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Frau zieht nach 18 Jahre aus - keine Hoffnung mehr

N
So geht es mir mit meinem Mann.Nur der hat auch schon ne Andere

12.01.2019 19:03 • #541


Joshu
Ja, Paradigma, abgesehen davon dass mein Sohn schon knapp erwachesen ist ist das bei uns nicht viel anders.

Und es zeugt bei Dir nicht von Schwäche, sondern von Verantwortungsgefühl und besonnenem Handeln, dass Du den schwierigen Weg gehst, zu Deiner Frau Kontakt hältst und sie noch unterstützt. Sie zum Feindbild zu erklären und jeglichen Kontakt abbrechen, das ist der einfachere Weg.

Danke für den Beitrag.

12.01.2019 19:22 • x 1 #542


A


Frau zieht nach 18 Jahre aus - keine Hoffnung mehr

x 3


T
Oh nein, da mache ich nicht mit. Ich sage allen ganz offen, dass ich verlassen wurde und er uns keine Chance gegeben hat.
Da wird er nicht geschont. Besonders unserem Sohn gegenüber.
Der sieht mich schließlich täglich, meine Täler des Schmerzens, mein alleine verantwortlich sein für unser tägliches Leben.
Ich wollte das alles nicht, das ist schwarz und weiß. Das heißt nicht, dass wir nicht freundschaftlich miteinander umgehen, aber zu meinen Bedingungen.
Er ist weg, jede Hsndlung hat Konsequenzen.

12.01.2019 23:16 • x 4 #543


Joshu
Stimmung zum 20. Januar. Trifft´s irgendwie.

Den 20. Jänner ging Lenz durch´s Gebirg. (...) Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, daß er nicht auf dem Kopf gehn konnte. (Georg Büchner, Lenz)

20.01.2019 19:15 • x 1 #544


e2b
Ich bin lyrisch jetzt nicht so bewandert, aber aus Büchners Zeilen lese ich, dass sich Lenz irgendwie verkehrt oder fehl am Platz fühlte, ist das richtig?
So ein Gefühl begleitet mich zumindest die letzten Tage. Vielleicht ist meine Interpretation auch daher für sowas getrimmt.
Ich habe (rational, nicht emotional) bemerkt, dass ich mich nicht nach ihr sehne, sondern nach dem, was ich durch sie hatte: Nähe, Vertrautheit, jemanden zum Reden, jemanden, der mich abends empfängt, jemand, der neben mir im Bett liegt, jemand, der mit mir Dinge unternimmt, etc.
Alles Dinge, die ich theoretisch von jedem x-beliebigen Menschen bekommen könnte oder mir zum Teil auch selbst geben kann. Die Gewohnheit aber lässt einen die Dinge von genau diesem Menschen vermissen. Denn das ist vertraut, das kennt man und das will man wieder haben.
Ich muss mich aber auch fast schon zu der Ansicht zwingen, dass ich mich niemals in den Menschen, der sie jetzt ist, verliebt hätte. Ich sehne mich nach der vergangenen Version von ihr, aber diese Person gibt es einfach nicht mehr.
Nach acht Monaten sollte es bei mir nun auch allmählich an der Zeit sein, sie loszulassen und ich darf mich nun auf alles, was noch kommt, freuen und nicht mehr der Vergangenheit nachtrauern.
Ich hoffe, diese Worte können dir eine neue Denkrichtung geben. Mir hilft es, wenn ich solche Zeilen schreibe und teile.

21.01.2019 10:14 • x 11 #545


Mayla
@e2b
Das ist sehr schön gesprochen. Ich kann deine Gedanken gut nachfühlen.

21.01.2019 10:22 • #546


P
e2b: Das könnte ich genau so übertragen auf meine Situation und sicher die vieler hier...

Es ist natürlich ein grosser Teil Gewohnheit dabei, aber auch Nostalgie sicherlich, die guten, schönen Zeiten wieder teilen mit dieser einen Person. Das Problem ist ja im Grunde: Klar KANN man all das auch mit jemand anderem haben, aber wir haben uns doch unser Leben SO aufgebaut wie wir das für richtig und gut hielten oder? All diese Jahre die es gebraucht hat um dieses Vertrauen auf zu bauen zu dieser einen Person soll jetzt plötzlich futsch sein einfach so? Und dann wird erwartet dass man wieder bei Null anfängt jetzt und einfach mal so eben jemand Neues findet und dann baut man sich wieder über Jahre alles auf? Wobei dann die Chance besteht dass wieder einmal alles für die Katz war nachher?

Nein, SO einfach ist es leider nicht, und das spüre ich auch momentan. Man kann das Geschehene nicht ungeschehen machen, weder die guten noch die schlechten Zeiten, und man kann auch nicht von heut auf Morgen wieder so etwas auf bauen. Das braucht Zeit, bei manchen vielleicht nicht so lang, aber ich bin z.b. jemand der unendlich lange braucht um Vertrauen auf zu bauen. Irgendwann hat man dann auch keine Energie/Lust mehr dazu, es wird alles schwerer je älter man wird usw.

Ich kann jedenfalls gut nachvollziehen warum viele Leute nach so einer Sache wie hier entscheiden von dem Zeitpunkt an alleine zu bleiben.

Das soll jetzt nicht negativ klingen, .... obwohl, wenn ich so drüber nachdenke ist es wohl doch negativ, fühlt sich ja auch so an gerade

21.01.2019 16:59 • x 4 #547


Joshu
Tag 106 nach der Trennung.

Wird Zeit für eine kleine Zwischenbilianz. Wenn ich eine Fähigkeit habe, dann ist es das, was ich mir vornehme, durchzuziehen. Ob da Studium ist, ein Sportprogramm, was auch immer. Wenn ich auch manchmal Umwege gehen muss. Selbstdisziplin kann ich.
Und hier im Forum hatte ich mir vorgenommen, die ersten 200 Tage nach der Trennung zu berichten, wie es so geht. Und dann zu verschwinden. Nun, die Hälfte des Wegs ist gegangen.

Zunächst mal danke für Deine schönen Sätze zu Büchners Lenz, e2b! Es ist nebenbei keine Lyrik, sondern eine - meisterliche - Prosaerzählung, über eine winterliche Episode des unglücklichen Sturm-und-Drang-Dichters Jakob Michael Reinhold Lenz, zunächst enger Freund Goethes, dann in der Not von diesem schmählich fallengelassen, schließlich dem Wahnsinn verfallen und unglücklich und einsam gestorben.
Und die Erzählung schildert eine kurze wichtige Episode im Unglück an der Grenze zum beginnenden Wahnsinn, wo noch nicht klar ist, wie das Schicksal Lenz´weiterverläuft, es ist noch alles offen, wenn auch nicht viel Anlass zu Hoffnung gegeben ist.

Und Du triffst es natürlich ganz genau, e2b, es ist an dem Punkt, an dem er fühlt und spürt, dass etwas mit seinem Verhältnis zur Welt grundsätzlich nicht stimmt, alles verkehrt läuft und metaphorisch der Wunsch entsteht, alles auf den Kopf zu stellen und dann vielleicht wieder eine richtige Perspektive zu bekommen.
Nun ist das eine Erzählung, keine Dokumentation, als Leser kann man das nachfühlen, wenn man ähnliche Phasen mitgemacht hat, eine zumindest heftige oder auch existentielle Krisensituation, die ja - zum Glück - nicht in den Wahnsinn führen muss. Aber manchmal hilft es, wenn mal solche grausigen Seelen- und Weltzustände in guter Literatur gespiegelt bekommt, um sich selbst kennenzulernen, weil es dabei manches an sich selbst und an der wirklichen Welt, in der wir stecken zu entdecken gibt. Das ist jedenfalls meine Vorstellung vom Sinn von guter Literatur. Deshalb bin ich vielleicht nicht wahnsinnig aber lese und schreibe manchmal auch wie ein Wahnsinniger.

Und immerhin - hier bei uns ist es jetzt sehr winterlich kalt geworden. Ich gehe zwar nicht durch´s Gebirge, aber öfter durch die Winterlandschaft in unserer kalten Stadt. Und - wenn ich schon bei Büchner und der Zeit, der Epoche der Romantik bin: Diese Epoche hat sich ja poetisch dadurch ausgezeichnet, dass in ihr die völlige Grenzüberschreitung zwischen Ich und Welt (Fichte) oder der Natur und dem Geist (Schellings Naturphilosophie) und deren Einheit und der Sehnsucht nach unendlicher Erweiterung ein großes Thema ist. Und das führt u.a. dazu dass in Erzählungen und besonders in der Lyrik dieser Zeit die Naturzustände und inneren Zustände immer wieder gespiegelt werden. Oder anders ie Natur wird zum poetischen Bild für den Zustand der Seele.

Ja, und auch ich finde gerade - ich bin ja sowieso Romantiker - dass derzeit die Natur sehr gut meine Seele wiederspiegelt. Meine Trennung liegt jetzt lange genug zurück, dass sich die Verhältnisse äußerlich soweit normalisiert haben. Es sind neue Alltagsroutinen eingekehrt. Es ist ruhig geworden aber sehr, sehr kalt. Das Leben hat sich in die Tiefe zurückgezogen. Der Boden ist sehr sehr hart, aber zumindest bietet er Trittsicherheit. Es ist nicht glatt.
Vieles hat sich verändert: Das Leben meines Sohnes geht seinen Gang , er scheint zufrieden mit seinem Studium. Meine Frau scheint zufrieden mit ihrer neuen Lebenssituation, jedenfalls erzählt und vermittelt sie mir nichts anderes. Unser Verhältnis ist auch ruhig, nicht stürmisch, aber auch irgendwie kalt und leblos geworden.
Und auch meine Wohnung: Ich bin nicht mehr so oft da, weil ich viel mache in meiner Freizeit. Aber alles ist gut in Schuß, aufgeräumt, die größeren Gesellschaften und Partys, die wir früher so oft gemacht haben, legendär war immer unsere 1-Tag-nach-Weihnachten-Schluß-mit-der-Besinnlichkeit-Party bis zum frühen Morgen, die gibt es nicht mehr.
Ich treffe Freunde meistens irgendwo draußen. Besuch bekomme ich selten, wenn, dann meistens nur eine Person. Es ist ruhig und still auch in meiner Wohnung geworden, aber sie ist immer noch schön und gemütlich, nur eigentlich zu groß für mich. Die große ziemliche hippe Küche zum Beispiel scheint immer noch nach den vielen Gästen zu rufen um zu zeigen, was doch in ihr steckt. Schließlich haben wir ja vo gerade mal vier Jahren groß umgebaut, zur Freude meiner Frau, die tatkräftig die Wohnung für unsere Zukunft da noch geplant hat.

Die Romantiker zeichnet es auch aus, dass sie keinen wirklichen inneren Halt in sich finden, oder anders: Sie finden ihn nur im Werden, im schöpferischen Immer-neu-sich-ausprobieren, Schritt für Schritt, und neues wieder verwerfen und als Schritt zur weiteren angestrebten nie erreichbaren Vollkommenheit nur zu benutzen, bis ins nie erreichbare Unendliche. Das ist zwar tragisch, aber auch sehr schön und poetisch. Friedrich Schlegel nannte das für die Literatur als poetisches Programm progressive Universalpoesie. Die Kehrseite davon ist, dass es die Protagonisten der Romantik rastlos macht, immer weiter und weiter und weiter auf der Suche. Auch Religion gibt nur insofern halt, als es poetisch verwandelt die Seele immer weiter treibt auf der Suche nach der blauen Blume ,wie Novalis das im berühmten Bild in seinem Heinrich von Ofterdingen im ewigen Traum der Romantik beschrieben hat. Was immer diese blaue Blume ist. Es kann auch ein Engel sein, Mayla.

Und ich hatte das große Glück, dass ich lange Zeit mit einer Frau verheiratet sein durfte, der es über weite Strecken unserer Ehe gelang, mich zu erden. In den besten Zeiten unserer Ehe hatte ich eine wunderbare Ruhe verspürt, einen inneren Halt, den ich so nicht kannte. Eine gefühlte innere Sicherheit, ein Fundament, von dem aus, wie ich dachte, alles mögliche Gute daraus werden kann.

Nun ist es vorbei. Und auch schon - nicht erst seit dem Ende, schon vorher, aber seit dem Ende besonders - ist auch meine innere Rastlosigkeit wieder da. Dennoch bin ich dankbar dafür, dass ich diese Zeit mit meiner Frau erleben durfte, mit allem dem vielen Schönen, unserem Sohn vor allem. Ich glaube, das war was ganz Einmaliges. Und deswegen kann ich nicht wirklich und nicht auf Dauer Wut empfinden, trotz dem vielen Schlamassel, und deswegen werde ich von ihr nie anders als von meiner Frau sprechen, was immer auch passieren wird.

Zitat von e2b:
Alles Dinge, die ich theoretisch von jedem x-beliebigen Menschen bekommen könnte oder mir zum Teil auch selbst geben kann. Die Gewohnheit aber lässt einen die Dinge von genau diesem Menschen vermissen. Denn das ist vertraut, das kennt man und das will man wieder haben.
Ich muss mich aber auch fast schon zu der Ansicht zwingen, dass ich mich niemals in den Menschen, der sie jetzt ist, verliebt hätte. Ich sehne mich nach der vergangenen Version von ihr, aber diese Person gibt es einfach nicht mehr.


Und das wollte ich jetzt hier einführen, weil es passt und ich es nicht besser an dieser Stelle ausdrücken kann. Auch meine Frau ist ein anderer Mensch geworden, für mich zumindest ganz anders, als sie früher war. Und deshalb glaube ich auch nicht ,dass wirklich ein Weg zu ihr zurück führt. Das wäre ein großes Wunder.

Nun habe ich Freunde, die mir zu so Sachen wie Dating-Portalen raten. Das ist mir so fremd und auch zuwider, mich so nach marktwirtschafltichen Gesichtspunkten für Geld anzupreisen, zu konkurrieren, mich besser als andere darzustellen. Never ever.
Es war ein großes Glück, dass es eine Zeitlang so funktioniert hat. Es wird nie wieder so sein:

Zum Gefühl des Winters gehört auch dazu, dass es ewig so bleiben wird. Auch die Zeit ist wie eingefroren. Warm anziehen, Tee trinken und träumen vom Sommer, der so weit zurückliegt. Eine ferne wehmütige zartbittere Erinnerung. Große Gefühle, auch die frieren im langen Winter ein.

21.01.2019 17:28 • x 9 #548


Fidschicat
boah!
wie schön geschrieben!
Bin grad ganz berührt....

21.01.2019 17:42 • #549


e2b
Zitat von Fidschicat:
boah!
wie schön geschrieben!
Bin grad ganz berührt....

Word!

21.01.2019 18:25 • #550


P
Schon interessant wie wir es alle irgendwie gemeinsam zu haben scheinen dass unsere Frauen sich verändert haben. Ich nenne diesen Zustand Midlife Crisis, aber im Endeffekt ist es ja wohl egal wie man es nennt, Fakt ist dass sie sich gewandelt haben zu einem neuen, anderen Menschen, der leider nicht mehr kompatibel mit uns ist.

Ich denke zwar noch zeitweilig dass es doch wieder einen Weg zu ihr gibt, aber werde dann immer wieder eines besseren belehrt.

Die Lektion hier, falls es überhaupt eine gibt, ist deshalb vielleicht, nicht stehen zu bleiben. Sie verändern sich, gehen nach vorne in ein anderes Leben. Also sollten wir das vielleicht auch tun. Klar hat man das nie gewollt, man war ja im Grunde zufrieden und glücklich im alten Leben, aber es ist nun mal passiert jetzt, der Kopf hat es langsam verstanden, das Herz hinkt nach, hoffentlich nicht für immer...Nicht falsch verstehen, ich kann sehr gut nachvollziehen dass du (Joshu) diesem...ich nenn es jetzt mal Limbo Zustand auch durchaus etwas abgewinnen kannst, ich kenn diese Gefühle ebenfalls... aber auf Dauer ist dann doch zumindest für mich das Alleinsein und alleine fühlen eher etwas unbehagliches, kein Zustand in dem ich mich ewig halten will...

Ich merke auch mittlerweile dass ich mich zwangsläufig sowieso schon verändere und nie mehr der Gleiche sein werde, was ich weder schlecht noch gut bewerte, es ist einfach so. Ein solch einschneidendes Erlebnis verändert einen, man lernt dazu, und die Narben der Vergangenheit werden sicherstellen dass man das niemals vergisst.

21.01.2019 22:10 • x 2 #551


Mia2
Du hast alles sehr schön geschrieben. Ich überlege auch oft, warum musste manches so kommen. Wir haben wohl alle nicht gut auf unsere Ehen aufgepasst, irgendwie im Alltag verloren.

21.01.2019 22:50 • x 1 #552


Sabine
Ich denke, ihr habt vielleicht nicht gut auf euch selbst geachtet, dass man so tief fällt.

Selbstaufgabe nennt man das auch.

22.01.2019 01:05 • #553


Joshu
Zitat von Sabine:
Ich denke, ihr habt vielleicht nicht gut auf euch selbst geachtet, dass man so tief fällt.

Selbstaufgabe nennt man das auch.


Und ich denke, Du hast nicht viel nachgedacht, als Du Deine steile These hier aufgestellt hast.

Selbstgerechtigkeit nennt man das auch.

Wer ist denn mit dem Ihr gemeint? In den Sätzen meiner freundlichen Mitschreiber erkenne ich jedenfalls keine Spur von Selbstaufgabe. Aber ich lass mich gerne überzeugen. Deine Behauptung, Deine Begründung bitte.

Und was mich betrifft, ich bin gerade eben von einer arbeitsintensiven Band-Probe nach Hause gekomnen, hab einen Fulltime-Job, verbring soviel Zeit wie möglich mit meinem Sohn, habe ne Menge privater Projekte.
Und ja, ich trauere noch sehr um den Verlust meiner Frau, dem Ende meiner Ehe. Und es fühlt sich oft schlimm an. Soll vorkommen. Kannst Du bei Flaubert, Tolstoi und Fontane nachlesen. Oder bei David Schnarch's Psychologie der S. Leidenschaft. Oder in der BRIGITTE. Ich weiß ja nicht, ob und was Du liest.

Aber Selbstaufgabe? Bitte erklär mir das mal. Oder meinst Du, ich stell mir manchmal selbst ne Aufgabe? Naja, das kann sein.

22.01.2019 02:02 • x 1 #554


Sabine
Uii, du bist sauer? Warum?

22.01.2019 07:09 • x 1 #555


A


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