Hallo Leute,
ich (w/33 Jahre) würde mich über ein paar Anmerkungen/Austausch zu meinem Fall mit einem bindungsschauen Mann (39 Jahre) freuen. Auch wenn es eigentlich recht eindeutig für mich ist und es nichts mehr zu ändern gibt.
Alles begann vor 5,5 Jahren. Wir haben uns über Tinder kennen gelernt und wir hatten beide von Anfang an das Gefühl den/die Richtige gefunden zu haben. Wir waren uns so ähnlich und haben unglaublich gut harmoniert in allem. Er verbrachte bald jeden Tag bei mir, hatte aber trotzdem seine Wohnung in derselben Stadt. Wir hatten nie Streit und machten immer tolle Sachen. Er sagte mir, dass er noch nie eine Frau wie mich kennen gelernt hatte und wie sehr er mich liebt.
Nach 1,5 Jahren und nach einem unglaublich tollen Urlaub über Weihnachten, wurde er irgendwie anders. Er war immer noch unglaublich liebevoll, aufmerksam und las mir jeden Wunsch von den Augen ab, aber er war nach der Arbeit öfter mit Kollegen auf ein B.. Ich war zu dieser Zeit auf der FH um mein Abendstudium zu machen. Ich hatte damit kein Problem. Trotzdem spürte ich irgendwie, dass da was nicht stimmt, sagte aber nichts. Ich hatte Angst etwas herauszufinden, vor allem weil ich in 5 Monaten meine Bac-Prüfung hatte und ich mich davon nicht ablenken lassen wollte. 2 Tage nach der Prüfung wollten wir auf Urlaub fahren, aber ich habe mir vorher noch sein Handy angeschaut. Und naja,. ihr könnt es euch denken. Er hatte ab dem Zeitpunkt an dem ich ein komisches Baugefühl hatte eine Affaire. Ich habe ihn darauf angesprochen und unter Tränen hat er alles gestanden. Er liebte sie aber nicht, er wisse nicht warum er das getan habe,. blablabla. Vor seinem besten Freund hat er damit auch immer angegeben, dass er ja 2 Frauen hat (laut Whats APP). Sein bester Freund hatte auch eine Affaire zu dieser Zeit. War wohl auch so ein Schwanzlängenvergleich. Ich habe ihn aus meiner Wohnung eskortiert. Er hat die nächsten Wochen sofort mit ihr verbracht. Ich fragte ihn warum er das macht obwohl er sie nicht liebt. Er meinte er braucht sie um die Trennung mit mir zu überleben. Ich habe dann immer wieder Kontakt zu ihm gesucht und versucht heraus zu finden warum er das getan hat. Aber es kam immer nur hab ich immer schon so gemacht, ich hab nicht nachgedacht,.
Nach 6 Monaten (er traf sich mittlerweile nicht mehr mit ihr) habe ich dann erneut gesagt, dass ich keinen Kontakt mehr haben will, weil er überhaupt nicht reflektiert und nur sagt, ich werde nie wieder fremd gehen. Gut und schön, aber wenn er nicht weiß warum er das gemacht hat und sich selbst nicht versteht, hat er nicht das Problem behoben, sondern nur das Symptom. Ich sagte ihm, dass ich glaube das er Bindungsängste hat. Er meinte, ja, das hab ich mir auch schon gedacht. Gut, der Kontakt wurde für ein paar Wochen abgebrochen, ich habe aber dann wieder den Kontakt gesucht. Wir kamen wieder zusammen.
Nach 2 Jahren wurde ich aber wieder unruhig, denn es ergaben sich 2 Probleme:
1.) Es passte immer noch alles zwischen uns und wir liebten uns (er war aufmerksam und liebevoll), aber ich er setzte sich nicht mir sich selbst auseinander. Ich wollte dann nach fast 5 Jahren Beziehung endlich zusammen ziehen, heiraten und Kinder. Aber je mehr ich darüber mit ihm redete, desto abweisender, kälter, unnahbarer wurde er. Kurz es waren nie schöne Gespräche über eine gemeinsame Zukunft und ich hatte immer Angst ihn darauf anzusprechen. Irgendwann meine ich, dass ich nächstes Jahr heiraten möchte und er erwiderte ob das jetzt ein Ultimatum wäre. Ich war total perplex, dass er das so auffasste. Seit diesem Zeitpunkt ging alles bergab. Es kamen von seiner Seite Sprüche wie
Heiraten ist das Papier nicht wert
Zusammen ziehen ist mir nicht wichtig
Ich weiß nicht ob ich überhaupt Kinder will (wir haben eigentlich immer Ende 2020 für die Familienplanung angesetzt)
Am Anfang haben alle meine Brüder gedacht die Richtige zu heiraten, aber alle haben sich geirrt (ja alle seine Brüder sind unglücklich verheiratet)
2) Er unglücklich in seinem Job, aber anstatt etwas daran zu ändern, zockte er jeden Abend am PC. Ich war ebenfalls unglücklich mit meinem Job und begann neben meinem 40 Stunden Job eine eigene Firma zu gründen. Ich liebte es. Ich wollte ihn auch motivieren seine Masterarbeit nach 6 Jahren (!) abzuschließen, seinen Job zu wechseln oder sich auch selbstständig zu machen. Ich wollte mir mit ihm ein neues Leben aufbauen indem wir viel reisen konnten und viel Geld verdienten. Er sagte immer das er das auch wolle, machte aber nichts. Er war stolz auf mich und was ich erreicht habe, wollte aber nicht mitziehen. Es kam nie ein konkreter Grund warum er das nicht anfangen wollte, nur Ausreden. Ich habe uns dann als Ziel gesetzt in 6 Monaten eine gemeinsame Europareise zu machen (war auch sein Traum) und meinte wir sollten versuchen uns die nächsten Monate ein Business aufzubauen welches uns das ermöglicht. Ich war schon voll dabei und hätte ihm alles zeigen können. Er meinte, dann abwertend und wenn das nicht funktioniert?
Aufgeben ist für mich keine Option
Du hörst dich an wie ein billiger Motivationscoach
Ich fragte ihn auch immer wieder was seine Ziele im Leben sind. Er meinte er habe keine, außer mit mir zusammen zu sein.
Und da stand ich nun mit einem Mann ohne Ziele (außer mit mir zusammen zu sein), der aber nicht mit mir zusammen ziehen wollte, der mich nicht heiraten wollte und sich plötzlich nicht mehr sicher war ob er Kinder will. Ich war Monate lag innerlich total angespannt und fühlte mich unsicher und einfach beschissen. Eines Tages kam ich nach Hause und war emotional so fertig, dass ich meinte ich sei so unglücklich in dieser Beziehung weil ich keine gemeinsame Zukunft sehe und mich das extrem verunsichere. Seine aggressive Antwort Was willst du jetzt? Das ich meine Sachen packe? Ich hatte nichts dergleichen gesagt, war aber so wütend wegen dieser Frage, dass ich JA sagte. 30 Minuten später war er weg, ohne große Worte zu verlieren. Beim Abschied meinte ich nur irgendwie siehst du erleichtert aus.
Nach ein paar Wochen erzählte er mir (ja ich suchte wieder Kontakt), dass er sich mit seiner Arbeitskollegin traf. Über diese hatte er immer gelästert. Sie ist das komplette Gegenteil von mir (Vegan, kein Party, spirituell, spazieren gehen, keine Ambitionen,. ). Wir wussten beide, dass sie ein Auge auf ihn hatte, sie hatte aber nie was probiert. Ich fragte ihn ob er sie liebte, aber er meinte nein. Er sei mit ihr zusammen, weil sie so anders ist als ich und er dann nicht in Versuchung kommt uns zu vergleichen. Ich verstand trotzdem nicht warum er sich mit einer Frau trifft die er immer lächerlich gemacht hat und jetzt macht er all diese Dinge die er immer gehasst hat (spazieren, tee trinken,. ) mit ihr. Er macht dann Insta-Posta von ihr (auch das hat er immer lächerlich gemacht) und meldet sich auch kaum noch bei seinen Freunden. Er ist immer bei ihr. Mittlerweile wurde er befördert, aber das ist auch nicht sein Traumjob.
Nach einem Jahr geht es mir zwar gut, aber ich komme nicht richtig über ihn hinweg. Andere Männer interessieren mich kaum, obwohl ich eine Zeit lang viel gedatet habe. Keiner scheint an ihn ran zu kommen. Wir hatten 3 Mal ein Treffen in dem Jahr nach der Trennung, er war aber sehr zurück haltend. Nahm mich nicht in den Arm, kein Kuss. Er meinte das wäre der anderen gegenüber nicht fair. Außerdem wollte er nicht über uns/die Trennung sprechen. Er hat sich kein einziges Mal von sich aus gemeldet und ich verstehe die Welt nicht mehr. Mittlerweile habe ich meinen normalen Job gekündigt und lebe von meinem eigenen Unternehmen. Ich bin so happy mit meiner Entscheidung und kann nun endlich von überall aus arbeiten.
Ich denke immer daran wie toll es wäre, wenn wir das gemeinsam gemacht hätten. Mich quält der Gedanke, dass er vielleicht mit ihr glücklicher ist (obwohl ich mir das nicht vorstellen kann). Sein bester Freund (auch mein Freund) meinte er verdrängt alles und dass er nicht ewig mit ihr zusammen sein wird. Ich glaube ich hatte lange die Hoffnung, dass ihm endlich ein Licht aufgeht und er sich ändert und dann zu mir zurück kommt. Alle unsere Freunde meinten wir waren das absolute Traumpaar, warum also stellt er sich einer gemeinsamen Zukunft so in den Weg? Ich bin immer noch der Überzeugung, dass es Bindungsängste und Versagensängste sind. Angst vor Verantwortung und Veränderung. Bei einem Treffen meinte er, er sei noch nicht bereit gewesen zum Heiraten und das es Wahnsinn sei, dass ich deswegen mit ihm Schluss gemacht habe. Er hat scheinbar garnicht verstanden, dass es nicht um das Heiraten per se gegangen ist.
Genau das macht mich so wahnsinnig, zu wissen, dass er selbst durch seine Ängst alles sabotiert und ich nichts machen kann. Und dann mache ich mir Vorwürfe. Warum hast du nicht einfach noch länger gewartet? Warum hast du Druck gemacht? Ist doch egal ob er erfolgreich ist oder nicht. Aber die Verarbeitung der Affaire hat mich sooo viel Kraft gekostet und er hat nichts dazu beigetragen, sondern einfach nie mehr darüber geredet. Ich war emotional und mental am Ende und wollte nicht mehr in Unsicherheit leben. Das er dann einfach zu einer anderen geht, habe ich nicht erwartet. Tja, mein diabolischer Plan ging wohl nicht auf.
Auch wenn die Zeit schön war, fühlte ich mich immer unsicher weil von ihm nie etwas kam. Er meinte nur warum willst du etwas ändern, wenn eh alles passt?. Aber ich liebe Veränderungen. Ich will mich selbst und unsere Beziehung weiter entwicklen. Ich wollte gemeinsame Ziele. Er sagte Als Paar braucht man eine gemeinsamen Ziele. Er meinte auch er werde nie wieder mit einer Frau zusammen sein, die er nicht liebt (er liebte angeblich keine seiner EX-Freundinnen). Ja klar und ein paar Monate nach der Trennung von der einzigen Frau die er jemals geliebt hatte (angeblich), ist er dann doch mit einer zusammen die er nicht liebt?
Ich fühle mich einsam und hasse den Gedanken, dass er bei ihr ist. Auch wenn ich weiß, dass er mich mehr geliebt hat und wahrscheinlich immer noch liebt, verstehe ich nicht warum er sich um nichts in seinem Leben bemüht. Nicht um unsere Beziehung, noch um seinen Job oder seine Finanzen (er hat Schulden, zwar nicht viel, aber trotzdem). Er lebt einfach in den Tag hinein und verdrängt alles. Nach außen spielt er den harten, der nicht traurig oder verletzt ist.
Ich werde mich nicht bei ihm melden, würde mich aber über ein paar Gedanken und Anmerkungen von euch freuen. Hattet ihr schon mal einen Mann mit Bindungsängsten? Wie seid ihr damit umgegangen?
Liebe Grüße und schönen Sonntag
20.02.2022 10:03 •
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