@DiesDasAnanas
Zitat: Mit all deiner Wut und deiner daraus gezogener Handlungskraft, was war der Knackpunkt deinen Mann nicht zu verlassen?
Es gab keine einzelnen Knackpunkte, sondern mit der Zeit spürte ich, dass er mich anders sieht, anders wahrnimmt, sich hinterfragt und sich seiner Handlungen klar wurde.
Warum ich ihn nicht verlassen habe? Weil er tief in mir drin mein Traummann geblieben ist. Weil ich ihn liebe.
Ich habe mich gefragt, ob er ein schlechter Mensch ist - oder ob er ein liebenswerter Mensch ist, der etwas Schlechtes getan hat.
Wie viele Betrogene, habe ich in den ersten Monaten die Schuld allein bei den AF gesucht (und für meine Wut gefunden).
Mit meinem Mann habe ich zwar im gleichen Haus gelebt, aber kein Beziehungsleben geführt. Dass ich mich emotional lösen konnte und den Fokus auf meine Gefühle gelegt habe, hat sehr geholfen.
Ich hatte immerhin die andere Variante bereits erfolglos mit ihm erlebt.
Über die Monate durch unsere unzähligen (Streit)-Gespräche und Termine mit PT und Coaches hat sich eine neue Dynamik entwickelt. Besonders er ist nie vom neuen, gewollten Kurs mehr abgewichen.
Ihm war bis dahin einfach nicht klar, was auf dem Spiel stand und was er verlieren könnte.
Zitat: Wann begann dein Mann dir wieder mit Ehrlichkeit zu begenen?
Er scheint eine Zeit lang wenig kooperativ dir gegenüber gewesen zu sein.(Räumt nur die Fakten ein die nicht zu leugnen sind etc.)
Nachdem auch er den Schock überwunden hatte. Unsere PT hat uns begleitet und den Fokus in den ersten Monaten auf mich gelegt, was auch richtig war, da die Not dort am größten war und mich das alles ganz schlimm aus der Bahn geworfen hat. Er später, als ich die schlimmste Zeit überwunden und mich eingelesen und mit mir beschäftigt habe, wurde nach und nach sichtbar, dass es auch für ihn nicht easy war (wie ich zu Beginn dachte).
Er hat durch meine Verletzlichkeit, meine Trauer, meine tiefen Reaktionen auf sein Verhalten Zugang zu seinen Gefühlen zugelassen statt sie zu verdrängen. Auch das hat die Therapeutin bewirken können.
Irgendwann wurden wir wieder zu einem Paar, das eine heftige Krise gemeistert und gemeinsam durchlebt hat.
Zitat:
Woran bewertest du das? Oder anders gefragt, woran erkennst du die ehrlichen Absichten, vor allem wenn die Taten wohl immer mal wieder dagegen sprechen?
(Der letzte Teil der Frage bezieht sich auf das vergeben mehrerer Chancen.)
Die ehrlichen Absichten habe ich erst nach langer Zeit als solche anerkannt. Ich habe ALLES hinterfragt. Mein Mann hat dem standgehalten und mir immer wieder versichert, dass ihm erst spät klar geworden ist, welche wundervolle Frau an seiner Seite ist und mir glaubhaft bewiesen, wie sehr er mich liebt und wie wichtig ihm unsere gemeinsame Zukunft ist.
Mein Mann hat miterlebt, was seine Handlungen mit meiner Psyche, meinem Verhalten und letztendlich mit meiner Gesundheit gemacht haben. Das 1:1 fühlen zu müssen (dürfen) hat in ihm alles verändert.
Warum er nichts freiwillig erzählt hat? Weil er mich nicht zerstören wollte, Angst um mich hatte. Angst, dass ich noch mehr nicht verkraften würde. Angst, dass er mich verliert.
Auch das wissen wir erst seit einigen Monaten, weil wir über die Ursprungsaufarbeitung ausschließlich über die Affären und der Ablauf und Zustandekommen geredet haben.
Und das völlig normal und richtig so. Heute weiß ich das. Und er auch.
Wir wussten beide nicht, worauf wir uns einlassen und ob wir es durchstehen. Aber wir wussten, dass wir uns beide wert sind, unser möglichstes zu geben und dass es hart werden würde - aber nicht unmöglich.