sich selbst damit bestätigen müßte, gelebt zu haben. Er ist ein eher einsamer Mann, hat heute eigentlich keine richtigen Freunde. Und früher eher viele Bekannte, abet nie einen echten Freund wie ich das kenne.

27.06.2016 23:51 • x 1 #3


Y
Zitat:
Tatsächlich hatte ich immer den Eindruck, dass er sich damit selbst irgendetwas gibt, als ob er sich selbst damit bestätigen müßte, gelebt zu haben. Er ist ein eher einsamer Mann, hat heute eigentlich keine richtigen Freunde. Und früher eher viele Bekannte, abet nie einen echten Freund wie ich das kenne.


dann ist es vielleicht recht einfach? Während andere von den Erlebnissen mit ihren Freunden, Kindern oder Verwandten erzählen, kann er vielleicht fast nur von Ex-Freundinnen erzählen weil er, wie jetzt auch, eher einzelgängerisch unterwegs war und immer nur eine Frau an seiner Seite hatte.

27.06.2016 23:57 • #4


R
Liebe Ysabell, ich denke auch, dass dies einer der Hauptgründe für seine ewigen Geschichten war, mangelnder sonstiger Lebensinhalt.

Aber mein eigentliches Problem ist ja: Wie gehe ich damit um? Wie werd ich das alles los? Vor allem das miese Gefühl trotz Bitten immer wieder auf dieser empfindlichsten aller Beziehungsebenen verletzt zu worden zu sein? Ich hab ständig das Gefühl, damit nicht leben zu können und eine latente Wut auf ihn, dass er das immer wieder thematisiert hat. Ist es besser doch noch zu gehen?

Im Nachhinein hätte ich damals bei der ersten Geschichte, die nach meiner klaren Ansage, dass ich keinen unnötigen Müll hören will, kam, aufstehen und gehen müssen. Mein Fehler. Aber ich habe ein konstantes Bedürfnis, genau das nachzuholen. Natürlich gibt es gemug positive Gefühle für ihn, die mich genau dabon abhalten... Ich dreh mich im Kreis.

28.06.2016 00:23 • x 1 #5


A
Liebe Raupenfrau, ganz verstehen kann ich es zwar nicht, was dich so verletzt, wenn er aus seiner Vergangenheit erzählt, dass eine Ex einen Hund hatte etc. Aber: Es verletzt dich und das ist das entscheidende.
Also mein kurzer Rat: Wenn er das nächste Mal davon anfängt, dann steh wirklich auf und geh. Es fällt einem Menschen nicht ganz leicht, mit Verhaltensmustern aufzuhören - deshalb braucht er einen gehörigen Dämpfer, und vielleicht auch mehrere, um das zu unterlassen. Also probiers mit der pädagogischen Ohrfeige - natürlich nur im übertragenen Sinn Alles Gute!

28.06.2016 06:48 • #6


R
Liebe Arnika, mich verletzt nicht die bloße Information, dass irgendeine einen Hund hatte, sondern dass er über Monate hinweg, in denen er angeblich gedanklich nur bei mir / uns war, permanent über sämtliche seiner Ex'en gelabert hat, zu wirklich jeder Situation. Ich war mit ihm gefühlt nie allein, sondern immer in großer Gesellschaft.

Aufgehört hat er damit erst nachdem ich mich zum 2. Mal getrennt hatte. Aber ich trag das Gefühl, was dabei bei mir entstanden ist, weiter mit rum.

Wenn wir eine ernsthafte Beziehung eingehen, ist doch Teil der romantischen Liebe die Vorstellung Es gibt nur UNS. Für alle Zeit. Das da zig andere waren, mit denen der Ansatz auch da war, mit denen es nicht geklappt hat, macht - zumindest mir - ein austauschbares Gefühl, weil ich es monatelang täglich unter die Nase gerieben bekommen habe. Es hat eben den Zauber zerstört, den eine Liebesbeziehung von einem schnöden Arbeitsverhältnis unterscheided.

28.06.2016 08:03 • #7


L
Hallo liebe Raupenfrau,

wenn er damit aufhören konnte und Dir die Geschichten nachgehen, kommt das mmeiner Meinung nach von der eigenen Selbstunsicherheit.
Ich war früher zu eifersüchtig. Das bin ich heute nicht mehr.
M e i n e Beziehung zu ihm, die beide wollen, ist das Zentrale in unser beider Leben.

Und zu Exe finde ich auf die Dauer die distanzierte versöhnliche Ebene am befreiensten. Man braucht nicht
eifersüchtig zu sein, sie sind Geschichte.

Verunsichert sein durch Exe ist das
eigene unsichere Selbstwertgefühl.
Mein Selbstwertgefühl konzentriert sich auf unsere Beziehung und nicht auf die Vergangenheit, dazu sage
ich, das muss ich nicht wissen, das ist Dein Leben vor meiner Zeit.

VLG lucky

28.06.2016 08:20 • #8


R
Liebe Lucky, diese Dinge versuche ich mir auch zu sagen. Vor ihm kannte ich dieses Problem nicht. Das pure Wissen, vor mir gab es andere, hat mich nicht gestört. Es kam erst durch seine Erzählungen. Weil es den ganzen Frauen Namen, Gesichter, Leben gegeben hat.

[quote=lucky123dazu sage
ich, das muss ich nicht wissen, das ist Dein Leben vor meiner Zeit.[/quote]

Genau. Das muss ich nicht wissen. Daher quält mich die Frage, warum er mir das überhaupt angetan hat. Warum es ihm so wichtig war, denn er hat mich leiden gesehen, hat lange damit nicht aufgehört, trotz Tränen, Bitten, Betteln. Erst als es ihm selbst geschadet hat, als ich ihn verlassen habe, hat er aufgehört.

28.06.2016 08:36 • #9


VictoriaSiempre
Ich kenne auch solche Leute, die zu allem und jedem irgendwen aus dem Hut zaubern, bei dem das ebenfalls so/ähnlich/ganz anders war - Hauptsache, sie können ihren Senf dazugeben. Das müssen keine Exxe sein; ich finde es zwar nicht schlimm, aber grundsätzlich nervig.

Allerdings käme ich nicht auf die Idee, dass diese Personen deshalb erwähnt werden, weil sie irgendwie besonders wichtig wären oder in Gedanken ständig dabei.

Wenn Dein Freund immer von EINER Ex gesprochen hätte, dann wäre es vielleicht ein Grund, sich Gedanken zu machen, ob diese noch sehr präsent ist für ihn. Hat er aber ja nicht, er zieht ja demokratisch alle zu Vergleichen/Stories heran. Allerdings ist das auch die Crux (oder wäre es für mich): Ich würde es nicht prickelnd finden, wenn ich irgendwann - dann selber Ex - davon ausgehen müsste, dass ich in den Reigen mit aufgenommen werde und die Labertasche der Next erzählt, was er mit mir im Bett gemacht hat.

Du schreibst, er hat damit aufgehört, diese Geschichten zu erzählen. Was er in der Vergangenheit gesagt hat, kann er ja nun mal nicht rückgängig machen. Es liegt jetzt an Dir, ob Du damit umgehen kannst und willst. Ich denke, dass Du - wenn alles rund laufen würde und Du grundsätzlich ein gutes Gefühl in Eurer Beziehung nach dem Neustart hättest - Dir nicht so einen Kopf machen würdest. Da würde ich an Deiner Stelle mal genauer hingucken...

28.06.2016 08:52 • #10


R
Liebe Victoria, das wird sicherlich eine Rolle spielen, dass es noch andere Baustellen gibt, allerdings solche, die ich für überwindbar halte.

Wir hatten nie eine glückliche, unbeschwerte Zeit, wie eine Beziehung doch anfangen sollte. Somit fehlt mir zumindest die gemeinsame Basis von der man bei später auftauchenden Problemen zehren kann. (Eine Basis im Sinne von gleichen Wünschen, Vorstellungen, Interessen, Zielen existiert jedoch sehr ausgeprägt.)

Ich denke, dass er mich überhaupt so hemmungslos verletzt hat, kann ich ihm nicht verzeihen, und an diesem Thema hängen die allermeisten schlimmen Erinnerungen.

28.06.2016 09:39 • #11


R
Hmmm... ist wohl eine den meisten unbekannte Gefühlssituation. Ich glaub, mir würde es schon helfen zu hören, dass es nicht vollkommen an den Haaren herbeigezogen ist, dass es mich beschäftigt...

Ja, es gibt andere Baustellen. Unter anderem seine Konflikt(un)kultur, dem anderen abzuschütteln wie ein nervendes Insekt.

Aber was mich an dem Thema stutzig macht, ist, dass ich ihm das so nachtrage. Ansonsten bin ich ein sehr versöhnlicher Mensch, vor allem in Partnerschaften, der keine Rabattmarken klebt, aber hier geht das nicht...

28.06.2016 19:46 • #12


Eswirdbesser
Hallo meine Liebe,

mein Freund macht das auch...

Mir persönlich macht das jetzt nix, weil ich all seinen Exen dankbar bin, weil ich dadurch mit ihm zusammen gekommen bin...

Wenn mein Freund das Bedűrfniss noch hat bei verschiedenen Gelegenheiten, es nochmal zu erwähnen, dann ist das so und es gehőrt zu ihm...

Vielleicht darfst du dich fragen, was dich daran so stőrt...

Weil verletzen kann er nur, weil er bei dir was trifft, was du darűber glaubst...

28.06.2016 20:12 • #13


Y
Liebe Raupenfrau,

ich habe mich leider auch einmal so blöd wie Dein Freund verhalten. Ich lernte einen Mann kennen (mit dem ich dann auch zusammen kam) und sappelte dauernd von meinem Ex und das obwohl wir schon Jahre getrennt waren. Das waren nie emotionale Dinge...ich hing auch kein bisschen mehr an ihm...Aber auch mir fiel dauernd etwas ein, was ich mit meinem Ex assoziierte Da war ich mit ihm auch schon mal usw. Das war total daneben von mir und ich weiß bis heute nicht, warum ich das gemacht habe.
Mein Freund wies mich auch hin und wieder darauf hin und anfangs begriff ich gar nicht, warum es ihn störte. Für mich war es einfach sowas von normal, alles auszuplaudern, was in meinem Kopf herum schwirrt. Ich war es nicht anders gewöhnt. Mit Freunden und auch mit meinem Freund davor gab`s da einfach keine Grenzen. Auch in meiner Familie wurde immer extrem offen geplaudert. Alles rausgehauen. Heute sehe ich das ganz anders aber damals noch nicht...
Erst als mein Freund mich wiederholt darauf hinwies, fing ich an, mich zu beherrschen und dennoch plauderte ich manchmal drauf los, merkte es dann selbst und schämte mich. War wohl ein Automatismus. Einfach nur bescheuert.

Für mich stand aber mein damaliger Freund total im Zentrum, auch wenn es beim Gegenüber natürlich so wirken muss, als wäre man nicht ganz präsent, nicht beim Partner. Ich schreibe Dir das damit Du diese ganzen Stories nicht überbewertest. Vielleicht haben sie für ihn selbst gar keine Bedeutung. Du aber fühlst Dich nun wie Nummer 7,8,9.
Meiner Erfahrung nach verschweigt man eher gerade die Geschichten, die einen tief bewegen oder noch beschäftigen. Ist aber natürlich kein Gesetz denn die Menschen sind so verschieden...

Ich habe vor Monaten einen Mann kennengelernt...ganz süßer Typ...Wir verstehen uns sehr gut...aber haben uns nicht verliebt und es wird vielleicht eine Freundschaft draus. Er ist mir sehr ähnlich. Sehr aufgeschlossen und plaudert wirklich jedes Gefühl heraus, jeder Gedanke kommt ungefiltert aus seinem Kopf Und so quasselte er auch von Anfang an sehr viel und detailreich von all seinen Exen Und das während er versuchte, mich zu erobern. Mich hat`s aber nicht gestört. Hab ja selbst so einen Unsinn gemacht.

28.06.2016 20:36 • #14


R
Lieben Dank für Eure Antworten, Eswirdbesser und Ysabell.

Um genau zu sein, ich bin Nummer 11 und fühle mich auch so. Klar frage ich mich auch gleichzeitg ständig, warum mich das so sehr verletzt hat, was es in mir anspricht. Was ich dahinter vermute, ist, dass es mir die Endlichkeit von Beziehungen und die Austauschbarkeit von Menschen in der Funktion des Lebenspartners so unromantisch und brutal vor Augen geführt hat. Das ist doch das letzte, woran ich als frisch und extrem Verliebte denken wollte. Ich war bei uns, wollte mit ihm sein, nicht mit zig anderen noch nebenbei. Außerdem ist wohl ein ein weiterer Faktor, dass er meine teils unter Tränen vorgebrachten Bitten, das sein zu lassen, erst bagatellisiert und dann ignoriert hat. Wenn ein Mensch, an dem mir was liegt, mir inständig sagt, das etwas ihn verletzt, dann wäre das letzte, was mir einfallen würde, ihn kaltschnäuzig abzubügeln und ihm Übertreibung seinerseits vorzuwerfen. Es ist also zusätzlich der Umgang damit, dass er mich so ignoriert hat in meinem Bedürfnis. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass Du, Ysabell, Deinen Freund damals ebenso abgebügelt hast.

Ysabell, auch er sagt, wie Du es beschreibst, dass er selbst nicht weiß, warum er das getan hat, und das die Tanten keine Bedeutung mehr für ihn haben. Vielmehr behauptet er noch, dass er gar nicht an sie gedacht hätte dabei. Das allerdings halte ich für ausgemachten Blödsinn, da es ja rein gehirnfunktionstechnisch nicht möglich ist, über etwas zu erzählen, an das man nicht denkt. Weil es auch so penetrant, permanent und anhaltend war (eben bis ich keinen Ausweg mehr sah und Schluß gemacht habe, sogar ein zweites Mal, als es wieder anfing) hatte ich ständig das Gefühl, dass er gedanklich nicht bei mir, sondern 10 anderen war. Meine Güte, er mußte ja sogar aufzählen, mit wem er mal eine Nacht verbracht hat und was da gelaufen ist. *kotz* Ich hatte solche innerlichen Gedankenverbindungen nie, obwohl ich sogar einen Warmwechsel aus einer fünfjährigen Beziehung zu ihm hatte, habe ich nie das Bedürfnis oder die Idee gehabt, da irgendetwas rauszuposaunen. Warum auch? Hab ja an ihn und uns gedacht.

Übrigens waren seine Erzählungen, die ja das volle Spektrum an Möglichkeiten ausgeschöpft haben, teils auch emotional - im Gegensatz zu Deinen, Ysabell. Gerade bei einer, die ihn vor 12 (!) Jahren verlassen hatte, hatte ich das Gefühl, dass ihn das heute trotz gegenteiliger Behauptung, noch wurmt. Und vor allem waren sie oft grenzüberschreitend. Nein, ich will nicht wissen, in welcher Stellung er es mit XY hatte, danke.

Wichtig ist sicherlich anzumerken, dass diese Berichte nie, kein einziges Mal, irgendwie zur Situation gepaßt haben, im Gegenteil, er hat es geschafft, sogar die romantischsten Momente kaputt zu machen. Wir beide allein, Hand in Hand, im Sonnenuntergang, beobachten Glühwürmchen, und er platzt plötzlich mit S. im Auto mit XY dazwischen.

Auch bin ich der grundsätzlichen Meinung, das ALLES, was wir tun, einen Grund und tieferen Sinn hat, auch wenn sich der einem selbst nicht unbedingt gleich erschließt. Das gilt natürlich auch für mich und meine Fehltritte, ich bin bereit, die / meine Gründe zu hinterfragen, er grundsätzlich nicht.

Mal zusammenfassen, was Ihr beiden geschrieben habt, und was auch schon in diesem Thread angemerkt wurde von Victoria: Vielleicht sind es nicht die Geschichten selbst, sondern sein verletzender Umgang damit.

28.06.2016 21:49 • #15


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