Hallo alle zusammen,
nach Trennung im Januar und meinem zweiten Tal des Liebeskummers in den letzten zwei Wochen, möchte ich gerne meine Geschichte schildern.
Meine Frau (40) und ich (45) waren 19 Jahre zusammen und wären in diesem Jahr 15 Jahre verheiratet. Wir haben drei gemeinsame Kinder (6, bald 11 und 13) und leben seit 2019 in Frankreich, da sie hier heimisch ist.
Alles schien wie im Bilderbuch, Traumhaus, Pandemie gut überstanden, Kinder gesund, klug, bilingual und finanziell gut aufgestellt.
Allerdings gab es auch typische Vorzeichen: 1) Alltag fressen Seele auf, 2) ein großes Gefühl der Selbstverständlichkeit, 3) meine sehr rationale Art mit Dingen umzugehen bis hin zu gelegentlichem Klugsch.n, 4) ihre promiskuitive Art und auf Bestätigung aus zu sein mit gelegentlich grenzwertigen Handlungen und 5) unsere verdrehte männliche und weibliche Polarität.
Um ihren 38. Geburtstag herum, zu dem es auch ein neues Smartphone gab, fing bei ihr ein allmählicher Rückzug aus der häuslichen Arbeitsteilung an. Ich hatte im Home Office oft die kranken Kinder, einen riesen Garten, Tiere und einen großen Haushalt zu managen.
Im Jahr drauf folgte ein Traumurlaub in Übersee, getrübt durch einen medizinischen Eingriff bei einem unserer Kinder, der angesetzt war. Die Ursache war vielleicht mit großen Schuldgefühlen ihrerseits verbunden, was sie mit mir aber schon längst nicht mehr teilte, was ich später herausfand.
Nach dem Urlaub gab es erste (für mich) merkwürdige Wunschäußerungen, die unsere Beziehung in ihrer bisherigen Form tangiert hätten. Ich versuchte mich zu bemühen, ihr mehr Bestätigung zu geben und motivierte sie einen lang angestrebten Jobwechsel durchzuziehen, von leitender Position zu einer Handwerksausbildung.
Herbst und Winter liefen wie immer etwas mit depressiven Episoden ihrerseits, aber das war ich gewohnt. Es schien aber wieder besser zu laufen. In der Zeit zwischen den Jobs ging sie auf kurze Besinnungsreise, die sie durch Krankheit und harsche Wetterbedingungen vorzeitig abbrach.
Dann begann die Ausbildung im Frühjahr. Sie lernte jüngere, kinderlose Kollegen kennen, darunter eine Mitfahrgelegenheit als Kollegin, derer sie sich annahm und die zeitweise bei uns wohnte. Sie selbst schien sehr stark auf der Suche nach sich selbst nach Trennung von ihrem Freund, machte Party und war fleißig am daten.
Ein weiterer Kollege war in Beziehung und mit seiner langjährigen Freundin bereits mit Motorrad quer durch Asien gefahren. Aus heiterem Himmel grub meine Frau den alten Traum des Motorradfahrens aus. Ich sagte meine Meinung, dass ich unser jüngstes Kind noch für zu klein halte, solche Risiken einzugehen, aber wollte sie auch bei ihren Wünschen unterstützen.
Im Juni schrieb sie mir noch Dank für die Unterstützung, sie liebe mich so, ich sei der Mann ihres Lebens und ihr bester Freund. Im Juli verbrachten wir ein Konzertwochenende zu zweit in Italien und auch intim ging noch einiges. Wir kauften sogar noch ein neues Bett und eine neue Couch in der Zeit.
Jetzt zur Wende. Zwei Wochen später waren wir im Sommerurlaub. Sie schien schon sehr distanziert und wollte schon seit einiger Zeit immer mehr Fotos von sich gemacht bekommen. Intim ging gar nichts mehr und in der zweiten Ferienhälfte sagte sie mir, sie wisse nicht mehr, ob sie mich liebe. Ich begann zu klammern, hatte sie mir doch kurz vorher noch gezeigt und mitgeteilt, dass sie mich als ihren Partner sieht. Ständig wurde mir aber vorgehalten ich hätte Jobwechsel und Motorradfahren immer nur kritisiert.
Unser Kind hatte wieder eine Operation vor sich und der 40. Geburtstag meiner Frau stand an. Fortan wurden Streits provoziert und thematisiert, dass sie offen für andere sei und Pläne hatte, wie bspw. mit dem Motorrad große Touren zu unternehmen.
Richtung Weihnachten merkte ich langsam wie die Aufmerksamkeit immer auf dem Handy lag, auch mitten im Gespräch, es gab noch zwei Mal GF unter Alk. (katastrophal) und spontane Absagen, kein Heimkehren nach der Arbeit, aufwändige Körperpflege vor spontanem Verlassen des Hauses.
Man kann sich denken, was da gelaufen ist. Ich habe zwischenzeitlich unsere Gästewohnung bezogen. An Weihnachten dann, den Kindern hatten wir auf mein Drängen die Trennung bekannt gegeben, erfuhr ich dann auch, dass sie mit dem Kollegen was hatte. Wie, wann, wo, wie lang war noch relativ schwammig. Auch erfuhr ich, dass sie bereits fast zwei Jahre zuvor fremdverliebt war. Das Vertrauen war im Eimer, ich konnte kaum ein Wort mehr glauben.
Nach Weihnachten gab es aber dennoch leichtes Heiß-/Kalt-Verhalten, welches mich vollends in eine starke emotionale Abhängigkeit trieb. Im Januar zog sie aus, nach hin und her, wer denn nun geht und wie. Ich verweigerte meine Hilfe und fuhr nach Deutschland.
Zurück in Frankreich begannen wir das Wechselmodell für die Kinder. Ich halte das Haus und die gewohnte Umgebung aufrecht. Das Versteckspiel ging ungemindert weiter und war teils über das noch gemeinsame Konto ersichtlich.
Wir trennten die Konten und ich kam zum ersten Mal zur Ruhe, machte Sport, aß wieder regelmäßig und lernte Leute kennen, verguckte mich sogar ein bisschen, das tat mir gut.
Im April machte ihr AM sich auf Motorradreise auf, von der er mittlerweile zurück ist. Eine der Reisen von der sie geträumt hatte. In der Zeit dachte ich, es könne sich das Blatt noch wenden. Er war zurück und es folgte ein Kurzurlaub von ihr mit der Schwiegerfamilie, dort, wo im Vorjahr die Distanzierung begonnen hatte. Ich fiel in einen zweiten Liebeskummer, nachdem sie unter anderem vorher noch hier Kaffeetrinken war und wir wieder eines unserer tiefen Gespräche hatten, welche wir von Zeit zu Zeit führen, viel tiefer als zu Zeiten vor der Krise. Und alles ohne Streit, was den Kindern gut tat.
Nun hat sie den Kindern endlich von ihm erzählt (wieder auf mein Drängen) und deren Romanze kann aus ihrem Schattendasein raus. Ich halte meine Werte hoch und will nicht einfach so aufgeben. Zum Verzeihen bin ich schon seit einer Weile bereit. Sollte sie glücklich sein, bitte, sonst würde ich nicht aufrichtig lieben.
Gerne entwickle ich mich weiter und nehme mir Projekte vor. Die Zeit soll nicht still stehen, aber ich weiß nicht, ob ich aktiv gegen meine Gefühle vorgehen soll. Nullkontakt ist kaum möglich wegen der Kinder, Insta ist gelöscht, Status blockiert, FB blockiert und Bändertennung hab ich mehrmals gemacht.
Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir einen Platz füreinander in unseren Herzen haben, trotz anderer Aussagen ihrerseits, ihrer Verliebtheit für den anderen und ihre Genervtheit in Bezug auf mich, auch wenn sie wohl ständig unsere Fotoalben anguckt und gemeinsame Treffen ihr emotional nah gehen.
Ich übe mich in Zurückhaltung so gut ich kann, gehe wieder zu Sport und Aktivitäten über. Was meint ihr zum Thema Hoffnung (is a Hexe)? Irgendwelche Erfahrungen, wie die Partnerin nach evtl. Midlife-Crisis wieder zurück kam und sich wieder normalisiert hat? Das Verhalten ist halt schon träumerisch und oftmals unreflektiert, dass sie sich selbst nicht versteht. Ich will nicht in zwei Jahren mit beiden Beinen in einem neuen Leben stehen und sie beginnt Reue zu entwickeln. Die Scheidung wird so oder so anstehen, für die Risiken, die sie eingehen möchte, will ich am Ende nicht wie der Blöde dastehen.
Lieben Dank für Euer Feedback,
Sven
20.05.2024 17:19 •
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