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Aus der Beziehung ohne Erklärung geflüchtet - Warum?

M
@Begonie
Danke für deine ehrlichen Worte…
mir ist bewusst, dass mein Selbstwertgefühl am Boden ist. Niedriger war er es noch nie und genau das ist erst durch diese Beziehung passiert. Ich war davor eine lebensfrohe, selbstbewusste und immer schon verantwortungsvolle Frau; Die Beziehung wurde irgendwann toxisch das habe ich erst spät realisiert da war ich schon mitten drin und durch sein Verhalten fast selbst schon depressiv.
Durch das viele hin und her, Phasen in denen er mich weggestoßen hat mir das Gefühl gegeben hat er ruft mich nur dann wann es ihm gerade passt und dass ich nicht immer willkommen bin das alles hat etwas in mir verletzt, so sehr dass ich mich selbst verloren habe und immer schwächer wurde…
Du hast Recht damit, dass ich selbst feige bin wenn ich nicht dazu stehen kann dass ich mit ihm gescheitert bin…Es ist nur so, dass diese Geschichte nicht zu der starken selbstbewussten Frau passt die ich sonst war und dass muss ich erstmal akzeptieren, vielleicht fällt es mir dann leichter zu allem zu stehen egal was andere von mir denken.

Mit der Zeit hatte ich "Angst" wenn es mal eine Wiche gut lief, dass am nächsten Tag wieder etwas schief sein könnte er wieder untertaucht oder oder…da habe ich gemerkt dass es nicht gesund ist..

Oft habe ich mich gefragt wieso ich ihn nicht einfach fallen lasse und mich selbst rette, denn schließlich muss man sich von niemanden in den Abgrund mitziehen lassen wenn man selbst jeden Tag für ein geregeltes Leben arbeitet.
Komischerweise dachte ich es gehört sich nicht jemanden fallen zu lassen, zu früh aufzugeben…und dann kamen meine Gefühle dazu die sagten dass ich ihn auch garnicht verlieren wollte…ist naiv ich weiß

Ich habe schon ein paar "schwache" Männer kennengelernt und mich gefragt wieso das so ist…ich kann es mir nicht erklären vielleicht Strahle ich aus, dass ich ein helfersyndrom habe und zu viel für andere verzichte, das weiß ich nicht…

Ich sollte froh sein dass es vorbei ist und das bin ich auch wenn ich alles rational betrachte. Ich habe ihm ja oft gesagt dass es keinen Sinn mehr macht wenn es so bleibt und ich irgendwann gehe, aber geändert hat das natürlich nichts.

09.05.2022 18:58 • #31


B
Zitat von derKlebestreifen:
Ich habe zwar kein Ghosting erlebt, also nicht am eigenen Leib, aber bei einer Freundin. Und ich werde es nie kapieren, wie jemand sich so dermaßen respektlos und egoistisch verhalten kann. Dass jemand einen anderen Menschen, der einen liebt, so dermaßen mit Füßen tritt und ihn in einem Strudel aus Angst, Verzweiflung, Sorge, Trauer zurücklassen kann. Es gibt so viele Wege sich zu trennen, viele davon sind nicht schön, aber ne kurze Whatsapp oder von mir aus ein Brief - das wird man doch wohl hinbekommen, sollte man meinen. Aber nichts ist Schlimmer als diese Ungewissheit, warum wieso weshalb. Die ganzen unbeantworteten Fragen...
Am Ende des Tages zeugt so ein Verhalten nur von ganz viel Egoismus, Feigheit und Widerlichkeit.


Es ist einfach eine bequeme Lösung, denn der Verlasser macht sich einfach vom Acker und geht damit jeglicher Diskussion, dem Weinen und Klagen und den unbequemen Fragen aus dem Weg. Ich bin dann mal weg .. such mich nicht, lautet die Botschaft.

Es ist natürlich auch feige, denn der Verlasser stiehlt sich damit klammheimlich davon und geht jeglicher Konfrontation aus dem Weg
.
Und nicht zu vergessen, es kann auch ein unbewusster Racheakt sein. Er fühlte sich schwach neben der lebenstüchtigen Partnerin und die wurde zu einem ständigen heimlichen Vorwurf. Da er selbst sieht, dass er ein Versager ist, konnte er mit einem guten Vorbild nicht leben, denn das ist wiederum ein permanenter Vorwurf.
Da können schwache Menschen schon mal auf die Idee kommen, sich einfach davon zu machen ohne Worte, ohne Begründung. Und sich denken, Dir zeige ich jetzt mal , was Macht ist.
Und siehe da - es wirkt ja auch. Der Verlassende fragt sich ständig nach dem Wieso und Warum und dreht sich im Kreis. Er sieht nur die eigene desolate Lage aber nicht die Gründe, die den Verlasser möglicherweise dazu veranlasst haben.
Ein Partner mit regelmäßigem Einkommen, Pflichtbewusstsein und Verantwortung ist für einen Mann wie ihn doch ein permanenter, personifizierter Vorwurf, weil er sieht, wie er leben sollte, es aber nicht kann. Ein solcher Mann wird sich dann auch lieber eine Frau suchen, die noch schwächer ist als er, weil er damit das eigene Ego stärken kann.

09.05.2022 19:00 • x 5 #32


A


Aus der Beziehung ohne Erklärung geflüchtet - Warum?

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M
@Begonie wow…alles was du sagst macht total Sinn…vielen Dank

Ich glaube wirklich dass er mich kränken wollte, denn er fühlt sich oft von mir als Loser hingestellt obwohl ich es nie so ausgedrückt habe.
Aber die Fakten waren nicht schön zu reden.
Ich habe ihn oft gefragt wie er sich ein Leben vorstellt wenn er keine Verantwortung für sich selbst übernehmen kann, wie dann für mich oder eigene Kinder?…An diesen Punkten hat er dicht gemacht und gesagt ich mache zu viel Druck
Dabei wollte ich nur dass er regelmäßig arbeiten geht und ein starker Mann wird
Heute weiß ich dass das falsch war und würde nie wieder die Mutter Theresa spielen.

09.05.2022 19:05 • x 1 #33


L
Zitat von Mira93:
mir ist bewusst, dass mein Selbstwertgefühl am Boden ist. Niedriger war er es noch nie und genau das ist erst durch diese Beziehung passiert.

Dann ist es gut, dass er dir die Entscheidung abgenommen hat, die Du nicht treffen konntest.

Du hast nach dem Warum gefragt und ich glaube, Du weißt es. in Deinem ersten Post schriebst Du, dass Du glaubst, er habe kalte Füße bekommen. Trau Deinem Gefüh!

Woher weiß Du eigentlich, dass ihm nichts passiert ist?

09.05.2022 19:07 • #34


M
@Lumba ja ich wusste es gleich…wollte es aber erstmal nicht wahrhaben

Ich weiß dass ihm nichts passiert ist, weil ich das sonst mitbekommen hätte…das Handy war permanent an über Wochen d.h. Er hat mich bewusst ignoriert ich habe auch gesehen dass er öfter Online war und er nach einigen Wochen wieder zu Hause war.

Wäre ihm was passiert hätte er das im Nachhinein mitgeteilt. Er hat ja schließlich meine Nummer, Adresse etc

Das einzige was passiert ist, ist das er einen feigen Abgang gemacht hat

09.05.2022 19:13 • x 1 #35


L
Zitat von Mira93:
ja ich wusste es gleich…wollte es aber erstmal nicht wahrhaben

verständlich und sehr schmerzhaft. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass noch nochmals großes Glück hattest. Und damit Du das auch irgendwann richtig sehen kannst, hat er dieses Geschenk gemacht. Er hat Dir gezeigt welch Geistes Kind er ist und dass er keine, aber auch keine Deiner Tränen verdient hat.

Einen Tipp noch, wenn ich darf. Verschließ Dich nicht länger. Ich bin sicher, keiner der MEnschen um Dich herum wird hämisch sein. Sie lieben Dich und werden sich über Dein Vertrauen freuen, wenn Du ihnen sagst, wie es Dir geht.

09.05.2022 19:20 • x 3 #36


B
Zitat von Mira93:

Ich habe schon ein paar schwache Männer kennengelernt und mich gefragt wieso das so ist…ich kann es mir nicht erklären vielleicht Strahle ich aus, dass ich ein helfersyndrom habe und zu viel für andere verzichte, das weiß ich nicht…

Doch, ich glaube, das weißt Du ganz genau, aber willst es nicht zulassen. Du hast vermutlich ein Helfersyndrom und das ist ein inneres Muster. Meist wird so was schon in der Kindheit erworben, weil das Kind z.B. zu viel tragen muss oder bei der Trennung der Eltern völlig überfordert ist, aber sich auch in der Verantwortung sieht, jetzt für eine Art Ausgleich beim Verlassenden zu sorgen. Damit rutscht das Kind in eine Rolle, die es überfordert, denn ein Kind kann nicht agieren wie ein Erwachsener. Es wird aber in diese Rolle unbewusst gedrängt und übernimmmt es dann für den Rest des Lebens und nimmt es ins Erwachsenenleben mit hinein.
Das wäre z.B. ein möglicher Erklärungsversuch für ein Helfersyndrom. Du hast früh gelernt, Verantwortung zu tragen, tragen zu müssen, um vielleicht Defizite bei den Eltern auszugleichen. Du hast gelernt, dass Du in Beziehungen viel leisten und viel ertragen musst - aber eben doch nie belohnt wirst. Das war schon früher so und das wird Dir im Erwachsenenleben wieder deutlich vor Augen geführt.. Du hast eine innere Mission gelebt und Dich von ihm klein machen und klein halten lassen. Du warst zu nachgiebig und hast immer in der Illusion gelebt: irgendwann werde ich belohnt.

Wirst Du aber nicht, weil Du den Lohn bei lebensuntüchtigen Männern suchst, die keine innere Stärke haben.

Ein Helfer will auch einen Lohn. Nicht in Form von Geld, aber in Form von Bestätigung. Den habe ich jetzt auf Kurs gebracht, ihn gestärkt, ihn bestätigt, ihm geholfen, Bewerbungen geschrieben, ihn ermuntert usw. So was bedeutet eine innere Befriedigung, ist aber doch nicht ganz uneigennützig. Du hast auch einen Lohn von ihm bekommen. Er machte sich vom Acker, weil Du ein personifizierter Vorwurf für ihn warst, mit dem er nicht umgehen konnte.
Daher hielt er Dich auch in einer Schleife aus heiß und kalt. Heute Zuwendungen und Du blühst auf, dann wieder Zurückweisung, womöglich Beleidigungen, Vorwürfe. Das kann leicht in eine emotionale Abhängigkeit führen, denn das Heiß und Kalt hält einen auf Trab. Es führt auch dazu, dass man sich umso mehr anstrengt, weil man ja die Belohnung in Form von Zuwendung kassieren will. Das ist ein gewaltiger Ansporn für Menschen die selbst ein schwaches Selbstwertgefühl haben. Wenn ich ihn bekehrt habe, wird er mich lieben und loben! Und dann geht es mir auch endlich gut und die Anstrengung hat sich gelohnt. Der Seelenstress war nicht umsonst.

Völliger Unsinn, denn er wird Dich eher hassen für Deinen Erfolg! Und eine Heilung für Dich kannst Du nicht von einem Mann erwarten, denn das ist eine Sache, der Du Dich selbst stellen musst und die auch nur Du beheben kannst.
Je besser Du Dich selbst kennst, desto besser kannst Du damit umgehen und Dir sagen: Oh *beep*, das alte Programm schlägt wieder zu. Da ist ein Mann, der meine Hilfe braucht, ach wie schön! Da kann ich helfen und das wird mir gut tun.
Wenn Du wieder darauf hineinfällst, wirst Du nur wieder Abwertung und Gleichgültigkeit ernten.

Wenn man seine Defizite kennt und die eigenen Fallstricke sieht, kann man auch besser auf sich aufpassen. Selbstachtung und Selbstwert sind zentrale Themen bei Dir, denn gerade in Beziehungen zeigt sich, wie es damit bestellt ist. Du kannst im Job erfolgreich sein und selbstbewusst wirken, was aber mit dem Verhalten in Beziehungen nicht viel zu tun hat. Die eine Welt kannst Du mit dem Verstand bewältigen, die innere aber ist die emotionale Seite, wo sich Defizite klar zeigen und die kann man allein mit dem Verstand nicht bewältigen. Da zeigt sich die eigene Schwäche und Hilflosigkeit.

Du bist gescheit und klug und Du siehst Dinge durchaus klar, auch schwierige Dinge. Aber Deine inneren Muster musst Du noch besser kennenlernen. Was einem bewusst ist, das quält einen viel weniger als wenn es aus dem Unterbewusstsein kommt.
Bewusstsein schlägt das Unterbewusstsein, das scih dann nämlich auch mal enstpannen kann, weil es sieht, der Mensch befasst sich mit mir, kümmert sich um mich und tut endlich auch mal was für mich. Und genau das ist der richtige Weg um wieder auf die Beine zu kommen.
Du bist einfach zu gescheit um Dich aus den unbewussten Tendenzen dazu verleiten zu lassen, ein inneres Programm abzuspulen.
Wenn so was öfters passiert, dann ist es ein Muster. Und dahinter steckt ein Hilferuf Deiner Seele, die Dir sagt, bitte kümmere Dich um mich und nicht um das Seelenheil anderer!
Helfen ist gut und wertvoll, aber auch helfen will gelernt sein, sonst führt es nur zu Enttäuschung und in die innere Isolation und womöglich in Verbitterung.

09.05.2022 19:25 • x 5 #37


L
Ach @Begonie, ich lese Dich so gerne

09.05.2022 19:27 • #38


M
@Lumba das ist sehr nett von dir…danke für deine Worte
Es kann sein dass das wirklich ein Geschenk ist…und ich später dankbar bin dass er sich so verhalten hat

Ich versuche daran zu arbeiten mich meinem Umfeld zu öffnen es fällt mir leider noch schwer

LG

09.05.2022 19:34 • #39


M
@Begonie
Was mache ich wenn ich merke dass das was du vermutest stimmt?
Kann ich selbst daran arbeiten indem ich mehr auf mich selbst achte?
Ich komme aus einer liebevollen Familie, Eltern nicht getrennt gehen respektvoll und liebevoll miteinander um. Ich habe dennoch früh Verantwortung übernommen (finanziell) und auch weil ich 3 jüngere Geschwister habe. Es ist nicht so dass ich auf irgend etwas verzichten musste aber ich wollte meinen Eltern nie eine Last sein und immer helfen…ich bin wohl von Natur aus so.
Ich kriege immer mehr das Gefühl, dass du mich und den Verlauf der Beziehung kennst
Denn..genau so war es ich habe einen hohen Anspruch an mich selbst entwickelt…mein Ziel war dass ich ihn so hinbekomme wie er sein sollte, damit wir eine Zukunft haben können.
Man muss aber sagen dass es nicht einseitig war er hat auch oft um mich gekämpft als ich gegangen bin, hat sich bedankt dass ich ihm helfe und gesagt er will das alles so sehr mit mir…Ich hätte nie gedacht dass man mit Abwertung gestraft wird, wenn man einen Menschen liebt und unterstützen will, das ist das was sich viele andere Menschen doch wünschen und in ihren Beziehungen missen.

Ich habe mich verrannt. Ich hatte irgendwann das Gefühl ein Doppelleben zu führen denn im Job und sonst war ich nicht die selbe Person wie in dieser Beziehung…Das ist alles ist viel für mich, das Letzte was ich will ist nochmal so etwas zu erleben und ich möchte mich nie wieder so für jemanden aufopfern der auf mich ******* ️

Vielen Dank für deine Worte ich lese sie sehr gerne du scheinst eine erfahrene und kluge Person zu sein

09.05.2022 20:40 • #40


Kummerkasten007
Zitat von Elfe11:
Es hat dich also voll gelohnt für diese Schlam... unsere Partnerschaft und unsere Pläne und Zukunft in den Sand zu setzen. Ironie off


Erkläre mir doch mal bitte, warum bei Dir immer die Frauen Schuld haben?

Und warum Du 20 Jahre später immer noch so verbittert und voller Haß bist?

Glaubst Du wirklich, damit hilfst Du jemanden?

10.05.2022 09:06 • x 2 #41


B
Zitat von Mira93:
ch habe dennoch früh Verantwortung übernommen (finanziell) und auch weil ich 3 jüngere Geschwister habe. Es ist nicht so dass ich auf irgend etwas verzichten musste aber ich wollte meinen Eltern nie eine Last sein und immer helfen…ich bin wohl von Natur aus so.


Nein, das wurde Dir anerzogen. Du warst die Ältere, die Vernünftige, die auf die jüngeren Geschwister Acht geben musste. Du hast praktisch schon sehr früh die Rolle einer Ersatzerzieherin übernehmen müssen. Das prägt fürs Leben und ist auch nicht schlimm.
Denn eine andere Begleiterscheinung ist eben auch, dass Du Verantwortung übernehmen kannst und Dich und Dein Leben im Griff hast. Du hast Ziele, die Du verwirklichst. Das ist ein positiver Nebeneffekt der Dir ermöglicht Dein Leben strukturiert zu gestalten.

Auf der anderen Seite hast Du aber die Seite der Kümmerin in Dein Erwachsenenleben übernommen. Das führt dann offenbar dazu, dass Du automatisch und aus dem Unterbewusstsein gesteuert Männer witterst denen genau das fehlt. Du findest unabsichtlich schwächere Männer die Du dann eben auch erziehen musst und auf Kurs bringen musst.
Nur, auf Dauer lässt sich ein erwachsener Mann halt nicht erziehen. Erst nimmt er das Positive für sich, weil Du sein Leben halbwegs in Ordnung bringst, aber mit der Zeit wirst Du dann eher als eine Art Ersatzmama, Lehrerin oder Erzieherin eingeordnet. Der Mann driftet ab, sucht sich Mittel um Dich (ebenfalls unbewusst) zu bestrafen (Kaltstellen, mangelnde Zuwendung, Abwertungen sind probate Mittel) und klein zu halten. Und schließlich geht er, weil Du ihm ein Leben aufzwingen willst, das er nicht schafft und auch nicht schaffen will.

Mit ein wenig Abstand kannst Du die Muster sicher klar erkennen. Jetzt fühlst Du Dich gedemütigt. Erst hat er Dein Selbstwertgefühl demoliert und Dich in seiner Abhängigkeit gehalten, dann hat er Dich eiskalt abserviert. Und jetzt siehst Du Dich als Versagerin, als Schwächling, die ihn nicht halten konnte.
Die Folge sind Scham und daher sozialer Rückzug. Lieber nichts sagen, lieber zu allem schweigen ...
Das macht Dein Leben aber nicht leichter, sondern schwerer, denn nun schämst Du Dich auch noch. Fürs Schämen braucht es ein Gegenüber, ohne Gegenüber keine Scham. Scham heißt in Deinem Fall auch, dass Du mit der gefühlten Niederlage nicht umgehen kannst und sie daher lieber verschweigen willst.
Das geht doch eh nie lange gut. Irgendwann kommen die Fragen. Was ist eigentlich mit Sven? Von dem sagst Du gar nichts mehr. Den wievielten Job hat er denn jetzt eigentlich? Wieso kommt er nicht zum Geburtstag von Oma?

Da ist es besser und auch leichter gleich mit offenen Karten zu spielen und zu sagen, es ist aus. Die anderen werden Dir vermutlich sagen: Gott sei Dank bist Du weg von dem, der war doch noch nie was für Dich!
Es ist leichter darüber zu reden als darüber zu schweigen. Mach den Anfang damit und Du wirst sehen, es ist leichter als Du denkst. Man kann Niederlagen, die letztendlich keine sind, auch mal eingestehen. Das tut sogar gut, denn es löst sich dann innerlich auch ein Knoten. Der Knoten der Scham nämlich.

Du bist eine tüchtige junge Frau und das kann Dir keiner nehmen. Ein gutes Kapital fürs Leben, eben der positive Nebeneffekt Deiner Erziehung. Nur musst Du aufpassen, dass Du Dir nicht wieder einen Mann suchst, der eher ein kleiner Bub ist und den Du dann erziehen möchtest.

In jeder Beziehung gibt es Machtstrukturen, auch in Familien und in Beziehungen. Wenn hier jedoch ein krasses Ungleichgewicht entsteht, dann fühlt sich meist zumindest einer nicht mehr wohl. Der Unterlegene, der Schwächere. Der will die Unterlegenheit ausgleichen und findet dazu Mittel. Seine Mittel waren eben ein unstetes Leben und seine emotionale Instabilität, die es ihm ermöglichten, Dich in Abhängigkeit und endlich auch mal in die unterlegene Position zu bringen. Denn Du wollstest ihn nicht verlieren und hast Dich dann angepasst und dich im Grund genommen auch emotional erpressen lassen. Wenn Du nicht nett und lieb zu mir bist, dann bestrafe ich Dich mit Gleichgültigkeit, Abwertung, Kälte. Also hast Du nicht aufgemuckt, sondern klein beigegeben. Das wiederum aber geht gegen Deine innere Ehre und es stellt sich eine innere Zerrissenheit ein. Einerseits bist Du feige und kleimütig, denn Du willst ja nicht noch Öl ins Wasser gießen, andererseits fühlst Du Dich damit auch schlecht, weil Du gegen Deinen Stolz, gegen Deine Würde handelst.

Er hat jetzt der Qual ein Ende bereitet und auch für Dich war diese Beziehung doch eine Qual. Es ist zu früh, jetzt Erleichterung zu empfinden oder gar froh darüber zu sein, Denn er fehlt Dir ja auch, Du vermisst ihn und musst erst heilen.
Lerne gut zu Dir zu sein. Scheitern gehört zum Leben genauso wie gewinnen, aber keiner gewinnt immer nur. Ohne Gewinn keine Niederlagen und ohne Niederlagen auch kein Gewinn. Ohne Traurigkeit gäbe es keine Freude und umgekehrt. Also ist das ganz normal, denn es gehört zusammen.

Wenn Du dich emotional losgelöst hast, wirst Du vieles klarer sehen und beurteilen können als jetzt. Du musst Dich jetzt ein wenig pflegen, Dir Gutes tun und dazu gehört auch der Mut, Deinem Umkreis vom Ende der Beziehung zu erzählen. Die Ablösung wird sicher Monate dauern, aber es wird Dir in dieser Zeit nicht nur schlecht gehen. Aber er wird immer wieder in Deinen Gedanken auftauchen, sich sozusagen einnisten. Aber das gehört eben dazu. Dennoch wird er mit der Zeit verblassen und irgendwann merkst Du dann, dass er einfach keine Rolle mehr spielt für Dich. Und dann wird sich das einstellen, was Dir in dieser Beziehung völlig gefehlt hat, Ein Gefühl der inneren Freiheit (weil Du Dich nicht mehr verbiegen musst und das Leben eines verzogenen kleinen Buben richten musst) und der Erleichterung.

Woher ich das weiß? Beziehungen sind oft ziemlich gleich und verlaufen nach ähnlichen Mustern. Nach der anfänglichen Glückseligkeit kommen dann die Eigenarten und Defizite ins Spiel und dann wird es oft schwierig. Anfangs glaubt man das noch steuern zu können und wiegelt es ab mit den Gedanken, das wird schon, eine vorübergehende Krise. Ich darf bloß nicht locker lassen, muss dran bleiben, dann ...
wird er wieder lieb zu mir sein. Und mich endlich schätzen für das was ich bin und tue.

Pah, er hat Dir was gepfiffen! Und das schmerzt, weil man Deine Mühen und Deine Anpassungen nicht etwa geschätzt, sondern weggeworfen hat. Das ist halt so mit den Kümmerinnen. Die werden oft nur ausgenützt und dann entsorgt, so hart das jetzt klingt. Du kennst ihn ja, folglich passt sein Verhalten doch ins Bild. Er übernimmt keine Verantwortung für sich, sondern verschwindet einfach. Die merkt dann schon dass ich weg bin.

Es ging mir mal genauso wie gut. Eine Beziehung in Schieflage. Dabei wollten wir doch ehrlich sein, offen sein, Konfliktthemen rechtzeitig ansprechen. Und wie hat es geendet? Ich wurde immer kleinmütiger und ängstlicher und hatte keinen anderen Lebensinhalt mehr als diesen Typen und diese defizitäre Beziehung. Und er verteidigte seine Unabhängigkeit, seine sogenannte Freiheit und ließ mich wie eine Marionette agieren. Er zog an einem Fädchen und ich hob das Bein oder den Arm. Ich war immer willenloser geworden und hatte nur ein Ziel: Alles, nur kein Beziehungsaus!
Denn ich hing an ihm wie eine Klette und er war der Puppenspieler.Und anstatt von diesem Karussell abzuspringen, fuhr ich immer weiter und akzeptierte alles und redete es mir noch schön. Dabei war ich von Ängsten zerfressen und ich fühlte mich fremdgesteuert, was ich auch war.
Und dann tat er das Beste für mich und trennte sich. Natürlich ging es mir schlecht. Nach der Heulphase kamen Wut und Hass auf ihn. Die miese Ratte, es sollte ihm schlecht gehen, er sollte am besten sterben, damit er endlich weg wäre! Aber Wut, Hass und Zorn kann man nicht ewig fühlen, denn das kostet zu viel Energie.
Und erst ganz lange nach der Trennung, als er schon lange aus meinem Leben verschwunden war, begriff ich auf einmal, was da zwischen uns abgelaufen war. Nicht nur er war der Schuldige, der Gemeine, nein, auch ich hatte einen großen Anteil an der Misere. Und ich war nicht halb so gut wie ich mir eingebildet hatte.
Das sorgt dann auch für inneren Frieden. Er war nicht gut, aber nicht nur schlecht und ich war auch nicht gut, aber auch nicht ganz schlecht. Aber es etablierten sich eben sehr schnell Mechanismen bei uns, die ein Anzeichen für unsere inneren Defizite waren. Ich die Ängstliche, Abhängige, die eisern an ihm festhielt und er derjenige, dem Beziehungen schnell über den Kopf wuchsen, weil er dafür einfach nicht gemacht war. Ein Bindungsvermeider in Reinkultur, der zwar eine große innere Sehnsucht nach Vertrauen, Nähe und Liebe hatte, aber wenn er sie bekam, dann wurde es ihm schnell zu eng und er ging auf Abstand. Das wiederum verstörte und ängstigte mich, weil ich eben von Verlustängsten geplagt war. Auch ein Erbe aus der Kindheit, bei ihm wie auch bei mir.

Vielleicht war das auch bei Euch so. Du kannst ja mal, wenn Du magst, ein Buch lesen: Jein. Bindungsängte erkennen und bewältigen von Stefanie Stahl. Das hat mir die Augen geöffnet über ihn und über mich.

10.05.2022 10:30 • x 4 #42


DieSeherin
wenn @Begonie geschrieben hat, ist dem echt nichts mehr hinzuzufügen... ich hatte schon ein paar zitate kopiert, aber was soll ich schon noch groß schreiben

10.05.2022 10:45 • x 2 #43


B
Zitat von Mira93:
Ich hatte irgendwann das Gefühl ein Doppelleben zu führen denn im Job und sonst war ich nicht die selbe Person wie in dieser Beziehung…Das ist alles ist viel für mich, das Letzte was ich will ist nochmal so etwas zu erleben und ich möchte mich nie wieder so für jemanden aufopfern der auf mich *******

Kenne ich. Ich bin beruflich erfolgreich, habe eine leitende Position und funktioniere gut. Man kann sich auf mich verlassen. Auch das habe ich gelernt schon in der Kindheit. Ohne Fleiß kein Preis usw. Streng Dich an, stell Dich nicht so an, mache das was erwartet wird und mache keine Probleme. Schrei nicht rum, jammere nicht, denn das hilft auch nichts ... Tja, aber in Beziehungen war ich dann eben doch das verletzte kleine Mädchen, das nicht verstanden und kalt gestellt wurde.

Jeder hat Verletzungen in sich, die nie aufgearbeitet wurden. Sie werden dann vom Kind im Unterbewusstsein abgelegt wo sie ja nicht mehr spürbar sind. Aber sie kommen dann zum Vorschein, wenn wir emotional tangiert sind. Da funktionieren wir auf einmal anders oder nicht mehr.
Je mehr man das erkennt, desto mehr holt man vom Unterbewusstsein auf die bewusste Ebene und da tun die Dinge weniger weh und man kann anders damit umgehen.
Du wirst das schon schaffen und Dein Leben wird wieder schön werden. Aber die Dinge nur wegzuschieben und zu warten bis es nicht mehr weh tut, ist zu wenig. Krisen kommen nicht umsonst ins Leben, sondern weil wir lernen müssen - über uns selbst.

10.05.2022 10:59 • x 3 #44


D
Nach fünf Jahren Partnerschaft, ist mir das gleiche passiert wie dir.

So etwas kann man einfach nicht verstehen, man fühlt sich weggeworfen und wertlos

Auch ich habe ein ausgeprägtes Helfersyndrom.

Oft dachte ich, das ich eine Erklärung für dieses Verhalten haben möchte, weil ich es nicht verstehe.

Aber es würde nichts bringen, ausser das es mir wieder schlecht gehen würde und das ist das letzte was ich brauche.

Eigentlich reicht als Antwort, schon sein Verhalten.

14.05.2022 14:31 • x 1 #45


A


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