118

Zuhören, Fragen und Verstehen

O
Manchmal hat man auch schlicht und ergreifend eine andere Meinung. Man hat zwar alles verstanden , teilt die Meinung aber nicht. Und auch wenn der andere es nochmal in 10 verschiedenen Ausführungen erklärt hat man trotzdem seine Meinung.

Nehmen wir mal den langen Rasen als Beispiel. Wenn jemand sagt, dass er Angst hat, dass Zecken sich ins hohe Gras setzen. Dann kann ich das hören und verstehen. Wenn ich aber einen Naturgarten hinterm Haus habe und Streublumen die meterhoch sind ?
Dann muss ICH nicht automatisch auch Angst vor Zecken haben.
Ich kann keinen Menschen der im Vorgarten nur Steine und 1 Buchsbaum hat überzeugen , dass eine Blumenwiese viel besser für die Bienen ist und das Bienensterben und überhaupt.

Ich muss dann einfach akzeptieren dass er einen anderen Geschmack hat als ich. Das ihm andere Sachen wichtiger sind als mir. Und selbst wenn ich Stunden auf ihn einrede wird er seine Meinung nicht ändern.

Und da muss man auch darauf achten. Nur weil der andere meine Meinung nicht teilt hat er nicht unbedingt nicht zugehört oder nicht verstanden.
Dann muss man sich etwas überlegen. Bei dem Rasen zum Beispiel abmähen, zack Thema erledigt. Aber wenn ich immer und immer wieder versuche, dass andere Menschen ( der Schwiegersohn ) auch Bedenken wegen Zecken bekommen sollen, das geht schief.
Lösungen muss man suchen. Lösungen mit denen man selber leben kann. Und dann die Meinungen der anderen auch einfach mal hinnehmen.

Manchmal versteht man auch etwas falsch. Dann kann man sagen, okay, hab ich falsch verstanden , ich sehe es so und so. Aber trotzdem wird es Themen geben wo man nicht einer Meinung ist. Und wenn Sabine ( in dem Beispiel ) ihren Rasen kurz möchte und ich versuche sie umzustimmen hat das nichts mit nicht zuhören oder nicht verstehen wollen zu tun sondern sind nur unterschiedliche Meinungen.

06.08.2018 07:25 • x 2 #31


K
Zitat von Otten82:
Nur weil der andere meine Meinung nicht teilt hat er nicht unbedingt nicht zugehört oder nicht verstanden.

Zitat von Otten82:
umzustimmen hat das nichts mit nicht zuhören oder nicht verstehen wollen zu tun sondern sind nur unterschiedliche Meinungen.

Ich bin da ganz bei Dir. Eine andere Meinung haben, hat nicht unbedingt mit nicht zuhören oder nicht verstehen, auch nicht mit jemanden umstimmen zu tun.

Interessante Themen laden doch geradezu ein, möglichst viel vom anderen zu erfahren und dabei gleichzeitig auch viel von sich selbst preiszugeben. Und das ist es doch: wenn ich aus dem Gespräch anders herauskomme, als ich hineingegangen bin, dann war es ein gutes Gespräch. Das ist es, was eine Begegnung ausmacht: Jeder gewinnt und ist bereichert.

Sind die Gesprächspartner bereit, sich Zeit zu nehmen, und sind sie weniger auf Ergebnisse und Lösungen fixiert?. Verstehen und Zuhören sollen das Wegfallen oder Wegdenken von Vorurteilen erlauben und so Raum schaffen für eine gute Gesprächsbasis. Innerer Abstand zu den eigenen Positionen fördert Inspiration und Tiefe und eine gewünschte Dynamik im Gespräch. Statt Disput oder Monolog entsteht ein Dialog mit Erkenntnisgewinn - und der kann auch Widersprüche und unterschiedliche Sichtweisen aushalten. Finde ich jedenfalls.

06.08.2018 07:55 • x 5 #32


A


Zuhören, Fragen und Verstehen

x 3


Sabine
Es geht ja nicht um Meinungsverschiedenheiten, ich denke das wäre noch einmal ein ganz anderes Thema, was dann da lauten müsste, Meinungsverschiedenheiten - wie findet man zum Kompromiss

Also das mit dem Wiederholen, was man verstanden hat, finde ich extremst gut

Zitat von _Konstantin:
Du auf mich konzilliant

nicht so ganz umgangssprachlich dieses Wort dazugelernt.

Ja, wenn ich nicht konztílliant wäre, dann würde ich hier wohl das nicht zum Thema machen. Das war jetzt nicht für das Ego, sondern um das Wort zu benutzten.

06.08.2018 08:27 • x 2 #33


E
Du Maus, Du.

Ich schaue jetzt aber nicht nach, was dieses konzti. . . da bedeutet. Mich schauderts schon beim Lesen.

Schönen Tag, Bienchen.

Edit:
konziliant
umgänglich, entgegenkommend

06.08.2018 08:34 • x 1 #34


Sabine
Zitat von arjuni:
Was ist denn da passiert? Inwiefern tat Dir das nicht gut?


Ja, danach suchte ich auch. Da gibt es viele Faktoren. Zum einen, dass ich als Kind als Spielball zwischen Großeltern und meinen Eltern war und dann Spielball zwischen meinen Eltern. Und mir fehlte die Sicherheit, sein zu dürfen wie ich bin. Man wurde, ich möchte es mal aus drücken zermahlen zwischen den Fronten.

Meine Mutter lehnte mein Sein immer mehr ab, ich kann das jetzt relativ gut nach vollziehen. Doch ging mir da etwas verloren im wachsen. Weil ich immer auf Abwehr und Verteidigung gepolt war. Also jede Kritik empfand ich immer mehr als persönlichen Angriff und so verhielt ich mich dann wohl auch. Nur jede Ablehnung die ich erfuhr wertete ich nicht nur als Kritik sondern als Angriff. Und daher entwickelte ich auch dieses ewiges mich verteidigen müssen. Ich konnte nichts stehen lassen und fühlte mich unverstanden. Weil man mir auch nicht mehr zuhörte. Das Zuhören wurde ein wie sagt sie das, statt was sagt sie.

Man, ich bin ich euch dankbar.

Und dann kam eben, dieses, wie soll ich sagen, wenn du Bauchweh hast und merkst, da ist mehr und man belügt dich. Man dachte es ist aufgeklärt und dann grummelt es in dir und du weißt zu 100 % da ist mehr. Weil ich bin ein logisch denkender Mensch. Und ich rieche Ärger auf x km Entfernung.

Wenn dann Erklärungen nicht zusammenführbar sind mit Taten, und das nicht nur einmal, dann nehme ich das sehr wohl zur Kenntnis. Ich kann das nicht ganz ignorieren.

06.08.2018 08:41 • x 1 #35


_Lydia_
Guten Morgen Sabine,

ich habe in meiner letzten Beziehung die Erfahrung gemacht, dass Kommunikation mit das allerwichtigste ist.
Wir hatten gemeinsam heftige Schicksalsschläge auf einem sehr kurzen Zeitraum zu erfahren und anstatt, dass uns diese als Paar, als Team zusammengeschweisst hätte, hat es uns auseinandergetrieben.

Als dann nach und nach herauskam, wie sehr wir uns voneinender entfernten, da war es zu spät für diese Beziehung.
Wir haben beide Fehler gemacht.
Meine erste Reaktion damals war, dass ich sauer, enttäuscht, laut und tief verletzt war, ihn noch weiter von mir weggeschoben habe. Gelitten habe, wohl auch wie ich jetzt weiss, leiden wollte. Ich habe nur mich und meine Verletzungen gesehen.
Wir sind nun getrennt und ich habe mir Hilfe geholt. Ich gehe zur Therapie um die vergangenen Dinge für mich richtig zu vearbeiten und ich mache ein Coaching, wo ich gelernt habe, wie wichtig die Liebe ist und wie wichtig es ist, zu vergeben.
Dem anderen und mir selbst.
Wir haben beide Fehler gemacht und ich lerne gerade, dankbar zu sein und Schritt für Schritt aus meinem selbst gebastelten Schneckenhaus herauszukommen und die Zwiebeschichten wie Angst, Traurigkeit, Verletzungen, Stolz, Neid, Wut usw nacheinander abzuziehen.

Zuhören ist wichtig. Einander zu respektieren. Zu akzeptieren, dass selbst Dein geliebter Partner in einer für Dich so wichtigen Sache auch eine andere Meinung haben darf als man selbst und dennoch für Dich und Deine Probleme da ist.
Hilfe annehmen können und lernen, auch auf sich selbst zu vertrauen.
Nachfragen, wenn man etwas nicht verstanden hat oder sichergehen möchte, dass man es richtig verstanden hat.
Nicht sich zurückziehen und Dinge für sich selbst interpretieren und sich ein gemütliches Kopfkino einrichten, Dinge (auch unangenehme) ansprechen und ehrlich sein.
Sich fallenlassen können. Dem anderen das Gefühl zu geben, dass man einander vollkommen vertraut. Vertrauensvorschuss, auch wenn man vorher vielleicht anderweitig verletzt war und man etwas neues eingeht. Es offen auf den Tisch bringen.
Nicht lügen. Keine manipulativen Spielchen.

06.08.2018 08:46 • x 3 #36


Sabine
Zitat von Tempi-Gast:
Ich schaue jetzt aber nicht nach, was diese konzti. . . da bedeutet. Mich schauderts schon beim Lesen.


konzilliant = lösungsorientiert

06.08.2018 08:51 • x 2 #37


Sabine
Zitat von _Lydia_:
Zuhören ist wichtig.



Es ist nicht nur das Zuhören, sondern vor allem das NACHFRAGEN. Man interpretiert durch seine Sicht auf einen Menschen, seine Aussage. Man fragt nicht nach. Was hört man oder was liest man hier? Hört man das, was der andere sagt oder hört man das was man meint zu hören. Die Emotionen sind da sehr sehr wichtig. Sie ausblenden zu lernen geht nicht von heute auf morgen und man nimmt ja etwas wahr. Daher sind Streitgespräche oder Streitschriften, wie hier im Forum, nicht sinnvoll, weil man in der Situation ist. Die Situation zu verlassen, sich runter fahren und noch einmal Anlauf nehmen. Bis es klappt.

Allein schon hier im Forum, kommt es dazu, dass man allein schon aus seinen Emotionen etwas liest und versucht eine nachvollziehbare Antwort zu geben oder eine Frage zu stellen, weil man etwas anders sieht. Was erlebt man da?

Kindliches Verhalten durch anspielenden Worten, wenn man missverstanden wird!

Ich finde es zum Beispiel traurig, wenn man einen User, der 1000 Runden im Kreisverkehr fährt, die Unterstützung entzieht oder nur noch Bemerkungen liest wie zB. und täglich grüßt das Murmeltier.

Dann bittet man darum, dass man doch auf sachlicher Ebene hier nicht auch noch jemanden so etwas schreibt, wenn man bemerkt, dass man den TE so nicht erreicht. Vorschläge, kürzer zu schreiben und Fragen zu finden werden dann mit Überwachung gleichgesetzt. und per PN gespamt, statt nachzufragen, wie man das verstehen soll. Es entstehen Seiten lange OT, und nicht eine Frage, wie man das verstehen soll. Die sachliche Schiene wird verlassen, weil man sich angegriffen fühlt. Kritik nicht annehmen kann.

Zuhören geht hier nicht, aber nachfragen, wo das Problem ist. und dann gibt es für mich nur noch die Ignorierfunktion.

Daher verlasse ich mich auf jedem Fall auf meiner Logik und versuche das Gesagte immer mit Taten abzugleichen oder mit einem Verhalten.

Denn wer ein Mensch ist, erkennt man, wenn man das zusammen führen vermag. Für mich. Ich versuche immer wieder die Objektivität zu erlangen und räume eine neue Chance ein. Ich möchte ja nicht jemanden bewusst aus meinem Umfeld entfernen, weil ich mich in seiner / ihrer Gegenwart mich nicht wohl fühle.

06.08.2018 09:07 • x 1 #38


A
Zitat von Sabine:
Also jede Kritik empfand ich immer mehr als persönlichen Angriff und so verhielt ich mich dann wohl auch.


Kritik gut formuliert anzubringen, ist auch wieder eine Kunst für sich. Kritik sollte niemals als Vorwurf formuliert werden, denn dann ist die tatsächlich ein Angriff, sondern immer konstruktiv sein. So dass mein Gegenüber weiß, was ich mir wünsche und was er besser/anders machen kann.

Nie bringst Du mir Blumen mit. Hilde's Mann schenkt ihr dauernd Blumen. Du bist einfach eine Null, was Romantik angeht.
versus
Ich würde mich irrsinnig freuen, wenn Du mir nächste Woche mal wieder Blumen mitbringst, so wie früher, als wir uns kennenlernten. Das war immer so schön.

Bei welchem Satz wird der Mann wohl motivierter sein?

Wörter wie immer, nie (Du hörst mir nie zu) sind sowieso völlig kontraproduktiv. Lieber eine konkrete Situation benennen.

Das Wort aber ist auch etwas, was hervorragend bei konstruktiver Kritik durch und ersetzt werden kann. Denn das aber macht zuvor positiv erwähntes sofort wieder zunichte. Als wäre nie etwas Positives gesagt worden. Das und verstärkt das Positive hingegen.

Den Rasen hast Du toll gemäht, ABER die Hecke ist ja noch gar nicht geschnitten. Ob das wohl dieses Jahr noch was wird?
Den Rasen hast Du toll gemäht, UND die Hecke wird auch super aussehen, wenn Du sie erst geschnitten hast. Es wäre toll, wenn Du das gleich morgen machen könntest!

In allen Fächern eine 2 auf dem Zeugnis, das ist super! ABER die 5 in Mathe. Da muss Du dringend mehr üben.
In allen Fächern eine 2 auf dem Zeugnis, das ist super! UND die 5 in Mathe kriegst Du im zweiten Halbjahr mit etwas mehr Üben auch noch weg.

Merkste den Unterschied?

06.08.2018 09:16 • x 3 #39


A
Apropos Kritik. Ich möchte gerne einen Schwank aus meinem Leben teilen.

Ich war vor Jahren mal auf einem mehrtägigen Seminar. Der Seminarleiter forderte uns an einem Morgen auf, alle Frauen mögen sich vor eine Wand des Raumes setzen und alle Männer vor die andere Wand gegenüber. Wir waren ca. 30 Leute. Dann sagte er, jeder Mann und jede Frau solle nun immer im Wechsel einer Person gegenüber etwas Kritisches äußern, was ihn an dieser Person störe. Nur die Kritik vorbringen, die kritisierte Person bekäme während der Übung keine Gelegenheit, sich dazu zu äußern.

Die Gruppe war erst total dagegen, das sei doch unfair, so vor allen anderen und alle hatten Sorge, das würde ungute Stimmung in die Gruppe bringen und sahen das ganze Seminar gefährdet. Der Leiter sagte jedoch, wir würden uns wundern, wie sehr uns diese Kritik einander näher bringen würde.

Gesagt, getan. Alle trauten sich. Ich sagte einem Mann, er wirke auf mich extrem oberflächlich, weil er jeden Morgen mit einem total aufgesetzten, grinsenden Gesicht zum Frühstück käme. Und dass mich das total nerven würde.
Mir sagte ein Mann, ich wirkte auf ihn total arrogant, denn er hätte mich schon mehrmals beim Anstehen zur Essensausgabe gegrüßt und ich würde nicht einmal zurück grüßen.

Das war total spannend. In der darauffolgenden Mittags-Pause kamen alle mit ihren Kritik-Partnern ins Gespräch, ohne dass wir dazu aufgefordert worden wären.

Den Mann, den ich nie zurückgegrüßt hatte, hatte ich zuvor überhaupt noch gar nicht wahrgenommen. Ich hab auch gar nicht mitbekommen, dass er mich mehrmals gegrüßt hatte, vermutlich war ich so in Gedanken und mit mir selbst beschäftigt. Er war total happy, das zu hören, fühlte er sich doch abgelehnt von mir. Fortan sah ich ihn nun jedesmal, wenn er mir irgendwo im Haus begegnete und wir begrüßten uns lachend und umarmten uns sogar.

Der Mann, den ich für einen oberflächlichen Grinser hielt und bisher nichts mit ihm zu tun haben wollte, lud mich am späten Nachmittag zum Eis in ein nahegelegenes Lokal ein. Wir redeten sehr lange und intensiv. In der Abschlußrunde des Seminars berichtete er, dass meine Kritik sein persönlicher Durchbruch und bestes Erlebnis des ganzen Seminars war. Denn er hätte nun verstanden, dass er sich gar nicht authentisch zeigt, im Leben oft eine Rolle spiele und sich hinter einer künstlichen Fassade verstecke. Und dass er überzeugt gewesen war, immer künstlich lächeln zu müssen, um sympathisch rüberzukommen, weil er sich nie hätte vorstellen können, gemocht zu werden, wenn er mal seine wirkliche Stimmung zeigt.

Übrigens bin ich mit ihm noch heute befreundet.

Kritik uns Äußern, was uns am andern stört, kann uns also tatsächlich einander näher bringen. Nichts sagen schafft auf jeden Fall Distanz.

06.08.2018 10:07 • x 2 #40


Sabine
Zitat von arjuni:
radikale Ehrlichkeit


Was ist, wenn dann jemand sagt, wie kann man so etwas denken.

08.08.2018 20:05 • #41


A
Zitat von Sabine:
Was ist, wenn dann jemand sagt, wie kann man so etwas denken.


Wie meinst Du das? Verstehe es nicht ganz. . .

08.08.2018 20:13 • x 1 #42


A
Zitat von Sabine:
Was ist, wenn dann jemand sagt, wie kann man so etwas denken.

Sofern du gesagtes auch so fühlst ist es authentisch sein, auch wenn es für andere unbequem ist und sie anders denken als du.

08.08.2018 21:15 • x 1 #43


G
Gretel,

für die Familienthematik von Sabine gibt es den anderen Thread.
Aber der ist inzwischen für Gäste gesperrt.

08.08.2018 22:29 • x 1 #44


Sabine
Ich möchte hier einmal etwas da lassen.

22.08.2018 10:37 • x 2 #45


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag