Beziehung zerstört durch Bindungsangst

Hallo zusammen,

ich habe mich hier angemeldet, weil ich einfach nicht mehr weiter weiß. Ich bin männlich, 40 und wie es aussieht habe ich meine mittlerweile vierjährige Beziehung endgültig zerstört.

Ich hatte in meinem Leben zwei längere Beziehungen. Die erste hielt 9 Jahre und die zweite fünf Jahre. Mit beiden Partnerinnen wohnte ich auch zusammen aber irgendwie lief dann alles aus dem Ruder als Themen wie Heirat und Kinder aufkamen. Von 30 bis 36 war ich Single. In dieser Zeit hatte ich immer mal wieder so ein paar Anbandelungen, die ich dann aber immer wieder im Sand verlaufen ließ. Heute ist mir klar, dass ich damals schon unterschwellige Panik vor einer festen Bindung und allem was daraus dann erwachsen könnte hatte. 2020 habe ich dann meine jetzige Partnerin kennengelernt und auf der einen Seite war ich so froh, doch noch eine abbekommen zu haben (ich war in den sechs Jahren davor eigentlich todunglücklich so alleine) auf der anderen Seite war die Beziehung von Anfang an von Panik und Schuldgefühlen meinerseits gekennzeichnet. Angst vor der Verwantwortung die da kommen könnte und Schulgefühle gegenüber z. B. meinem Bruder der auch schon ewig Single ist und mit dem ich sehr dicke bin. Die letzten vier Jahre waren vielleicht mehr Kampf als Freude. Für sie war von Anfang an klar, dass ich der Mann bin mit dem sie eine Familie gründen möchte, bei mir gab es immense Startprobleme. Nach sechsen Jahren Singledasein war das mit dem S. alles andere als einfach für mich. Der Geist war willig, das Fleisch . na ja, ihr kennt das ja. Das hat sie sehr auf sich bezogen, obwohl ich es immer wieder versucht habe ihr zu erklären. Ich habe generell einfach Probleme mit dem Thema S.. Ich mag mich selbst nicht besonders und fühle mich beim Thema und dem Akt selbst einfach sehr unwohl. Es ist leider nichts was mir sonderlich Spaß macht. Na ja. wie dem auch sei. Irgendwann kam das Thema Zusammenziehen usw. auf und ich hatte in diesem ersten Gespräch einfach Panik und ein paar saudumme Sachen gesagt. Ich habe versucht das dann schnell zu korrigieren und versucht ihr zu erklären wie es in mir aussieht. Das ich das alles grundsätzlich schon will, aber gerade einfach noch etwas Zeit brauche. Aber scheinbar war die Verletzung bei ihr schon zu groß. Jedenfalls hielt sie mir dieses erste Gespräch immer wieder vor und zyklisch kam es immer wieder zu Streits deswegen. Ca. alle vier Wochen. Nach jedem Streit braucht ich wieder ein paar Tage um mich davon zu erholen. Da ich aber grundsätzlich nicht nachtragend bin, hab ich weitergemacht und gehofft, dass ich mich endlich mal einlassen kann. Zwischendurch war ich dann auch mal so weit und hab ihr vorgeschlagen bei mir einzuziehen. Das hat sie abgelehnt. Sie wollte nicht in meine Wohnung ziehen. Das hat mich damals sehr verletzt und damit war das Thema erstmal wieder vom Tisch. Na ja, so ging das halt ständig weiter. Sie hat mit zyklisch die Hölle heiß gemacht und ich musste mich dann wieder davon erholen und wieder neu Vertrauen und Sicherheit aufbauen. Zu dieser Zeit (das war vor ca. zwei Jahren) hab ich das erste Mal zu ihr gesagt, das ich glaube das mit mir was nicht stimmt. Im Januar 2020 hat sie sich aus heiterem Himmel von mir getrennt, als mein Vater mit Nierenversagen ins Krankenhaus eingeliefert wurde und ich völlig am Boden war. Nach vier Wochen kam sie dann wieder und wollte es nochmal versuchen. Ich habe zugestimmt. Aber es ging dann leider immer so weiter. Ich habe zwischendurch immer wieder versucht Kraft zu sammeln und den nächsten Schritt zu machen, das wurde dann aber durch den nächsten Streit (der sich eigentlich immer auf das eine Gespräch im Sommer 2020 bezog) immer wieder im Keim erstickt und ich musste von vorne anfangen. Letztes Jahr im Sommer hab ich dann angefangen nach einem Therapeuten zu suchen, weil ich mittlerweile sicher war das bei mir was nicht stimmt. Ich hatte Glück und mache seit Januar diesen Jahres eine Verhaltenstherapie. Sie war damals überglücklich das ich diesen Schritt gehe. Wir sind einfach seit vier Jahren in einem Kreislauf gefangen, den ich scheinbar verursache. Zumindest scheint es für mich so, dass ich der Schuldige in der Sache bin.

Tja und gestern, während ich mich parallel noch um meinen Vater kümmern muss, der im Dezember 2023 einen Schlaganfall erlitten hat, wurde mir eröffnet, das man keine Gefühle mehr für mich hat und so wie es aussieht, hab ich es endgültig verdorben und ich habe das Gefühl, dass mir einfach niemand helfen kann. Ich weiß wo meine Ängste herkommen. Ich hatte eine miese Kindheit mit einem kaputten Elternhaus, habe nie eine intakte Familie erlebt und fühle mich für einfach alles und jeden verantwortlich. Meine Welt besteht daraus das ich mich kümmern und für alle da sein muss und das ich denke, das alle Last auf mir ruht. Ich habe Angst, dass ich das alles nicht schaffe, die Beziehung, eine Familie nicht alleine am Laufen halten kann und am Ende ja sowieso wieder alles in die Brüche geht, obwohl es eigentlich das ist was ich mir wünsche. Die Therapie dreht sich gefühlt im Kreis, weil die Ursachen scheinbar so klar sind, das für mich aber nichts ändert. Ich kenne die Ursache meiner Probleme, aber ich bin nicht in der Lage diese zu überwinden und einfach mal einen Schritt zu machen. Mein Therapeut meint immer nur das ich einfach machen muss. Risiko gehört dazu. Aber das ist ja mein Problem. Ich bin wie erstarrt und nichts hilft, dass dieser Panzer endlich mal aufbricht.

Ich sehe mich gerade mit einem Leben in Einsamkeit konfrontiert. Ich bin 40, habe es nicht geschafft eine Familie zu gründen, etwas was ich eigentlich möchte und blicke in ein tiefes schwarzes Loch, aus dem mir scheinbar keiner raushelfen kann. Ich weiß das ich alles kaputt gemacht habe und diese Schuldgefühle fressen mich auf.

Ich bin völlig ratlos.
06.05.2024 13:12 •
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Zitat von Mathias30: Ich sehe mich gerade mit einem Leben in Einsamkeit konfrontiert. Ich bin 40, habe es nicht geschafft eine Familie zu gründen, etwas was ich eigentlich möchte und blicke in ein tiefes schwarzes Loch, aus dem mir scheinbar keiner raushelfen kann. Ich weiß das ich alles kaputt gemacht habe und diese Schuldgefühle fressen mich auf.



Mit Anfang 40 bist Du als Mann im Grunde noch jung und musst keine Panik schieben!
Es kann sich alles noch zum Guten wenden!
Dass Du hier bist, ist schon die halbe Miete! -Hier ist immer jemand zum sprechen da,
und das Mitlesen bei anderen hilft auch ganz doll, und ich möchte es Dir besonders
an's Herz legen lieber @Mathias30 !
06.05.2024 13:35 •
A
Beziehung zerstört durch Bindungsangst
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@Mathias30 mal unabhängig davon dass du das Gefühl hast dir kann keiner helfen - gestern hat sie dich verlassen - verstehe ich das richtig?
Und unabhängig von all den Problemen die ihr in der gemeinsamen Zeit hattet. Wie gehts dir damit dass sie offenbar diese Probleme nicht weiter leben möchte?
06.05.2024 14:45 •

@Zorra Mir geht es schlecht, denn ich habe die ganze Zeit immer nur das Gefühl gehabt, dass ich (egal was ich tue) nicht die Chance habe es besser zu machen. Die Dinge stehen fest und egal wie sehr ich mich bemühe habe ich das Gefühl das es nie genug ist. Ich fühle mich als hätte ich die ganze Zeit gearbeitet und (egal wie schwer es war) dann doch über meinen Schatten zu springen und Kompromisse anzubieten und dass das alles nicht gesehen wurde / wird. Auf der anderen Seite will sie mich aber trotzdem in ihrem Leben haben. Zitat: Lass es uns doch erstmal auf freundschaftlicher Ebene versuchen und vielleicht entwickelt sich dann ja was. Als ich sie damit konfrontiert habe wie sich das vereinbart habe ich keine Antwort bekommen.
06.05.2024 14:57 •
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@Mathias30 ich verstehe sehr gut dass du dich schlecht fühlst. Aber ich sehe auch das sie etwas verändern möchte. Diese Veränderung klingt jetzt erstmal schlecht für dich. Aber wäre das Verharren in der Situation nicht sogar noch schlechter gewesen?

Dass sie dir keine Antwort geben kann darauf wie Freundschaft aktuell zu vereinbaren ist liegt wahrscheinlich daran dass sie keine gesicherte Antwort darauf hat. Sie spürt nur so kann es nicht weitergehen und sie spürt auch dass sie euch nicht komplett verlieren möchte. Man hat, wenn man diese Wünsche fühlt nicht sofort einen Plan wie es gehen könnte. Erstmal spürt man nur den Wunsch. Den Wunsch nach Veränderung.

Und denkst du nicht auch, so wie sie, das ein weiterlaufen lassen nicht gut wäre?
06.05.2024 15:05 •

Zitat von Mathias30: Mein Therapeut meint immer nur das ich einfach machen muss.

was genau meint dein Therapeut das du machen musst/sollst?
06.05.2024 15:15 •

Zitat von Zorra:@Mathias30 ich verstehe sehr gut dass du dich schlecht fühlst. Aber ich sehe auch das sie etwas verändern möchte. Diese Veränderung klingt jetzt erstmal schlecht für dich. Aber wäre das Verharren in der Situation nicht sogar noch schlechter gewesen? Dass sie dir keine Antwort geben kann darauf wie ...

Natürlich ist so weiterlaufen lassen nicht gut. Deshalb hab ich ja auch so sehr darum gekämpft, dass ich schnell einen Therapieplatz bekomme und ich kann mein Glück eigentlich garnicht fassen, dass es nach 6 Monaten schon losgehen konnte. Ich fühle mich aber halt auch einfach irgendwie verraten, weil ich (jetzt wo ich endlich weiß was schräg bei mir läuft) nicht mehr wirklich die Chance habe zu arbeiten und etwas zu verändern. Das was sie eigentlich gerne möchte und sie ja auch.
06.05.2024 15:17 •

Zitat von Zorra:was genau meint dein Therapeut das du machen musst/sollst?

Ich soll einfach mit ihr zusammenziehen und eine Familie gründen. Das Risiko muss ich eingehen und dann wird das schon. So im übertragenen Sinne. Aber daran genau scheitert es ja. Ich kriege diese Blockade mit den dazugehörigen Ängsten nicht aufgebrochen. Deswegen habe ich mich ja in Therapie begeben. Seit drei Sitzungen dreht es sich aber eigentlich nur noch um dieses Sie müssen halt einfach. Und das fühlt sich für mich gerade so an, als würde man zu einem Depressiven sagen Don't be sad!
06.05.2024 15:19 •
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@Mathias30 das aber ein großes Ding, dass du da von null auf hundert starten sollst. Gibt es nicht kleineres was du machen könntest - laut deinem Therapeut. Also wäre es nicht sinnvoller da zu starten wo ihr steht. Und nicht etwas zu tun was der aktuellen Situation gar nicht angemessen ist?
06.05.2024 15:21 •

@Mathias30
Zitat von Mathias30: Natürlich ist so weiterlaufen lassen nicht gut. Deshalb hab ich ja auch so sehr darum gekämpft, dass ich schnell einen Therapieplatz bekomme und ich kann mein Glück eigentlich garnicht fassen, dass es nach 6 Monaten schon losgehen konnte.

ich meinte jetzt so weiterlaufen zu lassen. Ja, es ist ein schlechter Zeitpunkt. Jetzt wo du angefangen hast etwas zu erkennen. Für dich, für euch. Aber dein Erkennen hat ja (noch) nicht dazu geführt das es dir, ihr, euch besser geht.
Insofern wäre es ja auch heute ein weiterlaufen lassen wenn ihr beide weitermacht wie bisher.
Kannst du es vielleicht ein klein wenig spannend finden neue Wege zu gehen?
06.05.2024 15:24 •

Zitat von Zorra:@Mathias30 das aber ein großes Ding, dass du da von null auf hundert starten sollst. Gibt es nicht kleineres was du machen könntest - laut deinem Therapeut. Also wäre es nicht sinnvoller da zu starten wo ihr steht. Und nicht etwas zu tun was der aktuellen Situation gar nicht angemessen ist?

@Zorra Ja, so empfinde ich das auch. Er will das ich auf den Everst klettere, während ich schon Probleme mit dem Hügel neben dem Haus habe. Ich hab ein wenig das Gefühl, dass er nicht so richtig weiß was er mit mir machen soll, obwohl der Mann echt Erfahrung hat. Dreißig Jahre als Psycho- und Paartherpeuth tätig. Aber alles was man so macht, mit Ursachenforschung usw. zieht bei mir scheinbar nicht, weil ich das objektiv alles weiß, aber eben die Angst vor dem was passieren könnte einfach zu groß ist. Daher fühle ich mich wie ein hoffnungsloser Fall.

Zeitgleich fühle ich mich von ihr verraten, weil sie so glücklich war, dass ich die Therapie begonnen habe, sie mir aber nun eigentlich keine Zeit gibt damit etwas zu bewirken. Es stand sogar im Raum, dass sie mal zu zwei Terminen mitkommt. Die hat sie mir dann immer einen Tag vorher abgesagt, weil es gerade ja so schwierig sei und daher nicht passen würde.
06.05.2024 15:26 •
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Zitat von Zorra:@Mathias30 ich meinte jetzt so weiterlaufen zu lassen. Ja, es ist ein schlechter Zeitpunkt. Jetzt wo du angefangen hast etwas zu erkennen. Für dich, für euch. Aber dein Erkennen hat ja (noch) nicht dazu geführt das es dir, ihr, euch besser geht. Insofern wäre es ja auch heute ein weiterlaufen lassen wenn ihr ...

Nein, ich kann da absolut keine Spannung darin finden neue Wege zu gehen. Ich hatte in ihr eigentlich das gefunden was ich immer wollte und nun stehe ich mit Anfang 40 vor dem nächsten Scherbenhaufen. Es ist wieder so gelaufen. Wieder wurde ich verlassen, weil ich anscheinend einfach zu kaputt bin. Wieder ein Neuanfang, wieder alles auf Anfang. Ich kann das langsam nicht mehr und ich sehe auch wenig Kraftreserven dafür.
06.05.2024 15:28 •
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Zitat von Mathias30: Ja, so empfinde ich das auch. Er will das ich auf den Everst klettere, während ich schon Probleme mit dem Hügel neben dem Haus habe. Ich hab ein wenig das Gefühl, dass er nicht so richtig weiß was er mit mir machen soll, obwohl der Mann echt Erfahrung hat.

ja der Mount Everest.... Deswegen wollte ich einen kleinen Hügel mit dir suchen
Gibt es den? Was könntest du heute tun wofür du heute genügend Mut hast?
06.05.2024 15:32 •

Zitat von Zorra:ja der Mount Everest.... Deswegen wollte ich einen kleinen Hügel mit dir suchen Gibt es den? Was könntest du heute tun wofür du heute genügend Mut hast?

Das Problem ist, in welchem Zusammenhang soll ich etwas tun? Das was mir Probleme bereitet hat sich gestern ja anscheinend erledigt. Was soll man denn tun, wenn der Andere einem sagt, dass da keine Gefühle mehr sind. Ich wüsste daher grad nicht wofür ich Mut bräuchte.
06.05.2024 15:38 •

@Mathias30 das was dir Probleme bereitet hat sich seit gestern erledigt sagst du. Das meinst du doch nicht so oder? Sonst gäbe es ja seit gestern kein Problem mehr

Und genau das meinte ich in meinem ersten Beitrag an dich. Was hast du heute für ein neues Problem - jetzt wo sie dich verlassen hat?
06.05.2024 15:40 •
A
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