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Beziehungsunfähig?

Hagebau
Hallo zusammen!

Ich hoffe, dass ich der einzige bin, welcher pünktlich zum neuen Jahr seinen Beziehungsstatus von Glücklich vergeben zu Nun in WG ändern durfte. Bis dahin war es ein langer Weg, aber den möchte ich euch nicht vorenthalten, bzw. eventuell kann jemand Parallelen erkennen und meine Fehler vermeiden:

nach 20 Jahren Beziehung, 10 Jahren Ehe lernte ich nach meiner Trennung ziemlich bald meine Arbeitskollegin kennen und lieben. Einer kurzen heißen Affäre schlossen sich einige Wochen in meiner spartanisch ausgestatteten Wohnung an. Es waren die Schmetterlinge wieder da, wir verstanden uns blind, es war Frühling nicht nur vom Kalender her. Ihr Ex fand immer neue Argumente, nicht ausziehen zu müssen, meine Scheidung kam in die Gänge, die letzten Jahre waren nur noch eine Qual gewesen. Als er endlich ihre Wohnung verlassen hatte, sie noch etwas gestalkt hatte, waren die folgenden Wochen und Monate bei ihr traumhaft. Da mindestens einmal die Woche wegen Post und Werbung der Briefkasten geleert werden musste, stellte sie die Frage nach dem Sinn der 2.Wohnung. Gesagt getan: Warum 2x Miete bezahlen. Glücklicherweise kam ihrerseits auch der Einwand, den Mietvertrag auf mich zu erweitern.

Sie hat einen umfangreichen Freundeskreis, was für mich auch kein Problem ist. Nur einmal, da hatte ich so ein flaues Gefühl. Ein Gefühl in der Bauchgegend, was einem schon andeuted, dass was falsch sein kann, aber nicht muss. Sie hatte sich mit ihrer Freundin verabredet für den Nachmittag, und war Tage vorher schon irgendwie aufgedreht. Als vor ihrer Freundin eine Absage kam, war sie am Boden zerstört. Bezüglich der Zuverlässigkeit kannte ich solche kurzfristigen Absagen nicht von ihr. Als kurz darauf ein alternativer Termin stand, kannte meine Neugier keine Grenzen. War es Eifersucht, war es Dummheit - kurz vor ihrem Besuch bei ihrer Freundin nahm ich mit ihr Mobiltelefon zur Brust. Im Chatverlauf mit einem ehemaligen Arbeitskollegen fand ich eindeutige Angebote, welche sie aber nicht angenommen hatte. Ein Besuch bei ihm stand aber zur Debatte, nachdem er die Woche vorher zeitlich absagt hatte.

Ehrlichkeit gehört zu einer meiner Eigenschaften, somit konfrontierte ich sie damit, dass sie doch so ehrlich hätte sein können, und den Besuch bei ihm nicht vor mir hätte verstecken müssen. Die Stimmung war natürlich im Eimer, der Vertrauensbruch wog zu schwer. Aber es erholte sich wieder, und die darauffolgenden Monate waren super. Urlaub mit den Schwiegereltern und ihr waren nur ein Höhepunkt. Allerdings zog sie sich minimal Stück für Stück zurück. Zunächst dachte ich mir nix dabei, bis am Totensonntag sie sämtliche körperlichen Kontakte sich verbat. Seit diesem Tag nächtigte sie auch auf der Wohnzimmercouch. Als Grund gab sie an, dass die Sache mit ihrem Handy sie noch zu schaffen machte. Der Vorfall war Monate her und sie hatte es bisher nie wieder angesprochen.

In Zeiten der Digitalisierung und sozialer Netzwerke hat fast jeder schonmal was von Facebook Co gehört. Auch wir beide sind dort angemeldet und neben dem täglichen Anstubsen gehörte auch ein Quizduell dazu. Bis zu dem Tag im Dezember: nix ging mehr im Messenger, Ihr Profil nicht mehr zu finden. Laut Hilfeseite soll eine Blockierung vorliegen. Ihre Unschuldsbeteuerungen überzeugten mich, beim Support nachzufragen. Lange Rede kurzer Sinn: Was bringt jemanden dazu, wenn auch nur in einem sozialen Netzwerk zu blockieren, und dem Partner gegenüber auch noch die Unwahrheit zu erzählen? Während andere vielleicht schon bei dem Entzug der körperlichen Nähe Reißaus genommen hätten, hätte ich ihr auch noch Freiräume in den sozialen Netzwerken eingeräumt, aber die Unwahrheit bezüglich der angeblich nicht vorhandenen Blockierung?

Am Neujahr wurde nach heftiger Diskussion aus der Partnerschaft nun eine WG .

Für alle in ähnlicher Situation: Nutzt die Chance, die sich bietet, um dort auszuziehen, wo man sich täglich über den Weg läuft. Meine Liebe ist nicht ganz erloschen, und das ist eben das Gefährliche. Einer erneuten Partnerschaft wäre ich nicht abgeneigt, wobei ich aber auch weiß, dass unter den gegebenen Vorraussetzungen es schwer wird. Beide haben Fehler gemacht, um jeden Preis bettele ich aber nicht um einen Neuanfang.

06.01.2020 04:38 • x 2 #1


Heffalump
Zitat von Hagebau:
nahm ich mit ihr Mobiltelefon zur Brust. Im Chatverlauf mit einem ehemaligen Arbeitskollegen fand ich eindeutige Angebote, welche sie aber nicht angenommen hatte.

Hast du gefunden, was du suchtest?


Zitat von Hagebau:
neben dem täglichen Anstubsen

virtuell
Zitat von Hagebau:
dem Partner gegenüber auch noch die Unwahrheit zu erzählen? Während andere vielleicht schon bei dem Entzug der körperlichen Nähe Reißaus genommen hätten, hätte ich ihr auch noch Freiräume in den sozialen Netzwerken eingeräumt, aber die Unwahrheit bezüglich der angeblich nicht vorhandenen Blockierung?

mir scheint, sie versucht sich zu schützen, vor was auch immer - du hingehen versuchst ihr diesen Schutz zu entreißen, warum auch immer

Zitat von Hagebau:
um jeden Preis bettele ich aber nicht um einen Neuanfang.

Vielleicht war es für dich einfach zu früh, eine Beziehung so aufzubauen, wie sie einst in deiner Ehe war

06.01.2020 06:49 • x 3 #2


A


Beziehungsunfähig?

x 3


S
Sie hat mit Dir eine Affäre geführt(und du mit ihr) weshalb sollte sie dies nun nicht mit einem anderen tun.
Wie das geht, die Mechanismen, kennt ihr beide doch gut.
Eine erwachsene Persönlichkeitsstruktur ändert sich so schnell nicht insofern keine Notwendigkeit besteht.

Mach das Beste daraus.
Für dich.
Genau so wie sie es tut.

06.01.2020 09:01 • x 1 #3


Hagebau
Zitat von Schraubenzieher:
Sie hat mit Dir eine Affäre geführt(und du mit ihr) weshalb sollte sie dies nun nicht mit einem anderen tun.


Als Affäre würde ich das nicht bezeichnen: Wir haben eine Wohnung komplett aufgegeben und glücklicherweise sind wir beide auf dem momentanen Mietvertrag.
Schwiegereltern haben sogar mir einen PKW finanziert und bezahlt. Da kann man von einfachen Spaß nebenher nicht sprechen. Das war und ist auch nicht meine Intention, ihr gegenüber von einer Affäre zu sprechen.

06.01.2020 09:38 • #4


Hagebau
Zitat von T4U:
Hast du gefunden, was du suchtest?


Ich wünschte, ich hätte nichts gefunden



Zitat von T4U:
mir scheint, sie versucht sich zu schützen, vor was auch immer - du hingehen versuchst ihr diesen Schutz zu entreißen, warum auch immer


Wie meinst du das?


Zitat von T4U:
Vielleicht war es für dich einfach zu früh, eine Beziehung so aufzubauen, wie sie einst in deiner Ehe war


Wir hatten es langsam angehen lassen, erst recht mit dem zusammenziehen. Dieser Vorschlag stammt auch von ihr.

06.01.2020 16:30 • #5


Heffalump
Zitat von Hagebau:
Wie meinst du das

Das sie auch viele negative Erfahrungen gemacht hat und sich da einen Panzer zugelegt hat, den du ihr wohl bewusst oder unbewusst zerstört hast

06.01.2020 16:41 • x 1 #6


Hagebau
Zitat von T4U:
Das sie auch viele negative Erfahrungen gemacht hat und sich da einen Panzer zugelegt hat, den du ihr wohl bewusst oder unbewusst zerstört hast


Das kommt hin mit ihren Beziehung vor mir, aber zerstören wollte ich da nichts. Die Unwahrheit über die Blockade ist etwas, woran ich immer noch knabbere, das kenne ich in keinster Weise von ihr.

06.01.2020 16:48 • #7


Heffalump
Zitat von Hagebau:
das kenne ich in keinster Weise von ihr.

nach wenigen Monaten von Kennen zu sprechen ist ..

Es gibt soviel zwischen Himmel und Erde, vieles was wir nicht wissen und vieles was uns nicht oder nie bewusst ist/wird. Aber eines ist gewiss, wenn sie mit dir hätte zusammen bleiben wollen, dann wäre sie noch da

06.01.2020 16:51 • x 1 #8


Hagebau
Zitat von T4U:
nach wenigen Monaten von Kennen zu sprechen ist ..

Es gibt soviel zwischen Himmel und Erde, vieles was wir nicht wissen und vieles was uns nicht oder nie bewusst ist/wird. Aber eines ist gewiss, wenn sie mit dir hätte zusammen bleiben wollen, dann wäre sie noch da


Da gebe ich dir vollkommen recht. Aber es waren nicht nur wenige Monate, es waren 3 Jahre

06.01.2020 16:54 • #9


Heffalump
Zitat von Hagebau:
es waren 3 Jahre

ich kannte meinen Ex über 2 Jahrzehnte, aber das was er dann tat - war als ob ich ihn nie gekannt hätte

06.01.2020 16:56 • x 1 #10


Hagebau
Heute nun mal versucht, den Tag zu genießen. Plasma spenden beruhigt doppelt: man tut was gutes für die Allgemeinheit und wird ärztlich auch noch kurz durchgecheckt. Wieder 2 Kilo weniger und näher am Ideal-BMI dran. Wenigstens das ist eine zweite Konstante im derzeitigen Leben neben der Arbeit, wenn man Schiltdienst als Konstante sähe. Hab mich heute morgen nach der Nachtschicht dummerweise eine Diskussion eingelassen. Inhalt: sowas von unwichtig, aber offensichtlich verlangte das Herz nach Beachtung und die kurze Aufmerksamkeit während der Meinungsverschiedenheit war es ihm wohl wert. Als sie auf Arbeit fuhr und ich unter der Dusche stand reflektierte ich erstmalig: Willst du sie wirklich zurück haben?
Ein Freund hat morgen Scheidungstermin, stelle mich als Taxi zur Verfügung um Gedanken zu sortieren. Er hat angeboten, dass ich am Wochenende bei ihm pennen könnte. Vorteile: zu Fuß auf Arbeit, und mindestens ein Männerabend. Ich werde berichten.

07.01.2020 14:48 • x 2 #11


Hagebau
Terminplaner für 2020 gekauft, analoge Datensammlung entschleunigt vielleicht auch das Leben. Warum nicht mal wieder Stifte zur Hand nehmen? Die eigene Kreativität fördern?
Mal an sich denken ohne egoistisch zu sein.

07.01.2020 16:33 • x 3 #12


Hagebau
Der Jahresplaner fiel ihr sofort ins Auge, bisher war ich der digitale Freak, sie hatte solche Teile seit Jahren. Wieso ich damit nun anfing, verstand sie gar nicht. Gegenfragen wich ich aus.
Mit Kollegen Termin für morgen ausgemacht: sein Scheidungstermin wartet um 11, werde nach der Nachtschicht direkt bei ihm vorbeischauen, Frühstücken, Kaffeetrinken. Sie tut erstaunt: wieso ich ihn zum Gericht fahre - Verhandlung ist nicht hier in der Stadt sondern 20km weiter. Mein Angebot, ob sie mitkommen will lehnt sie ab, obwohl ich weiß, daß sie eigentlich den Nachmittag mit ihm verplant hat. Es ist unfair, wenn gemeinsame freunde als Puffer genommen werden oder als Streitgegenstand herhalten müssen. Letztendlich wirft sie mir an den Kopf, dass ich ihr die Freunde wegnehme. Dank des Forums hier stelle ich für mich fest, dass sie sich getrennt hat, aber offensichtlich in dieser Situation überfordert ist. Freitag fährt sie zu ihren Eltern. Eine Woche und 60km Abstand werden uns beiden helfen. Habe für mich festgelegt, per SMS/WhatsApp nur zu antworten. Theoretisch kann der Männerabend ja auch bei uns erfolgen mit Angrillen auf Balkon. Alternativ steht die Einladung ja, das Wochenende beim Freund mit Abstand von zu Hause zu verbringen ...

07.01.2020 23:37 • #13


E
Zitat von Hagebau:
Einer kurzen heißen Affäre schlossen sich einige Wochen in meiner spartanisch ausgestatteten Wohnung an.

Zitat von Hagebau:
Zunächst dachte ich mir nix dabei, bis am Totensonntag sie sämtliche körperlichen Kontakte sich verbat. Seit diesem Tag nächtigte sie auch auf der Wohnzimmercouch. Als Grund gab sie an, dass die Sache mit ihrem Handy sie noch zu schaffen machte.


Prisoner of the things you've done, it's the price you pay livin' fast and wild...

What you get is what you see!

Liebe Grüße
Simply

07.01.2020 23:46 • x 2 #14


Hagebau
Die 2. Kalenderwoche ist halb vorbei, seit über einer Woche lebe ich nun daheim in einer WG. Viel ist passiert, vieles habe ich neu erfahren, viele neue Erfahrungen durfte ich durchleben und lebe sie noch durch. Doch heute morgen war es etwas anders. Geschlafen hatte ich im Vergleich zu den Nachtschichten besser, ich spürte etwas wie Aufbruch. Da die Freunde arbeiten mussten beschloss ich bei meinem Onkel mich zu melden. Spontan im Café getroffen und er mit seinen 5 Trennungen gab den Ansporn zur Wohnungssuche. Budget gecheckt, Termine vereinbart, leider erst nächste Woche. Madame darüber noch nicht informiert.

09.01.2020 18:47 • x 2 #15


A


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